Schönheits-OP oder Schutz der Seele: Müssen abstehende Ohren beim Kind angelegt werden? Dein Baby lacht Dich an und Du fragst Dich, wie Du an der Entstehung dieses wundervollen Wesens beteiligt sein kannst. Es kommt Dir vollkommen perfekt vor und sogar die abstehenden kleinen Ohren findest Du süß.
Allerdings häufen sich in letzter Zeit die Kommentare von Großeltern und Freunden. Sie fragen sich, ob Dein Kind mit seinen „Segelohren“ schon im Kindergarten zum Mobbingopfer wird und Du bist Dir nicht sicher, welcher Weg hier sinnvoll ist. Müssen abstehende Ohren angelegt werden und ist dazu eine Operation notwendig?
5 Fakten zum Ohren anlegen:
- Abstehende Ohren haben keinen körperlichen Krankheitswert.
- Meist haben betroffene Kinder ihre Segelohren geerbt.
- Eine Operation ist die einzige Möglichkeit, Ohren dauerhaft anzulegen.
- Die meisten Kinder werden in einem Alter zwischen vier und 14 Jahren von einem HNO-Arzt operiert.
- Hänseln und Mobbing aufgrund ihrer abstehenden Ohren kann Kinder auf Dauer psychisch krank machen.
Müssen abstehende Ohren angelegt werden?
Sogenannte Segelohren sind nur ein kosmetisches Problem und müssen daher nicht unbedingt operativ korrigiert werden. Sie beeinträchtigen die Funktion der Ohren nicht. Trotzdem können sie bei einigen Kindern psychische Probleme durch Hänseleien und ein vermindertes Selbstwertgefühl verursachen.
Warum manche Ohren bei Kindern abstehen
Extrem weit abstehende Ohren sind angeboren oder entstehen in seltenen Fällen durch eine massive Verletzung der Ohrmuschel. Von den Eltern vererbte Segelohren fallen schon bei Säuglingen auf.
HNO-Ärzte definieren Segelohren als eine Fehlbildung der Ohrmuschel mit einem Abstand vom Kopf von über zwei Zentimetern oder einem Abstandswinkel der Ohrmuschel von über 30 Grad.
Ursächlich ist eine zu kleine Hauptfalte (Anthelix) an den betroffenen Ohren oder eine zu große Ohrmuschel. Bei einigen Kindern liegen auch beide Merkmale vor.
Ohren anlegen – Operation gegen Hänselleien und Depressionen
Auch abstehende Ohren funktionieren einwandfrei, aber schon in der Grundschule kann Dein Kind Opfer von Hänseleien oder sogar Mobbing werden, wenn seine Ohren extrem auffallen. Wie kommt es damit zurecht?
Liegen die Ohren bei Euch in der Familie und niemand hat ein Problem damit? Oder versteckt sich Deine Tochter oder Dein Sohn, leidet unter ihren Ohren und zeigt sogar Anzeichen für eine reaktive Depression?
Sprich mit Eurem Kinderarzt, wenn Du unsicher bist, und vereinbare einen Beratungstermin bei einem HNO-Arzt. Zusammen mit Deinem Kind und dem Spezialisten entscheidest Du dann, ob eine Operation zum Anlegen der Ohren in Eurem ganz speziellen Fall der richtige Weg ist.
Wie der HNO-Arzt abstehende Ohren anlegen kann
Eine Operation der abstehenden Ohren aus ästhetischen Gründen empfehlen HNO-Ärzte meist im Vorschulalter.
Der Knorpel wird fest und Du kannst mit Deinem Kind darüber sprechen, ob es die Operation überhaupt möchte. Ist die Behandlung sein eigener Wunsch, verläuft die Nachbehandlung mit weniger Komplikationen.
Die Operation selbst erfolgt unter Vollnarkose oder sogar ambulant unter örtlicher Betäubung, je nachdem wie verständig und kooperativ Dein Kind schon ist. Im Rahmen der sogenannten Otopexie (OP zum Anlegen der Ohren) nimmt der Operateur auf der Rückseite der Ohrmuschel etwas Knorpel weg, klappt das Ohr dann weiter nach hinten und vernäht die Falte. Du kannst mit einer Operationsdauer von circa einer Stunde rechnen. Ein enger Verband schützt die Ohren im Anschluss für circa 14 Tage.
Ohren anlegen, und wer übernimt die Kosten
Die Operation zum Anlegen der Ohren ist die einzige Methode, die gegen abstehende Ohren hilft. Verbände um den Kopf bei Babys oder Kleinkindern sind zu diesem Zweck nicht sinnvoll. Bei Kinder unter 14 Jahren besteht eine gute Chance, dass Eure Krankenkasse die Operationskosten übernimmt. Erkundige Dich nach dem ersten Beratungsgespräch bei einem erfahrenen HNO-Arzt auf jeden Fall bei Eurer Versicherung.
Quellenangaben:
- Dietrich Schweinitz, Benno Ure; Kinderchirurgie: Viszerale und allgemeine Chirurgie des Kindesalters; Springer Verlag, Heidelberg 2013
- Olaf Arndt; Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie; Georg Thieme Verlag; Stuttgart 2010