Empfindest Du die Frühförderung Deines Kindes als notwendig? Vielleicht sieht die Woche Deiner Sprösslinge ähnlich aus wie die folgende: Montags und donnerstags gehen die Schützlinge in den Englischkurs, Dienstag in die Musik-Frühförderung und Mittwoch und Freitag zum Malkurs. Aber brauchen die Zöglinge zahlreiche Förderstunden? Kinder lernen intuitiv, indem sie ihren Eltern zusehen und deren Tätigkeiten nachahmen. Für ihre freie Entfaltung benötigt Dein Sohn oder Deine Tochter im Normalfall keinen formellen Einfluss.
Wie sinnvoll ist Frühförderung und Was Eltern an Förderung weglassen sollten:
Besucht Dein Kind eine Vielzahl von Förderkursen, führt die strikte Zeiteinteilung schnell zu einer Überforderung. Der Nachwuchs fühlt sich gestresst und lehnt den Unterricht ab. In der Folge entwickelt sich die gut gemeinte Förderung der Eltern zu einer psychischen Komplikation für das Kind. Eine bessere Alternative besteht darin, die Schützlinge dazu zu animieren, eigenständig die Welt zu entdecken. Unternimmst Du mit ihnen beispielsweise spannende Ausflüge in die Natur, profitieren sie von Deinem Wissen. Zusätzlich stärkst Du auf die Weise die Vater-Kind-Beziehung.
Deine Kinder fügen in ihrem dritten Lebensjahr ein Lernfenster ein, in dem sie neue Erfahrungen aufnehmen und ihre Fähigkeiten entwickeln. In der Regel brauchen sie dabei wenig Unterstützung. Vorwiegend kommt es darauf an, Babys und Kinder mit Spaß lernen zu lassen.
Überforderst Du dein Kind mit Kursen, Lern-Apps und einem bilingualen Unterricht, schlägt ihr Lerneifer in das Gegenteil um. Das bedeutet, dass eine übermäßige Förderung dem Kind keinen Vorteil verschafft. Die Elternteile beugen sich bei der Erziehung besser nicht dem gesellschaftlichen Druck, sondern achten auf die besonderen Fähigkeiten ihrer Zöglinge.
Katja Zenz (Familien- & Elternberaterin, Pädagogin) Ihr Video zum Umgang mit Frühförderung
Die Frühförderung bei Kindern
Im schlimmsten Fall entwickelt sich der Wunsch der Eltern, die Sprösslinge auf ihr späteres Leben vorzubereiten, zu einem „Frühförderungswahn“. Den Begriff gebraucht der Bildungsforscher Heiner Barz von der Universität Düsseldorf. Eine übermäßige Förderung des Kindes sorgt dafür, dass sich bei ihm ein starkes Stressempfinden entwickelt. Vorwiegend junge Eltern neigen dazu, den Nachwuchs bei zahlreichen Kursen anzumelden. Damit wollen sie ihm beispielsweise das Erlernen von Laufen und Sprechen erleichtern. Die gute Absicht erweist sich für die Schützlinge unter Umständen als negativer Faktor.
Die stringente kognitive Frühförderung führt zu einer Überlastung des Kindes. Erhält es keinen Freiraum, um neue Energien zu sammeln, entwickelt sich aus dem Stress eine psychische Störung. Beispielsweise leiden die Betroffenen aufgrund fehlender Sozialkompetenz an Bindungsstörungen. Das bedeutet, sie fühlen sich beim Eingehen neuer zwischenmenschlicher Beziehungen unsicher. Barz bezeichnet den Wunsch der stetigen Förderung als Ausdruck der Selbstoptimierung. Durch den Einfluss der Gesellschaft fühlen sich die Eltern verpflichtet, ihren Nachwuchs nach dem herrschenden Leistungsdruck zu erziehen. Dabei vergisst die Vielzahl der Erziehungsberechtigten, dass Kinder keine übermäßige Förderung benötigen.
Durch das Lernen besteht die Gefahr, dass das kindliche Erleben der Umgebung auf der Strecke bleibt. Das bedeutet, den Kindern fehlt im schlimmsten Fall das Wissen, wie sie miteinander und mit der Natur umgehen. Hierbei stellt sich die Frage, ob die übermäßige Förderung zu einer fehlenden Sozialkompetenz führt. Fakt ist, dass Lernkurse die Fähigkeit des divergenten Lernens schwächen. Das heißt, die Kinder wenden ihr kreatives Denken weniger an, da sie sich vermehrt auf Fakten und das Auswendiglernen konzentrieren. Eine gute Erziehungsmethode besteht darin, kognitives und divergentes Lernen gleichermaßen zu fördern.
