Der Ablauf einer Fruchtwasser-Untersuchung (Pränatale Diagnostik )
Bei unserem letzten Vorsorgetermin empfahl uns der Frauenarzt eine Fruchtwasser-Untersuchung. Meine Frau (36) gehört zu der Gruppe Risiko-Schwangerer. Die Wahrscheinlichkeit für einen Chromosomen-Defekt ist erhöht. Wir entschieden uns erst spät für ein Kind. Bis zu Lisas Gravidität dauerte es fast zwei Jahre. Jetzt sind wir verunsichert, ob wir uns auf die risikobehaftete Untersuchung einlassen.
Wozu eine Fruchtwasser-Untersuchung?
Die Amniozentese ist eine Methode, um den fetalen Chromosomen-Satz zu scannen, so Doktor Verena Breitenbach, Frauenärztin mit Schwerpunkt ganzheitliche Medizin in Ehingen. Ärzte setzen sie ab der 13. Schwangerschaftswoche ein. Dabei untersucht der Arzt die fetalen Zellen Deines ungeborenen Kindes auf chromosomale Anomalien, vererbbare Krankheiten und Fehlbildungen. Die Untersuchung liefert zu 98 Prozent sichere Erkenntnisse. Allerdings birgt dieser Test das Risiko einer Fehlgeburt oder anderer Komplikationen.
Worauf untersucht der Arzt?
Bei der Fruchtwasser-Untersuchung stellt der Arzt laut Doktor Breitenbach verschiedene Erkrankungen frühzeitig fest:
- Ursachen für eine frühere, nicht geklärte Fehlgeburt,
- Fehlbildungen,
- Erbkrankheiten,
- Schädigung der Nervenbahnen,
- Chromosomen-Anomalien wie das Down- und das Edwards-Syndrom,
- bakterielle Infektionen,
- Infektionen, wie Toxoplasmose und Röteln.
Wann ist eine Fruchtwasser-Untersuchung empfohlen?
Ärzte empfehlen die Untersuchung:
- bei auffälligen Ergebnissen des Erst-Trimester-Screenings oder im Ultraschall,
- bei Schwangeren, die bereits ein Kind mit einer Fehlbildung oder einer Erbkrankheit haben,
- bei Auffälligkeiten in der vorhergehenden Schwangerschaft,
- wenn der Antikörper-Suchtest eine Rhesusfaktor-Unverträglichkeit ergab.
Was passiert bei einer Fruchtwasser-Untersuchung?
Eine Amniozentese führt der Arzt ambulant durch. Sie dauert etwa 15 Minuten. Er bestimmt laut Doktor Breitenbach zunächst die Lage des Kindes in der Gebärmutter. Auf diese Weise findet er die optimale Einstichstelle, ohne das Baby zu verletzen. Er präferiert eine Stelle mit dem meisten Fruchtwasser, weit entfernt von dem Baby und den sensiblen Punkten der Plazenta. Eine lokale Betäubung ist optional.
Der Arzt sticht mit einer Hohlnadel durch die Bauchdecke direkt in die Gebärmutter. Dort entnimmt er zehn bis 20 Milliliter Fruchtwasser aus der Amnionhöhle. Es enthält Hautzellen des Kindes sowie Zellen aus Darm und Nieren. Ist die Frau Rhesusfaktor negativ, gibt der Arzt zusätzlich Anti-Immunglobulin.
Der Vorgang ist nicht schlimmer als herkömmliches Blutabnehmen. Nach der Fruchtwasser-Untersuchung gönnt sich die werdende Mutter vorsorglich viel Ruhe. Mindestens für die Dauer von 48 Stunden verzichtet sie auf Sport, Geschlechtsverkehr und auf schweres Heben. Ein detailliertes Video zum Verfahren findest Du unter: http://www.onmeda.de/video/amniozentese.html.
Welche Tests erfolgen bei der Pränatale Diagnostik im Labor?
Im Labor führt das medizinische Personal einen FISH-Test zur Überprüfung der Chromosomen-Anzahl durch, so Doktor Breitenbach. Innerhalb von zwei Tagen liegen die Ergebnisse vor. Anschließend folgt eine Chromosomen-Analyse. Sie gibt Aufschluss über die Beschaffenheit der Erbgut tragenden, fadenförmigen Gebilde im Zellkern. Die Analyse bestimmt Fehlentwicklungen des zentralen Nervensystems, verschiedene Erbkrankheiten und chromosomale Besonderheiten. Die Ergebnisse erhält die Patientin nach drei Wochen.
Eine DNA-Analyse weist auf mögliche vererbbare Stoffwechsel- und Muskel-Erkrankungen des Ungeborenen hin. Um einen Neuralrohrdefekt, einen sogenannten „offenen Rücken“, auszuschließen, untersuchen die Laboranten die im Fruchtwasser enthaltenen Eiweiße.
Ab der 30. Schwangerschaftswoche diagnostiziert der Arzt mittels Fruchtwasser-Untersuchung eine Blutgruppen- oder Rhesusfaktor-Unverträglichkeit und bestimmt die Vaterschaft. Bei einer drohenden Frühgeburt schätzt der Arzt die Reife der Lungen des Ungeborenen ein.
Alternativen zur Fruchtwasser-Untersuchung
Dem Arzt stehen weitere diagnostische Untersuchungen zur Verfügung. Je nach Schwangerschaftswoche und Fragestellung (Alter der Gebärenden, Krankheitsgeschichte oder Auffälligkeiten bei vorherigen Tests) wählt er die geeignete Methode aus. Alternativ zur Fruchtwasser-Untersuchung führt der Arzt eine Chorionzotten-Biopsie (Punktion der Plazenta) oder eine Nabelschnurpunktion durch. Der Triple-Test, eine Blutuntersuchung, liegt weiteren Tests zugrunde.
Risiken bei einer Fruchtwasser-Untersuchung
Die Amniozentese birgt laut Doktor Breitenbach Risiken. Der Stich löst eventuell Blutungen oder Infektionen an der Punktionsstelle aus. Selten kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung. Die Abort-Rate beträgt etwa 0,2 bis ein Prozent. Laut einer Studie von Dr. med. Peter Kozlowski vom Institut für Pränatal-Medizin und Genetik in Düsseldorf kommt auf 200 Amniozentesen eine Fehlgeburt (Ultraschall Med. 2008 Apr; 29(2):165-72. Epub 2007 Jun 29. – http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17602371). Selten verletzt der Arzt das Baby bei der Fruchtwasser-Untersuchung.
Fazit: Pränatale Diagnostik eine Methode mit Vor- und Nachteilen
Die Fruchtwasser-Untersuchung empfiehlt der Arzt bestimmten Risikogruppen. Sie schließt vor allem genetische Defekte, Erbkrankheiten und Fehlbildungen beim ungeborenen Kind aus. Der Eingriff ist fast schmerzlos. Er dauert etwa 15 Minuten. Mit einer Hohlnadel entnimmt der Arzt Fruchtwasser aus der Fruchtblase (Amnionhöhle). Die invasive Untersuchung birgt das Risiko einer Fehlgeburt und Infektionen.
weiterführend:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17602371
https://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/58742.php?id=75