Medienzeiten bei Kindern: Wie lange sollte ein Kind fernsehen?

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Fernsehen bei Kindern
Die Gefahren des unkontrollierten TV und Fernsehen bei Kindern Urheber: zorandim / 123RF.com

Wir zeigen wie Fernsehen, Streaming und Youtube das Verhalten unserer Kinder verändert und welche Fernsehzeiten für Kinder angebracht ist. Sie dominieren den Alltag unserer Kinder wie kaum etwas anderes: Multimediale Geräte wie TV, Computer und Smartphone. Früher liefen die Kinder draußen auf der Straße zusammen, um Spiele zu erfinden, im Matsch zu wühlen oder ein Baumhaus zu bauen. Heute wird über die aktuelle Folge der Lieblingsserie auf Amazon oder Netflix gesprochen oder verglichen, wer die meisten Apps auf seinem Handy hat. Alles ist immer verfügbar und dass die massive Zunahme der medialen Nutzung sich auch nachteilig auf Kinder auswirken kann, liegt auf der Hand. Aber wie lange dürfen Kinder den eigentlich Fernsehen oder an Ihrem Handy spielen?

Fernsehen bei Kindern
Die Gefahren des unkontrollierten TV und Fernsehen bei Kindern Urheber: zorandim / 123RF.com

Wie lange Kinder fernsehen sollten hängt nicht nur Alter ab!

Der Durchschnittsdeutsche sieht am Tag etwa drei bis dreieinhalb Stunden fern, bereits Dreiviertel aller Kinder ab sechs Jahren sitzt täglich eine Stunde und mehr vor dem Fernseher.

Diese Fernsehgewohnheiten können eine Reihe an Problemen mit sich bringen. Zum einen ist der TV kein Babysitter, niemals sollte ein Kind davor »geparkt« werden. Nicht nur, dass dadurch wichtige soziale Erfahrungen wie freies Spielen oder Treffen mit Freunden fehlen. Häufig sehen sich die Kinder zudem Fernsehprogramme an, die alles andere als altersgerecht sind.

Immer wieder hört man auch im Zusammenhang mit zu hohem TV-Konsum von Schwierigkeiten in der Schule, Konzentrationsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe. Das kann oft direkt mit den gesundheitlichen Folgen von zu langen Fernsehzeiten zusammenhängen. Kinder, die zu viel fernsehen, leiden zumeist ganz automatisch an Bewegungsmangel. Fehlende Aktivitäten an frischer Luft können auf Dauer zu Übergewicht führen, was für Kinder noch weitaus gefährlicher als für Erwachsene ist. Folgeerkrankungen wie Diabetes können sich einstellen. Außerdem werden die Augen bei zu langem Fernsehkonsum einseitig belastet.

Familienstreit vorm Fernseher: Was Eltern tun?

Ein gravierender Punkt können auch familiäre Streitigkeiten rund um das Thema Fernsehen sein. Diskussionen darüber, welche Sendung man wie lange gucken darf, sind in vielen Familien keine Seltenheit. Da die meisten Kinder sehr gerne fernsehen und den Platz vorm Bildschirm nicht freiwillig räumen wollen, sind Konflikte vorprogrammiert. Eltern haben hier natürlich auch eine Vorbildfunktion: Je mehr sie selbst ferngucken, umso schwieriger wird es, für das Kind überzeugende Argumente zu finden, warum es seinen TV-Konsum einschränken soll.

Dabei erklärt die Medienwissenschaftlerin Dr. Maya Götz, das Fernsehen einfach zu viel zu bieten hat. Die Faszination dieses Mediums zeigt gerade auf die Kinder und Jugendlichen eine enorme Wirkung. Kinder kommen in Berührung mit Figuren und Geschichten, mit denen sie sich identifizieren. Sie tauchen in einer Fantasiewelt ab und träumen von Pippi Langstrumpf, den Märchen aus 1001 Nacht und erleben mit Bob dem Baumeister spannende Abenteuer. Fernsehen gilt auch im 21. Jahrhundert als das Leitmedium, sodass durchschnittlich dreieinhalb Stunden am Tag in jeder Familie der Fernseher läuft.

