Fehlende Zuneigung in der Kindheit, Folgen und Auswirkungen

Fehlende Zuneigung der Eltern
Fehlendes Interesse o. Zuneigung der Eltern, Copyright: varrt835, bigstockphoto

Wer als Kind zu wenig Liebe erfahren hat, spürt die Konsequenzen bis ins Erwachsenenalter. Für ein Kind ist die Liebe der Eltern und des sozialen Umfelds die Essenz, um unbeschwert aufzuwachsen und ein glücklicher Erwachsener zu werden. Wenn ein Kind unter mangelnder Zuneigung leidet, ist es enorm wichtig, diese Lücke zu schließen. Nur so ist eine gesunde Entwicklung noch möglich.

Fehlende Zuneigung der Eltern
Fehlendes Interesse o. Zuneigung der Eltern, Copyright: varrt835, bigstockphoto

Faktenblock & Auswirkungen

  • Zuneigung ist das wichtigste emotionale Grundbedürfnis eines Kindes.
  • Ein Kind darf sich die Zuwendung der Eltern nicht erkaufen müssen, diese sollte bedingungslos sein.
  • Fehlende Zuwendung hat Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter. Die Folgen begleiten einen Menschen ein Leben lang.
  • Eltern, die als Kind selbst mit Liebesentzug zu tun hatten, können auch den eigenen Kindern schwer ihre Liebe zeigen.
  • Zuneigung zeigen ist eine Fähigkeit, die man lernen kann.

Warum Zuneigung für ein Kind so wichtig ist

Ohne Zuneigung kann ein Kind sich nicht angemessen entwickeln. Dieser Auffassung war man nicht immer. Zu Zeiten des Behaviorismus wurde die Ansicht vertreten, dass die Konditionierung des kindlichen Verhaltens das richtige und wichtigste Erziehungsmerkmal sei.

Erwünschte Verhaltensweisen wurden belohnt und negative bestraft. So lenkte man das Kind durch äußere Reize beziehungsweise Lob und Tadel in „die richtige Richtung“. Übermäßige Zuneigung, vor allem in Phasen, wo das Kind „schwierig“ war, galt eher als schädlich.

Dem ist heute zum Glück nicht mehr so. Mittlerweile vertreten Pädagogen und Psychologen die Ansicht, dass Zuwendung und Liebe die wichtigste Grundlage für eine gute Erziehung sind. Das heißt nicht, dass Kind mit Liebe überschüttet und verwöhnt werden soll. Natürlich ist es wichtig, ihm Grenzen aufzuzeigen und bestimmte Werte und Regeln zu übermitteln. Anders würde es in unserer Gesellschaft gar nicht zurechtkommen. Es geht vielmehr um das Gefühl des angenommen seins.

Auch wenn ein Kind etwas falsch macht, muss es sich geliebt fühlen. Es ist nicht die Aufgabe eines Kindes, sich die Liebe der Eltern mit gutem Verhalten und richtigen Taten zu erkaufen. Liebe und Zuneigung sind bedingungslose Grundgüter, die dem Kind jederzeit zur Verfügung stehen. Dadurch entsteht ein Urvertrauen, welches das Vertrauen beschreibt, das die Menschen gut und wohlwollend sind.

Nur wenn ein Kind dieses spürt, kann es ein stabiles Selbstbewusstsein aufbauen und später gesunde Beziehungen führen. Ein Mensch ohne Urvertrauen wird dieses ein Leben lang suchen und das birgt die Gefahr von problematischen Beziehungen mit sich.

