Kind oder Karriere: Wie Väter mit der Vereinbarkeit von Job und Familie kämpfen

Kind oder Karriere
Kind oder Karriere? Copyright: Kasia Bialasiewicz

Warum die Vereinbarung von Kind und Karriere so schwer ist: Beruflicher Erfolg und das Gründen einer eigenen Familie gehören für viele Männer und Frauen gleichermaßen zum Leben dazu. Doch es ist nicht immer leicht, diese beiden Lebensbereiche miteinander zu vereinen. Viele stellen sich daher irgendwann die Frage: „Kind oder Karriere?“ Oder zuerst die Karriere und dann die Familie? Vor allem Frauen tun sich mit der Entscheidung schwer, weil sie nach Geburt und Elternzeit berufliche Nachteile befürchten.

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Kind oder Karriere? Copyright: Kasia Bialasiewicz

5 Fakten zum Thema Kind oder Karriere

  1. Frauen mit einer akademischen Laufbahn bekommen deutlich seltener Kinder als solche ohne Hochschulabschluss.
  2. Je „besser“ der Job, desto weiter wird die Familienplanung nach hinten verschoben, da die Frau karrieremäßig mehr zu verlieren hat.
  3. Viele Paare wünschen sich beides, Familie und Karriere, entscheiden sich aber für eins oder machen in einem Bereich (meist im Job) Abstriche.
  4. Die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere ist auch heute noch schwierig, wenngleich es hier eine positive Entwicklung zu vermerken gibt.
  5. Natürlich gibt es auch Eltern, die sich die Frage „Kind oder Karriere?“ nicht stellen und die es einfach darauf ankommen lassen.

Kind oder Karriere, die Klischees und festgefahrene Rollenbilder überdenken

Auch heute noch wird der Begriff Rabenmutter für eine berufstätige und karriereorientierte Mutter verwendet. Im Gegenschluss werden aber auch Frauen belächelt, die nach der Geburt ihres Kindes zu Hause bleiben und ein Leben als Hausfrau und Mutter führen.

Die Frage, ob Kind oder Karriere, kann demnach niemand wirklich „richtig“ beantworten. Es ist auch keine Seltenheit, dass Mütter in ihren Beruf zurückkehren, wenn die Kinder noch klein sind. Das hat zum einen finanzielle Gründe, da viele Familien mit nur einem Gehalt nicht mehr leben können.

Aber natürlich freuen sich auch viele Mütter, wenn sie wieder arbeiten gehen können, weil sie ein Leben als Hausfrau und Mutter nicht ausfüllen würde. Auch für die Kinder ist es heutzutage selbstverständlich, dass beide Elternteile arbeiten.

Sie wachsen mit dieser Gegebenheit auf und leben später sehr wahrscheinlich ein ähnliches Familienmodell. Dennoch stecken hinter dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit immer noch Vorbehalte und Kritik.

Das liegt vor allem daran, dass immer noch die Ansicht herrscht, dass (kleine) Kinder für eine gesunde Entwicklung einzig die Betreuung der Mutter benötigen. Das vorherrschende Bild aus dem 19. Jahrhundert von der Mutter im Heim und am Herd hat sich deutlich gewandelt.

Dennoch schwingt bis heute immer noch die Auffassung mit, dass eine Frau sobald sie Mutter ist, für den Nachwuchs zuständig ist und ihre Karriere hinten anstellen soll. Väter dürfen so viel arbeiten, wie sie wollen, da wird kaum jemand den Zeigefinger erheben. Deshalb stellen Männer sich die Frage, ob Kind oder Karriere auch verhältnismäßig selten.

Die Folgen sind Schuldgefühle und zu hohe Ansprüche

Die unterschwelligen oder auch ausgesprochenen Erwartungen führen dazu, dass Mütter die Frage, ob Kind oder Karriere zugunsten des Kindes entscheiden, obwohl sie eigentlich gern arbeiten würden.

Oder sie arbeiten nur noch halbtags und verbauen sich damit ihre Aufstiegschancen im Job. Frauen, die trotz Kind(ern) einer Vollzeitarbeit nachgehen, müssen sich oftmals mit Schuldgefühlen auseinandersetzen. Die Angst nicht jedem (Kinder, Ehe und Job) gerecht zu werden ist sehr verbreitet. Nicht selten führt das auch dazu, dass sich die Frau einer extremen Doppelbelastung aussetzt und zu viel von sich abverlangt. Obwohl es heute als vollkommen normal gilt, dass Frauen ihre beruflichen Qualifikationen fordern und es zunehmend alternative Modelle für Männer gibt (zum Beispiel Elternzeit als Mann), steht die Frau immer noch unter enormen Druck.

