So fördern Eltern die Autonomie ihrer Kindern

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Selbstständigkeit und Autonomie des Kindes fördern: Gemütlich sitzt der fünfjährige Paul auf der Treppe und lässt sich von Mama die Schuhe zubinden. Der Vater schüttelt den Kopf und meint: „Lass ihn das doch selbst machen.“ Seine Frau erklärt: „Aber dafür ist er noch zu klein.“ Die genervte Antwort folgt prompt: „So wird er nie selbstständig!“ Stimmt diese Behauptung? Für eine altersgerechte Entwicklung erhält das Fördern der Autonomie bei Kindern einen hohen Stellenwert. Um sie nicht zu behindern, nehmen Deine Frau und Du Deinem Sprössling nichts ab, was er selbst erledigen kann.

Vater & Kind © altanaka - Fotolia.com
Vater & Kind © altanaka – Fotolia.com

Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein bei Kindern

Von Natur aus sind Kinder neugierig und erforschen mit Vorliebe ihre Umgebung. Als Babys krabbeln sie begeistert auf dem Boden. Als Kleinkinder erklimmen sie Stühle und fallen unter Umständen auf den Hosenboden. Speziell junge Eltern halten vor Schreck den Atem an, wenn der Nachwuchs mit einer Beule oder einer blutenden Wunde zu Mama gelaufen kommt. Trotzdem reden sie ihren Kleinen das Entdecken der Welt nicht aus. Stattdessen ermutigen sie die Sprösslinge, ihre Umwelt zu erforschen.

Um die Selbstständigkeit bei Kindern zu fördern, erhält das Selbstbewusstsein der Kleinen einen hohen Stellenwert. Ohne dieses traut sich Dein Nachwuchs weniger zu. Somit stagniert die Autonomie-Entwicklung. Positive Bestätigung und das Wissen, dass die Eltern im Notfall zur Stelle sind, motivieren das Kind. Es traut sich, den Baum im Garten zu erklettern oder sich die Schuhe allein anzuziehen.

Speziell in den ersten Jahren zeigen Kinder bei der Autonomie-Entwicklung viele Fortschritte. In dem auf dem Internetportal Elternwissen.com veröffentlichten Artikel „So wird Ihr Kind selbstständig“, verrät dessen Autorin, Dr. Andrea Schmelz, dass die Kleinen viel selbst machen sollten. Die Ärztin erklärt, dass das eigene Handeln die Selbstständigkeit bei Kindern fördert. Der Nachwuchs bemerkt, dass ihm eine Aufgabe gelingt und entwickelt auf diese Weise Selbstvertrauen. Kommt es zu einem Rückschlag, dienen Mama und Papa als emotionaler Halt.

Positive Bestärkung des Kindes fördert das Selbstvertrauen

Deine Kinder beobachten, wir ihr reagiert. Bereits im Säuglingsalter freuen sie sich, wenn sie auf Mama zukrabbeln und diese freudig klatscht. Die positive Bestätigung macht dem Nachwuchs deutlich, dass er eine Aufgabe erfolgreich löste. Nach dieser erfreulichen Erfahrung geht Dein Kind die nächste Herausforderung mit noch größerer Motivation an. Um die Autonomie des Kindes zu fördern, wirkst Du nicht hemmend auf Deine Sprösslinge ein.

Stell Dir vor, Dein Kind versucht, den Küchenhocker zu erklimmen. Krachend fällt die Sitzgelegenheit um, der Nachwuchs landet auf dem Boden und beginnt, zu weinen. In diesem Augenblick macht Dein Sprössling eine negative Erfahrung bei der Autonomie-Entwicklung. Tröste Dein Kind und versuche, es gleichzeitig zu einem erneuten Anlauf zu motivieren. Trägt das Kleine von dem Sturz keine sichtbaren Verletzungen davon, weint es aus Resignation oder vor Schreck.

Oftmals verstärken Eltern diesen unbewusst. Sätze wie: „Dafür bist Du noch zu klein“ oder „Lass das lieber, sonst verletzt Du Dich“ verunsichern die Sprösslinge zusätzlich. Sie verbinden die negative Erfahrung des Sturzes mit dem Versuch, Selbstständigkeit zu erlangen. Dies schadet dem Selbstbewusstsein der Kleinen. Fördere die Autonomie des Kindes, indem Du bei dem zweiten Versuch an seiner Seite bleibst. Bestärke Deinen Nachwuchs und leiste unter Umständen Hilfestellung.

Beispielsweise hältst Du den Hocker fest, damit er nicht zu Boden fällt. Auf keinen Fall redest Du Deinem Nachwuchs seine Tätigkeit bei einem Misserfolg aus. Ebenso nimmst Du ihm keine Aufgaben ab. Vielleicht wünscht Dein Kind auf den Hocker zu klettern, um sich etwas aus einem erhöhten Schrank zu nehmen. Gib ihm nicht den ersehnten Gegenstand. Warte geduldig, ob Dein Sprössling das Problem löst. Gelingt ihm dies, sparst Du nicht mit Lob.

Beispiele für positive Bestärkung deines Kindes

Eltern nehmen ihren Kindern zahlreiche Aufgaben ab. Das geschieht in vielen Fällen, ohne darüber nachzudenken. Die Gründe zeigen sich vielfältig. Beispielsweise:

  • stehen die Eltern unter Zeitdruck,
  • fühlen sie sich im Moment gereizt und beabsichtigen nicht, zu warten, bis das Kind seine Aufgabe allein schafft,
  • fürchten sie sich vor Verletzungen des Sprösslings,
  • versuchen sie, das Kind vor einem Misserfolg zu schützen
  • oder sie nehmen den Nachwuchs nicht ernst.