Die Folgen von fehlender Zuneigung

Was wir in der Kindheit erleben, tragen wir unser ganzes Dasein mit uns herum. Die Kindheit ist die prägendste Phase im Leben und wenn dann ein Grundbedürfnis, wie Zuneigung nur mangelhaft befriedigt wird, kann das fatale Folgen haben:

1. Mangelndes Selbstbewusstsein

Ein Kind, welches ohne Zuneigung aufwächst, hat immer das Gefühl nicht gut genug zu sein. Es sieht den Liebesentzug als berechtigte Strafe für die eigene Unvollkommenheit. So kann sich kein Selbstvertrauen entwickeln, wo soll dieses schließlich auch herkommen? Meist entwickeln sich daraus extrem unsichere Menschen, die nicht an sich selbst und ihre Fähigkeiten glauben können. Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl tun sich oft sehr schwer damit, „Nein“ zu sagen und deutlich zu machen, dass sie etwas quält, sie etwas nicht möchten oder nicht können. Oftmals können sie auch keine Grenzen setzen und tun sich sehr schwer mit dem „Nein sagen“. Die Angst, wieder abgelehnt zu werden, ist einfach zu groß.

2. Schwierigkeiten sich zu öffnen

Wenn das Urvertrauen fehlt, ist es sehr schwer, anderen Menschen zu vertrauen. Menschen, die in der Kindheit nicht genügend Liebe erfahren haben, sind meist sehr verschlossen und lassen sich nicht gern in die Seele schauen. Interessiert sich jemand für sie oder möchte ihnen was Gutes tun, sind sie grundsätzlich misstrauisch. Hinter allem steckt immer eine böse Absicht.

3. Angst und Angststörungen

Mangelnde Zuneigung in der Kindheit kann zu einem ängstlichen Erwachsenen führen. Ständig schwingt die Angst mit eine falsche Entscheidung zu treffen oder das etwas Schlimmes passiert. Auch gegenüber ganz „banalen“ Dingen, wie Bahn fahren, jemanden nach dem Weg fragen oder in der Öffentlichkeit zu essen, kann sich einstellen. Nicht selten entwickelt sich auch eine Beziehungsangst, weil die Angst vor Zurückweisung übermäßig groß ist.

Weitere Folgen:

  • Einsamkeit,
  • Depressionen,
  • Hang zu ungesunden Beziehungen,
  • selbstschädigendes Verhalten,
  • suizidale Gedanken oder
  • Essstörungen.

So bekommt dein Kind genügend Zuneigung

Für Eltern, die in der Kindheit selbst wenig Zuwendung erfahren haben, kann es sehr schwer sein, diese dann den eigenen Kindern zu zeigen. Sie wissen oftmals einfach nicht wie, das heißt nicht, dass sie ihr Kind nicht lieben. Es fällt ihnen nur schwer, die Liebe zum Ausdruck zu bringen.

Doch das lässt sich lernen. Kommt ein Kind auf die Welt, ist der Körperkontakt das Wichtigste. Einem Säugling vermittelt man Urvertrauen, indem man seine Bedürfnisse befriedigt. So macht er die Erfahrung, dass er nicht alleine ist. Daher ist es keine Option, ein Baby einfach schreien zu lassen, auch wenn das immer noch als pädagogische Maßnahme deklariert wird.

Dadurch spürt es einen Mangel an Liebe und Zuwendung. Wichtig ist es, die Bedürfnisse möglichst schnell zu befriedigen. Wird ein Kind dann älter, kommen neben der Versorgung noch Respekt und Wertschätzung dazu. Das Kind hat einen eigenen Willen, ob das den Eltern nun passt oder nicht. Diesen musst du natürlich nicht immer erfüllen, aber ernst nehmen.

Dein Kind ist in der Lage selbstständig zu denken und möchte, dass diese Gedanken ernst genommen werden. Auch wenn es Fehler macht, sollte man als Eltern hinter ihm stehen und es bei seinen Niederlagen unterstützen und auffangen. Natürlich ist es auch wichtig, das Kind in den Arm zu nehmen und stetig deine Nähe spüren zu lassen.

Quellen

  1. Ärzteblatt.de, Dr. Jürgen Wettig, Leitender Abteilungsarzt ZSP Rheinblick, Eltern-Kind-Bindung: Kindheit bestimmt das Leben, abgerufen
  2. Neumaier J: Sitzt „das Unbewusste“ vorne rechts?. Info Neurologie und Psychiatrie 2006
  3. Broda: Kindheit; Psychotherapie im Dialog. Thieme
  4. Bruce D. Perry, M.D., Ph.D., Vernachlässigung in der Kindheit, abgerufen

 

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