Was Eltern zur Tetanus-Impfung bei Babys und Kleinkindern wissen müssen und welche Nebenwirkung zu erwarten sind, erklärt unsere Kinderärztin in diesem Artikel.
In Deutschland sind so gut wie alle Kinder im Schulalter nach der Empfehlung der STIKO (Ständige Impfkommission) geimpft. Eine der wichtigsten Impfungen für Babys und Kleinkinder ist die Tetanus-Impfung.
Der Erreger des Wundstarrkrampfes (Clostridium tetani) lebt in der Erde und kann Dein Kind bei Verletzungen im Garten oder auf dem Spielplatz infizieren. Um Deinem Baby viele einzelne Injektionen zu ersparen, ist die Tetanus-Impfung in die Sechsfachimpfung integriert. Nebenwirkungen werden auf diese Weise minimiert und Dein Kind erhält ab einem Alter von zwei Monaten einen umfassenden Schutz gegen die wichtigsten Infektionskrankheiten.
Fünf Fakten zur Tetanus-Impfung für Kinder
- Die Empfehlung der STIKO sieht die Tetanus-Impfung für Babys im Alter von zwei Monaten, drei Monaten, vier Monaten sowie 11 bis 14 Monaten vor.
- Der Schutz vor Tetanus ist in der Sechsfachimpfung enthalten, in Kombination mit Impfungen gegen Diphtherie, Keuchhusten, Haemophilus influenzae B, Hepatitis B und Kinderlähmung (Polio).
- Eine mögliche Impfreaktion umfasst eine kurzfristige Rötung und Schwellung der Einstichstelle, Fieber, Unruhe und Schlafstörungen sowie Magen-Darm-Symptome.
- Als Nebenwirkung kann in sehr seltenen Fällen zum Beispiel ein Fieberkrampf oder eine allergische Reaktion auftreten.
- Ist Dein Kind ungeimpft und zieht sich eine Verletzung zu, wird Dir der behandelnde Arzt die Impfung spätestens zu diesem Zeitpunkt dringend empfehlen.
Kann die Tetanus-Impfung eine Nebenwirkung für mein Kind haben?
Jede Impfung stimuliert das Immunsystem und kann daher auch eine leichte Impfreaktion wie Fieber oder Schmerzen an der Injektionsstelle hervorrufen. In sehr seltenen Fällen reagiert ein Kind allergisch auf eine Impfung oder erleidet zum Beispiel einen fieberbedingten Krampfanfall.
Was beim Wundstarrkrampf passiert
Bakterien, die Tetanus auslösen leben auf der ganzen Welt in der Erde. Durch kleine Wunden, die sich Dein Kind schnell mal beim Spielen zuziehen kann, wandern die Keime in den Körper. Ist Dein Kind nicht geimpft, vermehren sich die Bakterien ungehindert und nach einer Inkubationszeit von drei Tagen bis zu drei Wochen bemerkst Du die ersten Symptome.
Gelegentlich liegen sogar mehrere Monate zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung. Typische Beschwerden sind Muskelkrämpfe. Ist das Gesicht betroffen, können die Patienten den Mund nicht mehr öffnen. Zieht sich die Atemmuskulatur und die Muskulatur am Kehlkopf zusammen, droht der Tod durch Ersticken. Auch die moderne deutsche Intensivmedizin kann nicht jedem Betroffenen das Leben retten. Eine Impfung schützt wirksam vor Tetanus.
