Brustschmerzen bei Kindern – Ursachen, Auslöser und Risiken » Das sagt der Arzt

Brustschmerzen bei Kindern
Brustschmerzen bei Kindern: Definition, Thorax Kontrolle, Copyright: Kasia Bialasiewicz bigstockphoto.com

Wir fragen Dr. rer. medic. Harald Stephan, über die Ursachen von Brustschmerzen  und Herzschmerzen bei Kindern, den nicht nur alte Menschen sind von Schmerzen in der Brust betroffen. Während es sich im Alter meistens um Herzprobleme wie Angina pectoris oder Herzinfarkte handelt, sind Brustschmerzen bei Kindern und Jugendlichen meistens auf Ursachen zurückzuführen, die mit dem Herzen nichts zu tun haben. Die meisten Brustschmerzen sind harmlos, hinter anderen stecken Krankheiten, die dringend sofortiger ärztlicher Behandlung bedürfen.

Brustschmerzen bei Kindern
Brustschmerzen bei Kindern müssen immer durch den Kinderarzt oder Facharzt abgeklärt werden: (Thorax Kontrolle) Copyright: Kasia Bialasiewicz bigstockphoto.com

Auffällige Herzschmerzen und Brustschmerzen bei Kindern

Brustschmerzen, medizinisch korrekt Thoraxschmerzen sind Schmerzempfindungen im Brustkorb. Sie treten vorwiegend links auf und können auf die gegenüberliegende Seite, den Arm oder auf Bauch und Rücken ausstrahlen.

Diese sehr allgemein gehaltene Definition lässt bereits vermuten, dass eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher Krankheiten als Ursache dahinterstecken können. In der Regel unterscheidet man zwischen echten Herzschmerzen kardialer Ursache und anderen, nichtkardialen Auslösern. Nur ein kleiner Teil davon ist wirklich lebensbedrohlich.

  • Kardial bedeutet „vom Herz ausgehend oder das Herz betreffend“.

Brustschmerzen im Kindesalter

Brustschmerzen treten nach einer Langzeitstudie des Robert-Koch-Institutes zur gesundheitlichen Lage der Kinder und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS-Studie*2) bei 6,1 Prozent der Jungen und 7,9 Prozent der Mädchen auf. Nach Angaben einer amerikanischen Studie der Harvard Medical School sorgten Thoraxschmerzen für 13 Prozent der Fälle, wegen derer Kinder die Notaufnahme aufsuchen mussten. Die Angaben zur Häufigkeit von echten Herzschmerzen bei Kindern, also kardialen Ursachen schwanken zwischen 0,3 und 5,3 Prozent.

Die häufigsten Ursachen

Die mit Abstand häufigsten Ursachen von Brustschmerzen sind bei Kindern Muskelkater, Zerrungen und Verspannungen sowie Seitenstechen. Bei Erkältungen kann die fortgesetzte Husterei zu einem regelrechten Muskelkater der Atemmuskulatur führen. Alle diese Ursachen sind vergleichsweise harmlos.

Eher beunruhigend ist die Reflux-Krankheit. Hier steigt die Magensäure in die Speiseröhre auf und verätzt dort die Schleimhaut, die für diesen Kontakt nicht ausgelegt ist. Man kann sie gut mit magensäurehemmenden Arzneien (Antiazida) behandeln.

Wenn die Schmerzen über einen längeren Zeitraum anhalten oder Ihr Kind Fieber entwickelt, sollten Sie die Ursachen unbedingt von einem Kinderarzt abklären lassen! Denn einige davon sind auf ernsthafte Erkrankungen zurückzuführen, die dringend einer medizinischen Behandlung bedürfen.

Symptome und Diagnose

Die Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Kardiologie hat eine Leitlinie Thoraxschmerzen im Kindes- und Jugendalter herausgegeben. Darin empfiehlt sie eine eingehende körperliche Untersuchung (Anamnese), um die Ursache von Brustschmerzen bei Kindern festzustellen, organische Erkrankungen auszuschließen und gegebenenfalls eine medizinische Notfallsituation zu erkennen. In Anbetracht der vielfältigen Krankheitsursachen, die den Schmerzen zugrunde liegen können, ist eine solche systematische Erfassung ausgesprochen sinnvoll, damit man keine Möglichkeit aus den Augen verliert.

Diese Empfehlungen zur körperlichen Untersuchung umfassen auch Familienanamnese sowie Grunderkrankungen und Begleiterkrankungen. Die wichtigsten Abfragen, die der Arzt bei Ihrem Kind vornimmt, haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.

