Carsten Vonnoh » Väter-Berater und Familiencoach

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Carsten Vonnoh www.vaterverantwortung.de
Wir stellen vor: Carsten Vonnoh, als Väter-Berater unterstützt er die Netpapa Redaktion mit Fachwissen und berät Väter die aus unserer Community heraus Hilfe brauchen. Vater von 2 wundervollen Kindern und systemischer Berater für Familien und Organisationen. Seit vielen Jahren habe ich vor allem mit Projektmanagern im Ausland gearbeitet und 2018, nach einer heftigen Trennungskrise, meinen Schwerpunkt auf Väter und Familien gelegt. Natürlich auch, um mehr Zeit mit meinen Kindern zu verbringen.
Im Moment unterstütze ich viele kleine Initiativen für Väter in Thüringen und darüber hinaus. Ich berate/coache Väter (in Krisen) und gebe Seminare für Männer, die auf dem neuesten Stand der „Erziehungsforschung“ sein wollen. Über die Facebook-Seite Väter in Verantwortung gebe ich Impulse, wie das eigene Vatersein bewusster und entspannter werden kann.

Kontakt

Väter in Verantwortung
Schopenhauerstr. 7
99423 Weimar
Webseite
Tel.: 0174-3137797

Wie können sich Väter den Ablauf vorstellen? Kann man dich als Väterberater einfach anrufen?

Theoretisch kann mich jeder Vater einfach anrufen und einen Termin ausmachen. Ich arbeite sehr gern mit Männern zusammen, die in ähnlichen Krisen vor oder nach einer Trennung stecken und dabei Unterstützung annehmen können. Aber auch mit Vätern, die einfach an sich selbst arbeiten wollen und wissen, dass sie nicht alles allein mit sich ausmachen müssen.

Neue Blickwinkel und Ideen von außen, wie es anders weitergehen könnte, haben da schon vielen geholfen. Wichtig war den meisten Männern, wirklich handlungsfähig zu sein und sich gerade in Krisen bei dem ganzen Geschehen nicht ausgeliefert zu fühlen.

Ich mache erst ein kurzes Kennlerngespräch per Telefon oder persönlich aus, meistens nachdem wir per Mail geschrieben haben. Ganz selten nehmen Väter gleich den Hörer in die Hand. Zur Not geht auch Whatsapp als Erstkontakt. In dem Erstgespräch versuche ich, die Situation des Vaters zu verstehen und einzuordnen, um welche Themen es gehen könnte. Dann besprechen wir meine Wahrnehmung und wenn das passt, vereinbaren wir einen ersten „richtigen“ Termin. Der dauert meistens 60 Minuten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man innerhalb von 4 Wochen Coaching schon eine Menge bewegen kann.

Du bietest auch Seminare für junge Väter an? Was soll das? Sind wir nicht alle auch so fit genug, um Vater zu sein?

Ja, das habe ich auch gedacht. Aber spätestens, wenn euer Kind 1-2 Jahre alt ist, werdet ihr merken, dass es doch einiges komplexer wird, wenn man als Vater „alles richtig“ machen will. Dann kommen so Fragen auf, wie gehe ich mit Wutausbrüchen um?

Wie geht es meinem Kind, wenn ich mit ihm schimpfe? Wenn Strafen Quatsch sind, was mache ich denn dann? Oft werden dann aus alltäglichen Situationen ganz grundlegende Fragen, nicht selten auch heftiger Streit zwischen den Partnern. Nicht umsonst liegt die höchste Trennungsquote in den ersten 6 Monaten nach der Geburt des ersten Kindes. Oft wegen der gegenseitigen Überforderung durch Erwartungen, die kaum jemand ernsthaft erfüllen kann.

Da kann so ein professioneller Austausch in kleiner Runde einen Riesenunterschied machen. Oft gehen dann Väter aus dem Seminar raus und ich merke, wie sie plötzlich ihr Kind ganz anders sehen und darüber nachdenken, wie sie einiges neu und entspannter angehen können.

