Warum einige Kinder wiederholt an Mandelentzündung leiden

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Wiederkehrende Mandelentzündung

(Studie) San Diego – Ausgehend von einer Studie der Science Translational Medicine (2019; doi: 10.1126/scitranslmed.aau3776) stehen die Tonsillitiden in Verbindung mit einer schwachen Immunabwehr. Treten also wiederholt Mandelentzündungen beim Kind auf, gehen die Wissenschaftler und Ärzte von einer anlagebedingten Ursache aus. Warum einige Kinder besonders häufig an der Mandelentzündung erkranken und andere wiederum nicht, erklären wir ausgehend von der aktuellen Studie des La Jolla Institute for Immunology(1) um Shane Crotty.

Immunhistochemische Untersuchung der Mandelentzündung

Liegen die Gaumenmandeln unter dem Mikroskop, sind tiefe Spalten zu erkennen. Sie werden als Krypten bezeichnet. Über die Nahrung nehmen Sie Bakterien, Pilze und Viren auf, die sich auch in den Krypten festsetzen. Für den Körper und seine Lympho- und Leukozyten ist es wichtig, in Kontakt mit diesen Erregern zu treten, um die passenden Abwehrstoffe zu bilden. So kommt es durch die Aufnahme der Erreger in den Krypten zu einer Art lokaler Immunität. Dieser systematische Komplex funktioniert bei den meisten Menschen reibungsfrei. Bei einer anderen Gruppe kleiner Patienten kann jede neue Infektion eine neue Tonsillitis in Gang setzen. Diese wiederkehrenden Mandelentzündungen nehmen dann Überhand, bis die Entscheidung steht, die Mandeln operativ zu entfernen.

Mandelentzündung
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Was passiert bei der Tonsillitis?

Bei der Mandelentzündung entzünden sich die Tonsillen, weshalb diese Erkrankung auch als Tonsillitis bezeichnet wird. Die Krankheit ist hochansteckend und wird über die Tröpfcheninfektion weitergegeben. Im Rachen und Mundraum treten die Tonsillen als erstes in Kontakt mit den Krankheitserregern.

Was ist der Grund für die wiederkehrende Entzündung der Mandeln?

Die Streptokokken der Lancefield-Gruppe A gehören zu den häufigsten Erregern, mit denen sich unser Organismus herumschlägt. In San Diego hat ein Team von Forschern rund um Shane Crotty von 146 Kindern Gewebeproben genommen und unter dem Mikroskop untersucht (Quelle: aerzteblatt.de). Zu den Probanden gehörten Kinder im Alter von 5 bis 18 Jahren. Bei einer Gruppe wurden die Mandeln nach durchschnittlichen 12 Tonsillitiden (Mandelentzündungen) chirurgisch entfernt. Eine zweite Gruppe von Kindern litt im Durchschnitt nur an 0,4 Tonsillitiden.

Warum leiden einige Kinder häufiger an der Tonsillitis?

Tonsillen sind eigentlich nichts anderes als spezialisierte Lymphknoten. Bei den Kindern, die unter wiederholten Infektionen leiden, traten in der Laboruntersuchung kleine Keimzentren zu Tage. Darin tauschen sich die T-Zellen und die B-Zellen Informationen über die Erreger aus.

Nur so können die B-Zellen geeignete Antikörper bilden, um auch die Erreger an anderen Orten effektiv zu bekämpfen. Im Zusammenhang mit den GAS-Infektionen kam es oftmals zu einer lokalen Immunschwäche. Auch in den Keimzentren trat eine geringere Anzahl von B- und T-Zellen auf. Laut Crotty werden die Tonsillen zu einem Sammelbecken für Bakterien, anstelle die Infektion abzuwehren.

Fehlende Immunantwort auf SpA

Den Schlüssel zum Problem liefert die Antiköperbildung. In den Studien zeigten die Kinder, die unter häufigen Mandelentzündungen litten, eine schwächere Immunantwort auf SpeA, was ein recht neuer Bestandteil der Streptokokken ist. Demnach soll SpeA die Immunantwort innerhalb der Tonsillen sogar stören.

Statt zusammenzuarbeiten macht es aus den T-Zellen „Killerzellen“, die die B-Zellen angreifen, anstelle sie in der Bakterienabwehr zu unterstützen. Das humane Leukozyten-Antigen-System – kurz HLS – ordnen wir den menschlichen Genen zu, die große Bedeutung für das Immunsystem haben. Diese Gene sollen laut wissenschaftlicher Studien die Immunantwort auf SpeA beeinflussen. Demnach stehen zwei HLA-Allele in Verdacht, die wiederholten Mandelentzündungen hervorzurufen, was ein besonders häufiges Auftreten innerhalb einer Familie erklären würde.

Eine der entscheidenden Erkenntnisse der Studie ist die ausbleibende Immunantwort auf SpeA. Ließe sich ein Impfstoff entwickeln, der bei der Ausbildung dieser Immunabwehr hilft, könnte die wiederkehrenden Mandelentzündung und die spätere Mandel-OP vollständig vermieden werden.

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