Erschrecken Sie sich nicht, wenn einiges davon dramatisch klingt. Die Fragen dienen in erster Linie der Differenzialdiagnose von den oben genannten absolut harmlosen Gründen, die zu den Brustschmerzen bei Ihren Kindern führen können.

Schmerzanamnese bei Brustschmerzen des kleinen Patienten

  • Wann haben die Schmerzen begonnen? Wie lange dauern sie an?
    • Liegt der Beginn schon über ein halbes Jahr zurück und dauern die Schmerzen nur wenige Sekunden an, sind sie in der Regel harmlos.
    • Bei 2–7 Tagen kann eine Herzerkrankung vorliegen, bei unter zwei Tagen möglicherweise eine akute, die dringend behandelt werden muss.
  • Wie intensiv sind die Schmerzen?
    Hier spielen nur starke Schmerzen eine Rolle, denn diese können zurückzuführen sein auf

    • Verengungen der Herzkranzgefäße (Koronarischämie),
    • Entzündungen von Herzmuskel (Myokarditis) und Herzbeutel (Perikarditis),
    • Ausbeulungen der Hauptschlagader (Aortendissektion, Aortenaneurysma),
    • Luft im Brustkorb (Pneumothorax).
  • Strahlen die Schmerzen aus?
    • Bei der Koronarischämie reichen sie vom Brustbein bis in den Arm und Halsbereich.
    • Eine Aortendissektion äußert sich in Schmerzen im Rücken zwischen den Schulterblättern.
  • Ändern sich die Schmerzen beim Ein- und Ausatmen?
    • Ist das der Fall, kann eine Lungenentzündung (Pneumonie) oder Rippenfellentzündung (Pleuritis) dahinterstecken.

Begleitsymptome

  • Hast Du Luftnot? Meistens ist das kein gutes Zeichen. Denn dann ist eine organische Ursache wahrscheinlich:
    • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
    • krankhafte Erweiterung des Herzmuskels (dilative Kardiomyopathie), bei Kindern meist durch angeborene Herzfehler oder Infektionen mit Viren oder Bakterien. Diese führen zu einer unzureichenden Pumpleistung (Herzinsuffizienz).
    • Entzündungen von Lunge (Pneumonie) oder Rippenfell (Pleuritis)
    • Luft im Brustkorb (Pneumothorax)
    • Asthma bronchiale (Belastungsasthma, Anstrengungsasthma)
  • Leidest Du unter Schwindelgefühl oder bist Du sogar schon mal ohnmächtig geworden?
    • Dann liegen oft Erkrankungen des Herzens vor, die zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff führen.
  • Kannst Du fühlen, wie Dein Herz schlägt? Man bezeichnet diese bewusste Wahrnehmung des eigenen Herzschlages als Palpitationen. Auch hier können Herzerkrankungen die Ursache sein, wie
    • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
    • Herzinfarkt (auch der kommt bei Kindern vor!)
    • Herzrhythmusstörungen.
  • Hast Du auch Schmerzen in den Beinen? Auch wenn das ungewöhnlich klingt, das kann auf eine
    • Lungenembolie zurückzuführen sein. Dabei verstopft ein Blutgerinnsel ein Gefäß, ähnlich wie bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, nur in der Lunge.
    • Vitamin D-Mangel ist häufige Ursache von Muskel- und Gelenkschmerzen.
  • Ein verängstigtes Kind, das zugleich schnell atmet (hyperventiliert) erkennt der Arzt auch ohne Nachfrage. Hier steckt meistens eine
    • psychosomatische Ursache wie eine Angststörung dahinter. Zusätzlich können Kopf- und Bauchschmerzen auftreten.

Brustschmerzen – Begleiterkrankungen und Grunderkrankungen

  • Gab es vor einiger Zeit eine Erkrankung mit Fieber? Infektionen mit Streptokokken können rheumatisches Fieber auslösen, das sich in
    • Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) oder
    • Entzündungen des Herzbeutels (Perikarditis) äußert.
    • Das Kawasaki-Syndrom ist sehr selten. Beim mukokutanen Lymphknotensyndrom (MCLS) führen vermutlich Pilzgifte (Mykotoxine) zu hohem Fieber, Hautausschlag, vergrößerten Lymphknoten und einer Entzündung kleiner und mittelgroßer Arterien. Das betrifft auch die Herzkranzgefäße und ist daher lebensbedrohlich.
  • Bestehen Vorerkrankungen? Dazu gehören insbesondere
    • Herzoperationen, etwa wegen eines angeborenen Herzfehlers
    • Bindegewebserkrankungen wie das Marfan-Syndrom.

