So entwickeln sich Mädchen ohne Vater »

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der Entwicklung von Mädchen ohne Vaterfigur
Entwicklung von Mädchen ohne Vaterfigur -Copyright: iuricazac bigstockphoto

Zu einem gesunden Heranwachsen eines Kindes gehören immer beide Elternteile. Vater und Mutter sind gemeinsam als Eltern für das Kind da, tragen aber auch jeder seinen individuellen Teil zur Entwicklung und Erziehung bei. Wenn der Vater fehlt, bricht damit ein wichtiger Orientierungspunkt in der Entwicklung von Mädchen weg. Die Vaterlosigkeit belastet nicht nur das Leben als Kind, die Folgen reichen meist bis in das Erwachsenenalter.

der Entwicklung von Mädchen ohne Vaterfigur
Entwicklung von Mädchen ohne Vaterfigur -Copyright: iuricazac bigstockphoto

Die Entwicklung von Mädchen ohne väterliche Bezugsperson

  1. Während bis zu den 60er Jahren Kindererziehung und Fürsorge die Aufgabe der Mütter war, ist man sich heute einig, dass es für eine gesunde Entwicklung beide Elternteile braucht.
  2. Männer und Frauen verhalten sich ihrem Kind gegenüber intuitiv anders, das ist von der Natur so gewollt. Somit ergänzen sich beide Elternteile optimal.
  3. Wenn der Vater fehlt, fällt es den Töchtern oftmals schwer sich von ihren Müttern zu lösen oder sie suchen die männliche Bestätigung später in der Partnerschaft.
  4. Der Vater nimmt im Leben des Mädchens einen wichtigen Orientierungspunkt ein und hilft ihm dabei, sich in seiner weiblichen Rolle zurechtzufinden.
  5. In der Situation, dass der Vater fehlt, ist es wichtig ein starkes (männliches) soziales Umfeld zu schaffen, welches die Vaterlosigkeit auffangen kann.Wenn der Vater fehlt – Mögliche Folgen für die Entwicklung von Mädchen ohne Vaterfigur

Männer verhalten sich im Gegensatz zu den Frauen anderes ihren Nachwuchs gegenüber und das ist sehr wichtig. So kann das Kind von beiden Seiten profitieren und die Eltern ergänzen sich gegenseitig.

Etwa ab dem neunten Monat lernt das Kind, sich durch den Vater ein Stück weit von der Mutter zu lösen. Indem der Mann das Kind liebevoll empfängt, gestaltet er ihm die Loslösung etwas leichter.

Es erfährt, in diesem Prozess, dass es auch einem anderen Menschen vertrauen kann. Dadurch „geht es weg“ von der Mutter und beginnt die Welt zu erkunden und seiner Neugier nachzugehen.

Während die Mütter dem natürlicherweise eher kritisch und ängstlich gegenüberstehen, fordern die Väter die Kinder mehr heraus. Sie ermuntern den Nachwuchs zu Aktivität und Abenteuer, obgleich die Mutter mehr für den emotionalen Halt, die Fürsorge und die sprachliche Entwicklung zuständig ist.

Laut Erziehungsexperten sind die Väter auch mehr für die Vermittlung gesellschaftlicher Normsysteme zuständig, während die Mutter eher den „sicheren Hafen“ darstellt.

Beide Elternteile ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Hauptschwerpunkten in der Erziehung perfekt. Natürlich können die Grenzen hier verschwimmen, dem Vater sind Sicherheit und Fürsorge selbstverständlich ebenso wichtig. Es sind mehr die individuellen Feinheiten, die jeder mit in die Erziehung bringt.

Männliche Eigenschaften spielen für die Entwicklung von Mädchen ohne Vater eine tragende Rolle.

Natürlich muss man vorsichtig mit der Behauptung sein, dass Töchter von alleinerziehenden Müttern prinzipiell benachteiligt oder gar geschädigt sind. Nicht zwangsläufig ergibt sich aus einer weiblich dominierten Erziehung auch ein tatsächlicher Leidensdruck.

Das ist von dem jeweiligen Kind, der Qualität der Mutter-Kind-Beziehung sowie dem restlichen (männlichen) Umfeld durch Großväter, Onkels usw. abhängig.

Gleichzeitig darf man das Thema Vaterlosigkeit bei Mädchen aber auch nicht herunterspielen, denn die möglichen Folgen sind nicht zu unterschätzen.

Der Vater wird von der Tochter oftmals zum Beschützer degradiert. Das ist höchstwahrscheinlich seiner Eigenschaft als Mann geschuldet, natürlicherweise trauen wir diese Rolle einem Mann eher zu als einer Frau.

Fehlt dieses Sicherheitsgefühl beziehungsweise die starke Schulter zum Anlehnen, kann sich daraus eine unsichere und ängstliche Persönlichkeit entwickeln. Es kann aber auch das komplette Gegenteil eintreten, und aus dem Mädchen wird eine starke und selbstbewusste Frau, die sich gut durchsetzen weiß.

Nicht selten können Frauen mit dieser Persönlichkeitsstruktur keine Hilfe annehmen und haben das Gefühl, sich immer und überall alleine durchbeißen zu müssen.

In ihrer Kindheit fehlte dem Mädchen ohne Vater der starke Beschützer, also verlässt sich die erwachsene Frau lieber auf sich selbst.

Auch in der Entwicklung von Mädchen ohne Vater kommt es zu Phasen, wo die körperlichen Aspekte und Grenzen durch Toben, kindlichen Kämpfen und Rangeln ausgelebt werden müssen.

