Trennungsväter im Fokus: Ein offenes Gespräch mit Expertin Dr. Isabell Lütkehaus

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Trennungsgespräch mit einem Elternpaar, Praxis Dr. Isabell Lütkehaus

In unserer Reihe „Kennst Du schon, 7 Fragen an..?“ haben wir mit Frau Dr. Isabell Lütkehaus über das Gelingen einer Trennung in der Familie, über Umgangsregeln und die Rolle der Väter bei einer Trennung in der heutigen Zeit gesprochen. Isabell Lütkehaus hat in ihrer Praxis täglich mit den Sorgen und Problemen die während einer Trennung auftreten zu tun und berät Familien, Eltern und Paare.

Trennungsgespräch mit einem Elternpaar, Praxis Dr. Isabell Lütkehaus

Dr. Isabell Lütkehaus spricht Klartext: Die Rolle der Väter in Trennungsfamilien

1. Erzählen Sie uns bitte etwas über sich und Ihre Arbeit mit Trennungseltern

Ich bin Isabell Lütkehaus, Mediatorin und arbeite u.a. mit Eltern, die eigenverantwortliche Lösungen für ihre Zukunft als Familie suchen. Die beispielsweise nach einer Trennung als Paar einvernehmliche Regelungen für sich und ihre Kinder finden möchten. Im Verlauf eines fünfstufigen Verfahrens sammeln wir zu klärende Themen, erforschen die Bedürfnisse von Eltern und Kindern und suchen und bewerten Lösungsoptionen.

Eine abgeschlossene Mediation endet mit einem Elternvertrag, der Umgang und Unterhalt und ggf. Erziehungsfragen regelt, oder einer Scheidungsfolgenvereinbarung, die sämtliche Einigungen zu allen Themen rund um Trennung und Scheidung bündelt.

In meiner über zehnjährigen Zusammenarbeit mit Paaren begegneten mir bei aller individueller Unterschiede immer wieder ähnliche Sorgen und Fragen bei Eltern und typische Belastungen bei Kindern. In unserem Ratgeber „Guter Umgang“ beantworten wie viele dieser Fragen und gehen auf die Belastungen für Eltern und Kinder sowie die Chancen und Möglichkeiten eines Familienlebens nach der Trennung ein. Ein alltagstaugliches und Umgangsmodell bildet hierfür das Fundament.

2. Was haben die Leser von Ihrem Buch „Guter Umgang für Eltern und Kinder“ zu erwarten, bei welchen Problemen hilfst es.

Anhand von Beispielsfällen aus unserer Praxis und Erfahrungsberichten von Eltern und Kindern stellen wir alle Ausgestaltungsmöglichkeiten des Umgangs nach einer Trennung dar, einschließlich pädagogischer und rechtlicher Aspekte.

Buchtipp:

Wir unterscheiden den Umgang im Alltag und Regelungen für Feiertage, Ferien und Notfälle. Bei uns steht neben dem Kindeswohl das oft vernachlässigte Wohl der Eltern im Vordergrund. Viele Paare haben ein schlechtes Gewissen und versuchen im Rahmen einer Trennung, noch bessere Eltern zu sein, agieren hier weit über ihre Grenzen hinaus, sind sehr erschöpft und verzweifelt, und fragen zu selten nach Unterstützung und nehmen zu spät Hilfe in Anspruch.

Eltern müssen den Alltag nach der Trennung bewältigen, neben persönlichem Kummer kommen oft Umzüge, berufliche Herausforderungen und finanzielle Sorgen hinzu.

Ein Umgangsmodell muss von beiden Eltern und den Kindern im Alltag gut zu bewältigen sein, es soll für die Beteiligten kein Dauerstress bedeuten, sondern und schöne gemeinsame Zeit und verbindende Erlebnisse ermöglichen.

Wir unterstützen die Vorbereitung und Durchführung des Trennungsgesprächs mit den Kindern zeigen Kennzeichen guten Umgangs und geben Hinweise zur oft sensiblen Kindesübergabe. Mit Kaufberatungn, Mustervereinbarungen, einen Rechtslexikon und Anlaufstellen bieten wir konkrete Hilfestellung.

 

Dr. Isabell Lütkehaus
Dr. Isabell Lütkehaus

3. In ihrer Arbeit haben Sie viel mit Trennungsvätern zu tun, was denken Sie über die heutige Instanz der Familie und wie sollten sich gerade Väter in einer Trennungssituation verhalten, wann und wie sollten Sie sich Hilfe holen?

Familien befinden sich im Wandel, insbesondere in den Großstädten Berlin und Hamburg, in denen ich überwiegend arbeite. Meine Aufgabe als Mediatorin besteht darin, mit dem zu arbeiten was da ist, ohne es zu bewerten.

Eltern, die ich in meiner Praxis erlebe, trennen sich nicht leichtfertig, sondern überlegen es sich lange und gut und übernehmen Verantwortung für ihre Kinder. Idealerweise stimmen sich Trennungspaare so früh wie möglich über die weitere Vorgehensweise ab, das Gespräch mit den Kindern, räumliche Veränderungen, den Umgang danach und etwaige finanzielle Themen. Gerade das gelingt aber während einer akuten Trennungsphase oft nicht so gut. Enttäuschungen und Verletzungen nehmen sich ihren Raum und Gespräche sind schwierig.

Dann kann es eine sehr gute Idee sein, Hilfe in Anspruch zu nehmen, bei Jugendämtern, Mediatoren oder auch, zur vorübergehenden Entlastung, beim Familiengericht. Für Vätern (und ebenso Müttern) kann es hilfreich sein, sich so realistisch wie möglich zu überlegen, welcher Umgang und Rhythmus an Umgang machbar und sinnvoll ist. Ein Anhaltspunkt kann Kontinuität sein, also die Zeit, die vor der Trennung jeweils mit dem Kind verbracht wurde.

