Elternfrage: Müssen eure Kinder aufessen?

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Der Haushalt ist doch kein Problem? Urheber: alenkasm / 123RF.com

„Wenn Du nicht aufisst wird es morgen regnen“ Über Generationen haben wir Kindern immer wieder erklärt, dass es doch am nächsten Tag schlechtes Wetter gibt, wenn irgendetwas auf dem Teller bleibt. Heute sind wir jedoch mit der zunehmenden Problematik übergewichtiger Jugendlicher und Kinder konfrontiert, die zum Teil auf Grundlage ungesunder und unpassender Ernährung und Veranlagung zu viele Pfunde durch den Alltag schleppen.

Aufessen
Der Haushalt ist doch kein Problem? Urheber: alenkasm / 123RF.com

Macht es da eigentlich Sinn, darauf achtzugeben, Gemüse, Fleisch und Kartoffeln vollständig aufzuessen? Wir gehen mit dieser Ansicht noch einmal hart ins Gericht. Darüber hinaus liefern wir praktische Tipps und Hinweise rund um das Essverhalten von Kindern und wie Sie Konflikte beim Abendbrot gemeinsam am Tisch von Anfang an vermeiden.

Praktische Tipps für Kinder am Tisch :

  1. Kinder dürfen mit dem Essen aufhören, wenn sie satt sind.
  2. Lieber kleinere Portionen auf den Teller bringen und gegebenenfalls für Nachschlag sorgen. Sensibles Verständnis für die richtige Portionsgröße entwickeln.
  3. Bei Kindern mit Übergewicht Beratung und Behandlung durch Ernährungstherapeuten und Ernährungsberater suchen.
  4. Eltern agieren als Vorbilder: Maßvolles Essen und bewusster Umgang mit gesunden Lebensmitteln vorleben.
  5. Keine Tabus und verbotene Lebensmittel, lieber einer kindgerechte Dosierung.

Das Alte Sprichwort – Wenn du nicht aufisst, gibt es schlechtes Wetter

Bevor wir den eigentlichen Wert und den Sinn dieses Sprichworts hinterfragen, sollten wir uns zunächst einmal die Frage stellen, wo es eigentlich herkommt. Das erste Auftreten dieses Sprichworts gab es im deutschen Sprichwörterlexikon von 1870. Dabei beruht vor allen Dingen die Herkunft dieser Redewendung auf einem sprachlichen Missverständnis. Denn tatsächlich bedeutete diese Wendung etwas ganz anderes. Es wurde vor allen Dingen im niederdeutschen Raum auf Platt verwendet. Und übersetzt bedeutet es eigentlich, dass man aufessen soll, um den Koch für den nächsten Tag zu motivieren.

„Wenn du dien Teller leer ittst, dann gifft dat morgen goodes wedder.“ – goodes wedder wurde einfach falsch ins Hochdeutsche übersetzt. Denn „gutes Wetter“ steckt nicht dahinter.

Das macht nicht nur den eigentlichen Unsinn dieses Sprichworts deutlich, sondern lässt uns den Satz und unsere erwachsenen Ansichten von einer vollkommen neuen Perspektive betrachten.

Sicherlich können sich Eltern gar nicht vorstellen, was sie den Kleinen antun, wenn Sie meinen „Du stehst erst auf, wenn du den Teller leer gegessen hast“. „Das musst du jetzt aber aufessen“. Hier müssen wir mit alten Ansichten und völlig unsinnigen Vorschriften aufräumen. Denn weder Reglementierungen im Hinblick auf die Menge der Lebensmittel, noch auf bestimmte Lebensmittel machen bei Kindern Sinn, sondern führen unweigerlich zu Übergewicht.

Ulrich Fegeler ist vom Berufsverband der Kinder und Jugendärzte und ebenfalls der Meinung, dass jedes Kind das Recht hat, die Reste auf dem Teller zu lassen, wenn es satt ist. Eltern, die ihre Kinder dazu zwingen, den Teller aufzuessen, werden auf lange Sicht kaum ein anständiges Bewusstsein für ein Sättigungsgefühl anerziehen. Es ist doch viel sinnvoller, wenn Kinder dazu in der Lage sind, auf ihren Körper zu hören und dann mit dem Essen aufzuhören, wenn sie satt sind, oder? Ganz nebenbei, ist das übermäßige Essen eines der größten Gesellschaftsprobleme für Übergewicht – egal in welchem Alter.