Wann wird die Tetanus-Impfung bei Kindern durchgeführt:
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Erklärung: GI = Grundimpfung; NI = Nachholimpfung; AI = Auffrischungsimpfung
Aktualisiert: 14.11.2018 | medizinische Qualitätsicherung: Dr. rer. medic. Harald Stephan
Impfung |
Alter in Wochen |
Alter in Monaten |
Alter in Jahren |
|||||||
6 |
2 |
3 |
4 |
11-14 |
15-23 |
2-4 |
5-6 |
9-14 |
15-17 |
|
Tetanus |
1. GI |
2. GI |
3. GI |
4. GI |
NI |
NI |
1. AI |
2. AI |
||
Diphtherie |
1. GI |
2. GI |
3. GI |
4. GI |
NI |
NI |
1. AI |
2. AI |
||
Keuchhusten |
1. GI |
2. GI |
3. GI |
4. GI |
NI |
NI |
1. AI |
2. AI |
||
Hib (Haemophilus influenzae Typ b) |
1. GI |
2. GI |
3. GI |
4. GI |
NI |
NI |
||||
Kinderlähmung |
1. GI |
2. GI |
3. GI |
4. GI |
NI |
NI |
1. AI |
ggfs. NI |
||
Hepatitis B |
1. GI |
2. GI |
3. GI |
4. GI |
NI |
NI |
NI |
|||
Pneumokokken |
1. GI |
2. GI |
3. GI |
NI |
||||||
Rotaviren |
1. GI |
2. GI |
3. GI |
|||||||
Meningokokken C |
1. GI (ab 12 Monaten) |
NI |
||||||||
Masern |
1. GI |
2. GI |
NI |
|||||||
Mumps, Röteln |
1. GI |
2. GI |
NI |
|||||||
Windpocken |
1. GI |
2. GI |
NI |
Sonderfall Neugeborenentetanus
Ein besonderes Problem herrscht in Entwicklungsländern. Liegt die Tetanus-Impfrate für schwangere Frauen niedrig und sind die hygienischen Verhältnisse bei der Geburt schlecht, kann sich das neugeborene Baby über den noch offenen Nabel mit Clostridium tetani infizieren. Die meisten erkrankten Säuglinge überleben die Infektion nicht. Ist die Mutter gegen Tetanus geimpft und gesund, besitzt das Neugeborene durch die Abwehrstoffe der Mutter für die ersten Monate einen sogenannten Nestschutz.
Das Gift macht die Krankheit
Neben der Schutzimpfung gegen Tetanus, die das Immunsystem zur Produktion eigener Abwehrstoffe anregt, steht dem Kinderarzt noch der fertige Antikörper in Form einer Spritze zur Verfügung.
Denn die Tetanus-Bakterien machen Dein Kind nicht selbst krank, sondern sie stellen einen Giftstoff (Toxin) her, der sich an den Nervenzellen entlang ausbreitet. Diese Toxine gilt es möglichst schnell abzufangen. Zusätzlich macht ein Antibiotikum die Bakterien unschädlich.
Die Tetanus-Impfung und ihre Nebenwirkung
Der impfende Kinderarzt wird Dich ausführlich über alle Risiken der Schutzimpfung informieren. Es ist wichtig, dass Du eine gut informierte Entscheidung für die Gesundheit Deines Babys treffen kannst. Bitte frage nach, wenn Dir Fakten nicht klar sind. Viele Kinderärzte bieten alternative Zeitpunkte für Impfungen an oder verteile die Injektionen so, dass Dein Kind jedes Mal nur einmal gepiekst wird.
Neben den üblichen harmlosen Impfreaktionen wie Fieber, Rötung und Schwellung der Injektionsstelle sowie allgemeines Unwohlsein, treten in sehr seltenen Fällen ernsthafte Nebenwirkungen nach einer Tetanus-Impfung auf. Der Fieberkrampf ist hier ein Beispiel. In der Regel jagt er Eltern und Kind einen Schrecken ein, hat aber keine medizinischen Folgen. Eine allergische Reaktion auf den Impfstoff ist ebenfalls möglich.
Vereinzelte Kinder verfallen nach der Impfung in eine Art Schockzustand und sind für kurze Zeit nicht ansprechbar. Auch diese sogenannte hypoton-hyporesponsive Episode geht in der Regel ohne Folgeschäden an den kleinen Patienten vorüber.
Quellenangaben:
- Thomas Baumann, Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015
- Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005