Mein schüchternes Kind

Kind eng beim Vater

Versteckt sich Dein Kind bei dem Kennenlernen anderer Personen hinter Dir? Meidet es Menschen-Ansammlungen, weil es den Lärm nicht verkraftet? Beide Verhaltensweisen deuten darauf hin, dass Dein Kind schüchtern ist. Dabei stellt die Schüchternheit nicht in jedem Fall eine Komplikation dar. Stattdessen entwickeln scheue Menschen eine besondere Empathie. Sie versetzen sich besser in andere Personen hinein. Bei sensiblen Kindern besteht das Risiko der Hochsensibilität. Auf äußere Reize reagieren die Kleinen intensiver.

Schüchternheit stellt keinen Makel dar

Der Angstforscher Borwin Bandelow bezeichnet die Schüchternheit als Angst vor der Kritik anderer Menschen. Meidet Dein Nachwuchs Situationen, in denen es fremde Personen trifft, fürchtet es sich vor negativen Reaktionen. Beispielsweise ängstigen sich sensible Kinder vor:

  • einem Konflikt in der Schule oder dem Kindergarten,
  • der Kritik an ihrem Verhalten,
  • negativen Beurteilungen bei einer sozialen Performance-Situation,
  • der geballten Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen
  • sowie der Bewertung einer erbrachten Leistung.

Du bemerkst das schüchterne Verhalten Deines Sprösslings vorwiegend in Situationen, denen fremde Menschen beiwohnen. Dabei geniert sich das Kind, seine Meinung zu einem Thema beizutragen. Selbst das Erzählen eines Witzes stellt für schüchterne Kinder eine Herausforderung dar. Spüren sie, dass die Aufmerksamkeit der Zuhörer sich auf sie richtet, bekommen sie das umgangssprachliche „Lampenfieber“.

Schüchternheit | Mit Kindern wachsen

Als Elternteil machst Du Dir unbegründete Sorgen, dass Dein Kind sich nicht aufgeschlossen zeigt. Jeder Mensch verfügt in einem gewissen Maß über Schüchternheit. Diese Furcht vor der Kritik anderer entwickelt sich zu einem Hemmschuh, wenn sie Deinen Nachwuchs sozial einschränkt. Hier spricht der Angstforscher Bandelow von einer sozialen Phobie.

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Schüchterne Kinder stärken: Wie sie Ängste überwinden, ihre Gaben entdecken und die Persönlichkeit entfalten
von Dr. Doris Schüler

Existiert ein Mittel gegen die Schüchternheit?

Eine Medizin gegen ein schüchternes Verhalten existiert nicht. Jedoch brauchen zurückhaltende Kinder Lob und Bestätigung. Bemerken sie, dass sie eine soziale Performance meistern, verlieren sie die Angst vor der Situation. Speziell in der Schule erhält das Überwinden der Schüchternheit einen hohen Stellenwert. Trägt Dein Sprössling ein Gedicht vor, traut sich aber kaum vor die Klasse, wirkt sich dies negativ auf sein Selbstvertrauen aus.

Hierbei hilfst Du Deinem Nachwuchs, wenn Du das Gedicht wiederholt mit ihm übst. Fühlt sich das Kind bei der Rezitation sicher, fürchtet es sich nicht vor einer negativen Beurteilung. Auf diese Weise gelingt es Deinem Sprössling, das gehemmte Verhalten abzulegen.

Bei der Schüchternheit spielt das Verhalten der Eltern eine tragende Rolle. Bemerken Kinder, dass sich die Bezugspersonen zurückhaltend benehmen, übernehmen sie das Verhaltensmuster. Des Weiteren neigen vorwiegend Mütter schüchterner Kinder dazu, diese überbehütend zu behandeln. Sie nehmen ihnen unangenehme Aufgaben ab oder vermeiden, dass die Kinder mit fremden Personen in Kontakt kommen. Dadurch verstärkt sich die Angst der Kleinen vor den negativen Reaktionen anderer.

Als Elternteil achtest Du darauf, keinen Druck auf Deinen Nachwuchs auszuüben. Es bringt keine Besserung, das Kind zu einem Auftritt vor mehreren Personen zu zwingen. In diesem Fall ängstigt sich Dein Sprössling und macht unter Umständen Fehler. In der Folge kommt es zu Kritik, die das Kind nicht verträgt. Im schlimmsten Fall entwickelt sich die Schüchternheit zu einer sozialen Phobie.