Viele haben es einfach in den letzten Jahren verlernt, in ihren Körper hineinzuhören und doch wirklich erst dann zu essen, wenn sie Hunger haben. Hier hat man in Untersuchungen und Studien herausgefunden, dass insbesondere Väter gegenüber Söhnen am Essenstisch besonders streng vorgehen. Das gesellschaftlich mehr als üppige Angebot der Lebensmittel konfrontiert uns unentwegt mit

  • Kalorien,
  • Fetten,
  • Kohlenhydraten und
  • Eiweißen, die auf unseren Organismus treffen.

Gesunde Ernährung und der Reiz des Verbotenen

Stattdessen ist es viel sinnvoller, erst einmal die Kinder zu erziehen, sich eine kleinere Portion auf den Teller zu geben. Im Nachhinein kann man sich immer noch einen Nachschlag nehmen, wenn der Hunger noch nicht gestillt ist. Zudem gehört eine Sensibilisierung zum gesunden und vollwertigen Essverhalten dazu wie auf Gemüse und Obst. Dementsprechend sollten Sie darauf achten, dass ein ausgeglichenes Maß an gesunder und vollwertiger Ernährung im Hinblick auf Süßigkeiten und Fettiges herrscht.

Wann Eltern eingreifen sollten?

Erzieherische Maßnahmen sind immer dann gefragt, wenn Kinder gerade vor dem Abendessen oder unentwegt über den Tag hinein sich selbstständig mit Süßigkeiten versorgen. Sitzen sie dann am Essenstisch und haben keine Lust mehr auf Gemüse, Kartoffeln und andere gesündere Alternativen, gilt es, die Ursachen anzugreifen.

Eine Studie hat ebenfalls herausgefunden, dass Kinder, die dazu gezwungen wurden, bestimmte Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, später viel mehr zu Übergewicht tendieren. Ebenso verhält es sich, wenn bestimmte Nahrungsmittel auf der Tabuliste stehen. Eure Kinder werden schnellstmöglich mitbekommen, dass es außerhalb von Obst und Gemüse noch so viel mehr gibt, das eigentlich außer leeren Kalorien nicht viel für sie mitbringt. Verzichtet Ihr jedoch rigoros darauf und verbannen bestimmte Lebensmittel in die verbotene Zone, steigt die Verlockung für viele Kinder und der Reiz, sich heimlich das zu nehmen, was man so vermisst.

Warum kein Kind den Teller leer essen soll?

Demnach ist es vollkommen sinnlos, den Teller leer essen zu wollen. Unmittelbar entwickelt sich ein gestörtes Sättigungsgefühl bei Kindern. Stellt Ihr später fest, dass Euer Kind gar kein Sättigungsgefühl hat und sich immer mehr während der Mahlzeiten auf den Teller lädt, solltet Ihr gegebenenfalls gesündere Alternativen auswählen. Hier helfen Familientherapeuten und Ernährungsberater weiter, die Familie mit einer ungesunden Ernährung wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Dabei sind es vor allen Dingen die Eltern, die als Vorbild agieren sollten.

Warum Kleinkinder nur so viel essen, bis sie satt sind?

Untersuchungen haben ebenfalls ergeben, dass sich 3-Jährige von großen Portionen eigentlich nicht beeindrucken lassen. Sie essen gleich viel und orientieren sich nicht an der Fülle des Tellers. Bei 5-Jährigen hingegen wird vergleichsweise mehr verzehrt, wenn noch mehr auf dem Teller liegt. Hier verwiesen Wissenschaftler auf evolutionäre Hintergründe, sodass Kinder, die eigentlich noch nicht für sich selbst sorgen können, keinerlei Vorräte anlegen und immer nur den aktuellen Bedarf bis zum Sättigungsgefühl stillen. Es ist an uns als Eltern, auf dieses natürliche Sättigungsgefühl im späteren Bereich einzugehen.

Das bedeutet: Euer Kind sollte nur so viel essen, bis es satt ist. Achtet penibel auf diese Kleinigkeit, denn so können Kleinkinder bis hin zu Jugendlichen und Kindern ein natürliches Empfinden entwickeln und hören auf, wenn sie satt sind.

 

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