Einschlafen mit Papa: Babyschlaf- und SOS Tipps von Tanja Schierlinger

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Tanja Schierlinger

Die Geburt eines Babys weckt Emotionen in den Eltern, die kaum zu beschreiben sind. Die lange Vorfreude auf das kleine Wunder wird plötzlich Realität und das Abenteuer „Familie“ beginnt. Mit vielen Höhen, aber auch Tiefpunkten – der Alltag kehrt ein und neue, bisher nicht gekannte Herausforderungen werden sichtbar.

Ein großes Thema für viele Eltern ist dabei der Babyschlaf. Dauerhafter Schlafentzug kann bei den Eltern zu mentalen und körperlichen Beeinträchtigungen führen. Um den Babyschlaf und die Möglichkeiten ihn positiv zu beeinflussen zu verstehen, sollte man zunächst den Blick auf die Entwicklung des Babys legen. Wir haben die Babyschlafexpertin Tanja Schierlinger von SleepingLittlePanda gefragt wie Väter beim Babyschlaf unterstützen können:

Tanja Schierlinger

Wie sieht der Babyschlaf in den ersten drei Lebensmonaten aus?

Ein Baby braucht in den ersten Monaten sehr viel Zeit, um auf der Welt anzukommen. Der Unterschied könnte für Säuglinge nicht größer sein: aus der geschützten, warmen Fruchtblase mit dem ständigen Gefühl des „floatens“ und sanften, schaukelnden Bewegungen und dem kontinuierlichen Rauschen des Blutes der Mutter, hin zu hellem Licht, lauten Geräuschen, wechselnden Temperaturen und viel mehr Bewegungsfreiheit. Das kann für so ein kleines Baby schnell beängstigend wirken.

Umso wichtiger ist es, dass wir den Start so sanft wie möglich gestalten: wir können die gewohnte Umgebung zumindest teilweise nachahmen. Wenn wir unser Baby viel am Körper tragen, spürt es die schaukelnden Bewegungen und wird durch unseren Körper gewärmt. Es hört unseren Herzschlag und spürt wieder die bekannte „Enge“.

Genauso wichtig sind ausgiebige Kuscheleinheiten mit Mama und Papa ganz ohne Kleidung – also Haut auf Haut. Das stärkt die Bindung und erhöht das Wohlbefinden des Babys. Neben den häufigen Still- oder Flaschenmahlzeiten, die ein Neugeborenes braucht, um sich zu entwickeln, benötigen Babys oftmals viel Unterstützung der Eltern, um in den Schlaf zu finden.

Babys schlafen in den ersten drei Lebensmonaten noch mehr nach dem Zufallsprinzip. Dabei sind kurze Schläfchen genauso in Ordnung wie lange, ausgiebige Erholungsphasen. Der Gesamtschlafbedarf liegt bei ca. 14-18 Stunden, die Verteilung auf Tag- und Nachtschlaf folgt dabei keiner festen Regel! Macht Euch also keine Sorgen, wenn Euer Schatz nachts hellwach ist und tagsüber vermehrt schläft. Ihr könnt das in diesem Alter nicht in die ein oder andere Richtung lenken.

Was passierrt bei der ersten Schlafveränderung um den vierten und fünften Lebensmonat?

Ganz egal wie „gut“ oder „schlecht“ ein Baby in den ersten drei Lebensmonaten geschlafen hat, der vierte Monat bringt meist eine Veränderung, die oftmals von den Eltern als sehr anstrengend empfunden wird. Das Schlafverhalten des Babys beginnt jetzt langsam dem eines Erwachsenen zu ähneln. Der Schlaf wird zyklisch, das heißt es entwickelt sich eine ganz bestimmte Abfolge von Schlafphasen. Ein Schlafzyklus hat dabei eine Länge von ca. 30-45 Minuten im ersten Lebensjahr. Am Ende von jedem Schlafzyklus kommt ein Baby in den sogenannten „unvollständigen Wachzustand“. Hier wird automatisch ein „Sicherheitscheck“ durchgeführt und das Baby prüft mit allen Sinnen – meist noch mit geschlossenen Augen – ob es sich sicher und geborgen fühlt. Meist ist dies der Fall, wenn die Aufwachsituation der (im Gehirn geprägten) Einschlafsituation entspricht.

Kleine Veränderungen oder Geräusche können dabei zu Verunsicherung führen und das Baby schafft es dann vielleicht nicht, die Schlafzyklen ohne Unterstützung zu verbinden. Das ist auch völlig in Ordnung, denn Babys brauchen anfangs viel Co-Regulation durch ihre Bindungspersonen. Somit erklärt sich, warum viele Babys in dieser Phase nur kurze Schläfchen halten und auch nachts häufig erwachen.

Warum haben Babys in diesem Alter nicht die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren?

