Scheidungskinder, diese Spätfolgen sind zu erwarten!

Trennung der Familie

Jährlich scheiden sich in Deutschland mittlerweile rund 200.000 Ehepaare. Insgesamt gibt es ca. 15 Millionen Scheidungskinder. Die Verarbeitung einer Scheidung der Eltern stellt eine lebenslange Aufgabe für Dein Kind dar. Langzeitstudien zeigen die resultierenden Spätfolgen bei Scheidungskindern auf.

Dazu gehört nicht nur die große Angst, in eigenen Beziehungen zu scheitern. Mitunter leiden die betroffenen Personen auch unter depressiven Neigungen, weniger Selbstbewusstsein oder sogar gesundheitlichen Problemen.

Trennung der Familie
Trennung der Familie, Copyright: HiddenCatch bigstockphoto

Scheidungskinder – die Spätfolgen nach der elterlichen Trennung

  • Unmittelbar nach der Scheidung zeigen Kinder häufig Symptome wie Konzentrations- und Schlafstörungen, Bauch- und Kopfschmerzen.
  • Im Vorschulalter entwickeln sich Schuldgefühle, Schulkinder bilden Zorn auf ein Elternteil aus.
  • Bei Jugendlichen und Erwachsenen bleibt das Gefühl, sich als Kind falsch verhalten zu haben.
  • Zu den Spätfolgen bei Scheidungskindern zählt, dass sie sich davor fürchten, einen falschen Partner zu wählen.
  • Studien belegen eine erhöhte Infektionsanfälligkeit, falls sich die Eltern nach der Scheidung nicht vertragen.

Die Zahl der geschiedenen Ehen steigt kontinuierlich an. Etwa bei jeder dritten Eheschließung kommt es später zur Scheidung. Folglich nimmt die Anzahl der betroffenen Kinder gleichermaßen zu. Die familiären Stressfaktoren nach der Trennung der Eltern wirken sich vielfältig auf die Betroffenen aus. Dabei gilt es, zwischen den unmittelbaren Folgen und den Spätfolgen bei Scheidungskindern zu differenzieren. In den ersten Monaten nach der Scheidung zeigen sich die Auswirkungen besonders deutlich. Danach klingen die sichtbaren Folgen langsam ab. Dennoch bleibt die Scheidungserfahrung über das gesamte Leben erhalten und äußert sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

In die Statistik der Scheidungskinder gehen lediglich Minderjährige ein. Dabei steigt jedoch auch das Alter der Ehepartner bei der Scheidung an. Die Zahl der Scheidungen nach 26 oder mehr Jahren verdoppelte sich ungefähr in den letzten 20 Jahren. Dementsprechend gibt es ebenfalls eine hohe Zahl an Scheidungskindern, die diesen Status erst im Erwachsenenalter erlangen.

Auswirkungen der Scheidung auf Deine Kinder

In der ersten Zeit klagen Scheidungskinder vermehrt über psychosomatische Beschwerden, wenn sie nur noch bei Vater oder Mutter wohnen. Darunter fallen Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Unwohlsein, Erschöpfung oder Kopfschmerzen. Derartige Probleme treten bei 22 Prozent der Scheidungskinder auf. Bei Kindern einer intakten Familie liegt die Häufigkeit lediglich bei 13 Prozent. Tendenziell leiden Mädchen stärker unter der elterlichen Trennung.

Kinder, die die elterliche Scheidung bereits durchlebten, werden als Nachscheidungskinder bezeichnet. Die Trennung der Eltern hinterlässt erhebliche Spuren, die Verarbeitung nimmt viel Zeit in Anspruch. Mehrere Studien befassten sich mittlerweile in Langzeituntersuchungen mit den Spätfolgen bei Scheidungskindern.

Scheidungsfolgen in unterschiedlichen Lebensabschnitten

Eine der ersten detaillierten Forschungen zu dieser Thematik stammt aus den USA. Die Untersuchung umfasste 60 Ehepaare mit insgesamt 131 Kindern, deren Scheidung 1971 erfolgte. Das Alter der Kinder lag zum Zeitpunkt der Scheidung zwischen einem und 18 Jahren. Die Befragung der analysierten Personen erstreckte sich über einen Zeitraum von 15 Jahren.

Probleme vor und nach der Einschulung

Für Kinder stürzt mit der Scheidung die Struktur ein, die sie eigentlich bis ins Erwachsenenalter begleitet. Das wirkt sich auf deren Verhaltensweisen und Gefühlslage aus. Die sichtbaren Folgen variieren in Abhängigkeit vom Alter. Scheidungskinder im Vorschulalter leiden stark unter der Angst, dass sie auch der zweite Elternteil verlässt. Kinder im Schulalter entwickeln Schuldgefühle im Hinblick auf die erfahrene Scheidung. Das führt womöglich zu einem Abfall der schulischen Leistungen. Mitunter bildet sich das Pflichtgefühl aus, situationsabhängig für die Mutter oder den Vater Partei zu ergreifen. Dadurch entstehen innere Konflikte im Hinblick auf die Loyalität.

Neun- bis Zwölfjährige: Zorn gegen die Eltern

Kinder im Alter zwischen neun und zwölf Jahren entwickeln auffällig häufig Gefühle des Zorns. Das richtet sich oft gegen denjenigen Elternteil, der ihrer Ansicht nach die Schuld für die Scheidung trägt. Die Scheidungskinder neigen dazu, sich mit einem Elternteil zu verbünden. Dadurch erhoffen sie sich, den jeweils anderen zu kränken.

