Varizellen Impfung: Wirkung und Nebenwirkungen bei der Impfung gegen Windpocken
Einige Kinderkrankheiten wirken weniger bedrohlich als andere. Die Windpocken gehören sicherlich dazu, da die Impfempfehlung relativ neu ist und Du selbst die Erkrankung als Kind wahrscheinlich ohne Komplikationen überstanden hast.
Da Varizellen aber weit verbreitet sind und bis zu fünf Prozent der Erkrankten nicht so viel Glück haben und mit schweren bakteriellen Infektionen bis hin zu einer Gehirnentzündung kämpfen müssen, hat die STIKO (Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut) die allgemeine Impfempfehlung ausgesprochen.
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Fakten zur Impfung gegen Windpocken bei Kindern:
Erkrankung: Bei den Windpocken oder Varizellen handelt es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit. Leichtes Fieber begleitet den typischen Ausschlag an Haut und Schleimhäuten. Rote Flecken werden erst zu Knötchen und dann zu Bläschen. Sie jucken stark und treten sogar am behaarten Kopf auf. Bei Neugeborenen kann die Erkrankung einen besonders schweren Verlauf nehmen.
Ansteckung: Das Varizella-Zoster-Virus ist über den direkten Kontakt mit infektiösem Bläscheninhalt oder per Tröpfcheninfektion beim Niesen und Husten ansteckend. Wie der Wind verbreitet sich der Erreger weiter, daher auch der Name. So gut wie jeder Mensch, der mit dem Virus in Kontakt kommt, erkrankt auch.
Vorbeugung: Windpocken überwinden jede Hygienemaßnahme. Zur Vorbeugung hilft nur eine Impfung.
Impfstoff: Der Kinderarzt kann Dein Kind nur gegen Varizellen impfen oder einen Kombinationsimpfstoff gegen Varizellen, Masern, Mumps und Röteln verwenden. Es handelt sich hier um Lebendimpfstoffe zur Injektion.
Empfehlung der STIKO: Windpocken gehören zum offiziellen Impfkalender der STIKO. Dein Kind erhält eine Impfung gegen Windpocken in einem Alter von 11 bis 14 Monaten und die zweite Dosis mit 15 bis 23 Monaten. Dann ist die Grundimmunisierung abgeschlossen.
Was bei einer Windpockenerkrankung im Körper passiert
Nach Kontakt mit dem Windpockenerreger und einer Inkubationszeit von acht bis 21 Tagen kannst Du bei Deinem Kind die ersten Symptome beobachten. Abgeschlagenheit, leichtes Fieber und eventuell Husten können den typischen Ausschlag begleiten.
Es entstehen immer neue Knötchen auf der Haut, die sich zu Bläschen entwickeln und schließlich eintrocknen. Viele Kinder haben auch Bläschen in Mund und Nase, sowie in der Genitalregion. Der Ausschlag juckt stark und hinterlässt Narben, wenn Dein Kind die Windpocken aufkratzt. Gesunde Kinder erholen sich in der Regel nach spätestens zwei Wochen von der Infektion. Sobald alle Bläschen eingetrocknet sind, ist Dein Kind nicht mehr ansteckend.
Seltene Komplikationen der Windpocken
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Gehirnentzündung (Enzephalitis)
- Herzmuskelentzündung
- Nierenentzündung
- Leberentzündung
- Gelenkentzündung
Bei Neugeborenen ist fast immer mit Komplikationen zu rechnen. Jedes dritte erkrankte Neugeborene stirbt an den Windpocken. Eine Impfung von nicht geschützten Frauen mit Kinderwunsch ist daher sehr wichtig, denn die Abwehrstoffe der Mutter schützen auch den jungen Säugling.
Die Impfung gegen Windpocken bei Kindern
Die Windpockenimpfung nutzt lebende, aber abgeschwächte Viren, um das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern zu animieren. Du kannst die Kombinationsimpfung mit Masern, Mumps und Röteln (MMR) nutzen oder Windpocken einzeln impfen lassen. Der Kinderarzt injiziert den Varizellen-Impfstoff entweder in den Muskel oder unter die Haut.
Wann sollte Dein Kind nicht gegen Windpocken geimpft werden
Ein Schnupfen oder sogar leichtes Fieber durch einen Virusinfekt ist kein Grund, eine Impfung zu verschieben. Eine chronische Immunschwäche hingegen schon. Auch eine schwere Allergie gegen Hühnereiweiß oder eine neurologische Erkrankung wie die Epilepsie kann ein Problem bei der Impfung gegen Windpocken darstellen.
Bitte besprich mit Eurem Kinderarzt, wie es im speziellen Fall Deines Kindes aussieht. Der Mediziner kennt alternative Impfstoffe und kann einen persönlichen Impfkalender für Dein Kind erstellen.
Impfkalender Windpockenimpfung
Das empfohlene Impfalter ist in der Impftabelle für Babys in Monaten angegeben. Grundimmunisierung G1
Impfung | Alter in Monaten | ||||
1,5 | 2 | 3 | 4 | 11-14 | |
Windpocken (Varizellen) |
G1 |
Impftabelle, medizinische Prüfung: Dr. Harald Stephan
Mögliche Nebenwirkungen der Impfung gegen Windpocken (Varizellen)
Bei Lebendimpfungen tritt die Impfreaktion meist verzögert auf. Nach fünf bis 12 Tagen kannst Du mit folgenden Symptomen rechnen, die in der Regel rasch vorübergehen:
- leichtes Fieber
- Hautausschlag
- Impfwindpocken
- Rötung, Überwärmung und Schwellung der Injektionsstelle
- Berührungsempfindlichkeit in der Impfregion
- Unruhe
Echte Nebenwirkungen der Windpockenimpfung treten nur selten auf. Hier handelt es sich um Allergien auf den Impfstoff, das Auftreten einer Gürtelrose (Herpes Zoster), einen Krampfanfall bei Fieber oder eine vorübergehende Verringerung der Blutplättchen (Thrombozytopenie).
Die Gürtelrose nach einer Impfung gegen Windpocken verläuft in der Regel deutlich milder als nach einer Infektion mit dem natürlichen Varizella-Zoster-Virus.
Häufige Elternfragen zum Thema Impfung gegen Windpocken bei Kindern (Varizellen)
Frage: Kann ich mein Kind noch schnell impfen lassen, wenn es Kontakt zu einem Spielkameraden mit Windpocken hatte?
Antwort: Innerhalb der ersten fünf Tage nach dem Kontakt mit dem Varizella-Zoster-Virus ist eine Impfung möglich und in der Regel auch wirksam. Die STIKO empfiehlt sie ungeimpften Personen, die noch nie an Varizellen erkrankt waren.
Frage: Mein Kind wurde gegen Windpocken geimpft und hat nun einen Ausschlag. Kann es ein anderes Kind mit Varizellen anstecken?
Antwort: Rein theoretisch kann ein frisch geimpftes Kind mit Windpockenausschlag einen anderen Menschen anstecken, aber in der Praxis ist dieses Szenario extrem unwahrscheinlich. Für immungeschwächte Personen kann das Risiko höher sein, aber auch hier haben Ärzte eine Ansteckung nur in seltenen Einzelfällen beobachtet.
Quellenangaben:
- Thomas Baumann, Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015
- Christian Speer, Manfred Gahr, Pädiatrie, Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2005
- Schönau et al., Pädiatrie integrativ, Konventionelle und komplementäre Therapie, Urban & Fischer, München 2005