Wir zeigen was Eltern bei einem entzündeten Bauchnabel bei ihrem Neugeborenen oder Baby beachten müssen und tun können haben mit der Kinderärztin Jessica Kilonzo darüber gesprochen, welche Schritte Eltern jetzt unternehmen können um der Entzündung entgegenzuwirken.
Neugeborene sind lange nicht so zerbrechlich wie Du vielleicht denkst. Eltern verbringen die ersten Wochen und Monate mit ihrem Kind damit, das herauszufinden. Eine Gefahr geht für Babys aber von Bakterien aus. Ihr Immunsystem ist noch lange nicht ausgereift und der sogenannte Nestschutz, Antikörper, die Neugeborene von ihrer Mutter bekommen haben, wirkt auch nur bedingt.


J. Kilonzo, Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin
Bauchnabel Entzündung, Symptome und Ursachen
Besonders bei Neugeborenen und Babys: Eine typische Eintrittspforte für Keime ist zu Beginn des Lebens ein entzündeter Bauchnabel. Über den abgeklemmten Stumpf der Nabelschnur können Bakterien direkt in den Blutstrom des Neugeborenen gelangen und eine Blutvergiftung auslösen. Eine antibiotische Behandlung hilft Deinem Kind, wieder gesund zu werden.
Fünf Fakten zum Thema entzündeter Bauchnabel beim Kind
- Im Neugeborenenalter tritt ein entzündeter Bauchnabelstumpf typischerweise auf.
- Eine Bauchnabelentzündung wird meist von Bakterien verursacht.
- Unbehandelt kann ein entzündeter Bauchnabel bei einem Neugeborenen zu einer Blutvergiftung führen.
- Der Kinderarzt behandelt eine Bauchnabelentzündung mit Antibiotika.
- Durch eine sorgfältige Nabelpflege kannst Du das Risiko für einen entzündeten Bauchnabel bei Deinem Kind deutlich senken.
Was sagt der Kinderarzt zum entzündeten Bauchnabel beim Neugeborenen
Fällt Dir in den ersten Lebenstagen Deines Neugeborenen ein geröteter Nabelstumpf auf, frage bitte Eure Hebamme oder gleich den Kinderarzt um Rat. Sind zusätzlich Bläschen oder Pusteln zu sehen, in Kombination mit einem schmierigen, eitrigen Belag des Nabels, besteht der dringende Verdacht auf eine Bauchnabelentzündung oder Omphalitis.
Fand die Entbindung Deines Kindes im Krankenhaus statt, verbunden mit einem mehrtägigen stationären Aufenthalt, ist wahrscheinlich eine Schmierinfektion mit Krankenhauskeimen (verschiedene Staphylokokken zum Beispiel) die Ursache. Neugeborene, die nach einer ambulanten Geburt in der Klinik oder im Geburtshaus erkranken oder gleich zu Hause auf die Welt gekommen sind, infizieren sich meist mit dem Bakterium Staphylokokkus aureus, das sich auf der Haut der Eltern oder in ihren Haaren aufhalten kann.
Wie häufig ein entzündeter Bauchnabel auftritt
In Deutschland stehen Hebammen und Kinderärzte neu gebackenen Eltern zur Seite. Du lernst gleich nach der Geburt, wie Du den Nabel saubermachen kannst und so eine Infektion vermeidest. Eure Hebamme schaut jeden Tag nach dem Nabelstumpf und reagiert beim kleinsten Verdacht auf ein Problem sofort. Aus diesen Gründen erkranken in Deutschland weniger als ein Prozent der Neugeborenen an einer Bauchnabelentzündung.
Die betroffenen Babys erhalten eine antibiotische Therapie in einer Kinderklinik und genesen meist schnell wieder. In Entwicklungsländern sieht die Situation leider anders aus. Aufgrund schlechter hygienischer Verhältnisse führt der entzündete Bauchnabel bei zahlreichen Neugeborenen zu einer Blutvergiftung (Sepsis) und dann zum Tod, wenn die Erkrankung zu spät erkannt und behandelt wird.
Wie der Bauchnabel bei Deinem Kind entsteht
Während der Schwangerschaft ist die Nabelschnur die wichtigste Verbindung zwischen Mutter und Kind. Über den Mutterkuchen erhält Dein Baby Sauerstoff und alle Nährstoffe. Nach der Entbindung klemmt das geburtshilfliche Team die Nabelschnur ab und durchtrennt sie steril.
Mehrere Blutgefäße treffen am Bauchnabel aufeinander. Auf diesem Weg können Krankheitskeime in den Körper des Neugeborenen eindringen. Ist Dein Kind abgenabelt, trocknet der Stumpf der Nabelschnur ein und fällt in den ersten zwei Lebenswochen ab. Eine leichte Rötung des Nabels zu dieser Zeit kann durch eine leichte Entzündungsreaktion bedingt sein, die durch die Abtrennung des Nabelschnurrests entsteht.
