Wie erkläre ich meinem Kind Rechtsextremismus?

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Chemnitz, Germany - September 01, 2018: Afd und Rechte Grupperungen Seite an Seite, Copyright: artefacti,bigstock

Ein Schreckensszenario: Ihr seid mit euren Kindern auf einer Kundgebung oder Demonstration und seht einen Neonazi-Aufmarsch. Durch den in Deutschland zunehmenden Rechtsruck kommen Kindern schneller mit rechtsextremem Gedankengut in Kontakt. In sozialen Netzwerken werben „rechte Verführer“ und speziell „Neu Rechte“Gruppierungen gezielt Minderjährige für Vereine und Organisationen mit rechtsradikalem Hintergrund an. Damit Deine Sprösslinge nicht in diese Kreise geraten, bedarf es einer intensiven Aufklärung. Nimm Dir einen Nachmittag Zeit, um Dein Kind über den Rechtsextremismus und seine Gefahren zu informieren.

Rechtsextremismus
Chemnitz, Germany – September 01, 2018: Afd und Rechte Grupperungen Seite an Seite, Copyright: artefacti,bigstock

Rechtsextremismus – was steckt hinter der Ideologie?

Der Rechtsextremismus bezeichnet eine politische Meinung. Dabei tendieren Menschen mit „rechter Gesinnung“ zu nationalsozialistischem Denken. Erkläre Deinen Kindern, dass der Nationalsozialismus Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges fest im Griff hatte. Das NS-Regime verfolgte Kritiker, Andersdenkende und „minderwertige Rassen“. Vorwiegend Juden, Sinti und Roma fanden in den Konzentrationslagern unter grausamen Umständen den Tod.

Der Grund für ihre Verfolgung und Ermordung liegt in der „Rassentheorie“. Sie unterteilt Menschen anhand bestimmter körperlicher Merkmale in unterschiedliche Rassen. Nationalsozialisten sehen die Menschengruppen nicht als gleichwertig an. Die Arier – zu denen sie sich zählen – bezeichnen sie als Herrenrasse. Diese steht in der Rassentheorie über die der anderen Menschen. Diesen spricht der Nationalsozialismus das Recht auf Leben teilweise bis vollständig ab. Ein Beispiel für die Verbrechen der NS-Zeit stellt der Holocaust – die systematische Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im Dritten Reich – dar.

Zahlreiche Ideologien aus der NS-Zeit gelten in der heutigen Zeit als verfassungswidrig. Dennoch existieren Personen, die an dem rechtsextremen Gedankengut festhalten. Sie glauben nicht an die Gleichheit aller Menschen. Des Weiteren zeichnet sich der Rechtsextremismus durch demokratie- und fremdenfeindliche Ansichten aus. Rechtsextreme Menschen in Deutschland betrachten sich als höherwertig als Personen aus anderen Herkunftsländern. Damit werten sie Einwanderer und Flüchtlinge ab.

Menschen mit dieser Einstellung besitzen eine rassistische Einstellung. Diese zeigt sich eng mit dem Rechtsextremismus verknüpft.

Seit dem Jahr 2014 nehmen rechtsextremistische Ansichten in der Bevölkerung zu. Zu dem Ergebnis kommt die Mitte-Studie, die seit 2006 antidemokratische Einstellungen in Deutschland untersucht. Gleichzeitig belegt sie, dass sich rechtspopulistische Gedanken verfestigen (Mitte-Studie: A. Zick, et al.: Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2018/19).

Neue Rechte Gruppierungen

  1. Identitäre Bewegung (Erklärung: www.dw.com/de/.. )
  2. COMPACT
  3. Ein Prozent e.V.

Neben der Ausländerfeindlichkeit zeigen sich Rechtsextreme feindlich gegen Homosexuelle und Obdachlose gesinnt. Sie versuchen, den Minderheiten die Schuld für Probleme in der Gesellschaft zu geben. Beispielsweise behaupten sie, durch die Migranten stiegen in Deutschland die Arbeitslosigkeit und die Kriminalität. Die Behauptungen beruhen nicht auf Fakten. Vielmehr handelt es sich um „rechte Propaganda“. Die Gründe für eine rechtsextreme Denkweise fallen vielseitig aus. Vorwiegend resultieren sie aus Unwissenheit und Angst vor Veränderung.

Verschiedene Parteien vertreten rechtsextreme Ansichten

Eine pauschale Beschreibung für den Rechtsextremismus in der Gesellschaft existiert nicht. In der Bundesrepublik finden sich unterschiedliche „rechte Strömungen“. Diese sprechen verschiedene Zielgruppen an. Zu den bekannten rechtsorientierten Parteien zählt die NPD, die Nationaldemokratische Partei Deutschland. Obgleich sich das Wort Demokratie im Namen widerspiegelt, handelt die NPD teilweise demokratie- und verfassungsfeindlich.

