Mein Baby ist mir fremd! ..vom Anfang der Vaterrolle.

Mein Baby ist mir fremd
Mein Baby ist mir fremd - so beginnt die Vaterrolle. - Copyright: kayasit, Bigstockphoto

Wie gelingt die sichere Vater-Baby-Bindung nach der Geburt?

Die Schwangerschaft und die unbändige Freude auf den Familienzuwachs finden in der Geburt ihren ersten Höhepunkt. Wenn dann die frischgebackene Familie erst einmal zuhause angekommen ist und sich voller Tatendrang in den Alltag stürzt, kommt es schon bald zu den ersten Problemen. Insbesondere Väter kämpfen mit einem inneren Gefühl aus Unsicherheit und Überforderung. Habt ihr auch schon einmal das Gefühl gehabt: „Mein Baby ist mir fremd?“ Für diese Gedanken müsst ihr euch nicht schämen. Sie bilden einen ersten Ansatzpunkt, um eine festere Bindung zu eurem Kind aufzubauen.

Mein Baby ist mir fremd
Mein Baby ist mir fremd – so beginnt die Vaterrolle. – Copyright: kayasit, Bigstockphoto

Nach der Geburt.. Wenn Väter die Welt nicht mehr verstehen.

Oftmals sind es die Papas, die die Welt nicht mehr verstehen, wenn sie mit der überglücklichen Mama und ihrer Tochter oder ihrem Sohn nachhause kommen. Schließlich geht es für die meisten Papas kurz danach schon wieder auf die Arbeit. Sie sehen sich mit dem ersten Einkauf, einem zunehmenden Chaos in den eigenen vier Wänden und einer Ehepartnerin in Jogginghosen konfrontiert. Wandert ein Blick in den Kühlschrank, um herauszufinden, was heute auf den Tisch kommt, machen sich die ersten Sorgenfalten breit. Insbesondere die Phase der Erschöpfung und Müdigkeit stellt Väter und Mütter vor eine enorme Herausforderung.

Das Bonding –  die Beziehung zwischen Eltern und Kind –  ist gerade in der Anfangszeit so wichtig. Schließlich suchen sich die Säuglinge in den ersten Wochen ihre Bezugspersonen. Mama und Papa sollten sich dieser Herausforderung stellen, denn es lohnt sich für beide Seiten.

 Die Geburt: ein einschneidender Prozess im Leben

Gerade für die Frau ist die Schwangerschaft und die daraufhin folgende Geburt eine enorme Umstellung. Zum einen spielen eure Hormone verrückt. Zum anderen müsst ihr euch auf eine vollkommen neue Lebensweise einstellen. Schlussendlich habt ihr die Verantwortung für einen kleinen, hilflosen Menschen übernommen.

So stellt sich das gesamte Denken und Handeln in der Anfangszeit auf das Baby ein. Ein Baby ist gerade zu Beginn ein echter Fulltime-Job, der alles von den Eltern abverlangt. Da bleibt oftmals nur wenig Zeit für die wahren Gefühle und Ängste der Väter, die damit beschäftigt sind, erst einmal eine Beziehung zum Baby aufzubauen.

Wenn Papa abends nachhause kommt und das Baby schreit

Auch wenn es mittlerweile die Möglichkeit gibt, gerade die Elternzeit gerechter zwischen beiden Partnern aufzuteilen, sieht die Realität oftmals so aus:

Papa geht wieder arbeiten. Mama ist mit dem gemeinsamen Kind zuhause. Oftmals bekommen die Papas am Abend nur das intensive Schreien ihres Kindes mit, das zu dieser Zeit die Erlebnisse des Tages verarbeitet. Für viele entsteht der Eindruck, ihr Kind weint eigentlich über die gesamte Zeit hinweg. Oftmals ist es dann so, dass sich die Babys auch nur von der Mama beruhigen lassen. Die Väter ziehen sich an diesem Punkt resigniert zurück und machen sich ihre eigenen Gedanken, ob sie sich von ihrem Baby entfremden?

Ein erster Ansatzpunkt, um das Ankommen zuhause und die erste Zeit mit dem Kind gemeinsam zu erleben, ist ein Urlaub auf Zeit und eine gerechte Aufteilung der Elternzeit, wenn dies der Job zulässt. So haben auch Papas länger als gewohnt die Möglichkeit, mehr Zeit mit den eigenen Kindern zu verbringen – fernab von Gedanken – „Mein Baby ist mir fremd.“

Wie Väter eine Beziehung zum Baby aufbauen

Insbesondere das Stillen ist ein Prozess der Nähe, was ein Vater seinem Baby einfach nicht bieten kann. Scheinbar bleiben die Männer bei diesem Prozess außen vor. Doch wie wäre es an dieser Stelle, nicht die negativen Aspekte unruhiger Nächte und hormoneller Schwankungen für sich zu sehen, sondern vielmehr die positiven Veränderungen.

