Die panische Angst vorm Kinderarzt, ist nicht selten, die Kinder- und Jugendärztin Jessica Kilonzo verrät unseren Lesern was Arzt und Eltern dagegen tun können: „Papa, ich will aber nicht zum Kinderarzt! Nein!“, schreit der Nachwuchs entsetzt, als Du Anstalten machst, Richtung Haustür zu gehen und die Schuhe anzuziehen. „Nicht schon wieder!“, denkst Du verzweifelt. Egal ob eine Vorsorgeuntersuchung ansteht oder ob Deine Tochter oder Dein Sohn krank ist, es gibt Tränen beim Arztbesuch. Du wirst selber schon ganz nervös, wenn es mal wieder so weit ist. Dabei ist Euer Kinderarzt sehr nett und es gab auch noch keine wirklich negative Erfahrung.
Angst vorm Kinderarzt
Unser kleiner Ratgeber „Mein Kind hat Angst vorm Kinderarzt“ versucht dich von deiner kleinen Reise zu verusrschen versorgt Dich mit Tipps, wie Du die schwierige Situation entschärfen kannst und wie ein Besuch beim Kinderarzt bald zur Nebensache wird.
Das müssen Eltern zur Angst vor dem Kinderarzt wissen:
- Viele Kinder haben aufgrund der ungewohnten Situation Angst vor dem Kinderarzt. Das ist, besonders im Kleinkindalter, kein ungewöhnliches Verhalten.
- Eltern bestärken durch ihre eigene Nervosität ihre Kinder in der Angst vor dem Kinderarzt.
- Eltern können ihren Kindern helfen, die Angst vor dem Arzt abzulegen. Altersentsprechende Information der Kinder und das
Ernstnehmen ihrer Gefühle sind erste Schritte in die richtige Richtung. - Medikamente, auch pflanzlichen Ursprungs, solltest Du niemals gegen die Angst vor dem Kinderarzt einsetzen.
- Leidet ein Erwachsener an Iatrophobie, der krankhaften Angst vor dem Arzt, liegen die Ursachen häufig in der Kindheit.
Woher kommt die Angst vorm Kinderarzt?
Gefühle hat ein Kind nicht absichtlich und sicherlich niemals, um seine Eltern zu ärgern. Angst ist ein Gefühl, auf das Kinder wenig Einfluss haben. Der Besuch beim Kinderarzt ist eine ungewohnte Situation, auch wenn regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen stattfinden. Die Abstände von Monaten bis zu einem Jahr sind für das kindliche Zeitgefühl viel zu groß. Mach Dir bewusst, wie Du Dich bei einem Arztbesuch fühlst. Selbst in einer bunten, kinderfreundlich eingerichteten Praxis riecht es seltsam, Kinder weinen, weil sie geimpft werden oder ihnen Blut abgenommen wird und fremde Menschen laufen überall herum. Babys und Kleinkinder fremdeln von Natur aus. So reicht schon ein unbekanntes Gesicht, um sie in Angst zu versetzen.
Bei vielen Kindern, die Angst vor dem Kinderarzt haben, können die Eltern sich an kein eindeutiges negatives Erlebnis erinnern, das der Auslöser sein kann. Es fällt ihnen schwer, ihr Kind zu verstehen und Geduld zu haben.
Hat ein kleiner Patient schon einmal schmerzhafte Erfahrungen in einer Kinderarztpraxis gemacht, sei es beim Blutabnehmen, Impfen oder ähnlichen Eingriffen, fällt Dir als mitfühlendem Papa das Verständnis leichter. Auch ein kurz angebundener, unfreundlicher Kinderarzt ist natürlich ein unerfreuliches Erlebnis für Eltern und Kind. Glücklicherweise haben die meisten Kinderärzte eine sehr positive Einstellung zu ihrem Beruf, aber auch sie sind nur Menschen und können mal einen schlechten Tag haben.
Nicht zuletzt können die nervösen Eltern die Angst vor dem Kinderarzt bei ihrem Kind verstärken. Schon Babys haben feine Antennen und merken genau, wie sich ihre Mama und ihr Papa gerade fühlen.
Woran erkennen Eltern die Angst vorm Kinderarzt
Jedes Kind ist anders und so äußert sich auch die Angst vor dem Kinderarzt auf unterschiedliche Art und Weise. Viele Kinder fangen schon auf dem Weg zur Praxis an, sich auffällig zu verhalten.
Häufige Anzeichen von Angst sind:
- leises Weinen
- lautes Brüllen
- Schlagen
- Treten
Weiterhin können folgende Anzeichen vorkommen:
- Übelkeitsgefühl
- Erbrechen
- emotionaler Rückzug
Kinder äußern ihre Gefühle meist direkt und ohne große Umschweife. Jugendliche werden hingegen eher still und ziehen sich zurück, wenn sie in dieser Entwicklungsstufe ihre Angst vor dem Arzt noch nicht überwunden haben. Je älter die Betroffenen werden, desto schwieriger wird es, ihre Reaktion auf einen Arztbesuch zu ändern. Erwachsene mit einer krankhaften Iatrophobie (Angst vor dem Arzt) benötigen häufig eine Psychotherapie kombiniert mit Medikamenten. Kinder können viel einfacher lernen, ihre Angst zu überwinden. Medikamente wie zum Beispiel Beruhigungsmittel sind dabei zu keiner Zeit eine sinnvolle Lösung.
Das kann der Kinderarzt tun
Ein Besuch beim Kinderarzt gehört von den ersten Lebenstagen an dazu. Häufig sind die Kinder dabei gesund, werden nur untersucht und müssen keine schmerzhaften Prozeduren über sich ergehen lassen. Aber auch das Kontrollieren der Ohren mit dem Ohrenspiegel oder das Inspizieren von Mundhöhle und Rachen mit Lampe und Spatel jagt vielen kleinen Patienten Angst ein.