Klärst Du Deine Kinder über den Rechtsextremismus auf, verrätst Du die entsprechenden Erkennungsmerkmale. Tust Du dies nicht, geraten sie unter Umständen in eine rechtsorientierte Organisation, ohne diese zu erkennen. Entsprechende Vereinigungen locken gezielt Minderjährige mit gemeinsamen Hobbys, Ausflügen oder anderen Freizeitgestaltungen an. Dadurch binden sie die Kinder an sich und die Gruppe. Fühlen diese sich angenommen, hinterfragen sie das rechtsextreme Gedankengut ihrer vermeintlichen Freunde nicht.

Bei der Mehrzahl der Rechtsextremen existieren in der heutigen Zeit keine äußerlichen Erkennungsmerkmale. Früher zeigten sie ihre Angehörigkeit dieser Ideologie beispielsweise durch einen kahl rasierten Kopf, Springerstiefel und Bomberjacken. Inzwischen kleiden sie sich bewusst unauffällig, um die Bevölkerung unerkannt zu unterwandern.

Bestimmte Symbole und Texte deuten auf den Rechtsextremismus hin. Das bekannteste Zeichen stellt das Hakenkreuz dar. Ebenso wie das SS-Zeichen ist es gesetzlich verboten. Erkläre Deinem Nachwuchs, dass das Tragen oder Verbreiten dieser Symbole in Deutschland eine Straftat ist.

Der Grund: Sie gelten als Zeichen gegen die Verfassung und den Rechtsstaat. Um einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen, bedienen sich die Rechtsextremen anderer, unverfänglicherer Symbole. Ein Beispiel stellt die Zahl 88 dar. Sie steht für die Anfangsbuchstaben des Hitlergrußes. Die Geste gilt ebenfalls als verfassungswidrig und ist im öffentlichen Raum daher strafbar.

Rechtsextreme nutzen Kinder und Jugendliche als Zielgruppe

Ein Teil der Rechtsextremen wünscht sich einen totalitären Staat, eine Diktatur, unter einem gleich gesinnten „Führer“. Andere hoffen auf eine Aussiedlung von Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund. In ihrer Auffassung bedrohen diese die deutsche Kultur. Diese fremden- und verfassungsfeindlichen Ansichten schrecken die Bürger ab.

Daher verharmlosen Anhänger der rechtsextremen Szene ihr Ansinnen. Gleichzeitig sprechen sie gezielt Kinder und Jugendliche an, um sie für die Ideologie zu begeistern. Zu dem Zweck verteilen sie Flyer mit Lockangeboten. Diese beinhalten Einladungen zu Freizeitveranstaltungen, Feriencamps oder sportlichen Organisationen. Auf den ersten Blick wirken sie nicht verdächtig.

Melden sich die Kinder zu diesen Events an, stellen die Betreuer ihnen Gleichaltrige vor. Auf diese Weise erhalten die Sprösslinge das Gefühl von Zusammengehörigkeit. Sie fühlen sich in der Gruppe wohl, verstanden und als Teil einer starken Gemeinschaft. Vorwiegend in schwierigen Lebenssituationen sehnen sich Minderjährige nach dieser Art der Stabilität.

Sie wünschen sich Rückhalt, den ihnen Eltern und Freunde aus unterschiedlichen Gründen nicht geben können. Sie hinterfragen ausländerfeindliche Sprüche oder Witze ihrer Vereinskameraden nicht. Durch die verbale Degradierung von Minderheiten, Migranten und Andersdenkender entstehen in den Köpfen der Sprösslinge Vorurteile. Diese setzen die Rechtsextremen gezielt ein, um die Kinder zu isolieren. Die Angst vor dem Fremden reicht aus, damit sie den Kontakt zu Menschen aus anderen Herkunftsländern meiden.

Warum schließen sich Kinder der rechtsextremen Szene an?

Rechtsextremismus bedeutet Demokratie- und Fremdenfeindlichkeit. Auch Kinder aus gutbürgerlichen Familien schließen sich rechtsorientierten Vereinen und Organisationen an. Sie bleiben in diesen Vereinigungen, obgleich sie deren verfassungsfeindliche Ansichten bemerken. Ein Grund für das Verhalten stellt der Gruppendruck dar.

Bereits im Vorschulalter lernt der Nachwuchs, sich einer Bezugsgruppe anzupassen. Zu diesem Ergebnis kommen mehrere Studien, darunter: „Children Conform to the Behavior of Peers; Other Great Apes Stick With What They Know“. Die Publikation von Daniel M.B. Haun et al. erschien im Oktober 2014.

