Das Wechselmodell bei einer Trennung richtig umsetzen

Gesprächsverlauf: So könnt ihr über die Scheidung
Gesprächsverlauf: So könnt ihr über die Scheidung reden, Copyright: evgeny atamanenko

Beim Wechselmodell, von Experten auch als Pendel- oder Paritäts-Modell oder Doppelresidenz-Modell bezeichnet, wohnt das Kind bei Vater und Mutter. Es trägt dem Wissen Geltung, dass ein Kind für eine gesunde Entwicklung Vater und Mutter gleichermaßen braucht.

Beziehungen gehen auseinander, auch wenn es ein oder mehrere Kinder gibt. Häufig hast Du nicht die Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Für den späteren Umgang mit den Kindern existieren diverse Varianten.

Gesprächsverlauf: So könnt ihr über die Scheidung
Gesprächsverlauf: So könnt ihr über die Scheidung reden, Copyright: evgeny atamanenko

Was ist das Doppelresidenz-Modell?

Im Wesentlichen geht es im Wechselmodell darum, dass das Kind im Gegensatz zum Residenz-Modell nach der Trennung der Eltern bei beiden Elternteilen lebt. Vater und Mutter kümmern sich in gleichem Maße um das Kind. Es gibt nicht eine Hauptbezugs-Person oder einen Haupt-Wohnsitz.

Das Ziel des Doppelresidenz-Modells ist die Zufriedenheit des Kindes bei gleich starker Bindung zu beiden Elternteilen. In einer österreichischen Studie von 2010 zeigte sich auch eine hohe Akzeptanz unter den Eltern, die dieses Modell praktizieren. Vor allem die Väter nahmen in einem höheren Maß an der Kinder-Erziehung teil, als das bei anderen Modellen der Fall war.

Die Voraussetzungen für das Doppelresidenz-Modell

Es sind mehrere Voraussetzungen nötig, um das Paritäts-Modell sinnvoll zu praktizieren. Die Nähe der Wohnsitze ist wichtig, um die Logistik zwischen den beiden Heimen des Kindes einfach und stressfrei zu gestalten. Außerdem hat das Kind die Möglichkeit, ungehindert weiter in denselben Kindergarten oder dieselbe Schule zu gehen sowie Sport- oder Musikvereine zu besuchen.

Beide Elternteile sorgen beim Doppelresidenz-Modell für ein vollwertiges Zuhause, in dem das Kind sich wohlfühlt und genügend Raum zum Entfalten bleibt. Darüber hinaus hält sich das Kind in gleichlangen Zeit-Intervallen in beiden Haushalten auf.

Auf gefühlmäßiger Ebene sorgen die Eltern für gleiche Voraussetzungen. Beide Elternteile vermitteln dem Kind emotionale Sicherheit und verhalten sich gleichermaßen feinfühlig gegenüber den kindlichen Bedürfnissen. Eine wichtige Voraussetzung ist die Zuverlässigkeit beider Elternteile. Vergiss nicht, Dein Kind abzuholen und halte alle mit der Mutter getroffenen Vereinbarungen ein. Auch Konflikte vor dem Kind vermeidet Ihr, so gut es geht.

Unterstütze Dein Kind durch Routinen, wie feste Essenszeiten, damit es sich schnell bei Dir einlebt, wenn es von seiner Mutter kommt. Fördere die Beziehung Deines Kindes zur Mutter und akzeptiere, dass sie manches anders macht als Du. Auf diese Weise ist das Doppelresidenz-Modell durchführbar.

Das Doppelresidenz-Modell in der Praxis

Beim praktischen Umsetzen des Pendel-Modells erwies es sich als förderlich, dass das Kind sowohl Wochentage als auch Wochenenden mit beiden Eltern verbringt. Die Zeit-Intervalle im jeweiligen Haushalt handhaben die praktizierenden Eltern unterschiedlich. Manche wechseln Betreuungsort und -person alle zwei bis fünf Tage, andere wöchentlich oder vierzehntäglich. Dies machst Du am besten von Eurer Lebens-Situation und Deinem Kind abhängig.

Experten favorisieren einen natürlichen Übergang zwischen den Wohnsitzen. So bringt einer das Kind morgens in die Schule oder den Kindergarten, der andere holt das Kind am Nachmittag dort ab. Als Eltern sprecht Ihr Euch telefonisch ab oder bei separaten Begegnungen. So vermeidet Ihr Konflikte vor dem Kind.

Bild Sohn
Doppelresidenz-Modell © Petro Feketa – Fotolia.com

Mögliche Kritikpunkte und Vorteile des Doppelresidenz-Modells

Kritiker führen folgende Nachteile gegen das Doppelresidenz-Modell an:

  • die hohe Anpassungsleistung des Kindes,
  • unterschiedliche Ansichten und Lebens-Umstände der Eltern,
  • das Konfliktpotenzial zwischen den Eltern
  • und die fehlende Stabilität für das Kind.

Die Vorteile des Betreuungs-Modells liegen gleichermaßen auf der Hand: Das Kind erlebt seine Eltern gleichberechtigt, was seltener zum Ablehnen eines Elternteils führt. Das Doppelresidenz-Modell bedeutet zeitliche Entlastung für Vater und Mutter. Die Verantwortung ist ebenfalls gleich auf beide Schultern verteilt. Dies kommt dem Kind direkt zugute. Darüber hinaus passt das Modell in die heutige Zeit, in der die Gleichstellung von Mann und Frau hohe Priorität erlangte. Mütter arbeiten in gleichem Maße wie die Väter. Letztere kümmern sich ebenso lange um die Erziehung der Kinder wie der weibliche Elternteil.

Die Gesetzeslage in Deutschland

In Deutschland gibt es noch keine gesetzliche Verankerung des Doppelresidenz-Modells, wie in Frankreich, Italien oder Dänemark. Dies zeigt sich darin, dass hierzulande nach der Trennung der Eltern nur ein Elternteil Kindergeld erhält. Es besteht keine Möglichkeit, zwei Hauptwohnsitze zu bestimmen.

Das Doppelresidenz-Modell wirft darüber hinaus die Frage nach der Unterhalts-Zahlung auf. Sie ist in diesem Fall nicht notwendig, da beide für den Unterhalt des Kindes unmittelbar aufkommen. In Deutschland ist eine derartige Praxis bisher nicht vorgesehen.

Doppelresidenz-Modell pro oder kontra

Es hängt von Eurer Fähigkeit zur Kommunikation und Eurem Willen zur Kooperation ab, ob sich das Doppelresidenz-Modell für Euch als praktikabel gestaltet. Im Endeffekt ist es wichtig, dass Ihr Euch gemeinsam für ein Modell entscheidet und dies im Hinblick auf das Wohl Eures Kindes tut. Nur dann funktioniert das Paritäts-Modell dauerhaft.

 

Transparenz: Dein Vertrauen ist uns wichtig: Dieser Artikel enthält Empfehlungs-Links, alle mit * oder markierten Verweise sind Affiliate-Links. Mit einem Einkauf unterstützt du unser Netpapa Projekt. Wir bekommen dafür eine kleine Provision dein Preis ändert sich nicht. Änderung der Preise möglich. Aktualisierung 24.04.2024 um 08:45 Uhr  [Anbieter & Hersteller Kontakt: post @ netpapa.de]

Das sagen andere über uns

Folgen und Mitmachen

Austausch mit über 40.000 Vätern in unserer Vätercommunity „Einfach Vater“