Wie verarbeiten Kinder eine Trennung der Eltern?

Trennung der Eltern
Wie kann ein Kind die Trennung der Eltern verstehen? Copyright: Roman Yanushevsky, bigstockphoto.com

Kinder bei Trennung der Eltern richtig begleiten

Deutschlandweit wird fast jede dritte Ehe geschieden. In den Städten geht jede zweite Ehe vorzeitig zu Ende. So ist es für Kinder kein Stigma, zum Scheidungs- oder Trennungskind zu werden. Das soll in diesem Zusammenhang aber nicht bedeuten, dass eine Trennung der Familie keinerlei Probleme nach sich zieht. Tatsächlich kommen viele Kinder später mit ihrem Leben weniger gut zurecht, wenn ihre Eltern sie in der Trennungszeit nicht mit der nötigen Sorgfalt begleiten. Wir analysieren die Zeit direkt nach der Trennung, um folgenreiche Fehler zu umgehen.

Trennung der Eltern
Wie kann ein Kind die Trennung der Eltern verstehen? Copyright: Roman Yanushevsky, bigstockphoto.com

Das Wichtigste in der Übersicht:

  • Scheidungen gelten nicht mehr als Stigma – immer mehr Trennungen bundesweit
  • Informiert eure Kinder ruhig, direkt und offen über die bevorstehende Scheidung
  • Gebt euren Kindern das Gefühl, weiter für sie da zu sein: Liebe, Sicherheit, Geborgenheit
  • Nehmt den Kindern die Schuldgefühle
  • Haltet euch an Vereinbarungen und bleibt zuverlässig

Wie lange dauert es, eine Trennung zu verarbeiten?

Die schwerste Zeit  beginnt direkt nach der Trennung bzw. Scheidung, wenn einer der beiden Elternteile auszieht. Das Ganze kann sich bis zu zwei Jahre hinziehen, bis die Kinder mit der Trennung zurechtkommen.

In diesem Zusammenhang solltet ihr euren Kindern die nötige Zeit geben und sie unterstützen. Schließlich haben sie keinen Anteil an der Trennung und sollten auch in Streitigkeiten nicht hineingezogen werden. Sie würden die Ursache bei sich selbst suchen.

Wenn eine Familie sich trennt
Wenn eine Familie sich trennt, Copyright: HalfPoint, bigstockphoto.com

Wie kann ich mein Kind in der Trennungszeit unterstützen?

Lassen sich die Eltern scheiden, endet für sie ein Abschnitt des Lebens. Für die Kinder jedoch ist das ganze Leben erst einmal beendet. Durch dem Auszug eines Elternteils verändert sich die gewohnte Lebensumgebung.

Selbst wenn wir unseren Kindern nicht das Gefühl geben, fühlen sich selbst sind an der Trennung schuld. Pädagogen, Erzieher, Lehrer und Kindergärtner berichten, dass die Scheidungskinder in der ersten Phase Angst haben, nach Hause zu kommen. Sie fürchten sich vor dem Gefühl, allein dazustehen, machen sich Vorwürfe, was sie hätten anders machen können, um die Scheidung zu verhindern.

Umso wichtiger ist es, die eigenen Kinder zu unterstützen und ihnen das Gefühl zu geben, sie werden von beiden Eltern weiter geliebt und haben keine Schuld an der Scheidung. Der verständnisvolle Umgang ist so wichtig, damit die Kinder die Trennungsphase gut überstehen.

Dabei macht es einen Unterschied, ob ihr mit eurem 14-jährigen Sohn oder mit einem 3-jährigen Kind sprecht. Je nach kognitivem Verhaltensmuster und Entwicklungsstand verarbeiten die Kinder die Trennung anders. Bei kleinen Kindern ist das magische Denkvermögen enorm ausgeprägt. Sie glauben an den Weihnachtsmann und den Osterhasen. Im gleichen Zuge sind das Verantwortungsbewusstsein und das Schuldgefühl entwickelt.

Geschwister bei Trennung
Wie Kinder sich untereinander bei Trennung helfen Copyright: Anna Kraynova, bigstockphoto.com

Wie sich die Kinder untereinander helfen

Gerade in Streitsituationen solltet ihr die euch davor hüten, Sätze zu sagen, wie

„Mit diesem Kindheit halte ich es nicht mehr aus“

„das hat er/sie aber nicht von mir“

„dieses Kind raubt mir den Verstand.“

Genau solche unbedarften Sätze in brenzligen Situationen prägen sich bei den Kindern ein und schädigen das Selbstwertgefühl. Im Gegensatz dazu bringen die älteren Kinder einen größeren Schutzmechanismus mit. Sie haben gelernt und erfahren, dass im eigenen Freundeskreis Freundinnen und Freunde nach einer Trennung viel Zuspruch bekommen haben und es auch durch diese Zeit geschafft haben.