Zudem ist längst bekannt, dass es nicht allein von der Mutter abhängt, ob die Kinder „gelingen“. Väter, Großeltern, Erzieher, Lehrer und weitere Bezugspersonen sowie Institutionen sind maßgeblich an der Entwicklung des Kindes beteiligt. Leider werden diese Umgebungsfaktoren oftmals ausgeblendet. Dabei profitiert das Kind vielmehr von einem stabilen sozialen Netzwerk, in dem es zuverlässige, liebevolle und abwechslungsreiche Betreuung erhält.

Eine gute Unterstützung bei der Kinderbetreuung verursacht weniger Schuldgefühle
In einer gleichberechtigten Partnerschaft, in der beide Elternteile gleichermaßen für die Kindererziehung und Betreuung zuständig sind, fällt es den Müttern natürlich deutlich leichter, jeden Tag auf Arbeit zu gehen.

Die Frau fühlt sich nicht alleine verantwortlich für den Nachwuchs und muss sich nicht jeden Tag aufs Neue für ihr Kind oder die Karriere entscheiden. Der Vater ist mehr als Ernährer und Versorger, er nimmt aktiv am Leben des Kindes teil und prägt seine Entwicklung.

Von diesem Familienmodell profitieren beide Elternseiten und natürlich auch die Kinder. Werden die Eltern zudem noch in der Kinderbetreuung unterstützt, sind auch längere Arbeitszeiten weniger problematisch. Weiß die Mutter, ihr Kind auch in mütterlicher Abwesenheit gut versorgt und betreut, gibt es weniger Anlass für ein schlechtes Gewissen. Die Familienzeit ist dann vielleicht etwas kürzer, wird dafür aber umso intensiver miteinander verbracht. Für Kleinkinder gibt es die Option einer Tagesmutter, die bestimmt mehr Mütter in Anspruch nehmen würden, wenn sie sich nicht mehr gezwungen sähen, sich für ihr Kind oder die Karriere zu entscheiden.

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  • Fröhlich-Israng, Tanja (Autor)

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch von außerfamiliären Faktoren abhängig

Auch wenn sich in Bezug auf Familie und Beruf schon einiges bewegt hat und Firmen zunehmend auf Familienfreundlichkeit setzen, ist es immer noch schwierig, diese beide Lebensbereiche miteinander zu kombinieren. Vor allem befristete Arbeitsplätze bringen eine große Unsicherheit mit sich.

Wie sollen Männer und Frauen da konkrete Zukunftspläne hinsichtlich Familie schmieden? Häufig führt das dazu, dass der Kinderwunsch aufgeschoben wird, in der Hoffnung, dass er sich eines Tages umsetzen lässt.

Oder die Entscheidung hinsichtlich Kind oder Karriere fällt zwangsläufig auf die Karriere. Ein weiteres Problem sind fehlende Kitaplätze, auch wenn hier der Ausbau vorangetrieben wird, fehlt es vielen jungen Eltern an Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder. Natürlich gibt es hier einige Alternativen, diese gehen aber meist mit hohen Betreuungskosten einher.

Viele Familien können eine Ganztagsbetreuung finanziell nicht stemmen und entscheiden sich für eine Teilzeitreglung, was dann wieder zu Kompromissen hinsichtlich des Jobs führt.

Kind oder Karriere – Ein Fazit:

Man kann durchaus nachvollziehen, warum immer mehr Menschen (vor allem Frauen) sich die Frage: „Kind oder Karriere?“ stellen und eine Vereinbarung der beiden Lebensbereiche für unmöglich halten.

Dennoch ist auch die positive Entwicklung zu diesem Thema nicht von der Hand zu weisen. Einer Familie, in der beide Eltern Vollzeit arbeiten, wird einiges an Organisation und Planung abverlangt, aber es ist schaffbar. Wichtig sind vor allem, eine stabile und gleichberechtigte Partnerschaft sowie ein starkes Netzwerk, welches die Eltern unterstützen kann. Auch beim Arbeitgeber sollte hinsichtlich Familienfreundlichkeit vorgefühlt werden, es gibt flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Reglungen oder im Notfall auch mal die Möglichkeit, den Nachwuchs mit auf Arbeit zu bringen.

Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall! Im Idealfall verfügt die Arbeitsstelle sogar über einen Betriebskindergarten. In jedem Fall sollten die Eltern sich vor der Familienplanung genau absprechen, wie sich beide die Balance zwischen Arbeits- und Familienleben vorstellen und mögliche Probleme im Vorfeld analysieren …

Quellenangaben:

 

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