Eltern im digitalen Training

Insbesondere die Erweiterung des Fernsehprogramms, der Filme und Serien für Kinder über mobile Endgeräte macht das Medium Fernsehen allgegenwärtig im Alltag. Die Kinder verschwinden im digitalen Dschungel und lernen von klein auf die intuitive Bedienbarkeit mobiler Endgeräte. Dabei ist es erstaunlich zu sehen, wie schnell selbst Kleinkinder die Funktionsweise verstehen und anwenden. Eltern sollten dies zum Anlass nehmen und sich mit den Inhalten der Medien und den Techniken beschäftigen, um sich aktiv mit der digitalen Welt auseinandersetzen. Nur dann werden sie zum kompetenten Ansprechpartner und Berater für ihre Kinder.

Tipps für ein geregeltes Fernsehverhalten

Besonders wichtig ist es, sich bei den täglichen Fernsehzeiten am Alter der Kinder zu orientieren und darauf gestaffelt den Konsum langsam zu erhöhen.

Wir haben uns ein paar Fragen gestellt:

Darf ein 2-jähriges Kind fernsehen schauen?

Kinder unter zwei Jahren sollten überhaupt noch nicht fernsehen, da hier der Schaden eindeutig überwiegt. Sie sind noch nicht in der Lage, das Gesehene in irgendeiner Art einzuordnen. Ab etwa drei Jahren darf langsam ein sehr reduzierter Fernsehkonsum erlaubt werden, jedoch nicht länger als 30 Minuten, was bis ins Vorschulalter gelten sollte.

Wie lange darf ein 5-6 jähriges Kind fernsehen schauen?

Mit sechs Jahren können die TV-Zeiten schrittweise ausgedehnt werden, jedoch maximal auf eine Stunde. Kinder im Alter von 10-13 Jahren sollten nicht länger als 90 Minuten fernsehen. Unabhängig vom Alter schadet es im Übrigen nicht, hin und wieder auch einmal einen komplett fernsehfreien Tag einzulegen.

Wie Kinder Fernsehen in unterschiedlichen Altersstadien erleben

Bis zu 2 Jahre: In diesem Alter nehmen die Kinder zumeist mehr über das Hören als über das Sehen war. Gerade Gewaltszenen bringen die kindliche Welt ordentlich durcheinander. Die Kinder können das Aufgenommene noch gar nicht verarbeiten. In diesem Stadium ist es empfehlenswert, auf das Fernsehen noch vollkommen zu verzichten.

3-5 Jahre: In diesem Alter sind Kinder noch nicht in der Lage, das reale Leben von der Fantasiewelt im Fernsehen klar zu trennen. Märchen werden als realistisch wahrgenommen, das verstärkt die Wirkung des Fernsehens enorm. Dennoch sind Kleinkinder in diesem Alter fähig, bereits kurze Handlungen aufmerksam zu verfolgen.

6-9 Jahre: In diesem Alter lassen sich die Kinder von ihren Gefühlen nicht mehr ganz so leicht überwältigen. Ein funktionierendes Wertesystem und eine stabile soziale Welt vorausgesetzt, können Kinder das Gesehene besser verarbeiten.

10-13 Jahre: Die Heranwachsenden sind jetzt dazu fähig, Fantasie und Realität klar zu differenzieren. Dennoch ist davon abzuraten, mit den Kindern gemeinsam Filme im Abend Programm nach 22:00 Uhr anzuschauen, da hier Szenen auftauchen, die von nachhaltiger Bedeutung und Wirkung sind. TV Shows oder Quizsendungen sind jedoch vollkommen harmlos und können gern mit der ganzen Familie angesehen werden.

Altersempfehlungen und pädagogisch sinnvolle Sendungen?