Umgang mit Trennungskindern unterschiedlichen Alters

Auch wenn sich im Umgang mit unterschiedlichen Altersstufen enorme Unterschiede ergeben, gibt es ein paar allgemeine Grundsätze, die alle Eltern beachten sollten. In einem ersten Punkt solltet ihr gemeinsam das ruhige Gespräch suchen und eurem Kind mitteilen, dass eine Trennung bevorsteht. Verschwiegenheitsvereinbarungen und Geheimhaltungen schüren unnötige Ängste und Unsicherheiten.

An dieser Stelle solltet ihr eure Kinder nicht unterschätzen. Sie spüren meist weit vor den Eltern, dass etwas nicht in Ordnung ist. Auch Kinder, die noch nicht sprechen können, sollten erfahren, dass Mama und Papa sich trennen. In diesem Zusammenhang solltet ihr eurem Kind versichern, es weiter zu lieben und da zu sein. Zugleich zeigt ihr Verständnis dafür, dass es traurig über diese Trennung ist.

Das wichtigste Gespräch:

So bringt ihr euren Kindern die Trennung bei

Ein wichtiges Kommunikationsmittel stellt der liebevolle und direkte Blickkontakt dar. Aus falscher Scham wegzuschauen oder möglichst schnell und beiläufig die Informationen auf den Tisch zu knallen, ist er vollkommen falsche Weg.

Wenn ihr beide ruhig und besonnen mit eurem Kind redet, wird es das Gefühl haben, geliebt zu werden und auch weiterhin den Halt der Eltern spüren. Da macht es keinen Unterschied, ob ihr mit eurem 3-jährigen oder 10-jährigen Sohn spricht. Schaut euer Kind an, wendet den Blick nicht ab und teilt ruhig mit, dass sich die Eltern trennen werden.

Auch wenn es noch so reizvoll ist, würden Rechtfertigungen und Gründe das Ziel verfehlen. Tatsächlich stimmen ältere Kinder den Rechtfertigungen und Ursachen der Eltern zu. Sie wollen vielmehr einen Streit vermeiden und verstehen ihre Eltern nicht.

Verständnis für eine Trennung solltet ihr von eurem Kind auf keinen Fall erwarten. Prinzipiell ist es wichtig, eurem Kind ganz genau zu sagen, dass ihr euch trennen werdet, um nicht unnötig die Wahrheit zu verschleiern. Bereitet euch auf dieses wichtige Gespräch etwas länger vor. Es wird ein Meilenstein im Leben eure Kinder sein, an den sie sich über Jahre zurück erinnern. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, euren Kindern die elterliche Liebe auch zukünftig zu versichern.

In diesem Moment solltet ihr betonen, dass ihr auch weiterhin für euer Kind da seid und euch die zukünftige Zeit aufteilt. Hier ergibt sich genügend Gelegenheit, mit den Kindern über die Ängste und Befürchtungen zu sprechen. Vielleicht gibt es im Freundeskreis auch andere Kinder, die bereits vor einer Scheidung standen. Sicherlich kennen eure Kinder jemanden, vielleicht kann man da über Gefühle von Unglück und Angst sprechen.

Wie eure Kinder gestärkt aus der Trennung gehen

Wenn ihr auch nach der Trennung für eure Kinder weiterhin zuverlässige Eltern bleibt, die sich nicht streiten, Vorwürfe nicht auf die Kinder abladet oder euch an Vereinbarungen haltet, steigen die Chancen, dass die Kinder gestärkt aus der Trennung herausgehen. Genau diese mulmige Phase ist nicht zu unterschätzen.

Ihr müsst in der Lage sein, gemeinsam zu planen und braucht dafür Anpassungsfähigkeit und Disziplin. Neue Situationen stellen Eltern immer wieder vor große Herausforderungen, gerade wenn ein Elternteil psychisch  geschwächt nach einer Trennung ist. Ihr solltet Ihr euch Unterstützung von außen und  therapeutische Hilfe suchen, um eure Kinder zu schonen.

Haltet euch unbedingt an Absprachen und teilt euch die Zeit mit den Kindern möglichst gerecht auf, ohne die Sache zu verkomplizieren. Verhaltet euch in dieser Situation nicht übertrieben harmonisch und vermeidet im Gegenzug Streits und Beschimpfungen. Jeglichen Extremnissen geht ihr besser aus dem Weg. Weder ein zu neutraler und zurückgezogener Umgang noch ein absolutes Verwöhnen der Kinder wären angebracht.

Wir sollten in jedem Fall fair zum anderen Elternteil bleiben, damit sich keiner wie auf einem Abstellgleis fühlt. Auch wenn es schwer fällt, ist der Blick nach vorn zu richten und nicht an der Vergangenheit festzukleben. Es gibt immer mehr Eltern, die auch nach der Trennung in der Lage sind, miteinander zu kooperieren und den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie das Wichtigste in Ihrem Leben sind.

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Quellen und Links

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