Über Geld spricht man nicht? So geht finanzielle Erziehung von Kindern

Kleinkinder besitzen noch kein Verständnis für Geld und seinen Wert. Dies ändert sich spätestens im Grundschulalter. Sobald Kinder das Konzept „Geld gegen Ware“ verstehen, beginnen Eltern mit ihrer finanziellen Erziehung. Diese bildet die Grundlage für die spätere Selbstständigkeit und ein gesundes Konsumverhältnis. Dieser Artikel enthält Tipps, wie Familien ihren Nachwuchs an den vernünftigen Umgang mit Geld gewöhnen.

Ab wann empfiehlt sich eine finanzielle Erziehung für Kinder?

Der Zeitpunkt für die ersten Gespräche über Geld hängt von der Entwicklung des Kindes ab. Die finanzielle Erziehung erfordert vom Nachwuchs ein grundlegendes Zahlenverständnis. Ebenso erklären Eltern ihm, wie das Konzept „Geld“ gesellschaftlich funktioniert, bevor sie Themen wie Geldverdienen oder Sparen ansprechen.

Um Kinder in jungen Jahren an Geld zu gewöhnen, empfehlen Sozialpädagogen die Vergabe von Taschengeld bereits vor der Einschulung. Im Kindergartenalter reicht eine wöchentliche Summe von 50 Cent oder einem Euro aus.

Bevor der Nachwuchs das Geld erhält, braucht er jedoch einen Überblick über dessen Nutzen. Daher geben Mütter und Väter ihm zu verstehen, wofür er sein Taschengeld ausgeben kann. In die Entscheidung, was das Kind mit seinem Geld kauft, sollten sich Eltern nicht einmischen. Die Grundidee dahinter lautet, bereits Kindergartenkindern das Prinzip „Geld als Einkaufsgrundlage“ vor Augen zu führen.

Wie funktioniert die kindliche Finanzbildung?

Geld spielt weltweit eine wichtige Rolle. Ein finanzielles Polster schafft Sicherheit und Handlungsspielräume. Dagegen verursachen Schulden schnell psychischen Druck. Damit Kinder frühzeitig begreifen, dass ein bedachter Umgang mit dem Ersparten Vorteile bringt, empfehlen sich offene Finanzgespräche mit den Eltern.

„Über Geld spricht man nicht“ – warum dieser Ansatz falsch ist

Hauptsächlich in der älteren Generation galt lange Zeit das Credo: Geld ist ein Tabuthema. Bis heute versuchen Familien, Gespräche über die eigenen Finanzen vor dem Nachwuchs geheim zu halten. Das geschieht einerseits, um Kinder über eine schwierige Finanzlage im Haushalt im Unklaren zu lassen. Andererseits befürchten Mütter und Väter, dass das Thema Geld ihr Kind überfordert.

Allerdings hilft ein frühes Finanzverständnis, den Wert des Geldes schätzen zu lernen. Verstehen Kinder, dass ihre Eltern das Geld verdienen und es keine endlose Ressource darstellt, begreifen sie eher das Konzept des Geldeinteilens und Sparens. Gleichzeitig beugt eine grundlegende Finanzbildung übermäßigem Konsum und unbedachten Ausgaben vor.

Eltern zeigen ihrem Nachwuchs ihr Vertrauen, wenn sie mit ihm über Finanzen – ein typisches „Erwachsenenthema“ – sprechen. Dadurch steigt das kindliche Selbstbewusstsein. Gleichzeitig bildet die finanzielle Erziehung die Basis für die ersten Schritte in die Unabhängigkeit.

Spielerisch den Umgang mit Geld vermitteln

Für kleine Kinder sehen Münzen und Scheine zunächst nach bloßem Metall und Papier aus. Schließlich verstehen sie noch nicht, dass hinter Geld ein Wert steht. Um ihnen dieses Prinzip zu vermitteln, kommen bereits im Kindergartenalter gemeinsame Spiele mit Geldbezug infrage.

Eine einfache Methode, um dem Nachwuchs den Sinn von Geld beizubringen, besteht im Spiel mit einem Kinderkaufladen. Ebenso kommt ein Monopoly-Spiel infrage. Bei beiden Varianten lernen Kinder, dass sie für das farbenfrohe Spielgeld eine Ware erhalten oder eine Monopoly-Straße kaufen.

Da das Spielgeld ebenso wie die echten Scheine in der Geldbörse endlich ist, begreifen Kinder auch das Konzept des Sparens.

Taschengeldregeln mit dem Nachwuchs vereinbaren

Abhängig von der individuellen Entwicklung des Kindes ergibt es Sinn, ihm ab fünf oder sechs Jahren Taschengeld zu geben. Bis zum Alter von zehn Jahren reicht eine Summe von drei bis vier Euro im Monat aus.

Damit der Nachwuchs den umsichtigen Umgang mit seinem Taschengeld lernt, stellen Familien Regeln auf. Eine davon sollte lauten, dass es keinen Taschengeldvorschuss gibt. Möchte sich das Kind etwas kaufen, wofür sein Geld noch nicht ausreicht, muss es sparen.

