Ab wann können Kinder Youtube schauen – Altersgrenze und Gefahren für Dein Kind

Artikelbild

Digitale Medien bestimmen heute immer früher das Leben in Deutschland mit und bereits Grundschüler wollen Smartphone, PC, Tablet und Spielekonsolen nutzen. Wie man als Eltern dazu steht, kann je nach eigener Mediennutzung sehr unterschiedlich sein. Fakt ist, dass Plattformen wie YouTube so bekannt sind, dass spätestens beim Gespräch mit Klassenkameraden die Neugier geweckt wird. Doch dürfen die Jüngsten überhaupt schon YouTube nutzen? Und welche Gefahren musst Du als Elternteil im Hinterkopf haben?

Youtube

Die Nutzung von YouTube: Das müssen Eltern zur Altersgrenze und den Gefahren wissen:

Nutzung von YouTube: – Das Wichtigste im Überblick

  • YouTube ist prinzipiell ab jedem Alter abrufbar
  • einen eigenen Account kann man aber nur mit einem Google-Konto anlegen
  • in Deutschland müssen Jugendliche für ein Google-Konto mindestens 16 Jahre sein
  • unangemessene Inhalte können im eingeschränkten Modus deaktiviert werden
  • Gefahren für Kinder sind insbesondere gefälschter Zeichentrickfilme, Cybermobbing und Werbebotschaften

Videos anklicken kann jeder, Videos kommentieren und hochladen hingegen nicht

Die Videoplattform gibt es seit 2005 und wer sie nutzen möchte, kann dies ohne Anmeldung rund um die Uhr. Wem das Anschauen der unzähligen Videos nicht genügt und wer stattdessen eigenes Material hochladen möchte, muss ein eigenes Google-Konto besitzen. Dieses wird dann mit YouTube verknüpft und erlaubt neben dem Hochladen auch das Kommentieren von Clips.

Das wiederum bedeutet, dass Dein Kind YouTube erst dann frei nutzen kann, wenn es alt genug ist, um ein Google-Konto einzurichten.

Das Alter zur Erstellung eines Google-Kontos variiert je nach Land, sodass es tatsächlich darauf ankommt, in welcher Nation ein Nutzer lebt. In Deutschland ist das Mindestalter vergleichsweise hoch angesetzt und liegt bei 16 Jahren. Auch beim direkten Nachbarn Belgien müssen Jugendliche mindestens 16 Jahre sein. Anders sieht es im Nachbarland Österreich aus, wo Teenager schon zwei Jahre früher ein Google-Konto einrichten können. Noch tiefer liegt das Mindestalter in den USA: 13-Jährige dürfen ein Konto eigenständig nutzen.

Natürlich ist es für nicht wenige Kinder verlockend, einen Fake-Account zu erstellen und beim Alter einfach ein paar Jahre hinzu zu mogeln. Fällt das bei einer Überprüfung allerdings auf, wird das Konto sofort gesperrt.

Gibt es YouTube-Videos ab 18 Jahren?

In Deutschland wird die Volljährigkeit erst mit dem vollendeten 18. Lebensjahr erreicht. Melden sich 16- und 17-Jährige für die Plattform an, oder schauen YouTube ohne Account, können sie nur Inhalte sehen, die für Minderjährige freigegeben sind. Videos mit Altersbeschränkung werden beim Anklicken nicht gestartet und stattdessen ein Warnhinweis eingeblendet.

Dieser sogenannte „Eingeschränkte Modus“ ist allerdings nicht unfehlbar. Problematische Videos werden von der Plattform in Stichproben ermittelt und von den anderen Nutzern als solche markiert. Da aber tägliche neue Videos online gestellt werden, kann die Sichtung der Inhalte nicht umfassend hinterher kommen.

Sollte Dein Kind mit Deinem Account surfen?

Es kann ungünstig sein, wenn Dein minderjähriges Kind freien Zugriff auf Deinen PC hat und Du permanent bei Google und damit YouTube eingeloggt bist. Unangemessene Inhalte werden dann angezeigt, da die Plattform nicht wissen kann, dass nicht Du am Monitor bist, sondern Dein Kind.

Natürlich ist es Deine Entscheidung, ob Dein Kind „Dein YouTube“ mitbenutzen darf. Viele Eltern zeigen ihrem Nachwuchs lustige Tiervideos oder auch eine kurze Dokumentation, die kindgerecht einen Sachverhalt erklärt. Dagegen spricht überhaupt nichts und beim gemeinsamen Nutzen der Plattform hast Du auch die Kontrolle über die Inhalte, die Dein Kind anklickt.

Manche Eltern erstellen in ihrem Account auch eine eigene Playlist für das Kind. So können Sohn oder Tochter viele Lieblingslieder am Stück hören oder Folgen einer Sendung sammeln, die besonders schön waren und die man Schulfreunden beim nächsten gemeinsamen Treffen zeigen möchte.

