Niedriger Blutdruck bei Kindern » Welche Werte sind normal?

Während Papa häufig zu hohen Blutdruck hat, tritt niedriger Blutdruck oft bei Kindern auf. Ungewöhnlich ist das nicht, denn wenn sie gerade wieder einen Wachstumsschub haben, muss das Herz mit den steigenden Anforderungen erst einmal klarkommen. Im Extremfall sackt der Blutdruck so weit ab, dass das Kind kurzfristig das Bewusstsein verliert.

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Ist niedriger Blutdruck bei Kindern gefährlich?

Zunächst die gute Nachricht: Im Gegensatz zu erhöhtem Blutdruck zieht ein niedriger Blutdruck bei Kindern keine Folgeerkrankungen nach sich. Trotzdem sollte man eine Hypotonie nicht unterschätzen. Vor allem wenn es dabei zu einer Ohnmacht kommt, können sich daraus Sturzverletzungen ergeben. Bei Senioren mit Osteoporose ist das allerdings gefährlicher als bei Kindern, die noch wesentlich elastischere Knochen haben.

Henne oder Ei – man sollte man im Hinterkopf behalten, dass extrem niedriger Blutdruck die Folge einer Erkrankung sein kann. Insbesondere bei Neugeborenen und Säuglingen muss der Kinderarzt eine angeborene Herzerkrankung wie ein offenes Foramen ovale oder Nierenerkrankungen sicher ausschließen. Ebenso tragen Erkrankungen der Nebennieren und Schilddrüse oder eine Blutarmut (Anämie) zu veränderten Blutdruckwerten bei.

Ansonsten ist es nicht ungewöhnlich, das niedriger Blutdruck gerade bei Kindern in der Pubertät auftritt. Hier schießt der Körper so schnell in die Länge, dass das Herz ganz schön Mehrarbeit zu verrichten hat. Ist der Kleine dann endlich ausgewachsen und größer als Papa, legt sich das mit dem niedrigen Blutdruck ganz von alleine – und kehrt sich im Alter leider oft in das Gegenteil…

Welche Symptome treten bei niedrigem Blutdruck auf?

Egal wie alt ein Patient ist, die Symptome von zu niedrigem Blutdruck sind immer die gleichen. Die meisten davon sind darauf zurückzuführen, dass die Sauerstoffversorgung des Körpers und insbesondere des Gehirns nicht hinreichend gewährleistet sind.

  • Daher ist man mit einer Hypotonie müde, schlapp und abgeschlagen.
  • Hinzu kommen Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.
  • Finger und Zehen sind kalt, der Patient friert leicht.
  • Die Hautfarbe ist blass und fühlt sich eher kühl an.
  • Hinzu kommen Schwindelgefühl (Vertigo), der gegebenenfalls zu Übelkeit und Erbrechen führt.
  • Weitere Beschwerden sind Zittern und Ohrensausen.
  • Im Extremfall kommt es zu einer kurzfristigen Ohnmacht. Bei einer solchen Synkope – so der Fachbegriff – spricht man von einem orthostatischen Syndrom. Es tritt vor allem beim Wechsel aus einer liegenden oder sitzenden in eine stehende Position auf. Solche Synkopen treten bei Kindern häufiger auf als bei Erwachsenen.

Werden Sie bei einer solchen Synkope nicht gleich panisch. Das Kind wird nach ein paar Sekunden wieder hellwach. Helfen Sie dem nach, indem Sie mehr Bluts ins Gehirn bringen: Das geht ganz leicht, indem man die Beine hochlagert.

Wie hoch soll der Blutdruck bei Kindern sein?

Die Deutsche Hochdruckliga gibt folgende Blutdruckwerte bei Kindern vor:

Körpergröße systolischer/diastolischer Blutdruck
[cm] [mmHg]
  Junge Mädchen
120–129 119/76 119/74
130–139 121/77 120/76
140–149 125/77 122/77
150–159 126/78 123/77
160–169 128/78 124/78
170–179 132/78 125/79
180–189 134/79 128/80

Dabei handelt es sich um Perzentile – statistisch gesehen also um Werte, die für 95 Prozent der Bevölkerung gelten. Daher sollte man sie als Richtwerte verstehen.