TIPP: Das Taschengeld sollten Eltern nicht als Druckmittel verwenden, da sonst ein Lerneffekt ausbleibt. Sie zahlen es ihrem Nachwuchs unabhängig von seinen schulischen Leistungen aus.

Kinder in den finanziellen Alltag integrieren

Neben den spielerischen Grundlagen funktioniert die Finanzbildung des Nachwuchses, indem Eltern ihn im Alltag in finanzielle Themen einbeziehen. Ein mögliches Szenario: Die Familie geht gemeinsam einkaufen.

Vor dem Betreten des Ladens erklären Mütter und Väter ihrem Kind, wie viel Geld ihnen zur Verfügung steht. Da große Summen für Kindergarten- und Grundschulkinder nicht greifbar sind, eignet sich zunächst ein geringerer Wert von fünf Euro.

Anschließend erlauben die Eltern ihrem Kind, für diese Summe Lebensmittel auszusuchen. Dafür vergleichen sie gemeinsam die Preise und weisen auf Sonderangebote hin. Beim Einkauf mit festem Budget begreifen Kinder schnell, dass im Einkaufswagen entweder wenige teure oder mehr günstige Artikel landen.

Ebenfalls hilft der Familieneinkauf dabei, dem Nachwuchs das Einteilen von Geld beizubringen. Sucht sich das Kind beim Fünf-Euro-Einkauf Waren für drei Euro aus, raten die Eltern dazu, die restlichen zwei Euro zu sparen. Beim nächsten Ladenbesuch beläuft sich das Budget dann auf sieben Euro. Das bedeutet, dass das Kind dafür mehr Waren kaufen kann.

Dem Nachwuchs das Geldverdienen beibringen

Eine gute Finanzbildung setzt voraus, dass Kinder einen Grundsatz begreifen: Geld wächst nicht auf Bäumen. Stattdessen muss es verdient werden.

Ohne diese Erkenntnis fällt es dem Nachwuchs schwer, den Geldwert zu begreifen. Daraus folgt, dass er Taschengeld, Geldgeschenke oder das Geld der Eltern unbedacht ausgibt. Ebenso kann eine fehlende finanzielle Erziehung dazu führen, dass Kinder und Teenager:

  • hohe Summen durch In-App-Käufe oder analoge Einkäufe ausgeben
  • hohe Handyrechnungen verursachen
  • sich verschulden

Zu den ersten Schritten der Finanzbildung gehört es, dem Nachwuchs das Geldverdienen nahezubringen. Dafür übertragen Eltern ihrem Kind kleine Tätigkeiten im Haushalt. Nach deren Erledigung winkt eine Belohnung von einem oder zwei Euro. Dadurch verstehen Kinder schnell den Zusammenhang zwischen Arbeit und Geld.

TIPP: Es ergibt keinen Sinn, jede durch das Kind erledigte Aufgabe geldlich zu honorieren. Andernfalls besteht das Risiko, dass Kinder auch für ihre regelmäßigen Pflichten, wie das eigene Zimmer aufzuräumen, eine Belohnung erwarten.

Kindern ein eigenes Konto einrichten

Kleine Kinder sammeln ihr Taschengeld in der Geldbörse oder einem Sparschwein. Ab dem Grundschulalter überlegen Eltern, ob sie für ihren Nachwuchs ein Konto eröffnen. Einige Finanzdienstleister bieten diesen Service bereits für Kinder ab sechs Jahren an.

Die „Taschengeldkonten“ helfen dabei, einem Kind das Sparen beizubringen. Obgleich die Eltern das Konto verwalten, überlassen sie ihrem Nachwuchs die Entscheidung, was mit dem Geld darauf geschieht.

Für Kinder ab zwölf Jahren kommt ein eigenes Girokonto infrage. Dafür suchen Eltern gemeinsam mit ihrem Nachwuchs nach einem Anbieter, der ein Jugendkonto mit kostenloser Kontoführung offeriert.

 

Quellen:

Adam, E. (2016, April 7). So lernen Kinder den Umgang mit Geld. Süddeutsche.de. https://www.sueddeutsche.de/geld/vom-wert-des-geldes-ein-sportwagen-zum-abitur-1.2932336 (abgerufen am 16.02.2024)

Capital. (2023, September 5). 5 Tipps: So sollte ihr Kind den Umgang mit Geld lernen. capital.de. https://www.capital.de/geld-versicherungen/5-tipps–so-sollte-ihr-kind-den-umgang-mit-geld-lernen-33608556.html (abgerufen am 16.02.2024)

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Online, F. (2012, March 31). Sparen: Zehn Fakten zum Taschengeld. FOCUS Online. https://www.focus.de/familie/freizeit/zehn-fakten-zum-taschengeld-sparen_id_2354165.html (abgerufen am 16.02.2024)

Soziales, B. S. F. F. a. U. (n.d.). Finanzen. Bayerischer Erziehungsratgeber. https://www.baer.bayern.de/erziehung-medien/erziehung/umgang-geld-konsumerziehung/finanzen/ (abgerufen am 16.02.2024)

Vater und Sohn spielen mit einer Spielzeugkasse. (n.d.). Sparkasse_De. https://www.sparkasse.de/pk/ratgeber/familie/eltern-und-kinder/umgang-mit-geld-lernen.html (abgerufen am 16.02.2024)