Diese Konformität gibt Heranwachsenden ein Gefühl von Sicherheit. Im Normalfall wenden sich Sprösslinge nicht aus politischen Gründen an eine rechtsextreme Gruppe. Vielmehr suchen sie nach Halt und Orientierung. Sobald sie sich dieser Vereinigung anschließen, erleben sie gesellschaftliche Ablehnung. In der Folge steigt ihre Abhängigkeit zur Bezugsgruppe.

Betroffene Kinder und Jugendliche gehen über persönliche Grenzen hinaus, um sich die Anerkennung der vermeintlichen Freunde zu sichern. Das erschwert ihnen den Ausstieg aus der rechtsextremen Szene. Des Weiteren kommt es vor, dass die Rechtsextremen Leib und Leben der Aussteiger bedrohen.

Kinder vor der rechtsorientierten Verführung schützen

Rechtsextreme Organisationen finden bei verunsicherten Menschen Anklang. Beginnt bei Kindern die Pubertät, verändert sich ihre Lebenslage. Konflikte mit den Eltern und den Freunden entstehen. Durch verschiedene Ablenkungen sinken die schulischen Leistungen. Das erschwert später die Suche nach einer Ausbildung und einem Arbeitsplatz. Um die negativen Aspekte im Leben zu korrigieren, bedarf es einer intensiven Selbstreflexion, die schwerfällt.

Der Rechtsextremismus bietet unkomplizierte Antworten, indem er die Verantwortung abschiebt. Als Beispiel liegt die eigene Arbeitslosigkeit nicht an mangelnder Leistungsbereitschaft, sondern an der Überfremdung.

Vorwiegend ködern rechtsorientierte Organisationen Jugendliche mit eingängiger Propaganda. Dabei nutzen sie die Unsicherheit und Verzweiflung der Heranwachsenden aus. Zu den Hauptgründen, warum sich Jugendliche rechtsextremen Gruppen anschließen, zählen:

  • Abwesenheit anderer Bezugspersonen,
  • Vorurteile gegen Minderheiten aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis,
  • fehlende Perspektiven,
  • ein geringes Selbstwertgefühl,
  • Leistungsdruck, Zukunftsangst sowie Furcht vor dem Fremden,
  • fehlende Anerkennung durch das Umfeld.

Ihre Ängste und Verunsicherung verlagern die Betroffenen auf andere Gruppen. Dazu zählen beispielsweise Ausländer, Homosexuelle oder Obdachlose. Diese machen sie für die eigene Situation und Misserfolge verantwortlich. Entsteht dieses rechte Gedankengut, erhalten Nation, Hautfarbe und Geschlecht als Identifikationsmerkmale Relevanz. Hierbei handelt es sich um unabänderliche und von Geburt an vorhandene Merkmale.

Folglich brauchen die Jugendlichen sich diese nicht zu erarbeiten. Sie erhalten ohne Aufwand Zugang in die rechtsextreme Organisation, was ihr Selbstwertgefühl steigert.

Kinder vor Rechtsextremismus warnen

Damit Kinder sich nicht an rechtsextremen Ansichten orientieren, vermittelst Du ihnen ein gesundes Selbstbewusstsein. Eine kritische, aber weltoffene Erziehung hilft ihnen, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Animiere Deinen Nachwuchs, Vorurteile und Behauptungen zu hinterfragen. Das gilt für Propaganda in der Öffentlichkeit sowie im Internet. Vorwiegend in den sozialen Netzwerken geraten die Sprösslinge an Mitglieder rechtsorientierter Gruppen. Diese locken sie mit unverfänglichen Chats auf Internetseiten mit rechter Ideologie.

Sprichst Du mit Deinen Kindern über diese Gefahren, sensibilisierst Du sie. Unterstütze sie darin, fremden- oder verfassungsfeindliche Äußerungen im Netz zu melden. Dein Rückhalt gibt ihnen Sicherheit und den Mut, sich auch gegen den Gruppendruck zu behaupten.

Weiterführende Links zum Thema Rechtsextremismus:

  1. Rechtsextremismus für Kinder erklärt: www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus..
  2. Strategien gegen Rechtsextremismus: www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41919/strategien-gegen-rechtsextremismus
  3. www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/demokratiefoerderung-und-extremismuspraevention/landes-demokratiezentren/bundesprogramm–demokratie-leben–/73948
  4. www.demokratie-leben.de/
  5. www.br.de/nachricht/rechtsaussen/rechtsextremismus-bayern-aussteiger104.html

Quellen:

Studie: Daniel M.B. Haun, et al.: Children Conform to the Behavior of Peers; Other Great Apes Stick With What They Know, Oktober 2014 (doi: 10.1177/0956797614553235)

 

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