Prof. Dr. Gerald Hüther in
Früh übt sich wenig – Lernprogramme fallen bei Forschern durch
Wann brauchen Kinder die Förderung?
Speziell bei ihrem ersten Kind neigen Eltern dazu, diesem eine übermäßige Frühförderung anzubieten. Dabei verfolgen sie ausschließlich gute Absichten. Der Sinn der zahlreichen Lernkurse besteht darin, dem Nachwuchs einen Erfolg versprechenden Start ins Leben zu gewährleisten. Jedoch stellt sich die Frage, ob die Kinder eine Frühförderung brauchen. Für den Bildungsforscher Heiner Barz steht die Antwort fest: Nein.
Frühförderung dient der Selbstoptimierung
In der Erziehung stehen in der heutigen Zeit Leistung und Selbstdisziplin im Vordergrund. Die Werte erhalten bei der Selbstoptimierung und der Ausschöpfung der kognitiven Ressourcen Priorität. Das heißt, dass die Elternteile vorrangig die Leistungsbereitschaft ihrer Sprösslinge fördern. Jedoch gehen im Zuge der Frühförderung soziale Kompetenzen im schlimmsten Fall verloren. Die Kinder interagieren weniger miteinander als gegeneinander. Der Grund besteht darin, dass der Leistungsdruck zunehmend den Konkurrenzgedanken verstärkt. Um dies zu vermeiden, stehen die kreativen und sozialen Werte Deiner Schützlinge im Fokus.
In seinem Buch „Kindgemäßes Lernen“ beschreibt Heiner Barz, dass das Kind in seiner Gesamtheit zählt. Demnach gilt es, die Frühförderung nicht ausschließlich auf das Leistungsbewusstsein auszurichten. Vielmehr profitiert Dein Nachwuchs von einem spielerischen Lernen. Tobst Du mit Deinem Sohn oder der Tochter im Freien, verbessern sich die motorischen Fähigkeiten der Kinder. Zudem schult das Spielen mit dem Vater die Wahrnehmungsfähigkeit der Schützlinge. Das liegt an dem Umstand, dass männliche Elternteile zu einem taktilen Spielen neigen. Durch den körperlichen Kontakt sorgen sie für eine gute Vater-Kind-Beziehung und geben dem Nachwuchs Sicherheit.
Nehmen die Kinder an der Frühförderung teil, findet in diesem Zeitraum eine defizitäre Eltern-Kind-Bindung statt. Die primäre Sozialisation, die innerhalb der Familie existiert, geht nahtlos in die sekundäre Sozialisation über. Bleibt den Schützlingen keine Zeit, sich an die einzelnen Sozialisierungsphasen zu gewöhnen, leiden sie im späteren Leben unter Umständen an psychischen Störungen. Dazu gehören beispielsweise Bindungsstörungen oder eine soziale Inkompetenz.
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Warum befürworten so viele Eltern die Frühförderung?
Obgleich die Frühförderung einen negativen Effekt auf das divergente Lernen der Kinder ausüben kann, steht für die Eltern das Wohl ihrer Zöglinge im Vordergrund. Sie bieten dem Nachwuchs die Fördermöglichkeiten an, um die Kinder schneller an die gesellschaftlichen Normen anzupassen. Letztere erweist sich als stark leistungsorientiert, daher glauben die Erziehungsberechtigten, ihre Sprösslinge bereits im Säuglingsalter schulen zu müssen. Jedoch lernen Babys intuitiv, indem sie ihre Umwelt erforschen. Durch das Spielen und Nachahmen kommt es zu einer Förderung ihrer motorischen und sensitiven Fähigkeiten.
Des Weiteren laufen die Lernprozesse bei Kleinkindern unterbewusst ab. Bemerken die Sprösslinge eine neue Empfindung, vergleicht ihr Gehirn diese mit vorher gesammelten Erfahrungen. Dadurch gelingt es dem Nachwuchs, Neuerungen zu analysieren und sie vorhandenen „Denkmustern“ zuzuordnen. Der Prozess geschieht in der Regel ohne die Einflussnahme der Eltern. Demnach schulen die Kinder ihre Motorik beim Spielen und Toben. Eine Frühförderung erweist sich hierbei nicht als sinnvoll.