Dieser Entwicklungspunkt findet bei Mädchen und Jungen gleichermaßen statt und muss ausgelebt werden, wofür meistens der männliche Elternteil zuständig ist. Mädchen kampeln sich untereinander seltener als Jungen, sie tragen ihre Raufereien eher mit dem Vater aus.

Das dient vor allem dazu, Erfahrungen mit körperlicher Nähe und Distanz zu sammeln, außerdem werden der Umgang mit den eigenen Grenzen und das Verständnis über die Folgen des eigenen Handelns geübt.

Vor allem für das eigene Körperbewusstsein ist es wichtig, diesen Weg zu gehen. Wenn das nicht passiert, weil der Vater fehlt, kann es zu Unsicherheiten oder gar einer ablehnenden Haltung dem eigenen Körper gegenüber kommen.

Der Vater prägt in der Entwicklung von Mädchen das spätere Männerbild

Während Jungs sich mit ihrem Vater zeigen, ihn als Vorbild sehen und dadurch in ihre Rolle als Mann finden, gehört es zur Entwicklung von Mädchen dazu, dass sie ihre Partnervorstellungen über den Vater definieren. Indem sie beobachten, wie er sich als Liebespartner gegenüber der Mutter verhält, entwickeln sie darüber ein Verständnis von Liebe und Partnerschaft. Wenn der Vater fehlt, kann dieser wichtige Lernprozess kaum stattfinden.

Auch für die Verankerung der sexuellen Identität ist der männliche Erziehungsteil relevant. Das Mädchen lernt sich gegenüber dem anderen Geschlecht klar abzugrenzen. Indem es merkt, was an ihr alles „anders“ ist, kann es leichter in ihre Rolle als weibliches Wesen finden. Fehlt der Vater in der Kindheit, kann daraus ein unsicherer oder gar unterwürfiger Umgang mit Männern folgen.

Nicht selten verharren sie in einem Teil ihrer Persönlichkeit in der „Klein-Mädchen-Rolle“. Sie suchen im Partner die Väterlichkeit, welche ihnen im Kindesalter verwehrt geblieben ist. Möglich ist auch, dass sie sich eine bildlich gesehene Rüstung anziehen und sich vor anderen Menschen verschließen. Sie lassen niemanden an sich heran und holen sich ihre Anerkennung durch Leistung und übermäßigen Ehrgeiz.

Vaterlose Mädchen neigen mitunter dazu, sich die Bestätigung der Männer später durch andere Wege einzuholen.

Dazu gehören:

  • frühzeitige sexuelle Kontakte im Jugendalter,
  • häufig wechselnde Sexualpartner im Erwachsenenalter,
  • typisch jugendliche Bestätigungsrituale (Alkohol- und Drogenkonsum, Cliquenzugehörigkeit etc.) oder
  • die Neigung sich an eine männliche Bezugsperson (meist den Partner) zu klammern.

Kann der abwesende Vater im Leben und in der Entwicklung von Mädchen ersetzt werden?

Wenn der Vater fehlt, gibt es keinen hundertprozentigen Ersatz für ihn. Dennoch können ein neuer Partner oder andere enge männliche Bezugspersonen einen guten Teil der Lücke im Familiensystem schließen. Voraussetzung ist natürlich, dass ein regelmäßiger Kontakt stattfindet.

Wo bleibt die männliche Liebe bei der Entwicklung von Mädchen ohne Vaterfigur

Ein wichtiger Teil wird aber immer fehlen: Die Liebe des leiblichen Vaters, die sich wohl jedes Mädchen wünscht.

Doch auch hier muss man differenzieren:

Es ist ein Unterschied, ob der Vater bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter aus dem Leben des Kindes verschwindet oder ob die Eltern sich später trennen und eine Vater-Tochter-Ferienbeziehung stattfindet. Im ersten Fall hat das Kind seinen Vater nie richtig kennengelernt und in der Regel keine Probleme einen anderen Mann als Vaterfigur anzuerkennen.

Die zweite Ausgangssituation ist da schon etwas komplizierter, denn hier bekommt das Kind die Beziehung oder auch Liebe auf Distanz bewusst mit und fühlt sich unter Umständen ungeliebt.

Geschwister Papa
Mit Papa, Copyright: cookiestudio bigstockphoto

Für eine gesunde Entwicklung von Mädchen ohne Vater ist es enorm wichtig, dass es einen männlichen Part in deren Leben gibt. Begegnet dieser dem Mädchen mit Anerkennung, Bestätigung und Respekt, ist damit eine wichtige Aufgabe der Vaterschaft erfüllt.

Durch diese männliche Bestätigung entwickeln Mädchen ein gesundes Verhältnis zu dem anderen Geschlecht und müssen dessen Anerkennung dann nicht krampfhaft in einer Beziehung suchen.

Dennoch ist es wichtig das beide Elternteile für eine gesunde Entwicklung notwendig sind.

Quellenangaben:

  • Berk, E. Laura: Entwicklungspsychologie. Auflage 5. Pearson Studium, 2011.
  • Reiling, Nadine: Wenn der Vater fehlt: Vaterabwesenheit nach einer Trennung und Scheidung und ihre Auswirkungen im frühen Kindesalter. Hamburg: Diplomica Verlag, 2015.
  • Stern: Wenn der Vater fehlt. Verfügbar unter: https://www.stern.de/panorama/wissen/mensch/psychologie-wenn-der-vater-fehlt-3076398.html. Stand: 29.11.2018.

Autoren: Mario Foerster (Redaktion) Karoline Sproitz (Psychologin)

 

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