Vielleicht kennst Du selbst solche Situationen. Dein Kind zieht sich bereits eigenständig an. Steht der Besuch bei den Großeltern vor der Tür, trödelt das Kleine beim Anziehen der Jacke. In vielen Fällen reagieren die Eltern genervt und ziehen sie dem Sprössling an. Das Kind macht auf diese Weise die Erfahrung, dass die Eltern es für unzulänglich befinden. In einer ähnlichen Situation kommt es sofort zu Mama oder Papa, ohne das Anziehen der Jacke allein zu probieren.

Du förderst die Selbstständigkeit des Kindes, indem Du geduldig darauf wartest, dass es die Jacke anzieht. Beobachte seine Fortschritte. Bemerkst Du, dass Dein Nachwuchs trödelt, um Deine Hilfe zu bekommen, warte vor der Tür auf das Kind. Sätze wie: „Ich warte draußen, bis Du fertig bist“ zeigen Deinem Schützling, dass Du an seinen Erfolg glaubst. Warte eine angemessene Zeit. Gelingt Deinem Sprössling das Anziehen der Jacke nicht, leistest Du Hilfestellung.

Bei der Autonomie-Entwicklung tragen Deine Partnerin und Du zu dem Erfolg des Kleinen bei. In alltäglichen Situationen besteht das Fördern der Selbstständigkeit des Kindes oftmals in einer bestimmten Reaktion. Viele Kinder malen mit Vorliebe und präsentieren den Eltern voller Stolz das eigenständig kreierte Meisterwerk. Als Beispiel malt Dir Dein Nachwuchs einen Hund, Du erkennst das Motiv jedoch nicht. In diesem Fall forderst Du Deinen Sprössling auf, Dir sein Bild zu erklären. Lobe das Kind für seine Kreativität.

Bittet Dich Dein Sprössling, einen „richtigen“ Hund zu malen, setzt Du Dich zu ihm und erfüllst die Bitte. Jedoch greifst Du dem Wunsch der Kleinen nicht vorweg. Als Reaktion auf das nicht zu erkennende Hundebild sagst Du nicht: „Ich zeige Dir, wie ein richtiger Hund aussieht“. Durch diesen Satz wertest Du das Bild des Kindes ab. Sein nächstes Meisterwerk zeigt es Dir nach dieser Erfahrung nicht.

Demnach fördert es die Autonomie von Kindern, wenn sie viel allein machen. Sie erarbeiten sich die Lösung eines Problems selbstständig. Viele Dinge erledigen die Sprösslinge nicht so schnell wie die Eltern. Das Anziehen, Schuhe zubinden oder Haare kämmen dauert länger. Trotzdem verlieren Deine Frau und Du nicht die Geduld. Lob sorgt dafür, dass sich die Kleinen mehr und mehr zutrauen. Fallen die Ergebnisse einer gelösten Aufgabe durch Deine Kinder nicht perfekt aus, gehst Du darauf nicht explizit ein.

Deine Tochter macht sich beispielsweise zum ersten Mal allein einen Pferdeschwanz. Hängt dieser schief und lösen sich mehrere Strähnen, schimpft Du nicht darüber, wie unordentlich der Zopf aussieht. Stattdessen lobst Du das Kind für den Versuch. Steht kein wichtiger Termin an, erlaubst Du der Kleinen, den Zopf eine Weile zu tragen. Den gesamten Tag erfreut sie sich somit an ihrem Erfolg.

Gegen Unsicherheit bei Kindern hilft Lob

Je unsicherer Kinder sich zeigen, desto mehr Bestätigung brauchen sie von ihrer Umgebung. Fehlen die positiven Reaktionen der Eltern, fühlen sich die Kleinen unzulänglich. Sie glauben, ein Problem nicht zu der Zufriedenheit von Mama und Papa lösen zu können. Daraus folgen eine Resignation und ein Unglaube an die eigenen Fähigkeiten. Das Selbstbewusstsein der Sprösslinge leidet stark unter dem Empfinden.

Eine geringe Selbstständigkeit und das im Zusammenhang stehende wenig ausgeprägte Selbstbewusstsein wirken sich auf den Alltag der Kleinen aus. Unsichere Kinder zeigen sich weniger aufgeschlossen als ihre selbstsicheren Altersgenossen. Zudem vertreten sie in der Regel seltener ihre Meinung. Unter Umständen führt dies dazu, dass die Kinder in einer Gruppe schwer Anschluss finden.

Die Autonomie-Entwicklung in der Zusammenfassung

Viele Kinder empfinden es als großen Spaß, ihre Umgebung zu entdecken. Sie krabbeln, laufen und klettern – und fügen sich unter Umständen Verletzungen zu. Bremsen die Eltern in der Folge den Entdeckerdrang der Sprösslinge, wirkt sich die Erfahrung negativ auf deren Selbstbewusstsein aus. Sie fürchten sich vor neuen Entdeckungen, weil sie sich bestimmte Handlungen nicht zutrauen. Als Vater förderst Du das Selbstvertrauen Deines Kindes, indem Du es geduldig beim Erledigen seiner Aufgabe beobachtest. Lob bestärkt die Kleinen zusätzlich.

weiterführend:

http://paed-psych.uni-mannheim.de/hofer_2008_autonomie_enzyklopaedie_psychologiev5.pdf

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