Mein Kind ist ständig müde? Eisenmangel erkennen » Wir fragen die Kinderärztin

Eisenmangel bei Kindern, Ständige Müdigkleit
Ständige Müdigkleit bei deinem Kind? Copyright: CHOReograPH bigstockphoto

Wenn ein chronischer Eisenmangel bei Kindern zu einer Blutarmut führt sprechen Mediziner von einer Eisenmangelanämie. Ständige Müdigkeit bei Kindern kommt immer wieder vor,  wahrscheinlich hältst Du es zunächst für eine Wachstumsphase, wenn Dein Kleinkind plötzlich regelmäßig auf dem Weg zum Spielplatz im Buggy einschläft.

Eisenmangel bei Kindern, Ständige Müdigkleit
Ständige Müdigkleit bei deinem Kind? Copyright: CHOReograPH bigstockphoto

Auch ein Kindergartenkind, das trotz Mittagsschlafs am Nachmittag noch ein Nickerchen im Autositz macht, animiert Dich nicht zu einem Besuch bei Eurem Kinderarzt. Ist Dein Kind aber nicht nur ständig müde, sondern auch noch auffällig blass, schlapp und hat keinen Appetit, kann ein Eisenmangel dahinter stecken.

Der Eisenwert beim Kind

Ein niedriger Eisenwert beim Kind entsteht aus verschiedenen Gründen und hat meist eine Blutarmut (Anämie) zur Folge. Die sogenannte Eisenmangelanämie ist auch für die typischen Symptome verantwortlich.

Fünf Fakten zum Thema Eisenmangel beim Kind

  1. Ständige Müdigkeit bei Kindern kann an einem chronischen Eisenmangel liegen.
  2. Ein niedriger Eisenwert im Blut verursacht mit der Zeit eine Eisenmangelanämie.
  3. Laut WHO leiden in Deutschland circa 20 Prozent der Kleinkinder an einem Eisenmangel.
  4. Vitamin C hilft bei der Aufnahme von Eisen aus der Nahrung in den Körper.
  5. Ist er erst diagnostiziert und behandelt, normalisiert sich ein niedriger Eisenwert innerhalb weniger Wochen.

Niedrige Eisenwerte bei Kindern

Was ein niedriger Eisenwert im Körper Deines Kindes anrichten kann

Eine Blutarmut durch Eisenmangel kann in verschiedenen Altersabschnitten entstehen. Ursächlich für den niedrigen Eisenwert im Blut ist zum Beispiel:

  •  eine unausgewogene Ernährung
  •  ein Blutverlust
  •  ein erhöhter Bedarf an Eisen in einer Wachstumsphase

Eisen ist ein wichtiger Bestandteil des roten Blutfarbstoffs, des Hämoglobins. Das Hämoglobin transportiert den Sauerstoff im Blut, in Verbindung mit den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Hat Dein Kind einen chronischen Eisenmangel, kann es nicht genügend rote Blutkörperchen bilden.

Außerdem fallen die produzierten Erythrozyten zu klein aus und enthalten nicht genügend Blutfarbstoff. Der Sauerstofftransport ist eingeschränkt und der Organismus Deines Kindes leidet darunter. Allen anderen Zellen im Körper fehlt das Eisen ebenfalls.

Ein extrem niedriger Eisenwert, der über längere Zeit besteht, stellt eine Gefahr für alle Organfunktionen dar. Betroffene Kinder und Jugendliche können in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung zurückbleiben.

Wie ein niedriger Eisenwert zu einer Blutarmut führt

Das Eisen gehört zu den Spurenelementen. Ohne Eisen können wir nicht überleben. So gut wie alle Lebensmittel enthalten das wichtige Element in verschiedenen Formen und Konzentrationen. Im Darm nehmen die Zellen der Schleimhaut das Eisen aus der Nahrung auf und leiten es weiter in den Körper.

Eisen aus Fleisch, Fisch und Muttermilch kann Dein Kind sehr leicht verwerten. Stammt das Spurenelement aus Obst oder Gemüse, kann Vitamin C bei der Aufnahme helfen. Nimmt Deine Tochter oder Dein Sohn zu wenig Eisen mit der Nahrung auf, verrutscht das Gleichgewicht zwischen Angebot und Bedarf schnell und es kann sich eine Blutarmut entwickeln. Der erste Schritt betrifft die sogenannten Eisenspeicher. Knochenmark, Leber und Muskeln halten einen Eisenvorrat für schlechte Zeiten bereit.