Neurologische Prozesse während der Entwicklungssprünge
Lernen Säuglinge neue Empfindungen kennen, registriert das Gehirn eine „innere Unruhe“. Sie entsteht, wenn sich innerhalb des Hirns neue Nervenbahnen verknüpfen und die Synapsen zu Arbeiten beginnen. Während der Entwicklungssprünge bemerkst Du bei Deinem Kind ein quengelndes Verhalten. Der Grund besteht darin, dass das neuerlernte Wissen zu der Synapsenschaltung führt und dabei ein Gefühl, das körperlichem Stress ähnelt, aussendet. Gelingt es dem Gehirn, die neue Erfahrung mit dem vorhandenen Wissen zu verknüpfen, verspüren die Kinder Erleichterung. Das liegt an dem Umstand, dass das Hirn spezielle Botenstoffe aussendet. Dazu gehören beispielsweise:
- endogene Opiate,
- Endorphine,
- Enkephaline,
- Dopamin,
- Noradrenalin
- und Vasopressin.
Vorrangig die drei letztgenannten Hormone sorgen für die Festigung der erweiterten Nervenzellverbindungen. Das heißt, sie führen dazu, dass das Gehirn die erlernten Erregungsmuster abspeichert und bei Bedarf erneut verwendet. In dem Buch „Das Geheimnis der ersten neun Monate – Unsere frühesten Prägungen“ beschreiben die Autoren Gerald Hüther und Inge Weser diesen Prozess als „Flow“. Knapp 20- bis 50-mal am Tag durchleben die Kinder das Glücksgefühl, das mit der Erweiterung des Wissens einhergeht.
Den neurologischen Effekt spüren sie auch ohne eine Frühförderung. In der Regel folgen sie während des „Flows“ spielerischen Instinkten. Beispielsweise wirft Dein Kleinkind mehrere Gegenstände von seinem Hochstuhl und beobachtet interessiert, wie sie fallen. In diesem Moment erkennt das kindliche Gehirn in groben Zügen, wie die Schwerkraft funktioniert. Beim eigenständigen Lernen gehen die Sprösslinge in ihrem eigenen Tempo vor. Bei der Frühförderung besteht daher die Gefahr, das Kind durch komprimierte Wissensvermittlung zu überfordern.
Das bedeutet, auf die Schützlinge strömen zahlreiche neue Erfahrungen ein, die sie nicht innerhalb kurzer Zeit verarbeiten. Sie bemerken in dem Fall ausschließlich die „geistige Unruhe“, ohne dass danach der „Flow“ eintritt. Für Kinder geht das Stressgefühl bei der Erweiterung der Nervenverbindungen mit einem Missempfinden einher. In der Folge verlieren sie ihre Konzentration. Du bemerkst dies beispielsweise, wenn Dein Kind während der Frühförderung unruhig umherblickt. Alternativ neigen die Schützlinge zu einem gelangweilten bis lethargischen Verhalten. Verweigert der Nachwuchs die Frühförderung, glauben die Eltern oftmals an ein psychisches Defizit. Sie befürchten beispielsweise, den Kindern fehle das Verständnis für das Neuerlernte.
Vielmehr weist das uninteressierte Benehmen des Nachwuchses auf Langeweile hin. Eine bessere Alternative zu der Frühförderung in Kursen besteht darin, mit den Sprösslingen zu spielen. Bereits bei einem kurzen Spaziergang entdecken Dein Sohn oder Deine Tochter zahlreiche Neuheiten. Dazu zählen beispielsweise Tiere, Blumen oder bunte Steine, die auf dem Gehweg liegen. Gewährst Du dem Nachwuchs ausreichend Zeit, sich mit den Gegenständen zu beschäftigen, knüpfen sich in dessen Gehirn neue neuronale Bahnen. Demnach stellt das Spielen in der Natur eine ausgezeichnete Frühförderung dar.
Der „Flow“ führt zum freiwilligen Lernen
Sammelt Dein Kind eigenständig Erfahrungen, sorgt die Ausschüttung der Glückshormone für ein befriedigendes Gefühl. Das bedeutet, die Schützlinge verbinden das selbstständige Entdecken mit einem positiven Erlebnis. Bemerkst Du, dass Deine Sprösslinge während eines Spaziergangs Pflanzen untersuchen oder herumtollen, solltest Du sie nicht unterbrechen. Durch ihr Tun ersetzen sie eine Frühförderung durch verschiedene Apps oder Kurse. Unterbrichst Du die Versunkenheit der Kinder, findet keine Neuverknüpfung der Synapsen statt. Hierbei bleibt der „Flow“ aus.