Kinderärzte geben sich Mühe, mit Spielzeug, angewärmten Instrumenten und kleinen Belohnungen eine positive Atmosphäre zu schaffen. Sie sprechen MIT den Kindern, nicht über deren Köpfe hinweg und führen die unangenehmen Untersuchungsschritte ganz am Schluss aus.
Der Patient darf mit dem Stethoskop spielen und ältere Kinder erhalten Informationen, damit sie verstehen, was der Arzt gerade macht. Trotz optimaler Bedingungen können Kinder Angst bekommen und diese deutlich zum Ausdruck bringen.
Was kannst Du als Papa jetzt tun, um Deinem Nachwuchs zu helfen?
Diese Bücher bereiten auf den Kinderarzt vor:
Spielerische Vorbereitung auf den Kinderarzt mit der bekannten „frag doch die Maus..“ Manchmal haben Kids ein flaues Gefühl im Bauch, wenn’s zum Kinderdoc geht. Damit die Panik verschwindet, zeigt die Maus ganz easy, was bei einem Arzttermin abgeht.
Ruhiger Papa, ruhiges Kind
Übung macht den Meister, das gilt auch für einen Besuch beim Kinderarzt. Und zwar nicht nur für den Patienten, sondern auch für Papa und Mama. Ist die Situation im Sprechzimmer einmal eskaliert, fühlst Du Dich wahrscheinlich beim nächsten Mal spätestens im Wartezimmer unwohl.
Nervös fragst Du Dich, was Du machen kannst, um Dein Kind dieses Mal zur Mitarbeit zu motivieren.
Und etwas peinlich ist es Dir irgendwie auch, wenn Deine Tochter oder Dein Sohn scheinbar grundlos die Praxis zusammenbrüllt oder der netten Kinderärztin bei der Untersuchung in den Bauch tritt. Mach Dir keine Sorgen, Kinderärzte nehmen das nicht persönlich.
Atme also tief durch und versuche, keine große Sache aus dem Arztbesuch zu machen. „Er muss sein, er geht vorbei und eigentlich passiert gar nicht viel. So ähnlich wie beim Zähneputzen. Es gibt keinen Grund, das ganze aufzubauschen und ständig besorgt darüber zu reden.“ Spiele lieber zu Hause Kinderarzt mit Deinem Kind und seinem Arztkoffer. Jeder ist mal der Doktor und auch die Kuscheltiere werden untersucht. So ist dem Patienten ungefähr klar, was ihn in der echten Praxis erwartet. Natürlich darf er sein Stethoskop auch mitnehmen und dem Arzt zeigen.
Leiht Euch Bücher zum Thema aus der Bücherei aus. Beim gemeinsamen Anschauen und Lesen kann Dein Kind seine Fragen loswerden. Echte Spritzen, natürlich ohne Kanüle, gibt es übrigens ganz billig in der Apotheke. Sie eignen sich nach dem Doktorspielen hervorragend für die Badewanne.
Ein absolutes No-Go!
Bitte drohe Deinem Kind niemals mit einem Arztbesuch! Aussagen wie „Wenn Du nicht brav bist, gibt Dir der Doktor eine Spritze!“ und ähnliche Kommentare verschrecken Kinder und machen den Kinderarzt zu einem Monster.
Wie soll Dein Kind auf diese Weise ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ärzten aufbauen? Vielleicht malt Ihr vor dem nächsten Termin lieber ein schönes Bild für den Mediziner oder nehmt das Lieblingskuscheltier mit, um es stolz vorzuzeigen.
Bei Angst vorm Kinderarzt – Wann soll ich die Praxis wechseln?
Habt Ihr ausnahmsweise einen unsensiblen Kinderarzt erwischt, der nicht nur einmal einen schlechten Tag hat, kann das ein Grund zum Wechseln sein. Generell liegt das Problem aber nicht am Kinderarzt persönlich und häufiges Wechseln stürzt Dein Kind noch mehr in Unsicherheit und Angst.
Es braucht Zeit und mehrere Termine, um Vertrauen zum Kinderarzt aufbauen zu können. Manche Kinder reagieren besser aus Frauen, andere fühlen sich bei einem männlichen Arzt wohler. Das kannst Du nur ausprobieren.
Mein Kind schreit schon im Auto auf dem Weg zum Kinderarzt. Soll ich wieder umkehren?
Je nach Kind und Situation kann es einmal sinnvoll sein, den Arztbesuch gar nicht erst zu beginnen. Eine Lösung des Problems ist dies aber nicht. Besser wäre es hier, zum Kinderarzt zu fahren, aber nur im Wartezimmer zu spielen und alle zu begrüßen oder die Untersuchung minimal zu halten, falls das medizinisch vertretbar ist. Zeitnah kann der nächste Besuch folgen, bei dem schon etwas mehr passieren kann. Und vergiss bitte nicht, Kinderärzte sind Meister der Ablenkung. Nimm das doch auch gleich für Dich in Anspruch. Und bald gehört der Gedanke „Mein Kind hat Angst vorm Kinderarzt“ hoffentlich der Vergangenheit an.
Quellen und Literatur:
- Thomas Hoeck, C. Rosenfeld, Günther Heinrich Willital; Tipps und Tricks für den Pädiater: Problemlösungen von A bis Z; Springer Verlag; Heidelberg 2006
- Gitta Jacob, Klaus Lieb, Mathias Berger; Schwierige Gesprächssituationen in Psychiatrie und Psychotherapie; Urban und Fischer Verlag; München 2009