Explorationsverhalten beim Kind: Sichere Bindung Eltern-Kind

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Explorationsverhalten beim Kind Copyright: Dean Drobot

Der kindliche Erkundungsdrang ist eine wichtige Triebfeder für die menschliche Entwicklung. Indem Kinder neugierig ihre Umgebung in Augenschein nehmen, lernen sie neue Dinge und die eigenen Fähigkeiten kennen. Die Bindung zu ihren Bezugspersonen nimmt auf ihr Explorationsverhalten großen Einfluss.

Explorationsverhalten
Explorationsverhalten beim Kind Copyright: Dean Drobot

Explorationsverhalten beim Kind: Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Explorationsverhalten beschreibt bei Kindern das eigenständige und selbstbestimmte Entdecken der Umwelt. Wie stark es ausgeprägt ist, steht mit der Art der Eltern-Kind-Bindung in Zusammenhang.
  • Kindern mit einer unsicheren Bindung zu ihren Bezugspersonen fällt es schwer, sich zu lösen und die Umgebung eigenständig zu entdecken. Das Risiko für Verhaltensstörungen und eine Fehlanpassung in späteren Lebensjahren
  • Das kindliche Explorationsverhalten unterliegt einer intrinsischen Motivation. Der Nachwuchs erkundet seine Umgebung, um die eigene Neugier zu stillen und darin Zufriedenheit zu finden. Er erwartet keine Belohnung. Materielle Anreize nehmen auf die Stärkung des Explorationsverhaltens keinen Einfluss.

Wie Bindung und Explorationsverhalten zusammenhängen?

In der Bindungstheorie nach John Bowlby und Mary Ainsworth unterscheiden sich bei der Eltern-Kind-Bindung zwei Typen: sichere und unsichere Bindung. Letztere gliedert sich in drei Unterkategorien:

  • unsicher-ambivalent
  • unsicher-vermeidend
  • desorganisiert-desorientiert

Kindern mit einer festen Bindung zu den Bezugspersonen fühlen sich im Vergleich zu ihren unsicher-gebundenen Altersgenossen in unbekannten Situationen sicherer. Ihr Explorationsverhalten ist stärker ausgeprägt, sodass sie eine neue Umgebung selbstständig erkunden.

Ein sicher gebundenes Kind versichert sich mit Blicken der Anwesenheit der Eltern, wenn es sich räumlich von ihnen trennt. Lassen diese es für einen kurzen Zeitraum allein, steigt seine Unsicherheit. Bei der Rückkehr der Bezugspersonen sucht es deren Trost. Anschließend beginnt es erneut, seine Umgebung zu erkunden.

Bei unsicher-gebundenen Kindern führt eine plötzliche Abwesenheit der Eltern zu einem Vertrauensverlust. Abhängig von der Art der Bindung reagieren sie bei deren Rückkehr:

  • anhänglich
  • anhaltend ängstlich
  • ärgerlich

Bei einer desorganisiert-desorientierten Bindung fehlt ihnen eine konsistente Stressbewältigungsstrategie. Dadurch wirkt ihr Verhalten stark widersprüchlich.

Die unsichere Bindung an die Bezugspersonen führt bei deren Abwesenheit zu Verlustängsten. Diese schränken den Erkundungsdrang des Nachwuchses ein. Gleichzeitig steigt die Angst vor negativen Erfahrungen außerhalb bekannter Situationen.

Wie identifizieren Eltern die Bindung zu ihrem Kind?

Durch die Kohärenz von Eltern-Kind-Bindung und dem kindlichen Explorationsverhalten ergibt es Sinn, das Bindungsverhalten des Nachwuchses in Erfahrung zu bringen. Dafür beobachten Eltern sein Verhalten in einer für ihn unbekannten Situation.

Den Fremde-Situation-Test entwickelte Mary Ainsworth, um die Eltern-Kind-Bindung in einer Trennungssituation zu beurteilen. Die Bezugsperson begibt sich gemeinsam mit dem Kind in eine für ihn unbekannte Umgebung. Nach wenigen Minuten verschwindet sie aus dem Blickfeld des Nachwuchses.

Sein Verhalten bei der Rückkehr des Elternteils gibt über den Bindungstyp Aufschluss:

  • sichere Bindung: Das Kind freut sich über die Rückkehr seiner Bezugsperson und zeigt sich weiterhin neugierig.
  • unsicher-ambivalente Bindung: Das Kind fühlt sich verunsichert und sucht Trost. Gleichzeitig lehnt es Versuche ab, es zu trösten.
  • unsicher-vermeidende Bindung: Das Kind meidet den Blickkontakt mit der Bezugsperson und versucht, sie zu ignorieren.
  • desorganisiert-desorientierte Bindung: Das Kind reagiert gleichgültig oder ärgerlich auf die Rückkehr seiner Bezugsperson; mitunter wirkt es konfus.

Unabhängig von der Art der unsicheren Bindung steigt bei Kindern die Angst vor dem Unbekannten. Um das Explorationsverhalten des Kindes zu stärken, arbeiten die Eltern mit ihm an einer sicheren Bindung.

Wie gelingt der Aufbau einer sicheren Bindung?

Eine sichere Eltern-Kind-Bindung basiert auf der Feinfühligkeit der Bezugspersonen gegenüber dem Nachwuchs. Eine prägende Bindungsphase findet im Alter von acht bis zehn Monaten statt. In dieser Zeit beginnen Kinder mit dem Krabbeln. Durch die selbstständige Bewegung erfahren sie erstmalig eine selbstbestimmte Trennung von den Eltern.

Während dieser Zeit zeigen viele Kinder ein stark anhängliches Verhalten. Sie weinen und klammern sich an ihre Bezugspersonen, um sich deren Nähe zu versichern. In dieser Phase bauen sie eine feste Bindung zu ihrem Kind auf, wenn sie seine Ängste und Bindungsbedürfnisse anerkennen und darauf mit Zuwendung reagieren.

Rufen Kinder nach den Eltern, steigert eine verzögerte Reaktion die Verlustangst. Dennoch fällt es der Bezugsperson in bestimmten Situationen schwer, sich aus diesen zu lösen und sich dem Kind zuzuwenden. In dem Fall widmet sich eine ihm vertraute Person dem Nachwuchs.

Mit älteren Kindern suchen die Eltern später in einem ruhigen Moment das Gespräch. Sie erklären ihnen, warum sich ihre Reaktion auf ihre Suche nach Nähe in bestimmten Situationen verzögert.

Beginnt das Kind, sich für seine Umgebung zu interessieren, zeigen die Eltern offen ihre Freude. Damit bestätigen sie sein Verhalten und ermutigen es, seine Umwelt kennenzulernen.

 

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