Scheidungskinder und Spätfolgen: die Auswirkungen bei Jugendlichen

Spätfolgen bei Scheidungskindern zeigen sich auch bei Jugendlichen. Selbst in diesem fortgeschrittenen Alter fällt es ihnen noch schwer, die Scheidung zu akzeptieren. Stattdessen leiden sie unter der Situation. Sie entwickeln Ängste davor, den Fehler ihrer Eltern bei der Partnersuche zu wiederholen. Das gilt auch für Scheidungskinder, die eigentlich den Eindruck einer guten Bewältigung erwecken. Insbesondere Mädchen leiden bei den ersten ernsten Liebesgefühlen unter plötzlichen Angstgefühlen. Sie fürchten sich davor, dass sie der Partner betrügt. Dagegen fällt es Jungen schwerer, die im Zuge der Scheidung entwickelten Aggressionen zu kontrollieren.

Lebenslange Verarbeitung – Folgen der Scheidung bei Erwachsenen

Im Erwachsenenalter hält das Leiden der Scheidungskinder an. Neben der Beziehungsangst bleibt das Schuldgefühl, im Kindesalter etwas falsch gemacht zu haben. Die Scheidungserfahrung kommt bei allen wichtigen Lebensentscheidungen wie der Berufs- oder Partnerwahl zum Tragen. Teilweise fällt es den Betroffenen schwerer, sich im Leben zurechtzufinden. Das kann sich in Ängsten, Anpassungsproblemen oder Depressionen äußern.

Studien belegen gesundheitliche Probleme

Jüngere Langzeitstudien zu den Spätfolgen bei Scheidungskindern signalisieren eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber bestimmten Krankheiten. Aktuelle Untersuchungen belegen, dass erwachsene Scheidungskinder häufiger Allergien entwickeln. Außerdem zeigt sich bei ihnen ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte sowie für grippale Infekte. Die auf die Scheidung zurückzuführenden Beeinträchtigungen des Immunsystems halten lebenslang an.

Mehrere Studien belegen, dass die elterliche Trennung das Immunsystem vorbelastet. Das trifft jedoch nicht auf alle Scheidungskinder zu. Als einer der ausschlaggebenden Faktoren gilt das Verhältnis zwischen Vater und Mutter. Die Tatsache, ob die Eltern nach der Scheidung noch miteinander reden, wirkt sich auf die drohenden Spätfolgen aus. Eine Forschung der Carnegie Mellon University unterzog die Studienteilnehmer einem Infektionstest während sechstägiger Quarantäne. Die Forscher verabreichten einen Erkältungsvirus und analysierten, ob und in welcher Intensität sich die Krankheit äußert. Die Gruppe der Scheidungskinder, bei der sich die Eltern nach der Trennung nicht mehr verstanden, waren dreimal so anfällig für die Infektion.

Möglicherweise lässt sich die Entdeckung darauf zurückführen, dass das Blut der Betroffenen mehr entzündungsfördernde Botenstoffe enthielt.

Spätfolgen bei Kindern vermeiden

Ausgehend von den erläuterten Spätfolgen bei Scheidungskindern stellt sich bei Dir vermutlich die Frage nach dem angemessenen Umgang im Scheidungsfall. Hier liefert eine Studie aus den 90er-Jahren eines Kölner Professors die gewünschten Antworten. Die Untersuchung belegt die besonders einprägsame Phase unmittelbar nach der elterlichen Trennung. Auf lange Sicht geht es den Betroffenen besser, wenn sich die Eltern kooperativ verhalten und Streitsituationen aus dem Weg gehen. Außerdem spielt es eine Rolle, ob es in der Familie erneut intakte Beziehungen gibt. Mehrheitlich leben Kinder nach der Scheidung bei der Mutter. Es beeinflusst und prägt das Kind, inwiefern die Mutter wieder eine Beziehung zu einer anderen Person entwickelt.

Insgesamt belegen die Studien gewisse Auffälligkeiten im Vergleich zwischen Scheidungskindern und Nichtscheidungskindern. Dennoch führt eine Scheidung nicht zwangsläufig zu einem unglücklichen oder womöglich gescheiterten Leben Deiner Kinder. Die Kombination vielfältiger Faktoren wirkt sich auf die Spätfolgen der Scheidungskinder und deren weiteren Leben aus. Dazu gehören die eigene Persönlichkeit, das Umfeld und der Umgang mit der Situation.

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Quellen:

  1. https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/scheidungskinder-infektioese-spaetfolgen/
  2. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/scheidungskinder-das-sind-wunden-die-hat-man-11597133.html
  3. https://www.deutschlandfunkkultur.de/wenn-scheidungskinder-erwachsen-sind-meine-groesste-angst.976.de.html?dram:article_id=397319
  4. https://www.welt.de/print-wams/article123607/Die-Leiden-der-Scheidungskinder.html
  5. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496707.html
  6. https://www.abendblatt.de/vermischtes/article212639849/Die-Leiden-der-Scheidungskinder-bleiben-ein-Leben-lang.html
  7. https://www.urbia.de/magazin/familienleben/trennung-und-scheidung/worunter-scheidungskinder-leiden
  8. https://www.sueddeutsche.de/leben/familie-fuer-junge-erwachsene-ist-die-scheidung-der-eltern-am-schlimmsten-1.2847000
  9. https://www.relationshipwith.me/wenn-scheidungskinder-erwachsen-werden-part-1/
  10. https://www.trennungsfaq.de/kinder/scheidungskinder/#erleiden-scheidungskinder-spaetfolgen
  11. https://www.berlin.de/special/familien/3150679-2864562-scheidung-der-eltern-welche-folgen-hat-s.html
  12. http://www.kinder-und-wuerde.de/trennung-und-scheidung-teil-3-gibt-es-langfristige-folgen-fuer-kinder-und-jugendliche-von-eltern-die-sich-getrennt-haben/