Impfung gegen Pneumokokken bei Kindern

Pneumokokken Impfung

Wir fragen den Kinderarzt zur Pneumokokkenimpfung beim Kind: Wirkung, Nebenwirkungen und Impfkalender

Für Säuglinge und Kleinkinder empfiehlt die STIKO eine ganze Reihe an Impfungen. Wenn Du mit Deinem kleinen zwei Monate alten Baby zum Kinderarzt kommst, fühlst Du Dich vielleicht etwas überfordert.

Auf die Sechsfachimpfung und den zugehörigen Piks hast Du Dich moralisch schon vorbereitet, aber jetzt kommt der Kinderarzt noch mit einer weiteren Spritze und spricht von Pneumokokken? Warum die Impfung gegen Pneumokokken bei Kindern notwendig ist, und was dahinter steckt, erfährst Du in diesem Ratgeber.

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Kinderimpfungen verzichten
Kann man Kinderimpfungen weglassen? Copyright: REDPIXEL.PL bigstockphoto

Fakten zur Impfung gegen Pneumokokken bei Kindern

Erkrankung: Pneumokokken sind Bakterien (Streptococcus pneumoniae), die verschiedene Erkrankungen verursachen können. Typisch ist die Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), die Mittelohrentzündung (Otitis media), die Lungenentzündung (Pneumonie), die Hirnhautentzündung (Meningitis) oder die Blutvergiftung (Sepsis).

Ansteckung: Pneumokokken gibt es auf der ganzen Welt. Sie verbreiten sich per Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten und Sprechen.

Vorbeugung: Die einzige sichere Möglichkeit zur Vorbeugung einer Pneumokokken-Infektion ist die Schutzimpfung.

Impfstoff: Es stehen Impfstoffe für verschiedene Altersgruppen gegen eine unterschiedliche Anzahl an Pneumokokken-Typen zur Verfügung.

Empfehlung der STIKO: Pneumokokken erscheinen auf dem offiziellen Impfkalender der STIKO. Geimpft wird in einem Alter von zwei, vier und 11 bis 14 Monaten. Frühgeborene Kinder (vor der 37. Schwangerschaftswoche) werden weiterhin auch mit drei Monaten geimpft.

Impfung
Impfung Vorbereitung – Copyright jaytaix / Pixabay,com

Was bei einer Infektion mit Pneumokokken im Körper passiert

Fast jeder Mensch beherbergt in seinem Nasen-Rachen-Raum Pneumokokken, ohne dass er krank wird. Breiten sich die Bakterien aber aus, weil das Immunsystem akut oder chronisch geschwächt ist, kann es zunächst zu Infektionen in der näheren Umgebung kommen.

Typisch sind hier bei Kindern die

  • eitrige Mittelohrentzündung und
  • die Lungenentzündung.

Als gefährliche Komplikationen treten in diesem Zusammenhang Blutvergiftungen und Hirnhautentzündungen auf. Häufig kommt es vor, dass Kinder zunächst an einem viralen Infekt der Atemwege erkranken und sich die Pneumokokken dann auf der geschädigten Schleimhaut ausbreiten.

Bei Kindern unter zwei Jahren ist das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift und kann sich schlechter gegen die Bakterien wehren, als bei älteren Kindern oder Erwachsenen.

Pneumokokken-Impfkalender für die ersten 12 Monate

Impfung Alter in Monaten
1,5 2 3 4 11-14
Pneumokokken G1 G2 G3

Impftabelle, medizinische Prüfung: Dr. Harald Stephan

Die WHO warnt vor Erkrankungen durch Pneumokokken

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in Deutschland jährlich mehrere Tausend Menschen im Zusammenhang mit einer Pneumokokkeninfektion sterben. Weltweit sind es circa 480.000 Kinder in den ersten fünf Lebensjahren. Nur eine Impfung kann Dein Kind schützen, denn eine Behandlung mit Antibiotika ist keine Garantie für eine Heilung.

 

Die Impfung gegen Pneumokokken

Die Pneumokokkenimpfung ist eine einzelne Injektion. Sie kann zur gleichen Zeit wie die Sechsfachimpfung gegeben werden, aber an einer anderen Körperstelle. Für die Grundimmunisierung sind drei Impftermine notwendig, dann ist Dein Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer schweren Erkrankung durch Pneumokokken geschützt.

