Diversität fürs Kinderzimmer aus dem Ströppche Store: Theresa und Samuel Loschert im Interview

Theresa und Samuel Loschert haben vor Kurzem mit dem „Ströppche“ einen Online Concept Store für Kinder ab Geburt bis 6 Jahre gegründet. Ziel der beiden ist es, mit dem liebevoll kuratierten Sortiment an modernen Kinderbüchern und besonderem Spielzeug dazu beizutragen, dass Kinder neugierig und frei von Vorurteilen sowie veralteten Rollenbildern aufwachsen können. Wir möchten euch das Gründerpaar hier etwas näher vorstellen.

Ströppche: Das sind Theresa & Samuel – bitte stellt Euch kurz vor:

Theresa: Sehr gern! Ich bin gebürtige Rheinländerin und habe ursprünglich Soziologie in Heidelberg studiert. Beruflich war ich die letzten Jahre bei einem großen Energietechnikunternehmen als Projektmanagerin im Personalbereich tätig. Ich habe zwei Kinder im Alter von 2 und 5 Jahren und bin mit meinem Mann vor etwas über einem Jahr nach Köln gezogen.

Samuel: Ich komme ursprünglich aus dem schönen Tübingen in Süddeutschland und bin vom Hintergrund her Diplompsychologe. Nach meinem Studium in Frankfurt war ich in Summe etwa 10 Jahre bei einer internationalen Strategieberatung sowie als Personaldirektor einer Großkanzlei tätig. Vor etwa einem Jahr habe ich dann gekündigt, um nun einmal meiner Frau Theresa den Rücken für die Ströppche-Gründung freizuhalten…

Wie ist die Idee für den Ströppche Concept Store entstanden?

Theresa: Als Diplomsoziologin habe ich mich unter anderem damit befasst, wie Vorbilder das Selbst- und Weltbild von Kindern prägen – sie entscheiden maßgeblich den zukünftigen Werdegang.

Seit meiner eigenen Kindheit liebe und sammle ich schön illustrierte Kinderbücher. Dabei wurde mir zunehmend bewusst, dass die meisten Geschichten, Charaktere und Illustrationen in Kinderbüchern die Vielfalt unserer Lebensrealität nicht widerspiegeln. Protagonist*innen verschiedener Herkunft, Hautfarbe und Religion oder Menschen mit Behinderung sucht man meist vergebens – ebenso alternative Familienmodelle wie alleinerziehende Eltern oder Patchwork-Modelle. Mit der Geburt unserer Kinder erlebten wir auch, wie schon bei der Babyausstattung und später beim Spielzeug stark zwischen Jungen und Mädchen differenziert wird. Und das nicht nur farblich, sondern auch was die Funktionalität von Spielzeug angeht – bei Mädchenspielzeug geht es oft darum, sich um andere zu kümmern oder sich hübsch zu machen, wohingegen Spielzeug für Jungen oft zum Experimentieren oder Toben anregt. Dadurch werden von Anfang an – oft unbewusst – Rollenerwartungen an Kinder vermittelt, die letztendlich die Entwicklungsmöglichkeiten einschränken.

Ich wünsche mir aber eine tolerante Gesellschaft, die nicht nach Herkunft, Geschlecht oder Aussehen unterscheidet und in der verschiedene Lebensentwürfe gleichberechtigt nebeneinander gelebt werden dürfen. Dazu gehört, dass Kinder sich frei von veralteten Rollen-Konventionen entwickeln, ihre Talente entdecken und ihre Träume verwirklichen dürfen!

Da ich vergeblich nach gut kuratierten Sortimenten für moderne Kinderbücher und Spielzeug suchte, reifte in mir die Entscheidung, daran selbst etwas zu ändern. So habe ich meinen bisherigen Job an den Nagel gehängt und mich an die Gründung des Ströppche Concept Stores für moderne Kinderbücher, besonderes Spielzeug und Accessoires gemacht. Und Schritt für Schritt hat sich dann auch Samuel für das Thema begeistert…

Samuel – was hat Dich dazu veranlasst, voll mit einzusteigen?

Samuel: Ursprünglich hatten wir den Deal, dass ich beruflich eine Auszeit nehme, um Theresa in der heißen Gründungsphase den Rücken freihalten zu können und den Großteil der Care-Arbeit zu übernehmen. Das war in den Jahren davor zu einem großen Teil Theresas Part gewesen… Wir beide waren mit dieser „klassischen“ Aufteilung aber auf Dauer nicht zufrieden und ich wollte als Vater für meine Kinder präsent sein. Noch zumal ich als Psychologe weiß, wie unglaublich wichtig die ersten Jahre für die Bindung und die zukünftige Vater-Kind-Beziehung sind…

Während unsere Kinder im Kindergarten waren, haben Theresa und ich uns dann viel zur Gründung ausgetauscht und ich habe schrittweise mehr Aufgaben übernommen. Erst um zu unterstützen, aber dann zunehmend, weil ich mich für die Gründung und die dahinterstehende Vision begeistert habe: Die Weichen für Toleranz und ein positives Selbstbild werden in den ersten Jahren gestellt und hier können weltoffene Kinderbücher mit modernen Role Models und pädagogisch sinnvolles Spielzeug aus unserem liebevoll kuratierten Sortiment einen sehr wichtigen Beitrag leisten!