Von großer Bedeutung ist es, sich an den Altersempfehlungen zu orientieren – nicht umsonst gibt es diese. Generell sollten Kinder im Kindergartenalter nur kurze Sequenzen von höchstens 10-15 Minuten anschauen, alles darüber hinaus führt zu einer reinen Berieselung. Kindersendungen für diese Altersgruppe sind so konzipiert, dass keine zu schnellen Bilderfolgen und unruhige Hintergrundmusik enthalten sind, die Handlung ist sehr einfach. Als Beispiel wären die Sendungen »Lauras Stern« oder »Kleiner roter Traktor« zu nennen. Ab dem Vorschulalter können Kinder informative Serien anschauen, etwa »Die Sendung mit der Maus« oder auch Tierfilme, da hiermit bereits ein gewisser Lerneffekt verbunden werden kann. Kinder im Grundschulalter sind in der Lage, Geschichten mit komplexeren Handlungssträngen aufzunehmen und zu verstehen, beispielhaft sei »Pippi Langstrumpf« genannt.

Wenn kleine Kinder unter sechs Jahren fernsehen, ist die Begleitung durch einen Elternteil das A und O. Mama oder Papa sollten sich dazu setzen und die Sendung mit ansehen, damit hinterher ein Gespräch über das Gesehene stattfinden kann. Manche Bilder können die Kinder verwirren oder es können sich Fragen aus der Handlung heraus ergeben. In der Unterhaltung mit den Eltern kann der Inhalt dann verarbeitet werden.

Fernsehen vor dem Schlafengehen?

Noch eine weitere Regel sollten Sie beherzigen: Lassen Sie Ihr Kind bitte nicht kurz vor dem Schlafengehen fernsehen. Die Sendungen wühlen auf, anstatt ihr Kind zur Ruhe kommen zu lassen. Aus diesem Grund sollte sich auf keinen Fall ein Fernsehgerät im Kinderzimmer befinden, darüber kann – wenn überhaupt – frühestens mit 16 Jahren nachgedacht werden.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat eine praktische Übersicht zum empfohlenen Fernsehkonsum dem Alter entsprechend:

  • unter 2 Jahren: gar kein Fernsehen
  • 3-5 Jahre: 30 Minuten am Tag
  • 6-9 Jahre: 60 Minuten am Tag
  • 10-13 Jahre: 90 Minuten am Tag

Wann darf es etwas mehr sein?

Zugegeben gerade zu Feier- und Festtagen wie Weihnachten bietet das Fernsehprogramm eine Unmenge an Kindersendungen, Märchen und TV Filmen, denen sich die Kleinen nur schwer entziehen können. Schlussendlich schadet es nicht, gerade an den Feiertagen etwas länger fernzusehen. Dennoch solltest du es nicht übertreiben. Gemeinsame Auszeit, Geschichtenstunden, Bastelzeiten und Ausflüge bilden die notwendige Abwechslung, sodass auch hier das Fernsehprogramm nicht Überhand nimmt.

Die Gefahr: Wenn Kinder unbeobachtet Fernsehen

Es ist nicht sinnvoll, den Fernseher einfach einzuschalten und den Kindern ungefiltert das aktuelle Programm zu liefern. Für den Anfang machen selbst die öffentlich-rechtlichen Programme Sinn, da Kinder hier so wenig wie möglich mit Werbung konfrontiert werden. Kinder sind eigentlich erst ab dem Grundschulalter wirklich in der Lage, den eigentlichen Sinn von Werbung zu begreifen.

Herausforderung: Großfamilie und Kinder unterschiedlichen Alters

Ein familiäres Dilemma ergibt sich in den Familien, wo Kinder mit einem unterschiedlichen Altersabstand leben. Hier werden die Eltern zum Organisator des Fernsehprogramms. Schließlich sollte jedes Kind das Recht haben, für sich passende Sendungen zu sehen. Hier ist es sinnvoll, Fernsehsendungen nacheinander gucken zu lassen. Erst ab der dritten Klasse ist es ratsam, die Kleinen auch einmal alleine vor der Mattscheibe sitzen zu lassen. Gemeinsame Familienzeiten vor dem Fernseher machen in Zusammenhang mit Sendungen, die Wissen vermitteln oder im Zusammenhang mit Tierdokumentationen, Sinn und bilden hier einen familiären Mehrwert aus.