Geburt und Schwangerschaft bilden eine Phase, zu der eine Beziehung oder eine Verbindung zwischen den Eltern auf eine neue Ebene gehoben wird. Viele Ehepartner und Paare empfinden nach den ersten Durststrecken ihre eigene Beziehung viel intensiver und enger als je zuvor. Auf jeden Fall ist es ratsam, miteinander zu sprechen und nicht in die sterile Stelle und Unsicherheit zu verfallen. Auch die Papas sollten ihre Zeit mit ihrem Baby bekommen und diese für sich beanspruchen. Sprecht eben genau diese Aufteilung miteinander ab, damit es dann in der jeweiligen Situation nicht zum Streit kommt.

Bonding –  Beziehungspsychologie in der Praxis

Bonding ist eine Form der Bindungstheorie, die ihre Basis in der Entwicklungspsychologie hat. Hier geht es um eine intensive Verbindung zwischen Säuglingen und mehreren Personen. Im Vorteil ist dabei die Mutter, denn das Baby ist ja neun Monate in ihrem Bauch gewachsen. Es ist an erster Stelle mit ihren Bewegungen und ihrer Stimme vertraut.

Tatsächlich hat man sich in der Wissenschaft erst später mit der Bindung zwischen Eltern und Kind befasst und diese in den 50ern zum Thema gemacht. Die Wissenschaftler haben im Zuge ihrer Forschungen herausgefunden, dass der Wunsch nach Bindung ebenso intensiv und stark ausgebildet ist, wie der Wunsch nach Nahrung. Im Zeitalter der Verknüpfung der Wissenschaft und der Medizin miteinander sind neue Erkenntnisse hinzugekommen. Diese sprechen gerade dem ersten Lebensjahr eine enorme Bedeutung zu. Die Zeit soll sich auch auf die späteren Verhaltensweisen wie

  • die körperliche Nähe,
  • die Bildung von Vertrauen,
  • die Beziehungsfähigkeit und natürlich
  • die Bindung zu den Eltern hin reichen.

In den letzten Jahren hat sich ein Wandel der Vaterfigur vom einstigen Familienoberhaupt und Ernährer hin zum liebenden Elternteil vollzogen. So wünschen sich Papas, dass ihr Kind sie respektiert, liebt und sich immer vertrauensvoll an sie wendet.

Gerade wenn du das Gefühl hast, mein Baby ist mir fremd, solltest du unbedingt mehr Zeit mit der ganzen Familie verbringen und sich noch mehr den Herausforderungen stellen. Signalisiere deiner Partnerin, dass du einen Teil der Erziehungsarbeit übernehmen möchtest, um sie zu entlasten. Nur so findet ihr den Weg hin zu einer gleichberechtigten Elternschaft, von der beide profitieren.

Kinder, die besonders früh gelernt haben, ihre Väter intensiv zu lieben, haben später auch ein respektvolles und offenes Verhältnis zu den Eltern. Das Gefühl einer sicheren und treuen Bindung zahlt sich ein Leben lang aus. Umso wichtiger ist es, gemeinsam gerade in der Anfangszeit Energie in die Elternschaft zu stecken.

Die familiäre Tragik der Trennung vor der Schwangerschaft

Im Zeitalter der zunehmenden Scheidungen und Trennungen genießen Väter nicht immer das beste. Bei einer Trennung, die sich bereits vor der Geburt vollzogen hat, stehen beide vor einer enormen Herausforderung.  

Erziehungswissenschaftler und Forscher gehen so weit und bezeichnen die Trennung zu diesem Zeitpunkt als familiäre Tragik, die wenig später zu den ersten Problemen führt. So gibt es allein zwischen der Entwicklung der Söhne und der Vaterpräsenz direkte Verbindungen und Anknüpfungspunkte. Auch die Töchter brauchen ihren Vater als ein realistisches Männerbild, um sich daran festzuhalten und zu orientieren.

Familien, die alle Elternaufgaben gleichberechtigt aufteilen und sich gegenseitig genug Gelegenheit geben, um mit dem eigenen Weltlinie aufzubauen, werden ihre Beziehung und Partnerschaft auf eine neue Ebene heben. Für viele Väter ist es vollkommen normal, erst einmal mit der Situation überfordert zu sein und Gefühle zu haben wie mein Baby wird mir fremd. Job, eine nie enden wollende To-Do-Liste, der chaotischer Haushalt, die überforderte Mutter mit Hormonschwankungen und jede Menge neue Herausforderungen lassen nur wenig Zeit, um die eigene Bindung aufzubauen.

Dabei ist eine intensive Hingabe und vermehrte Zeit mit dem Baby im ersten Lebensjahr ein ausschlaggebender Faktor für eine spätere offene und treue Beziehung zwischen den Eltern und den Kindern.

 

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