Wie funktioniert das für euch, gemeinsam zu arbeiten?

Theresa: Wir ergänzen uns sehr gut! Mein Schwerpunkt liegt zum Beispiel bei den Kinderbüchern, wohingegen Samuel sich vertiefend mit dem Spielzeugmarkt vertraut gemacht hat und bei der Sortiment-Zusammenstellung auch sein Wissen aus dem Bereich der Entwicklungspsychologie mit einfließen lassen kann. Natürlich ist so eine Gründung sehr zeitintensiv und wir sitzen oft auch noch abends an den Rechnern, aber dafür können wir uns die Zeit komplett flexibel einteilen.

Samuel: Ich war mir anfangs nicht sicher, ob wir uns vielleicht auf die Nerven gehen könnten, wenn wir auch beruflich die meiste Zeit miteinander verbringen. Aber wir lassen uns gegenseitig Freiräume und die Arbeit an diesem gemeinsamen Projekt hat uns eher noch mehr zusammengeschweißt. Vor allem tut es gut, dass wir uns die Care-Arbeit wirklich gleichberechtigt aufteilen können!

Was unterscheidet den Ströppche Concept Store von anderen Shops?

Samuel: Unser liebevoll kuratiertes Sortiment mit einem Fokus auf dem Thema Diversität ist sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal. Die ausgewählten Bücher repräsentieren die Vielfalt unserer Gesellschaft und ermöglichen es Kindern, sich in diesen wiederzufinden. Protagonist*innen haben unterschiedliche Hautfarben und Herkünfte, leben in vielfältigen Familien-Konstellationen, haben Behinderungen und entsprechen auch sonst keinen vorgegebenen Rollenmodellen. Auch das hochwertige Spielzeug differenziert nicht nach Geschlecht – wer einen rosafarbenen Schminkkoffer für 4-jährige Mädchen sucht, wird bei uns nicht fündig werden…

Theresa: Wir wollen es Besucher*innen der Webseite möglichst einfach machen, das passende Buch, Spielzeug oder Accessoire zu finden: So etwa lassen sich alle angebotenen Artikel nach geeigneten Altersklassen filtern, Bücher sind auch spezifischen Themen zugeordnet und es findet sich eine Empfehlung von besonders geeigneten Geschenken – von der Geburt, über die Taufe und unterschiedliche Geburtstage bis hin zur Einschulung. Für jeden Artikel ist neben einer ausführlichen Produktbeschreibung nachzulesen, weshalb wir dieses Produkt empfehlen. Auch durch diese sorgfältige Aufbereitung wollen wir uns von der Masse der anonymen Online-Stores abheben und unsere Kund*innen bei der Suche nach einem besonderen Buch oder Spielzeug bestmöglich beraten.

Samuel: Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist sicherlich, dass einige der von uns sorgfältig ausgesuchten Labels per Hand sowie nur in kleinen Auflagen produzieren. Diese sind auf großen Handelsplattformen dann in der Regel gar nicht zu finden.

Nach welchen Kriterien wählt ihr Bücher und Spielzeug aus?

Theresa: Bei Büchern ist zunächst einmal entscheidend, dass die dargestellten Protagonist*innen frei von veralteten Klischees sind und Kindern das Gefühl vermitteln, dazu zu gehören. Aber nur weil ein Kinderbuch keine veralteten Stereotype wiedergibt, ist es noch lange nicht gut. Wichtig ist auch, dass Inhalte kindgerecht aufbereitet werden und die Fantasie von Kindern anregen. Darüber hinaus ist die Qualität der Illustrationen bei Kinderbüchern für das Leseerlebnis von großer Bedeutung.

Samuel: Auch bei der Auswahl von Spielzeugen und Accessoires gilt ganz klar das Prinzip Klasse vor Masse! Wir legen großen Wert auf die Verwendung qualitativ hochwertiger, schadstofffreier Materialen sowie eine sorgfältige Verarbeitung, die höchste Sicherheitsstandards erfüllt. Bei der Auswahl unserer Marken sowie Produkte achten wir auf die Verwendung nachhaltiger Naturstoffe wie FSC®-zertifiziertem Holz oder recycelten Materialien.  Viele der von uns ausgewählten Marken produzieren ganz oder zu Teilen in Deutschland oder Europa. Darüber hinaus sind die meisten Produkte aufgrund ihrer hohen Qualität sehr langlebig und überdauern zum Teil Generationen.

Theresa: Auch wenn wir bei der Auswahl einige Kriterien anlegen – am wichtigsten ist letztendlich natürlich, dass die von uns angebotenen Produkte Kindern möglichst lange Freude bereiten! Spielzeug soll die Fantasie anregen und Kindern möglichst vielfältige Anwendungsmöglichkeiten bieten.

Was ratet ihr anderen potentiellen Gründer*innen?

Theresa: Mein bisheriges Fazit ist, dass es sich lohnt, auf sein Bauchgefühl und Herz zu hören und ins „Doing“ zu kommen. Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich wirklich die Sicherheit eines unbefristeten Arbeitsvertrags aufgeben möchte… doch seit ich wirklich mit den Gründungsvorbereitungen losgelegt habe, waren diese Zweifel wie weggewischt.

Hier könnt ihr den Ströppche Concept Store finden:
Online-Shop: www.stroeppche.de
Folgen auf Instagram: @stroeppche