Diese leert der Körper bei Bedarf. Ist das Speichereisen (Ferritin) alle, greift der Stoffwechsel auf das Transporteisen (Transferrin) im Blut zurück. Sobald das Transporteisen für die Blutbildung verwendet wird, fehlt es den Organen. Sinkt jetzt auch noch der Transferrinspiegel im Blut, kann nicht mehr genügend Hämoglobin gebildet werden und Dein Kind leidet an einer Blutarmut. In der Blutuntersuchung fällt spätestens jetzt ein niedriger Eisenwert auf.

Ursachen für eine Eisenmangelanämie

Auch in Deutschland erhält nicht jedes Kind eine ausgewogene Ernährung, die genügend Eisen enthält. Die häufigste Ursache für eine Eisenmangelanämie ist eine eisenarme Ernährung. Viele Säuglinge essen nicht genug Fleisch oder Teenager werden plötzlich Vegetarier und ein niedriger Eisenwert im Blut kann die unerwünschte Folge sein. Achte darauf, dass einige Nahrungsmittel die Eisenaufnahme blockieren können. Das sind zum Beispiel:

  •  schwarzer Tee
  •  Nüsse
  •  Hülsenfrüchte
  •  Cola
  •  Limonade

Eisenmangel bei Kindern – Wenn der Darm das Problem ist

Einige Kinder haben einen Eisenmangel, weil der Darm aufgrund einer chronisch entzündlichen Erkrankung nicht genügend Eisen aus der Nahrung aufnehmen kann. Weitere mögliche Diagnosen sind hier die Zöliakie oder ein seltener genetischer Defekt, der die Eisenaufnahme aus dem Darm hemmt.

Wenn Dein Kind zu viel Blut verliert

Ein Eisenmangel kann auch entstehen, wenn der Verbrauch sehr hoch ist, weil Dein Kind Blut verliert. Das kann eine chronische Situation sein, wie eine Blutgerinnungsstörung oder eine Darmerkrankung. Aber ein niedriger Eisenwert im Blut kann auch das Ergebnis einer starken Monatsblutung bei Mädchen im Teenageralter sein. Ein erhöhter Bedarf besteht außerdem in den Wachstumsphasen, ab dem sechsten Lebensmonat bei Säuglingen zum Beispiel. Später wieder in der Pubertät und bei sportlichen Kindern, die viel Muskelmasse aufbauen.

Symptome der Eisenmangelanämie bei Kindern

Eine chronische Blutarmut entwickelt sich langsam über einen längeren Zeitraum. Dir fällt wahrscheinlich zunächst gar nichts auf, weil Du Dein Kind jeden Tag siehst. Kommen die Großeltern nach Wochen oder Monaten wieder mal vorbei, ist vielleicht gleich der erste Eindruck, dass „das Kind aber blass geworden ist“. Achte auf folgende Beschwerden:

  •  deutliche Blässe
  •  ständige Schlappheit
  •  Appetitlosigkeit
  •  fehlende Gewichtszunahme beim Säugling
  •  Kopfschmerzen
  •  Schwindel
  •  ein hoher Puls auch in Ruhe
  •  Atemnot schon bei leichten Anstrengungen

Der Körper teilt so mit, dass die Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind. Manchmal fangen Kinder mit einem deutlichen Eisenmangel plötzlich an, Erde oder Kalk zu essen. Fingernägel und Haare können spröde werden und die Mundwinkel einreißen.

Die Diagnose der Eisenmangelanämie

Ein niedriger Eisenwert führt zu einem niedrigen Hämoglobinwert und Auffälligkeiten der roten Blutkörperchen. Im Blutbild sieht der Kinderarzt bei einer Eisenmangelanämie zu wenig roten Blutfarbstoff (Hämoglobin), zu wenig und zu kleine rote Blutkörperchen (Erythrozyten), viele junge rote Blutkörperchen, die gerade erst gebildet wurden (Retikulozyten). In einer Blutprobe aus dem Serum ist der Gesamtwert für Eisen und der Wert für das Speichereisen (Ferritin) erniedrigt. Der Wert für das Transporteisen (Transferrin) ist erhöht.

