Kleinkinder fördern oder erleben lassen » unser Sohn Apollo

Kinder fördern
Copyright: purmar bigstockphoto

Fördern und Erleben, wie wir das machen..

Ich war im Garten und teilte gerade die Ableger meiner Orchideen, als meine Frau mir ein Stück Kunststoff vor die Nase hielt. Es dauerte einen Moment bis ich begriffen hatte, dass es einer dieser Schwangerschaftstests war. Und der zeigte überdeutlich zwei dicke blaue Streifen.

Ein Artikel von Dirk, er wohnt mit seiner Familie auf den Philippinen 

Drei Jahre quakte meine bessere Hälfte bereits, denn Sie wollte nach ihrer Tochter aus einer vorherigen Beziehung unbedingt ein Baby von mir. Um ehrlich zu sein, mir war es damals eigentlich egal. Ich liebe bis heute Donnas Tochter, als wäre es mein Fleisch und Blut.

Kinder fördern
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Die Freude war riesig – mehr bei ihr als bei mir, aber auch ich freute mich auf mein erstes Kind. Wie sehr merkte ich erst, als ich zum Einkaufen fuhr. Automatisch, geradezu instinktiv schaute ich nach Babykleidung und Spielzeug. Donna, damals im zweiten Monat, wollte nicht mehr aufhören zu lachen, als ich zu Hause Babysöckchen, Schnuller, Rassel, Musikspiele und ein überdimensionales Babybett auslud.

Als sie in all denn Sachen einen kleinen Lerncomputer entdeckte, meinte sie, denn würden wir erst in vier oder fünf Jahren brauchen und dann sei er veraltet. Klar machte ich mir Gedanken, wie ich unserem Kind den Weg ins Leben erleichtern kann.

Kindergarten, Vorschule, Privatschule, Universität – die Ideen jagten sich.

Im Rückblick muss ich feststellen, dass ich mich umsonst selbst verrückt gemacht habe. Jetzt, wo unser zweites gemeinsames Kind in etwa fünf Monaten hoffentlich gesund auf die Welt kommt, sehe ich das alles viel gelassener. Grund dafür ist unser inzwischen 3 1/2-jähriger Sohn, der all meine Pläne mit seiner charmant-bestimmenden Art über den Haufen geworfen hat. Und ich erkläre euch auch gerne, wie und warum.

Der Kleine lernt Laufen und mehr

Unser Sohn war ein Frühstarter, denn bereits mit neun Monaten zog er sich an Möbeln hoch und wollte partout laufen. Mama hatte inzwischen ihr Studium zur Lehrerin wieder aufgenommen. Unsere Tochter und unsere drei Pflegetöchter waren ebenfalls in der Schule, sodass Apollo Odin und ich anfangs allein waren. Ich arbeitete am Computer, was dem kleinen Mann nicht besonders gefiel. Alleine spielen war nicht wirklich was er wollte.

Also kam ich kaum mehr zum Arbeiten, weshalb wir eine Nanny einstellten. Die junge Dame verdient sich ihr Geld für ihr eigenes Studium zusammen. Das musste sie aus Geldmangel unterbrechen, denn hier auf den Philippinen gibt es keine Studienbeihilfe.

Apollo entdeckte schnell, dass Papa im Computer tolle Bilder hat. Manchmal mehrmals am Tag krabbelte er auf meinen Schoß und wir sahen uns gemeinsam Fotos von Tieren, Autos, Lkws oder Feuerwehrwagen an, die ihm besonders gut gefallen. Und diese Angewohnheit hat er bis heute beibehalten. Etwa ein Jahr zeigte er eine intensive Vorliebe für die Zeichentrickserie „Blaze“. Wer es nicht kennt: Blaze ist ein Monster-Truck, der Probleme auf technische Weise löst. Hier läuft die Serie natürlich in englischer Sprache. Der Comic-Held baut Brücken, provisorische Aufzüge, erklärt was Gravitation oder was Zentrifugalkraft ist und viele andere physikalische Gesetze. Apollo hat jede Folge gesehen.

Als er damit durch war, verlor er das Interesse an Serie, nicht aber an der Physik.
Er war gut zwei Jahre alt, als er um eine Rutsche bettelte. Keine Rutsche für ihn, sondern eine wie eine Achterbahn im Miniaturformat, auf der anstatt Wagen seine Murmeln in die Tiefe rollen sollten. Ich fand den Wunsch so ungewöhnlich, dass ich kurzerhand Kunststoffrohr kaufte. Dieses wurde halbiert, geformt und so entstand eine dreigleisige Achterbahn mit Schanzen und Röhren für Glasmurmeln.

Er spielte damit gut drei Monate sehr intensiv. Apollo legte Hindernisse auf die Bahn, lies ein Dutzend Kugeln gleichzeitig rollen und drückte die Kurven herunter, damit die Murmeln entgleisen. Und als er mich bat die Rutschen auf die Terrasse zu stellen, konnte ich nicht ahnen, dass er nun statt Kugeln Wasser per Gartenschlauch nehmen würde. Es folgte eine amüsante Planscherei.