Mit welchen Symptomen ein entzündeter Bauchnabel einhergeht
Sind im Rahmen einer Schmierinfektion Bakterien in den Nabel Deines Neugeborenen eingedrungen, können die ersten Symptome drei Tage bis drei Wochen später folgen. Ein entzündeter Bauchnabel äußert sich meist durch
- eine deutliche ringförmige Rötung um den Nabel,
- ein unangenehm riechendes, eitriges Sekret, das aus dem Nabel hervortritt,
- eine Schwellung der Nabelgegend sowie
- Schmerzen bei Berührung.
Im weiteren Verlauf der unbehandelten Erkrankung siehst Du Bläschen, Pickel und kleine Einblutungen in die Haut um den Bauchnabel herum. Im Fall einer fortgeschrittenen Bauchnabelentzündung kann es zu einer Blutvergiftung kommen. Der Kinderarzt spricht von einer Sepsis. Typische Symptome sind:
- Fieber oder Untertemperatur
- eine Trinkschwäche
- zunehmende Schläfrigkeit
- ein schneller Puls
- ein niedriger Blutdruck
- eine unregelmäßige Atmung
Jetzt hilft nur eine intensivmedizinische Betreuung in einer Kinderklinik und die intravenöse Behandlung des kleinen Patienten mit einer Kombination verschiedener Antibiotika. Komplikationen können bei schweren Verläufen auftreten.
Dann entzündet sich das Gewebe um den Bauchnabel herum ebenfalls, bis zu den Faszien, dem Bindegewebe, das die Bauchmuskeln umhüllt. Bis zum Bauchfell und der Leber kann sich die Bauchnabelentzündung so ausdehnen.
Ein entzündeter Bauchnabel: Welches Kind am ehesten betroffen ist
Kinderärzte haben spezielle Risikofaktoren beobachtet, wenn es um einen entzündeten Bauchnabel geht. Frühgeborene Kinder und Neugeborene mit einem geringen Geburtsgewicht sind besonders häufig betroffen. Auch angeborene Fehlbildungen der Bauchwand um den Nabel herum sowie die Anlage eines Nabelkatheters auf der Intensivstation steigern das Risiko für eine Nabelinfektion. Ein entzündeter Bauchnabel liegt überdurchschnittlich häufig bei Kindern mit angeborenen Abwehrschwächen vor.
Was der Kinderarzt bei einem entzündeten Bauchnabel tut:
Der Kinderarzt erkennt schon alleine beim Betrachten des entzündeten Bauchnabels, was das Problem ist. Bei Bedarf fertigt er mit einem sterilen Watteträger einen Abstrich an und lässt im Labor die vorhandenen Keime bestimmen. Macht das Baby einen kranken Eindruck, weist der Mediziner es wahrscheinlich in eine Kinderklinik ein.
Dort erfolgt eine Blutentnahme, um die Entzündungszeichen im Blut zu bestimmen und eine Blutkultur anzulegen. In der Kultur können die Ärzte später sehen, ob Bakterien bereits ins Blut vorgedrungen sind. Bei Bedarf untersucht der behandelnde Kinderarzt den Bauch des Patienten mit Ultraschall oder per Computertomografie, um eine Ausbreitung der Nabelentzündung festzustellen.
Entzündeter Bauchnabel Behandlung
Es folgt rasch die Behandlung
Bestätigt sich der Verdacht auf eine Omphalitis, beginnen die Ärzte rasch die antibiotische Therapie über die Vene. Dein Kind wird gut überwacht und erhält bei Bedarf zusätzlich Flüssigkeit als Infusionstherapie. Stirbt bereits Gewebe um den Bauchnabel herum ab, begrenzen Chirurgen die Ausbreitung der Erkrankung operativ.
Wie pflege ich den Nabel meines Neugeborenen richtig?
Die Hebamme wird Dir nach der Geburt zeigen, wie Du mit dem Nabel richtig umgehst. Am besten fasst Du ihn nie mit bloßen Händen an. Zum Säubern mit desinfizierender Lösung kannst Du Wattestäbchen benutzen. Halte den Nabel ansonsten trocken und schließe die Windel immer fest unterhalb des Nabels, um ein Verschmieren von Stuhlgang zu vermeiden.
Eine trockene, saubere Mullkompresse, die Du längs zusammenfaltest und nahe am Bauch um den Nabel knotest, schützt ebenfalls vor Schmutz. Ist der Nabel abgefallen, kannst Du Dich entspannen. Die kleine Wunde ist dann rasch abgeheilt. Zu Deiner Beruhigung sei noch einmal gesagt, dass ein ernsthaft entzündeter Bauchnabel in Deutschland nur sehr selten auftritt.
Quellen und Literatur:
- Thomas Baumann, Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015
- Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
- Schönau et.al., Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie, Urban & Fischer München, 2005