An der Mimik und Gestik von Kindern mediale Überforderung erkennen

Schlussendlich sind die Eltern angesichts der Programmauswahl und der Altersempfehlung mit vielen Fragen konfrontiert. Neben der Empfehlung und der Freigabe für ein bestimmtes Alter empfehlen sich Programme, die gerade die Geräuschkulisse nicht überdimensionieren. Im Prinzip können Eltern bereits an den Reaktionen ihrer Kinder erkennen, ob die Sendung beim Kind ankommt.

Sozialpädagogen raten Eltern, ihre Kinder beim Fernsehen zu beobachten und mögliche Angstsituationen zu vermeiden. Zeichen von kindlicher Überforderung im Hinblick auf das Fernsehprogramm sind große Anspannung und Aufregung, wenn sich die Kinder zum Beispiel die Ohren und die Augen zuhalten. Aber auch

  • rote Ohren,
  • Albträume und
  • selbst eine Erhöhung der Herzschlagrate

können die Folge von kindlicher Überforderung mit einem TV Programm sein.

Auszeiten und Alltagsabenteuer erleben

Pädagogen raten zur Auszeit außerhalb der TV Programme und suchen Anregungen in der Welt, wenn der Fernseher keine Rolle mehr spielt. Reale Kommunikation und Entdeckungen in der Welt spielen sind bedeutend, um zurück zu den Alltagsabenteuern zu finden. Schlussendlich nimmt die Freizeit außerhalb der Medien einen unwiderruflichen Bestandteil für die natürliche Entwicklung von Kindern ein.

Die Medieninitiative „Schau Hin!“ hält alle Eltern dazu an, selbst zum Vorbild zu werden. In den Familien, wo über den gesamten Tag hinweg unkontrollierter Fernseher läuft und den Tagesablauf bestimmt, werden die Kinder auch mehr Fernsehen schauen. Lasst euch nicht vom Fernsehen die Einteilung des Tages vorschreiben. Mittlerweile gibt es über die Mediatheken reichlich Alternativen, kindgerechte Sendungen auch zu einem späteren passenden Zeitpunkt anzuschauen und die Kinder von Anfang an zu einem selbstbestimmten Umgang mit den Medien zu erziehen.

Netflix, Amazon und andere TV Streaming und Mediatheken sinnvoll nutzen

Hier bilden vor allen Dingen ZDF tivi und ARD Checkeins eine echte Alternative zu rigiden Vorgaben. Ein klares und deutliches NEIN, das konsequent durchgehalten wird und aufklärende Eltern, warum die Fernbedienung nicht in die kleinsten Kinderhände gehört, formt eine Grundlage für einen bewussten Umgang mit dem Fernsehprogramm.

Gerade bei Kindern im Vorschulalter sollten die Sendungen nicht zu lang ausfallen. Auch schnelle Schnitte und Wechsel zwischen einzelnen Episoden überfordern die kleinen Zuschauer. Passende Programme sind durch die folgenden Merkmale gekennzeichnet:

  • Einfache und geradlinige Erzählweisen,
  • überschaubare Figuren,
  • eine verständliche Sprache verbunden
  • mit einer positiven Botschaft und
  • kindgerechte Geschichten.

Gerade für den TV Anfänger sind Geschichten, die mit dem Alltag in Verbindung stehen sowie mit dem Groß-Werden von Interesse. Lieder, Reime und Rätsel, aber auch Wissenssendungen speziell für Kinder richten sich direkt an die richtige Zielgruppe und schaffen sinnvolle Fernsehprogramme, die den Wissensdurst aufnehmen und fördern.

 

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