Elternfrage: Unser Baby dreht sich nicht? So können Eltern unterstützen

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Baby Copyright: Sosiukin, bigstockphoto

In den ersten Lebensmonaten beobachten Eltern bei ihrem Baby zahlreiche Entwicklungsschritte. Diese reichen vom ersten Lächeln bis zur selbstständigen Positionsveränderung. Dreht sich ein Baby bis zum sechsten Monat nicht alleine, können Eltern von einer eventuellen verzögerten Entwicklung ausgehen, sollten aber dennoch nicht beunruhigt sein.

Baby dreht sich nicht
Baby in der Bauchlage, Copyright: PoppyPix bigstockphoto

Baby dreht sich nicht: Das Wichtigste in Kürze:

  • Abhängig von ihrer individuellen Entwicklung drehen sich Babys im Alter zwischen drei und sechs Monaten zunächst zufällig. Bewusst vollziehen sie diesen Schritt im Schnitt mit fünf Monaten.
  • Kinder, die mit acht Monaten keine Drehbewegung anstreben, brauchen die Unterstützung der Eltern. Sie üben mit ihm in seinen Wachphasen das Drehen von Rücken- in Bauchlage sowie Bauch- in Rückenlage.
  • Das „erzwungene“ Drehen des Babys in Bauchlage über Nacht erhöht das Risiko für gesundheitliche Komplikationen. Liegt eine Entwicklungsstörung im Säuglingsalter vor, verhindert sie das Erwachen der Kinder bei Sauerstoffmangel und begünstigt den plötzlichen Kindstod.

Ab wann drehen sich Babys selbstständig?

Babys durchlaufen eine individuelle Bewegungsentwicklung. Wann sie sich erstmals zufällig drehen, hängt mit mehreren Faktoren zusammen:

  • Ausbildung der Rücken- und Schultermuskulatur
  • Fähigkeit, selbstständig den Kopf zu heben
  • Entdecker- und Spieldrang

Eine Untersuchung der ungarischen Kinderärztin Emmi Pikler Ende des 20. Jahrhunderts kam zum Ergebnis, dass sich die Mehrzahl der Kinder selbstständig im Alter zwischen sechs und acht Monaten dreht.

Was geschieht, wenn sich ein Baby nicht alleine dreht?

Verweigern acht Monate alte oder ältere Kinder das selbstständige Drehen, empfiehlt sich der Gang zum Kinderarzt. Dieser prüft, ob eine physische oder psychische Entwicklungsstörung vorliegt. Schließt er beides aus, unterstützen Eltern die Drehbewegung ihres Nachwuchses durch gezieltes Üben.

Um ihn zum Bewegen des Kopfes und später des gesamten Körpers zu animieren, empfiehlt sich in Wachphasen eine feste Unterlage. Eine Sport- oder Tatami-Matte erleichtert dem Kind die Kopfbewegung zu allen Seiten. Dadurch erweitert sich dessen Blickfeld, was später den selbstständigen Positionswechsel begünstigt.

Zusätzlich reduziert die freie Bewegungsentwicklung das Risiko der Plagiozephalie, einer Abflachung des Hinterkopfs. Zu dem Ergebnis kam das Forscherteam um Ariane Cavalier in einer im August 2011 veröffentlichten Studie (2).

Wie können Eltern mit ihrem Baby die Bauchlage üben?

Die Schulter- und Nackenmuskulatur eines Babys ist im Alter zwischen vier und sechs Monaten ausreichend ausgeprägt, um seinen Kopf selbstständig zu halten. Ab dieser Zeit ergibt es Sinn, das Kind während seiner Wachphasen beim Drehen in die Bauchlage zu unterstützen.

Laut Expterten fördert die wache Bauchlage im frühen Säuglingsalter neigungsspezifische motorische Meilensteine. Die Erfahrungen, die das Kind in dieser Zeit sammelt, wirken sich positiv auf den Beginn der Krabbelphase aus. Dementsprechend empfehlen die Forscher das Spielen in Bauchlage in einer interaktiven und überwachten Umgebung.

Unterstützend wirken Eltern auf ihr Baby ein, wenn sie es zur Kräftigung seiner Muskulatur animieren. Im Babybett sowie auf der Spielmatte braucht es ausreichend Bewegungsfreiraum, um Arme und Beine zu bewegen. Während seiner Wachphase erschweren Decken dem Kind das Strampeln. Die mangelnde Bewegungsfreiheit beeinträchtigt tendenziell seine Bewegungsmotivation.

Das gemeinsame Bewegungstraining stärkt die Bindung zwischen Eltern und Baby. Beim „Wippen“ legt sich eine Bezugsperson des Kindes auf den Rücken und winkelt die Beine an. Sie legt sich das Baby in Bauchlage auf die Unterschenkel, sodass es Augenkontakt herstellt. Anschließend wippt die Bezugsperson langsam und vorsichtig nach vorn und zurück. Sie vermeidet ein Unfallrisiko, wenn sie das Baby währenddessen am Rumpf festhält.

Alternativ kommt ein kleiner Gymnastikball zum Einsatz. Auf diesen legen die Eltern ihr Baby in Bauchlage. Sie bewegen den Ball vorsichtig zu allen Seiten. Beim Versuch, das Gleichgewicht zu halten, lernt das Kind die bewusste Muskelanspannung. Beide Übungen setzen das selbstständige Halten des Kopfes sowie einen stabilen Muskeltonus voraus.

Dürfen Babys in Bauchlage schlafen?

Sobald ein Baby lernt, sich vom Rücken auf den Bauch und andersherum zu drehen, übt es die neu erworbene Fähigkeit. Teilweise führt es den Positionswechsel in der Nacht bewusst oder unbewusst durch. Sofern es in der Lage ist, sich selbstständig vom Bauch zurück in Rückenlage zu drehen, besteht für die Eltern kein Grund zur Sorge.

Eignete sich das Kind diese Fähigkeit bislang nicht an, versuchen sie, seine Bauchlage im Schlaf zu vermeiden. Ebenso verzichten sie bei ihm auf das „erzwungene“ Drehen auf den Bauch.

Australische und amerikanische Forscher wiesen in einer Studie (1) eine Entwicklungsstörung nach, die vorwiegend bei Frühgeborenen und männlichen Säuglingen vorliegt. Diese geht mit einer mangelnden Motorik- und Atemreaktion auf lebensbedrohliche Ereignisse einher. Die Kinder erwachen nicht, wenn ihnen in Bauchlage die Luft wegbleibt. Das erhöht die Gefahr des plötzlichen Kindstods.

Quellen

  1. journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0184958
  2. www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0378378211001678

 

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