Meine Seminare zu Vater-Kind-Beziehung sind einen ganzen Tag lang, meistens samstags, für 6-10 Väter. Hinterher sollte klar sein: Was für eine Art Vater will ich sein? Wie können mir Forschungsergebnisse in Pädagogik, Psychologie, usw. helfen, meine Erziehung zu reflektieren? Welche Haltung hilft mir, meine Kinder besser zu verstehen? Wie kann ich mit meinem Kind umgehen, wenn es zum Konflikt kommt?
Die meisten Väter, die sich anmelden, wollen sichergehen, dass sie nicht einfach irgendwas machen oder gar die Mütter kopieren, sondern gelassen und souverän ihren eigenen Stil als Vater entwickeln.

Welche Grundwerte und Philosophien stehen hinter deinen Preistipp n, bist Du eher konservativ erziehend oder vermittelst du die modernen Werte in denen Väter doch eher in Beziehung als in Erziehung sind?

Seit der Geburt meiner Kinder konnte ich mich sehr intensiv mit allen möglichen Schulen der Erziehung beschäftigen und vieles in meiner familientherapeutischen Ausbildung vertiefen. Vieles kam auch von der Mutter meiner Kinder, der ich dafür sehr dankbar bin. Bei vielem was in der bindungs- und beziehungsorientierten Ecke so klar vertreten wird, war ich skeptisch, da ich schon eher aus einem Elternhaus komme, wo andere Werte eher im Vordergrund standen.

Doch mit der Zeit, unzähligen Büchern und Gesprächen später, habe ich mittlerweile ziemlich klare Vorstellungen davon, was einem Kind schadet und was ein Kind dabei unterstützt, wirklich zu wachsen, sich frei und mutig zu entwickeln. Ständiges Bewerten, Strafen und Schimpfen sind da auf Dauer eher problematisch, auch der Versuch durch Belohnung und Konsequenzen letztlich zu „dressieren“ funktioniert nur bedingt. Spätestens in der Pubertät wird dann schnell klar, wie vertrauensvoll und stabil die Vater-Kind-Beziehung ist. Hier lässt sich eine ganze Menge lernen, die vieles, nicht alles, aus den vorangegangene Generationen zur Disposition stellt.

Was rätst Du Eltern im ersten Jahr, wenn Einschlaf- oder Schlafprobleme auftreten?

Meine Beratung geht selten in solche Alltagsthemen, weil es in meinen Seminaren eher um eine neue Haltung/Einstellung gegenüber meinem Kind geht, also: zu verstehen, was eigentlich im Kind und bei mir vorgeht, wenn etwas schwierig ist. Väter können dann auf der Basis wesentlich besser einschätzen, was gerade gut für ihr Kind (und auch für sich selbst) ist.

Aber: Gerade im ersten Jahr sind Kinder immer noch im „Symbiose“-Modus, da wir im Vergleich zu anderen Säugetieren nur unzureichend fertiggestellt geboren werden. Alle Kinder brauchen in dieser Zeit ein hohes Maß an Nähe und Verlässlichkeit, was ihre Bedürfnisse angeht.

Wenn dann nach wenigen Monaten z.B. mit der „Lass es doch schreien“-Methode beim Alleineschlafen sämtliche Urängste beim Kind hervorgerufen werden, halte ich das für wenig hilfreich und es gibt genügend Forscher, die das als dramatisch einschätzen. Im ersten Jahr werden viele der wesentlichen Grundlagen bzgl. Vertrauen, Offenheit und der Erfahrung von körperlicher Nähe gelernt. Gerade Väter können hier eine wichtige Funktion übernehmen und Abendroutinen (mit Lesen/Erzählen/usw.) entwickeln, die dem Kind Sicherheit geben und eine gute Basis für ihre Beziehung legen.

Auch mit dem Effekt, die Mutter zu entlasten, die dann auch etwas entspannter in den Alltag gehen kann. Generell gilt am Abend natürlich: Stressfaktoren & Zucker reduzieren, Lichtquellen vom Smartphone, Tablet, etc. einschränken und halbwegs verlässliche Zeiten einhalten.

Welche Tipps hast du für getrenntlebende Väter, denen kein Umgang oder nur ein erschwerter Umgang mit ihren Kindern möglich ist?