Ähnlich verhält es sich im Unterricht zur Frühförderung. Die Kursleiter erwarten von ihren jungen Schülern Konzentration und Leistungsbereitschaft. Den Schützlingen fehlt die Möglichkeit, eigenständig Erfahrungen zu sammeln. Der Umstand beeinträchtigt die Lust am Lernen. Fühlen sich die Kinder während der Frühförderung unmotiviert, gelangen sie nicht in die relevanten Konzentrationsphasen. Die beim Spielen fokussierte Aufmerksamkeit geht aufgrund des Widerwillens verloren. Dadurch bringt die Frühförderung bei Sprösslingen, die sich dagegen wehren, keinen Lernerfolg. Aus dem Grund kommt es darauf an, die Interessen des Kindes zu berücksichtigen.
Interessieren sich Eltern für die Frühförderung ihrer Kinder, suchen sie Kurse oder Apps aus, die dem Bedürfnis ihres Nachwuchses entsprechen. Bevorzugt Dein Sohn oder Deine Tochter beispielsweise das Malen, eignet sich ein Zeichenkurs, um die Fähigkeiten zu optimieren. Musikalische Kinder finden am Erlernen eines Instruments oder am Gesangsunterricht Gefallen. Bezieht sich die Frühförderung jedoch auf Leistungen, die das Kind überfordern, verliert es seinen Ansporn.
Konzentriertes Spielen als Frühförderung
Beim Spielen fördert sich der Nachwuchs von allein. Er konzentriert sich auf eine Tätigkeit und verbessert damit seine Wahrnehmungsfähigkeit. Des Weiteren sorgt das aktive Toben zu einer optimierten Bewegungsfähigkeit. Unterbrichst Du Dein Kind häufig während des spielerischen Entdeckens, verlernt es, seine Aufmerksamkeit zu fokussieren. Stetige Termine, die mit der Frühförderung einhergehen, führen beispielsweise zu einem verstärkten Stressempfinden. Dadurch verspürt Dein Sprössling keine Lust, seine Aufmerksamkeit auf ein Spiel zu lenken.
Ebenso besteht die Gefahr, dass die Frühförderung die Entdeckerfreude der Kinder eindämmt. Dein Nachwuchs versucht, eigenständig zu erkennen, wie er spezielle Gegenstände benutzt oder Aufgaben bewältigt. Bekommt er eine Handlungsweise vorgeschrieben, ohne sich selbst auszuprobieren, vergeht seine Begeisterung für das Lernen. Speziell das Auswendiglernen von reinen Fakten sorgt dafür, dass Kinder sich gestresst fühlen. Der Grund besteht darin, dass Vorschriften den Sprösslingen den Spaß verderben. Du förderst ihre Lernbereitschaft besser, indem Du sie Gegenstände untersuchen lässt. Entsteht dabei ein Schaden, vermeiden die Eltern Anschuldigungen und Tadel.
Durch die negative Erfahrung vermeidet das Kind zukünftig das eigenständige Lernen. Strebst Du eine spielerische Frühförderung für den Nachwuchs an, gilt es, sinnliche Erlebnisse zu schaffen. Das bedeutet, Du gibst Deinen Zöglingen die Möglichkeit, Gegenstände zu betasten und auf die Weise ihre Beschaffenheit zu erkunden. Dazu gehört, dass die Sprösslinge beispielsweise im Matsch wühlen und sich gegenseitig mit Sand bewerfen. Deine Aufgabe besteht darin, das Verletzungsrisiko zu minimieren. Nimmst Du am Spiel teil, fühlen sich die Kinder geborgen. Gleichzeitig kommt es auf die Weise zu einer Stärkung der innerfamiliären Bindung.
So verbindest Du Lernen und Spielen
Um dem Nachwuchs Regeln und Normen der Gesellschaft beizubringen, nutzt Du die gemeinsamen Spiele. Nachdem die Kinder die Textur des Sandes im Sandkasten untersuchten, zeigst Du ihnen beispielsweise, wie Du mit der kleinen Schaufel umgehst. Statt den Sand in die Luft zu werfen, buddelst Du ein Loch. Die Schützlinge ahmen Deine Tätigkeit nach und merken sich, wie das Buddeln funktioniert. Dabei fühlen sie sich nicht bevormundet, sondern akzeptieren Deine Vorbildfunktion.