Pneumokokken Impfung
Pneumococcal pneumonia, medical concept. 3D illustration showing bacteria Streptococcus pneumoniae in der lUnge – Copyright: Tyrannosaurus bigstockphoto

Impfstoffe gegen Pneumokokken

Für Kinder unter zwei Jahren nutzt der Kinderarzt einen speziellen Konjugatimpfstoff. Hier wurden die charakteristischen Kapselmoleküle der Pneumokokken im Labor an Eiweiße gebunden. So erkennt auch das unreife Immunsystem eines Kleinkindes die Impfung als körperfremd und reagiert mit der gewünschten Bildung von Antikörpern.

Ältere Kinder und Erwachsene erhalten sogenannte Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoffe. Es stehen Impfungen gegen 10, 13 oder 23 unterschiedliche Pneumokokken-Serotypen zur Verfügung. Der Impfstoff kann in den Muskel oder unter die Haut injiziert werden. Studien haben ergeben, dass die Pneumokokken-Impfung bei Kindern unter zwei Jahren circa 75 Prozent der schweren Infektionen durch den Keim verhindern kann.

Wann die Impfung verschoben werden sollte

Ist Dein Kind am Impftermin krank mit hohem Fieber oder sogar dem Verdacht auf eine bakterielle Erkrankung, hat sein Immunsystem schon genug zu tun. Euer Kinderarzt wird die Pneumokokken-Impfung verschieben.

Hat Dein Kind auf eine vorangegangene Impfung allergisch reagiert, ist das ein Grund, auf die Impfung zu verzichten und gemeinsam mit dem Kinderarzt eine alternative Lösung zu finden.

Mögliche Nebenwirkungen der Impfung gegen Pneumokokken

Nebenwirkungen der Pneumokokken Impfung beim Kind zeigen, dass das Abwehrsystem Deines Kindes einen Impfschutz aufbaut. Wenige Stunden bis Tage nach der Pneumokokken-Impfung kannst Du folgende Beschwerden erwarten:

  • eine Rötung und Schwellung der Einstichstelle
  • leichte Schmerzen an der Einstichstelle
  • ein harter Knubbel an der Impfstelle
  • Fieber
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • ein vermehrtes Schlafbedürfnis
  • Unruhe
  • Erbrechen
  • Durchfall

Nach wenigen Tagen geht es Deinem Kind besser. Weiter Komplikationen sind im Rahmen einer Impfreaktion nicht zu erwarten.

In seltenen Fällen haben Ärzte in Zusammenhang mit einer Pneumokokken-Impfung eine allergische Reaktion oder einen Krampfanfall mit oder ohne Fieber beobachtet. Vereinzelt fielen geimpfte Kinder mit einer hypoton-hyporesponsiven Episode (HHE) auf. Hierbei wird das Kind für kurze Zeit schlaff und reagiert nicht auf Ansprache. Eine HHE geht rasch vorüber und hinterlässt keine bleibenden Schäden.

Häufige Elternfragen zum Thema Impfung gegen Pneumokokken bei Kindern

Frage: Warum gibt es verschiedene Impfstoffe gegen Pneumokokken? Wo liegt der Unterschied?

Antwort: Das Immunsystem reagiert auf sogenannte Antigene, die in Impfstoffen enthalten sind. Antigene können pur als Polysaccharid verwendet werden oder an ein Eiweiß gebunden (konjugiert).

Der Pneumokokken-Konjugatimpfstoff wurde speziell für Kinder unter zwei Jahren entwickelt, die auf den Polysaccharidimpfstoff nicht ausreichend reagiert haben. Zusätzlich enthalten die Impfstoffe eine unterschiedliche Anzahl an Pneumokokken-Serotypen und sind für verschiedene Altersgruppen zugelassen.

Frage: Für wen empfiehlt die STIKO eine Impfung gegen Pneumokokken?

Antwort: Ein wichtiger Risikofaktor für eine schwere Erkrankung an Pneumokokken ist das Lebensalter. Säuglinge und Kinder in den ersten beiden Lebensjahren sowie ältere Menschen sind am stärksten gefährdet.

Daher empfiehlt die STIKO eine Impfung gegen Pneumokokken ab einem Alter von zwei Monaten und ab 60 Jahren. Zusätzlich schließt die Empfehlung alle Menschen ein, die an einer chronischen Herz- oder Lungenkrankheit, an einem medikamentenpflichtigen Diabetes mellitus, an verschiedenen neurologischen Erkrankungen, an einer Immunschwäche oder an einer Liquorfistel leiden. Ein Cochlea-Implantat ist ebenfalls eine Indikation für eine Pneumokokken-Impfung.

 

Quellenangaben:

  • Thomas Baumann, Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015
  • Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
  • Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009

 

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