Aber eine Trennung kann auch die Chance für neue Regelungen und Verteilungen bieten, gerade weil man nicht mehr unter einem Dach lebt und daher bewusste Zeit und oft mehr Zeit am Stück mit den Kindern verbringt. Sind sich Väter über den Zeitumfang, den sie mit ihren Kindern verbinden möchten, im Klaren, so können sie dies gegenüber den Müttern konkret ansprechen, dies den Müttern anbieten, auch als verlässliche Mitübernahme von Verantwortung und somit als Entlastungsangebot.

Für Väter und Mütter gibt es Beratungs- und Hilfeangebot bei Jugendämtern, Familienzentren z.B. von Diakonie oder Caritas und beim Verband alleinerziehender Eltern, speziell für Väter beispielsweise beim Väterzentrum in Berlin.

4. Wie können Eltern Ihre Kinder auf die Trennung vorbereiten und wie reagieren Kinder auf die Trennung?

Zum Thema Trennungsgespräch habe ich einen Artikel bei Edition F geschrieben, auf den ich hier gern verweisen möchte. Idealerweise führen die Eltern das Gespräch zusammen und bereiten es vorher auch gemeinsam vor. Im Detail ist hier wichtig, wie alt die Kinder sind und wann eine erkennbare Veränderung, beispielsweise ein Auszug ansteht. Je jünger das Kind, desto einfacher und kürzer die Erklärung und desto näher am Umzugstermin, weil kleine Kinder noch keine großen Zeiträume gedanklich erfassen können.

Dr. Isabell Lütkehaus Mediatorin (BM, BAFM) Supervisorin & Executive Coach (DGSv) Rechtsanwältin & Autorin

Sehr wichtig ist es, den Kindern eine Perspektive zu bieten, also idealerweise bereits eine konkrete Umgangsregelung in Aussicht zu stellen. Dies schafft erkennbare Kontinuität und damit Geborgenheit. Die Kinder wissen, dass ihnen beide Eltern erhalten bleiben und sie weiterhin wertvolle Zeit mit diesen verbringen werden.

Falls möglich, kann auch gemeinsame Zeit als Familie eingeplant werden, beispielsweise bei der Übergabe am Samstag früh ein Familienfrühstück. Das ist aber nur sinnvoll, wenn sich die Eltern gut verstehen und die Stimmung angenehm ist. https://editionf.com/Trennungsgespraech-Eltern-Kinder-Tipps-Vorbereitung-Scheidung).

5. Was raten Sie Eltern zur Gestaltung ihrer Idee einer Umgangsregelung und welche ist die beste Regelung für Kinder?

Idealerweise finden Eltern gemeinsam eine einvernehmliche Regelung, alleine oder mithilfe einer Mediatorin, da diese dann am besten zu ihrem individuellen Alltag und den Bedürfnissen der Kinder passt. Vorübergehend kann auch eine gerichtliche Entscheidung helfen, da sie als erste Orientierung für Entlastung sorgt, wenn die Eltern sich direkt nach der Trennung nicht gut einigen können.

Eine Umgangsregelung ist dann gut, wenn sie zum Leben aller Beteiligten gut passt und im Alltag gut realisierbar ist. Auch weitere Bezugspersonen, z.B. Großeltern können einbezogen werden, als Konstante für die Kinder und Entlastung für die Eltern. Ein gutes Umgangsmodell enthält eine Alltagsregelung (Kitazeit bzw. Schulzeit), eine Feiertag- und Ferienregelung sowie Lösungen für Notfälle im Sinne von entweder Kind oder Eltern krank bzw. kurzfristig beruflich verhindert.

6. Wie hat sich nach ihrer Meinung nach das Väterbild in den letzten Jahren verändert und wie kann ein Väter- oder Familienberater den Alltag eines Vaters oder einer Familie unterstützen?

Insgesamt sind Väter immer engagierter und bringen sich im Alltag verstärkt in die Kinderbetreuung ein. Ein gutes Umgangsmodell spiegelt dies im Rahmen der Kontinuität wieder, dies bedeutet, zahlreiche Väter haben auch nach einer Trennung heutzutage deutlich mehr Umgang als beispielsweise noch vor 40 Jahren, wo eine Umgang an jedem zweiten Wochenende üblich war und manchen schon viel erschient.

Was es auch sein kann, wenn man vor der Trennung nur gelegentliche Mahlzeiten gemeinsam einnahm und plötzlich mehrere Tage allein für die Kinder verantwortlich sein soll. Hier hat sich viel geändert und wird sich vermutlich weiterhin ändern und annähern. In meiner Praxis, die nicht repräsentativ ist, vereinbaren sehr viele Eltern ein Wechselmodell oder eine nahezu hälftige zeitliche Aufteilung.

Dann passt dies auch gut zur bisherigen Elternrolle beider und zu ihrer beruflichen Situation. Väterberater können Väter dabei unterstützen, für sich im klaren darüber zu werden, welche Modelle gut für sie passen und im Alltag zu bewältigen sind. Und sie können ihnen beiseite stehen, wenn in den zahlenmäßig zwar eher seltenen, aber dafür umso belastenderen Fällen von Umgangsverweigerung durch die Kinder oder Umgangsverhinderung durch die Kindsmutter eine Lösung zu finden. Familienberatungen können ähnlich wie Mediatoren Paare beim Suchen und Finden einer guten Regelung helfen, wobei sie ihre Erfahrung aus zahlreichen anderen Trennungen einfließen lassen können.

Adressen, Kontakt, wie kann man dir folgen:

www.luetkehaus.berlin

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