Ausprobieren fördert den Lernerfolg
Bereits Säuglinge erhalten in der Frühförderung vermittelt, wie spezielle Bewegungsabläufe funktionieren. Die Eltern stützen den Kopf der Kleinen, während sich diese vom Bauch auf den Rücken drehen. Durch die Unterstützung bleiben die Kinder von ihren Erziehungsberechtigten abhängig. Sie lernen nicht, dass sie beim Umdrehen den Kopf besser eigenständig hochheben. Stattdessen warten sie auf die Hilfestellung von Vater und Mutter. Im späteren Leben führt die fehlende Selbstständigkeit unter Umständen zu Problemen. Beispielsweise wissen die Schützlinge nicht, wie sie mit Schwierigkeiten umgehen. Sie suchen keine Lösung, sondern Hilfe.
Des Weiteren neigen Eltern dazu, ihre Babys hinzusetzen, bevor diese es selbstständig erlernen. Im Moment der Hilfestellung erfreuen sich die Säuglinge an der Erleichterung. Sie spielen glücklich, da die Frustration eines Misserfolgs ausblieb. Gleichzeitig fehlt ihnen der Lernerfolg. Sie wissen nicht, wie sie sich selbst in eine sitzende Position befördern. Daher erweist sich die Unterstützung der Eltern auf lange Sicht als Hindernis für die Selbstständigkeit der Kinder.
Zudem geben Erziehungsberechtigte, die dem Nachwuchs Aufgaben abnehmen, diesem ein Gefühl des Unvermögens. Die Schützlinge glauben, sie bewältigen ein Problem ohne die Hilfe der Eltern nicht. Dadurch kommt es zu einer schwachen Ausbildung des Selbstbewusstseins. Ein weiterer Effekt der stetigen Hilfestellung besteht darin, dass Du die Frustrationsschwelle Deiner Zöglinge niedrig hältst.
Aus dem Wunsch heraus, die Kinder zu beschützen, bewahren die Eltern sie vor einem Misserfolg. Kleinkinder, die nie vor einer Herausforderung standen, entwickeln sich unter Umständen zu Schulkindern, die nicht mit einem Rückschlag umzugehen wissen. Geraten sie in eine unangenehme Situation, reagieren sie beispielsweise mit Trotz oder Frust. Das liegt daran, dass ihnen das divergente Denken fehlt. Ihnen bleibt keine Möglichkeit, das Problem durch Kreativität zu lösen.
Welche Faktoren begünstigen das selbstständige Lernen?
Damit Kinder Erfahrungen sammeln, brauchen sie Durchhaltevermögen und die Fähigkeit zur Impulskontrolle. Das heißt, sie geben ihrem Ärger nicht nach, sondern nutzen ihn als Lernantrieb. Aufgrund der stetigen Unterstützung im Kleinkindalter verfügen die Sprösslinge über eine geringe Frustrationstoleranz. Sie erwarten schnelle Erfolge und brechen Tätigkeiten ab, bei denen diese ausbleiben. Die Schuld liegt jedoch nicht bei den Kindern. Durch die Hilfestellung der Eltern besitzen sie keine eigenständige Lernbereitschaft. Vorwiegend resultiert das aus dem Umstand, dass die Hilfe durch eine andere Person den „Flow“ unterdrückt.
Die Sprösslinge bewältigen die Aufgabe nicht eigenständig, daher schüttet das Gehirn keine Glückshormone aus. Demzufolge fehlt dem Organismus die „Belohnung“ und Bereitschaft, neue Erfahrungen zu machen, sinkt. Bei einigen Kindern führt der Misserfolg zu einem aggressiven Verhalten. Sie wissen nicht, wie sie mit dem Scheitern umgehen sollen und reagieren wütend. In dieser „Trotzphase“ schreit Dein Nachwuchs beispielsweise oder wirft mit Gegenständen. Kommt es aufgrund eines ausbleibenden Erfolgs zum Streit, signalisiert dies die Hilflosigkeit des Kindes. Als Elternteil vermeidest Du in der Situation besser Anschuldigungen oder Rügen.
Dein Schützling profitiert von Deiner Aufmunterung. Du zeigst ihm damit, dass Du ihm das Bewältigen der Problematik zutraust. Motivierst Du das Kind dazu, Schwierigkeiten durch eigenes Denken zu lösen, verstärkt sich das kindliche Selbstvertrauen.