Wie der Kinderarzt einen Eisenmangel behandelt

Ist die individuelle Ursache für den Eisenmangel behoben, erhält Dein Kind Eisen in der Form von Tropfen, Tabletten oder Kapseln. Orangensaft kann bei der Aufnahme des Elements in den Körper helfen. Bitte gib Deinem Kind das Eisenpräparat nicht mit Milch, Tee oder Kaffee. Bauchschmerzen und pechschwarzer Stuhlgang, eventuell mit Verstopfung, ist eine häufige Nebenwirkung der Therapie. Sprich Euren Kinderarzt darauf an, falls die Dosis reduziert werden muss.

Ein niedriger Eisenwert steigt unter dieser Behandlung in wenigen Wochen in den Normalbereich an. Nur in seltenen Fällen verabreicht der Kinderarzt das Eisen als Infusion oder es ist sogar eine Bluttransfusion notwendig. Um alle Eisenspeicher wieder aufzufüllen, nimmt Dein Kind das Eisen wahrscheinlich über mehrere Monate ein.

Weitere Auslöser für ständige Müdigkeit bei Kindern

Ein niedriger Eisenwert ist nicht die einzige mögliche Ursache für ständige Müdigkeit bei Kindern. Vielleicht arbeitet die Schilddrüse nicht richtig oder Dein Kind hat nachts Atemaussetzer und schläft daher schlecht. Euer Kinderarzt kann anhand der Krankengeschichte und ein paar Labortests viele mögliche Ursachen abklären. So findet Ihr gemeinsam die richtige Diagnose und Dein Kind wird schnell wieder fit.

Die Ursachen von unzureichend gefüllten Eisenspeichern bei Kindern

Ernährung: Ist die Auswahl der Nahrung nicht optimal, führt dieser Umstand in zweierlei Hinsicht zu Mangel-Erscheinungen.

Zum einen existieren Lebensmittel mit einem besonders hohen Eisengehalt. Sofern sie auf dem Ernährungsplan fehlen, droht folgerichtig ein Eisenmangel. Zu den eisenhaltigen Lebensmitteln zählt Fleisch. Deshalb besteht beispielsweise bei Vegetariern die Gefahr eines Eisendefizits. Zum anderen erschweren bestimmte Nahrungsmittel die Aufnahme von Eisen. Als hemmend für die Eisenaufnahme gelten Milch, Kaffee, Tee, Kakao oder Cola.

Neben einer unausgewogenen Ernährung begünstigt bei Kindern deren zeitweise erhöhter Eisenbedarf die Mangel-Erscheinungen. Bei ihnen und bei Jugendlichen gilt die konkrete, täglich benötigte Menge an Eisen als stark abhängig vom Geschlecht und vom Alter. In bestimmten Lebensphasen fällt der Bedarf an Eisen deutlich höher aus. Dazu zählen insbesondere zwei kritische Wachstumsphasen.

Säuglinge benötigen in den ersten Lebensmonaten vergleichsweise wenig Eisen. Sie besitzen – relativ auf die Körpergröße betrachtet – im Vergleich zu älteren Kindern viele Blutzellen. Der daraus resultierende Eisenspeicher reicht in den ersten Monaten aus. Allerdings kommt es ab dem sechsten Monat zu einem verstärkten Wachstum, wodurch die Blutmenge ansteigt. Daher benötigt der Körper mehr Eisen, um den roten Blutfarbstoff Hämoglobin zu bilden. Gleichzeit sinkt der Eisengehalt in der Muttermilch in den ersten sechs Monaten nach der Geburt kontinuierlich.

Aus diesem Grund besteht ab dem fünften Lebensmonat Bedarf an zusätzlicher Kost mit hohem Eisengehalt neben der Muttermilch. Hierbei bietet sich zum Beispiel ein Brei bestehend aus Fleisch, Kartoffeln und Gemüse an. In der Regel folgt bis zum Ende des zweiten Lebensjahres ein deutlicher Wachstumsschub. Letzter geht ebenfalls mit einem erhöhten Bedarf an Eisen einher. Sofern die Mutter den Säugling zu lange stillt, das Kind vegetarisch ernährt oder zu spät feste Nahrung einführt, besteht das Risiko eines anhaltenden Eisenmangels.

Zweite Wachstumsphase: Eisenmangel in der Pubertät

Die Pubertät gilt als die zweite kritische Wachstumsphase, welche häufig mit einem Mangel an Eisen einhergeht. Die Gründe fallen bei Jungen und Mädchen unterschiedlich aus. Jungen bauen im Alter zwischen elf und 14 Jahren Muskelmasse auf. Der rote Farbstoff der Muskeln namens Myoglobin besteht aus Eisen. Folgerichtig erhöht sich in der besagten Phase der Eisenbedarf bei den Jungen.