Das ist ein weites Feld und ich habe viele Väter erlebt, die extrem unter der Trennung von ihren Kindern leiden oder auch den Verlust der Beziehung noch lange nicht überwunden haben. Und gerade, wenn es, wie bei 10-15% der Trennungen, zu großen Problemen beim Umgang geht, ist die Situation oft sehr kompliziert. Sie wird meistens noch schwieriger und konfrontativer, wenn es zum Familiengericht geht.

Dann haben die Beteiligten oft gar keine andere Chance mehr, als zu kämpfen. Da bleibt der Blick verständlicherweise verengt und auf Verteidigung oder Angriff beschränkt.

Bevor es aber zu einem Gerichtstermin kommen muss, sollten alle anderen Optionen geprüft werden, erst recht, wenn das Wohlergehen des Kindes wirklich im Vordergrund stehen soll.  Unter einem oft jahrelangen Gerichtsprozess leiden alle Beteiligten, oft am intensivsten die Kinder, die durch die Trennung sowieso mit einer Menge Neuem umgehen müssen. Oft scheinen die Situationen so verstrickt, dass viele keine Alternative mehr sehen und manchmal ist das vielleicht auch so.

Bei vielen Vätern hat aber geholfen, zu verstehen, was eigentlich zwischen den beiden Ex-Partnern abgeht, warum die Mutter des Kindes so handelt wie sie handelt, was man(n) selbst für Möglichkeiten hat, etwas zu ändern oder sich zumindest besser schützen kann. Vielen ist nicht klar, dass zwischen der Eltern-Beziehung, die weiterhin besteht und der Paarbeziehung, bei der oft noch eine Menge Ballast hängt, getrennt werden muss. Sonst gerät alles immer durcheinander und weitere Konflikte sind vorprogrammiert.

Hier lohnt es, so früh wie möglich Unterstützung von außen zu holen. Und für manche Väter, die jahrelang gekämpft haben, bleibt zumindest die Chance, dass sich an der Beziehung zum Kind jederzeit etwas ändern kann, wenn man nicht aufgibt, nach neuen Wegen zu suchen. Die Männer, die auch in schwierigsten Situationen ihr Kind (und auch sich selbst) im Blick behalten und nicht aufgeben, haben meinen größten Respekt.

Wie hat sich nach deiner Meinung das Väterbild in den letzten Jahren verändert und wie wird dein Angebot als Väter- oder Familienberater angenommen?

Ich glaube, da hat sich eine Menge getan. Viele Väter gestehen es sich (zögerlich) ein, dass Job und Sport allein nicht das ist, was wirklich zufrieden und „bedeutsam“ macht. Sie merken, dass sich die Prioritäten nach der Geburt ihres Kindes stark verändern.

Manche wollen dann ähnliche Verantwortung wie die Mutter übernehmen. Einigen gelingt das, andere kommen dabei an Belastungsgrenzen und Zerrissenheit, die ihnen (genauso wie Müttern) zeigen, dass alles zusammen nicht gut gelingen kann. Sie müssen sich dann entscheiden und ihr Leben so gestalten, wie sie gelassener und präsenter für ihre Kinder da sein können. Allerdings, nach wie vor ist der Anteil von Teilzeit-Vätern sehr niedrig. Ich kann aber auch jeden Vater verstehen, der das nicht will, mit seiner Ernährer-Rolle weitestgehend zufrieden ist, oder kaum andere Möglichkeiten sieht. Das sollte dann aber auch Thema in der Partnerschaft sein und nicht nur eine stille Einzelentscheidung.

Insgesamt sind Väter aber immer engagierter und bringen sich im Alltag viel stärker in die Kinderbetreuung ein als noch vor 2-3 Jahrzehnten. Das merke ich auch bei meinen Preistipp n. Viele merken, dass sich der Einsatz und die Zeit mit den Kindern lohnt. Die große Chance zu nutzen, sich mit seinem Kind weiterzuentwickeln, nehmen Väter immer öfter ernst. Deshalb gibt es jetzt auch erste Seminartermine in Stuttgart, Kassel, Nürnberg und Halle/Saale. In Weimar auch ein Tagesseminar exklusiv für Väter in Trennung.

 

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