Familiärer Rückhalt hilft den Kindern

Am besten signalisierst Du Deinem Nachwuchs, dass Du sein Verhalten nicht missbilligst. Durch einen positiven Zuspruch machst Du dem Kind Mut, später an dem Auftritt teilzunehmen. Geben Deine Frau und Du dem Sprössling Rückendeckung, überwindet dieser in der Regel die Schüchternheit von allein. Zudem zeigen sich die Kleinen stolz, wenn sie ihre Aufgabe meistern. Somit bleibst Du ruhig und gelassen, wenn sich Dein Kind schüchtern verhält.

In seinem Buch „Entwicklung von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter – Befunde der Münchner Längsschnittstudie LOGIK“ beschreibt Wolfgang Schneider die Ergebnisse der Langzeitstudie von 1984 bis 2004. Hierbei belegen die Forscher aus München und Würzburg, dass schüchterne Kinder keine Probleme im Alltag bekommen. Trotz ihrer Zurückhaltung leiden die Sprösslinge nicht unter dem scheuen Verhalten. Stattdessen lernen sie, dieses zu akzeptieren und als Teil ihrer Persönlichkeit anzunehmen.

Ebenso wie die Schüchternheit stellt auch das empathische Verhalten der Sprösslinge kein Problem dar. Sensible Kinder versetzen sich ohne Probleme in andere Menschen hinein. Daher nehmen sie selbstständig Rücksicht auf Personen, denen es schlecht geht. Zeigt sich Dein Kind sensibel, stellt dies keine Schwäche dar.

Kind eng beim Vater

Was stellt die Hochsensibilität dar?

Sensible Sprösslinge wirken auf ihre Eltern schnell zartbesaitet. Ein lautes Wort oder ein böser Blick sorgen dafür, dass sich die Kleinen zurückziehen. Über eine gewisse Sensibilität verfügt jeder Mensch, jedoch zeigen sich 15 Prozent hochsensibel. Bemerkst Du, dass Dein Nachwuchs Stimmungen schnell spürt, besitzt er diese Gabe. Des Weiteren weisen die Anzeichen auf die Hochsensibilität von Kindern hin:

  • Dein Sprössling leidet mit anderen Menschen mit,
  • traurige Situationen gehen ihm nahe,
  • zu viele Reize machen den Nachwuchs nervös.
  • Das Kind zeigt sich harmoniebedürftig und fühlt sich bei Kritik verletzt.

Sensible Kinder reagieren ebenso wie schüchterne Sprösslinge auf die Reaktionen anderer Personen. Sie leiden unter Miss-Stimmungen. Hektik und Lautstärke vertragen hochsensible Kinder schlecht, darum meiden sie große Menschen-Ansammlungen. Fühlt sich Dein Nachwuchs in der Gegenwart extrovertierter Personen nicht wohl, stellt dies ebenfalls ein Merkmal der Hochsensibilität dar.

Damit die Kleinen trotzdem ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, erziehst Du sie mit Geduld und Gelassenheit. Spürt das Kind Druck, zieht es sich zurück. Das bedeutet nicht, dass Du ausschließlich die sprichwörtlichen „Samthandschuhe“ bei der Erziehung Deines Sprösslings verwendest. Jedoch akzeptierst Du, wenn dieser seine Ruhe braucht. Zudem besteht die Notwendigkeit, die Wahrnehmung des Kindes zu respektieren.

Weigert sich Dein Nachwuchs, einen öffentlichen Platz aufzusuchen, fragst Du nach der Ursache. Erklärt das Kind, dass es die Lautstärke nicht mag, suchst Du nach einem alternativen Ort. Mach Deinem Sprössling deutlich, dass Du seine Sicht der Dinge verstehst.

Schüchterne und sensible Sprösslinge zusammengefasst

Schüchterne Kinder fühlen sich in großen Gruppen in der Regel unwohl. Sie meiden Situationen, in denen sie vor mehreren Menschen auftreten. Die Schüchternheit besteht als Angst vor der Kritik anderer. Um sie zu überwinden, gibst Du Deinem Nachwuchs Rückhalt. Ebenso hilft es, Situationen mehrmals durchzuspielen. Dadurch erhalten die Kleinen die notwendige Sicherheit. Zeigen sich Kinder sensibel, gehen die Eltern auf die Wahrnehmung der Sprösslinge ein. Sie erziehen den Nachwuchs mit Geduld. Auf diese Weise überwinden die Kinder die Angst vor negativen Reaktionen ihrer Mitmenschen.

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