Dagegen setzt bei den Mädchen mit der Pubertät die Menstruation ein. Sie verlieren monatlich Blut und dadurch gleichzeitig das darin enthaltene Eisen. Zudem achten die Mädchen ab dem Alter stärker auf ihr Äußeres. Dadurch kommt es zu einem Hang zu Diäten mit einseitigem Ernährungsplan. Deshalb steigt die Gefahr eines Eisenmangels bei Kindern.

Darüber hinaus stellt in manchen Situationen eine gestörte Eisenaufnahme im Darm die Ursache für den Mangel dar. In besagtem Fall kommt es trotz ausreichender Eisenzufuhr über die Nahrung zu einem Eisenmangel. Als Grund gilt die herabgesetzte Fähigkeit des Darmes, das verzehrte Eisen aufzunehmen. Eine derartige Störung tritt auf:

  • bei angebotenen Defekten bei der Regulation von Eisen (seltene Krankheit),
  • als Folge von chronischen Entzündungen des Darmes,
  • bei Unverträglichkeiten diverser Nahrungsmittel.

Symptome und Therapie von einem Eisenmangel bei Kindern

Angesichts der erläuterten Ursachen besteht das realistische Risiko eines Eisenmangels bei Kindern. Das führt zu einer Blutarmut. Eltern erkennen einen Eisenmangel bei den Kindern an einer Reihe von Symptomen. Der Körper benötigt Eisen bei der Blutbildung, bei der Energie-Versorgung und bei der Sauerstoff-Versorgung.

Aus diesem Grund wirkt sich ein Eisenmangel auf die körperliche Leistungsfähigkeit aus. Kinder mit Eisenmangel neigen zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Mattheit. Darüber hinaus zeigt sich der Mangel durch eine blasse Hautfarbe im Gesicht. Häufig bemerken Eltern zudem Schwierigkeiten ihrer Kinder bei der Konzentration. Als weitere Symptome gelten brüchige Fingernägel und Haare.

Sofern Eltern eines oder mehrere der genannten Symptome bei ihrem Kind erkennen, empfiehlt sich der Gang zum Kinderarzt. Er untersucht daraufhin, ob tatsächlich ein Eisenmangel vorliegt. Gleichzeitig ermittelt er die Ausprägung des potenziellen Mangels. Von der Diagnose hängt die vom Arzt empfohlene Therapie ab. Bei einem leichten Defizit reicht eine Umstellung der Ernährung mit eisenhaltigen Lebensmitteln aus. Dazu gehören:

  • grünes Blattgemüse wie beispielsweise Spinat,
  • Fleisch
  • Kürbiskerne oder Leinsamen,
  • Hülsenfrüchte,
  • Hirse, Kurkuma.

Ferner gilt es darauf zu achten, zu den eisenhaltigen Mahlzeiten keine Milch zu verzehren. Milch stört die Aufnahme des Eisens im Körper.

Bei einem stärker ausgeprägten Mangel reicht eine eisenhaltige Ernährung nicht aus. In diesem Fall verschreibt der behandelnde Kinderarzt ein Eisen-Präparat. Die zur Therapie eines Eisenmangels bei Kindern vorgeschlagene Menge liegt bei 50 bis 100 Milligramm Eisen täglich. Bei Jugendlichen erhöht sich der empfohlene Wert auf 150 bis 300 Milligramm Eisen pro Tag. Die Therapie mit dem Präparat füllt die erschöpften Eisenspeicher auf und dauert zwischen drei bis sechs Monate an.

Fazit: Kritische Wachstumsphasen führen zu Eisenmangel

Zusammengefasst neigen insbesondere Säuglinge in der ersten Wachstumsphase bis zum Ende des zweiten Lebensjahres sowie Kinder in der Pubertät zu einem Eisenmangel. Bemerken Eltern Anzeichen dafür, besteht Bedarf an einem Arztbesuch. Der Kinderarzt diagnostiziert die Ausprägung des Mangels. Bei stark erschöpften Eisenspeichern verordnet er eine Therapie mit Eisen-Präparaten.

Quellen und Literatur:

  1.  Thomas Baumann, Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015
  2.  Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009
  3.  Gadner H, Gaedicke G, Niemeyer CH, Ritter J, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie., Springer Verlag, Heidelberg 2006

 

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