Der Lerncomputer interessierte ihn nur einen Monat, dann war er mit den Lektionen durch. Mit knapp drei Jahren lieh er sich ein Tablet von unseren 14 und 18-jährigen Pflegetöchtern aus. Sämtliche Spiele wurden ausprobiert. Das langweilte ihn schnell. Stattdessen zerrt er seine Nanny in den Garten oder in den angrenzenden Palmenwald. Dort beobachtet er Ameisen, Käfer und er ist von der Vielfalt an Pflanzen begeistert. Jeden Tag kommt er mit ein paar Zweigen nach Hause, die er mir zeigt und versucht zu erklären.

Der Kindergarten

Die größte Überraschung hatte ich vor zwei Monaten. Ich hatte geplant, unseren Sohn in einer Privatschule in den Kindergarten zu schicken. Die Ausbildung dort ist wesentlich anspruchsvoller, es gibt Lernmittel, Bücher und Spielzeug, was in den staatlichen Kindergärten nicht der Fall ist. Ich fuhr mit ihm die vier Kilometer zur Schule und wir sahen uns diese Vorschuleinrichtung an. Auf dem Heimweg sagte er mir, er wolle dort nicht wieder hin. Grund dafür war, dass die Kinder dort alle „fett und blöd“ waren, wie er mit erzählte.

In der Tat waren die Kinder in dieser privaten Vorschule stark übergewichtig und besaßen eine gewisse Arroganz, die auch mir aufgefallen war. Also geht er jetzt in den staatlichen Kindergarten, für den ich Bücher und Spielzeug gekauft habe.

Das war insgesamt sogar billiger, als das Schulgeld für die private Alternative. Dorthin geht er mit seiner Nanny jeden Tag für drei Stunden. Er spielt und tobt, lernt und begreift. Seine Klassenkameraden profitieren von ihm, denn er ist mehrsprachig aufgewachsen. Kurios ist, dass er bei normalen Gesprächen instinktiv die lokal übliche Sprache Waray nutzt, so auch bei Unterhaltungen mit seinen Klassenkameraden. Mit der Lehrerin spricht er das landesweit gebräuchliche Tagalog, das auch als Filipino bekannt ist.

Geht es um Biologie, Physik, oder ein Thema mit ungewöhnlichem Inhalt, spricht Apollo ausschließlich Englisch. Erstmals aufgefallen ist uns dies, als Mama ihn mit in die Uni nahm. Bis zum Tor akzeptiert er Waray oder Tagalog. Auf dem Campus spricht er ausnahmslos Englisch, selbst wenn er in einer anderen Sprache angesprochen oder etwas gefragt wird. Sogar Mamas Professorin für Lehrpädagogik konnte er mit diesem Verhalten vor ein Rätsel stellen.

Übrigens: Deutsch spricht er nur mit Papa. Selbst wenn uns Freunde aus Deutschland besuchen, spricht er mit denen nur Englisch – denn Deutsch ist unsere „Geheimsprache“ – nur für Apollo und Papa!

Förderung, aber anders als gedacht

Er ist neugierig, im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Planschen im Pool erforscht er, wie die Luftbläschen ins Wasser kommen und warum die dann aufsteigen. Als er mit dem Fahrrad auf die Nase fiel erklärte er mir, die Kraft in der Kurve sei zu groß gewesen – danke an den Comic-Helden Blaze für diesen Unterricht. Daraufhin nahm er sein Rad und probierte aus, bei welcher Geschwindigkeit er aus der Kurve getragen wird. Inzwischen habe ich verstanden, dass selbst dieser noch so junge Mensch seine eigenen Vorlieben und Interessen hat, weshalb ich ihn erleben lasse.

Aber kommt er mit Fragen oder will, dass ich ihm etwas zeige, dann nutze ich natürlich jede Gelegenheit ihn zu fördern. Auch wenn diese Förderung ganz anders aussieht, als ich mir das vorgestellt habe. Ich nutze beispielsweise seine Begeisterung für Flugzeuge, Helikopter und Ballons. Mit einem kleinen Modell fliegen wir auf der Weltkarte zu den Kontinenten oder Ländern. In Australien leben Kängurus und Koalabären, in Afrika Elefanten, Giraffen und Zebras usw.

Ich nehme gelegentlich ein paar Ballons und stecke in jeden ein Foto. Dann bringe ich diese Ballons auf einem Weg an. So kommt Apollo von einem Ballon zum nächsten, bis er am letzten Ballon eine kleine Belohnung findet.

Meist ist es eine Kokosnuss, eine Ananas oder ein Beutel mit frischen Erdnüssen. Er liebt diese Schnitzeljagden, die für ihn Abenteuer, Spiel und abschließend einfach lecker sind. Resultat daraus ist, dass er sich recht gut orientieren kann und jeden Winkel um unser Haus herum kennt. Und am Computer zeige ich ihm Städte, besondere Orte, Tiere und was er sonst noch so sehen will. Immer verbunden mit einer kleinen Geschichte, kurz vor dem Zubettgehen.

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