Darum müssen Kinder fremdeln, und wie Du ihm Sicherheit gibst!

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Kind fremdelt und weint | © lindrik - Fotolia.com

Wir zeigen Dir warum Kinder fremdeln dürfen: Besorgte Elternkommentare wie „Mein Kind fremdelt wieder extrem.“ gehören in unseren Breiten zum Familienalltag. Dabei ist diese Phase hierzulande manchmal besonders stark ausgeprägt, da Kinder meist in Kleinfamilien aufwachsen. Nun stellt sich im familiären Alltagstrubel immer wieder die Frage nach dem „Warum?“. Erziehungsratgeber verweisen in diesem Zusammenhang auf die exzellente Bedeutung von Fremdeln bei Kleinkindern. Auf diese Weise signalisieren die Knirpse, dass sie sich nun immer stärker auf dem Weg zum Großwerden befinden.

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Kind fremdelt und weint | © lindrik – Fotolia.com

In diesem Beitrag sei der Blick noch ein wenig über diesen sehr pädagogischen Tellerrand gerichtet. So versteht es die Verhaltensbiologie, extremes Fremdeln beim Kind als natürlichen Schutzmechanismus zu erklären. Erfahren Sie, welchen Nutzen dieses kindliche Verhalten für alle Beteiligten hat.

Wenn das Kind fremdelt – Neue Entwicklungsschritte als Herausforderung für alle

Um den achten Lebensmonat herum beginnen Kleinkinder damit, so richtig mobil zu werden. Viele rollen sich bereits hin und her. Andere versuchen sich vielleicht hier und da mit kleinen Bewegungen nach vorn. Neugierige Kinder probieren erste Stehexperimente an der Couch aus. Genau in diese Phase fällt das erste Fremdeln. Eben noch spielte der Sprössling herrlich neben seiner Mama. Sobald Oma oder Opa den Raum betreten, wird das Baby quenglig oder beginnt zu weinen. Es scheint, das Kleinkind beginnt damit, sein Umfeld in genau zwei Kategorien einzuteilen. Zum einen gibt es Kategorie M wie Mama. Alle anderen Personen fallen in die Kategorie „nicht Mama“ und werden vorerst gemieden. Papas trifft es in diesem Fall auch gern einmal. Mit Fragezeichen auf der Stirn verlassen sie darauf gern den Raum. Aber ist das denn normal?

Fremdeln als natürlicher Schutz

Die Verhaltensbiologin Dr. Gabriele Haug-Schnabel verweist in diesem Zusammenhang immer wieder darauf, dass diese Art kindlichen Verhaltens dem eigenen Schutz dient. Schließlich lernt das Kleinkind in dieser Phase, nicht nur zwischen verschiedenen Personengruppen zu unterscheiden. Vielmehr eignet es sich eine Technik an, um mithilfe des sicheren Hafens „Mama“ seine Umwelt ganz in Ruhe zu erkunden. Dabei wird sein Aktionsradius immer größer. Dank seiner motorischen Entwicklung erobert das Kind neue Gebiete. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass es auf neue Gefahren und Unbekanntes trifft. Dazu gehören eben auch Menschen, die gerade den Raum betreten.
Das Kind fremdelt in Situationen, welche diesen ähneln. Mamas Bein oder Arm dient meist als vermeintlich sicheres Versteck. Wie aus heiterem Himmel kommen die Kleinen jedoch nach einigen Momenten wieder von allein hervor. Damit signalisiert Fremdeln nicht nur ein klares Achtungszeichen. Vielmehr dient es als Auszeit, um die Person in Ruhe aus sicherer Entfernung zu betrachten. Fühlt sich das Kind schließlich in Anwesenheit von Oma, Onkel oder Freundin wohl, wird es von ganz allein neugierig: Bühne frei, die neue Entdeckungstour kann beginnen.

Mein Kind fremdelt wieder extrem

Aus dieser Perspektive wirken elterliche Kommentare, wie: „Ach komm, die Oma tut dir doch nichts!“ plötzlich eher witzlos. Denn darum geht es nicht. Weiter ist davon abzuraten, das fremdelnde Kind zu übergehen und einfach in Omas Arme zu geben. Folgende Tipps unterstützen im Gegensatz dazu die kindliche Entwicklung nachhaltig. Zudem profitieren alle Beteiligten von der neuen Sichtweise:

  1.  kindliches Verhalten respektieren
  2.  Nähe geben, wenn sie gefordert wird
  3.  keinen Zeitdruck ausüben
  4.  kindliche Bedürfnisse verstehen und unterstützen
  5.  Einen passenden Satz gegen „nett gemeinte“ Kommentare anderer bereitlegen.

Darüber hinaus hilft es Eltern zu wissen, dass die Phase „mein Kind fremdelt wieder extrem“ zeitlich begrenzt ist. Es gibt zwar keine Angabe zur Dauer, dennoch naht das Ende auf jeden Fall. In der Kita, bei Tagesmutter oder Babysitter zeigt das Kleinkind teils ähnliche Verhaltensweisen. Nach dem Wochenende, Urlaub oder längerer Krankheit gehört diese Schnupperrunde quasi zum eigenen Schutzprogramm. Eltern seien in diesem Sinne darauf vorbereitet, dass Kinder in verschiedenen Etappen ihrer Entwicklungsreise immer mal wieder extrem fremdeln.

Großfamilie als Wundermittel gegen Fremdeln?

Kinder, die in großen Familien zwischen Cousins, Tanten, Großeltern und anderen aufwachsen, fremdeln teils weniger. Sie sind es von Beginn an gewohnt, andere Personen um sich zu haben. Dabei kann auch der regelmäßige Besuch in einer Krabbelgruppe oder das Treffen mit Freunden helfen. Bereits Babys beginnen in einem sehr frühen Stadium damit, ein Gespür für verschiedene Bezugspersonen auszubilden.

Immer mit der Ruhe in Richtung Zukunft

Schließlich können Eltern also beruhigt sein, denn diese Phase gehört zum normalen Entwicklungsplan von Kindern. Besorgte Papas dürfen sich auch bei extrem fremdelnden Sprösslingen entspannen und über eine besondere Art der nonverbalen Kommunikation freuen. Es ist ein Zeichen dafür, dass der Nachwuchs einen neuen Meilenstein in seiner individuellen Laufbahn erklommen hat. Wenn er dabei zu Hause einen sicheren Hafen vorfindet, gilt dies als beste Voraussetzung dafür, dass neue Abenteuer mit anderen Herausforderungen gelebt werden dürfen.

Quellen:
Q1: Dr. Gabriele Haug-Schnabel http://www.leben-und-erziehen.de/baby/entwicklungskalender/fremdeln-muss-sein

 

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