Diese Veränderungsphase (auch Regression genannt) ist wichtig und ganz normal. Sie dauert zwischen 4 und 8 Wochen, die Länge ist sehr individuell. Auch das Einschlafen kann in dieser Zeit länger dauern und häufig mit Weinen verbunden sein. So schwer das auch ist: man sollte dennoch versuchen, möglichst entspannt in die Einschlafsituation zu gehen. Es ist dabei völlig in Ordnung, wenn man das Baby nicht sofort beruhigen kann – das wichtigste ist, dass man dem Baby Sicherheit vermittelt. In dieser Zeit lernen sie zusätzlich den Unterschied zwischen Tag und Nacht kennen, der Nachtschlaf gewinnt also immer mehr an Bedeutung.

Was können wir als Väter tun, um dem Baby in dieser Zeit zu helfen?

  • Eltern sollte langsam damit beginnen, Rituale zu etablieren. Diese schaffen einen Rahmen, geben Sicherheit und machen die Schläfchen und den Alltag vorhersehbar. Eine feste Schlafroutine gibt dem Baby sehr viel Halt. Immer wiederkehrende Elemente helfen einem Kind in den ersten zwei bis drei Lebensjahren dabei, schneller zu entspannen und einzuschlafen.
  • Die Tagschläfchen im Bett können positiv beeinflusst werden, indem der Raum bereits zum Start des Schlafrituals abgedunkelt wird. Das fördert die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Auch zur Vorbereitung auf den Abendschlaf macht ein frühzeitiges Abdunkeln der Räume Sinn. Der Körper braucht gerade tagsüber ein wenig Vorlauf, um das Schlafhormon zu produzieren.
  • Die altersentsprechenden, passenden Wachzeiten zwischen den Schläfchen sollten beachtet werden. Hier solltet man primär auf die Müdigkeitsanzeichen des Babys schauen. Wenn diese nicht eindeutig sind, helfen die altersentsprechenden Richtwerte als Orientierung.

Lesetipps:

Auch der Gesamtschlafbedarf eines Babys sollte gedeckt sein, um Übermüdung zu vermeiden und den richtigen Schlafdruck für die Nacht aufzubauen.  Hier kann folgende Übersicht nach Alter eine Orientierungshilfe sein:

  1. Schlafbedarf Baby und Kleinkind
  2. Altersentsprechende Wachzeiten
  3. Werde Schlafexperte für Dein Baby – Video-Kurs

Warum manchmal einschlafen mit Papa entspannter ist?

Bei einigen Familien klappt das Einschlafen mit Papa in den ersten Lebensmonaten problemlos, bei anderen wird nur die Mama akzeptiert. Hier sollte man Verständnis aufbringen und das Baby auf der Welt ankommen lassen. Wenn das Einschlafen bei Papa nicht klappt, hat das keineswegs etwas damit zu tun, dass die Bindung nicht vorhanden ist.

SOS Tipps für Papas

  • Tragen ist das Stillen der Väter – also einfach immer wieder ausprobieren
  • Bindungstank füllen – wenn man tagsüber immer wieder Quality Time mit dem Baby verbringt, so wird die Beziehung gestärkt und das Einschlafen kann besser funktionieren
  • Weinen beim Einschlafen ist kein Grund zur Sorge. Babytränen können schnell verunsichern. Dennoch ist es normal, dass Babys in bestimmten Situationen vor dem Einschlafen weinen, um Stress abzubauen und entspannen zu können. Auch eine veränderte Situation mit Papa kann dazu führen, dass das Einschlafen mit Weinen verbunden ist. Wichtig: wenn das Weinen nur einige Minuten andauert aber das Kind dabei aktiv begleitet wird durch Tragen oder Kuscheln, wird das Baby davon keinen Schaden tragen.
  • Nicht aufgeben – phasenweise kann es schwierig sein und man sollte natürlich nichts erzwingen. Aber dran bleiben lohnt sich!

Über die Autorin:

Tanja Schierlinger ist Mama eines 3-jährigen Sohnes und lebt in München. Sie ist Babyschlafexpertin und hilft Eltern dabei, ihre individuelle Schlafsituation sanft und bindungsorientiert zu verbessern – ohne Schreien lassen und ganz ohne Druck oder Zwang. Dabei stehen die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Fokus. Ihr Online-Videokurs, den man 6 Monaten lang streamen kann, hat schon über 500 Familien zu einer entspannteren Schlafsituation verholfen:

Auf ihrem Instagram Profil @sleepinglittlepanda_babyschlaf teilt Tanja darüber hinaus täglich kostenlose Babyschlaftipps und beantwortet Fragen aus der Community,

Kontakt:

Tanja Schierlinger
Inhaberin von SleepingLittlePanda
Homepage: www.sleepinglittlepanda.de

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