Medikamente als Ursache des Brustschmerz

  • Nimmst Du Medikamente, Drogen, Aufputschmittel? Die letzten beiden Punkte klingen hart, müssen aber überprüft werden. Relevant für Brustschmerzen bei Kindern sind vor allem
    • Medikamente gegen das Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS)
    • Medikamente gegen Migräne (Tryptane)
    • Drogen – Kokain und Cannabis sind vasoaktiv, heißt wirken sich auf die Gefäße aus.
    • Energy Drinks verleihen nicht nur Flügel, sondern immer häufiger Brustschmerzen bei Kindern.

Brustschmerzen bei Kindern: Zusammenfassung der Ursachen

Wie bereits ausgeführt lassen sich Brustschmerzen bei Kindern auf das Herz oder andere Ursachen zurückführen.
Hier sind die wichtigsten kurz zusammengefasst.

  • Nicht-kardiale Ursachen sind
    • die harmlosen Hauptgründe Muskelkater, Zerrungen und Verspannungen sowie Seitenstechen und hustenbedingte Schmerzen.
    • Entzündungen der Atemwege, wie Lungenentzündung (Pneumonie) und Rippenfellentzündung (Pleuritis),
    • Tuberkulose,
    • Asthma bronchiale und ein
    • Pneumothorax mit Luft im Brustkorb. Häufig ist auch ein
    • Vitamin D-Mangel oder die
    • Refluxkrankheit, bei der die Magensäure in die Speiseröhre hochsteigt.
    • Gürtelrose als Zweiterkrankung nach Windpocken
    • Tumoren des Brustkorbes
    • psychosomatische Ursachen, vor allem Angststörungen.
  • Kardiale Ursachen sind vor allem
    • Entzündungen des Herzens wie die des Herzmuskels (Myokarditis) oder Herzbeutels (Perikarditis), seltener
    • ein Aortenaneurysma, das eher in fortgeschrittenerem Alter auftritt.
    • Angeboren sind Anomalien der Herzkranzgefäße oder das sehr seltene
    • Kawasaki-Syndrom.
    • Drogen und Energy Drinks können zu Herzproblemen führen.

Denken Sie nochmals daran, dass die meisten Ursachen für Brustschmerzen bei Kindern harmloser Natur sind. Grund zur Unruhe besteht nur in seltenen Fällen.

Weitere Diagnosen und Behandlung der Brustschmerzen beim Kind:

Ist die Ursache für die Brustschmerzen bei Kindern geklärt und liegt eine organische Erkrankung zugrunde, hängt von dieser die weiterführende Diagnostik und Behandlung ab. Zur weiteren Diagnose verwendet man bei kardialen Ursachen beispielsweise Elektrokardiogramm (EKG), Ultraschalluntersuchungen des Herzens (Echokardiographie) und andere bildgebende Verfahren.

Literatur und Quellen

  1. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Leitlinien Thoraxschmerzen im Kindes- und Jugendalter. Link↑.
  2. Robert-Koch-Institut (RKI): Kiggs-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Link↑.
  3. Berthold Koletzko (Hrsg.): Kinder- und Jugendmedizin. Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag 2013. ISBN: 978-3-642-11378-9.
  4. Christian P. Speer (Hrsg.), Manfred Gahr (Hrsg.): Pädiatrie. Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag 2013. ISBN: 978-3-642-34268-4
  5. Herbert Renz-Polster,‎ Nicole Menche,‎ Arne Schäffler: Gesundheit für Kinder: Kinderkrankheiten verhüten, erkennen, behandeln: Moderne Medizin – Naturheilverfahren – Selbsthilfe. 6. Auflage. München: Kösel-Verlag (2017). ISBN-10: 3466309042.
  6. Jörg Nase, Beate Nase: Kinderkrankheiten: Das Standardwerk für Kinder von 0 bis 16 Jahren (GU Große Ratgeber Kinder). München: Gräfe & Unzer-Verlag (2013). ISBN-10: 3833829095.

Medizinischer Disclaimer: Diese Informationen dürfen nicht zur Eigendiagnose und Behandlung genutzt werden. Bei Beschwerden und Symptomen, besonders bei Kindern muss immer der Kinderarzt, Hausarzt oder Facharzt hinzugezogen werden.

 

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