Sollte niedriger Blutdruck bei Kindern kontrolliert werden?

Eine einzelne Messung sagt überhaupt nichts aus, denn der Blutdruck schwankt den ganzen Tag über in Abhängigkeit von der körperlichen Belastung. Geraten Sie also nicht in Panik, wenn Sie bei Ihrem Nachwuchs eines der heute verbreiteten Handgelenks-Blutdruckmessgeräte anlegen und dieses horrende Werte zeigt. Zudem müssen Sie beachten, dass für die Blutdruckmessung der Delinquent in Ruhe sein muss, in sitzender Position und das Gerät auf Herzhöhe. Nur so ist eine zuverlässige Messung möglich. Allerdings ist das bei Kindern mitunter schwer realisierbar: eine Minute stillhalten und nicht herumzappeln?

Am zuverlässigsten arbeiten immer noch die klassischen Blutdruckmessgeräte mit aufpumpbarer Manschette zusammen mit einem Stethoskop – wenn man es kann. Speziell für Kinder gibt es kleinere Oberarmmanschetten.

Sie können nicht nur bei Opa, sondern auch bei Junior mal probehalber ein Blutdrucktagebuch führen und mehrmals am Tag messen. Die Ergebnisse können Sie anschließend Ihrem Kinderarzt zeigen, damit er sie sich einmal anschaut.

Bei weißen Kitteln steigt der Blutdruck

Es kann durchaus vorkommen, dass Sie daheim ständig niedrigen Blutdruck messen und die Symptome bis hin zur Ohnmacht recht eindeutig sind, aber die Messung beim Arzt normal bis erhöht. Das liegt daran, dass bei Kindern beim Arzt aufgeregt sind. Man bezeichnet diesen Effekt, der auch bei Erwachsenen auftritt, als White Coat Hypertony (Weißer-Kittel-Hypertonie).

Ihr Kinderarzt weiss das natürlich. Erzählen Sie ihm etwas über Schwindel, mangelnde Aktivität und kalte Füße, wird er schon die richtigen Rückschlüsse ziehen.

Davon abgesehen gehört die Messung des Blutdruckes zu den üblichen gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern ab dem fünften Lebensjahr (U-Untersuchungen) und Jugendlichen (J-Untersuchungen).

Wie kann niedriger Blutdruck bei Kindern behandelt werden?

Ist der niedrige Blutdruck nicht die Folge einer anderen Erkrankung, sondern lediglich auf das körperliche Wachstum zurückzuführen, hilft alles, was Herz und Kreislauf stärkt. Ist die Kleine ein Leichtathletik-As und verbringt Junior die meiste Zeit auf dem Bolzplatz, unterstützen Sie das unbedingt. Ein trainiertes junges Herz lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, wenn sein Besitzer nur aufsteht und das Blut in den Beinen zu versacken droht. Zudem ist viel trinken wichtig – das vergessen Kinder beim Rumtoben schon mal, ist aber wichtig für ein ausreichendes Blutvolumen und damit den Blutdruck.

Bleiben die Kleinen lieber zu Hause und beschäftigen sich mit Handy und Computer statt sich an der frischen Luft zu bewegen, sollten Mama und Papa mit gutem Beispiel vorangehen. Bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten tun die Eltern was gegen ihren hohen und die Kiddies etwas gegen niedrigen Blutdruck. Mal ganz davon abgesehen, dass es gut für die ganze Gesundheit der Familie ist und den Zusammenhalt stärkt.

Ebenfalls wichtig sind Regenerationsphasen – kommt ein Kind nicht zur Ruhe, weil es nach der Schule zur Hausaufgabenbetreuung, zum Sport, Geigenunterricht und Kindergeburtstag muss, artet das schnell in Stress aus. Gesund ist das nicht, nicht nur im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Achten Sie daher darauf, dass Ihre Kinder auch Zeit zum Entspannen haben und ausreichend lange schlafen.

Quellen, Links und weiterführende Literatur