Rachenmandel Polypen bei Kindern entfernen

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Mittelohr-Entzündungen, Schnarchen und grippale Infekte – Rachenpolypen bei Kindern

Mein Sohn Paul und ich haben einiges gemeinsam. Wir gehen gern zum Fußball, spielen meisterhaft Monopoly und lieben es, ausgiebig im Zoo die Tiere zu beobachten. Seit Neuestem teilen wir das Schnarchen. Paul ist fünf. Da wir die nächtlichen Schnarch-Geräusche beunruhigend fanden, suchten wir unseren Hals-Nasen-Ohren-Arzt auf. Dieser fand Pauls Polypen stark vergrößert vor. Er rät, die Polypen bei unserem Kind zu entfernen. Ist das notwendig?

Polypen bei Kindern
Rachenmandel Polypen bei Kindern © bilderzwerg – Fotolia.com

Was sind Rachenmandel Polypen?

Rachenmandeln nennt der Facharzt Adenoide oder Polypen. Sie befinden sich unsichtbar im Nasen-Rachen-Raum. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, Krankheitserreger aus der Atemluft vom Körper abzuwehren. Häufige Beanspruchung und ein stark aktives Abwehrsystem führen zur Vergrößerung der ähnlich wie Muskeln aufgebauten Adenoiden. Sind die Rachenmandeln zu groß, beeinträchtigen sie aufgrund von Platzmangel das Gehör und die Atmung des Kindes. Eine Entfernung der Polypen beim Kind ist notwendig.

Folgen vergrößerter Rachenmandeln

Die Verbindung zwischen Ohrtrompete und Rachen ist bei vergrößerten Mandeln nicht mehr frei. Das behindert die Belüftung des Ohres. Die Nase fühlt sich verstopft an. Sammeln sich durch den Defekt Sekret und Wasser hinter dem Trommelfell, führt dies zu einer Schallleitungs-Schwerhörigkeit. Stimmen in lauten Regionen hört das Kind schwer heraus. Alles klingt wie unter einer Glasglocke.

Hält der Zustand an, beeinflusst das die Sprach-Entwicklung des Nachwuchses negativ. Kinder- und Jugendarzt Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, rät zur Vorsicht. Schon eine vier Wochen dauernde Schwerhörigkeit führt zu Sprach-Entwicklungs-Störungen. Die Stiftung Kindergesundheit rät in Übereinstimmung mit Kinder- und HNO-Ärzten zur Entfernung der Polypen beim Kind. Für diese gilt der Eingriff als eine risikoarme Routine-Operation. Diese Information nahm mir und meiner Frau die Angst vor dem Eingriff bei Paul.

Häufige Infekte als Folge vergrößerter Mandeln

Ist der Rachengang versperrt, sind Mittelohr-Entzündungen und grippale Infekte die Folge. Eine Studie von HNO-Ärzten der Cairo University, Ägypten bestätigt diese Annahme (Int J Pediatr Otorhinolaryngol 2013; 77: 1665). Wächst der Kopf, hebt sich der Platzmangel auf. Der Nasen-Rachenraum ist wieder frei. Das geschieht erst ab dem siebten bis achten Lebensjahr des Kindes. Ärzte raten zur Entfernung der Polypen bei dem Kind. Grund ist die starke Beeinträchtigung der Sprach-Entwicklung und der Gesundheit. In Deutschland ist die Adenoidektomie eine der häufigsten Operationen bei Kindern unter 14 Jahren. Viele HNO-Ärzte setzen zusätzlich Paukenröhrchen in die Ohren ein, um die Belüftung des Ohres zu verbessern.

Schnarchen als Indiz für vergrößerte Rachenmandeln

Behindern die Polypen die Nasenatmung, atmet das Kind häufig durch den Mund und spricht nasal, sagt Professor Hans-Jürgen Nentwich aus Zwickau, Sprecher der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin. Eine behinderte Atmung führt zum Schnarchen im Schlaf. Atemaussetzer kommen hinzu. Folglich ist das Kind tagsüber unkonzentriert und müde. Die Operation wirkt dem entgegen und verbessert seinen gesundheitlichen Zustand. Professor Christian Poets aus Tübingen bestätigt dies laut einem Artikel der ÄrzteZeitung vom 4.12.2006 mit dem Titel „Nach Adenotomie entwickeln sich Kinder oft besser“ bei der Jahrestagung der European Respiratory Society in München. Er bemerkte weniger Infekte und die Verbesserung des Geruchs- und Geschmackssinns des jungen Patienten.

Alternativen zur operativen Polypen-Entfernung

Eine Operation ist nicht immer der beste Weg. Wichtig ist es, das Kind genau zu beobachten, um zu sehen, wie stark die Polypen es behindern. Homöopathische Mittel oder medizinische Luftballons helfen, die Ohrbelüftung wieder herzustellen, wenn das Kind kaum unter den vergrößerten Rachenmandeln leidet. Diese Methoden funktionieren nur zu Beginn der Erkrankung. Sie sind schnell wirkungslos.

Hat das Kind weniger als drei bis vier Mittelohren- und Mandel-Entzündungen im Jahr? In diesem Fall ist die Operation vermeidbar, eine radikale Entfernung der Polypen nicht der letzte Ausweg. Behindern zusätzlich nicht entzündete vergrößerte Mandeln die Atmung, reicht eine Verkleinerung der Mandeln durch eine ambulante Laser-Teilentfernung (Laser-Tonsillotomie). Hierbei entfernt der Arzt den überschüssigen Teil der Mandeln. Mit dieser Methode bleiben die Polypen als Teil der Immunabwehr erhalten. Die Blutungen nach dem ambulanten Eingriff fallen geringer aus. Der kleine Patient braucht weniger Schmerzmittel.

Weniger Infektionen nach einer Polypen-Operation?

Die Entfernung der Polypen führt laut einer holländischen Studie (M. T. A. van den Artweg et al. Effectiveness of adenoidectomy in children with recurrent upper respriratory tract infections: open randomised controlled trial. Brit. Med. J. 343 (2011) d5154) nicht zu weniger Infekten bei Kindern. Schon zwei Jahre nach dem Eingriff bewegt sich die Erkrankungs-Häufigkeit an Erkältungen und Streptokokken-Infektionen auf demselben Niveau wie bei medikamentös therapierten Kindern. Ursache ist die geringere Abwehr des kindlichen Organismus durch die entfernten Rachenmandeln, die weitere Infekte begünstigt. Allerdings erkrankten die operierten Kinder in den ersten Monaten seltener als die Studien-Teilnehmer der Kontrollgruppe.

Wann eine Operation unausweichlich ist

Hat Dein Kind starke Probleme beim Hören und Atmen? Leidet es unter häufigen Infekten der Atemwege oder unter Schlaf-Apnoe? Dann ist die Entfernung der Polypen bei dem Kind unumgänglich.  Wir entschieden uns bei Paul für eine Operation, da die Folgen der vergrößerten Rachenmandeln seinen Alltag zu stark beeinträchtigten. Immer neue Infektionen kamen hinzu. Die starken Schlafstörungen hielten an. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder Pädiater Deines Kindes hilft Dir, die richtige Entscheidung für oder gegen eine Operation zu treffen.

weiterführend:

Erste Informationen zu einer Operation findest Du unter diesem Link: http://www.operieren.de/content/e3224/e10/e1071/e1076/e1078/.

Quellen:

http://www.bmj.com/content/343/bmj.d5154

http://www.hno-zeller.de/page/article05.php?id=2

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