Die Unterschätzte Gefahr des Cybermobbing

Sobald ein 16-Jähriger über einen eigenen Account verfügt, können Eltern nur noch bedingt Einfluss auf die Nutzung nehmen. Neben anstößigen oder anderweitig problematischen Inhalten spielt auch das Thema Cybermobbing eine große Rolle.

Für die Elterngeneration war und ist Mobbing etwas, das in der „realen Welt“, etwa in der Schule oder in der Ausbildungswerkstatt und im Büro passiert. Doch die tägliche Nutzung von digitalen Medien hat auch das Phänomen Cybermobbing etabliert. Dein Kind kann allein in seinem Zimmer sitzen und dennoch gerade gemobbt werden!

Auch YouTube ist sich dieser Problematik bewusst und versucht mit einigen Maßnahmen dagegen vorzugehen:

  1. Kommentare unter eigenen Videos können gelöscht werden.
  2. Die gesamte Kommentarfunktion kann bei einem Video deaktiviert werden.
  3. Nutzer können andere blocken, wenn diese Belästigungen/Beleidigungen etc. äußern.
  4. Hochgeladene Videos können als „Private“ oder auch „Unlisted“ markiert werden. So werden sie nicht über die allgemeine Suchfunktion gefunden und der Nutzer kann selbst entscheiden, welcher Personenkreis das Video sieht.

Über eine Meldefunktion können Kommentare und deren Verfasser gemeldet werden.

In der Praxis hilft das nicht immer, weswegen es sehr wichtig ist, Kinder und Jugendliche für das Problem zu sensibilisieren. Die „Täter“ sind häufig Klassenkameraden oder Bekannter aus anderen Bereichen des Lebens. Sie müssen dazu gebracht werden, darüber nachzudenken, warum sie Cybermobbing betreiben. Natürlich gibt es auch gänzlich Fremde, die sich die Anonymität im Internet zunutze machen, um Mitmenschen für ihre Einstellungen zu beleidigen.

Du selbst kannst als Elternteil vor allem schützend einwirken, indem Du Dein Kind dazu ermutigst, Cybermobbing die Stirn zu bieten. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet, kann Dein Nachwuchs fiese Kommentare löschen und nicht weiter darüber nachdenken.

Die dritte Gefahr: Kommerzialisierung

Inhalte, die nicht zum Entwicklungsstand des Kindes passen und Cybermobbing sind die beiden bekannten Gefahren von YouTube. Deutlich weniger präsent haben Nutzer die Gefahr der Kommerzialisierung. Die Nutzung der Plattform ist an Werbung gekoppelt und diese kann bereits für Erwachsene zum Problem werden. Kinder jedoch können noch schwerer zwischen Information und Werbung unterscheiden.

Es werden drei Art von Werbung genutzt:

1. Anzeigen auf der Seite selbst
Sie können noch am einfachsten als Werbung erkannt werden und stören maximal dabei, sich einen ruhigen Überblick über die aktuell angezeigten Videos zu machen.

2. Werbung vor einem Video
Häufig beginnt nach dem Klick auf ein interessantes Video nicht der eigentliche Clip, sondern zunächst eine vorgeschaltete Werbung. Das kannst Du am ehesten mit der TV-Werbung zeigen. Da die Werbung sich direkt auf das Thema beziehen kann, um das es im Video gehen soll, müssen jüngere Kinder darauf aufmerksam gemacht werden, dass hier Werbung sie beeinflussen will.

3. Versteckte Werbung
Am interessantesten und gefährlichsten zugleich ist das sogenannte „Product Placement“. Die versteckte Werbung ist Teil der eigentlichen Videos, denn es werden beispielsweise Getränkemarken gezeigt, Spiele und Mode vorgestellt oder diverse Lifestyle-Produkte benannt. Während das Video also angeschaut wird, sickert wie nebenbei die Botschaft in den Kopf, dass Produkt X und Y gut ist. So mancher YouTube-Star ist sogar professionell via Casting von Agenturen engagiert worden und bringt in seinen Videos die gewünschten Produkte so an, dass die potenziellen Käufer/innen aufmerksam gemacht werden. Das ist ethisch zwar fragwürdig, aber legal.

Eine Alternative für die U-16-Kinder: YouTube Kids

Seit 2017 bietet Google für alle Kinder unter 16 Jahren eine Videoplattform an, die stark an YouTube angelegt ist, aber die Nutzung für die Jüngeren sicherer gestaltet: YouTube Kids. Eltern können die angezeigten Inhalte viel genauer filtern und die Bedienung ist insgesamt kindgerechter gestaltet. Je nach Endgeräten kann die Plattform sowohl am PC und Tablet als auch am Smartphone und manchen TV-Geräten genutzt werden. https://kids.youtube.com/

Die Alternative ist auch sinnvoll, um gefälschten Zeichentrickfilmen zu entgehen. Auf YouTube gibt es leider den Trend, beliebte Figuren der Kleinsten für satirische Clips zu verwenden. Was manche Erwachsene lustig finden, kann einem Vor- oder Grundschüler nachhaltig traumatisieren!

Ein Wermutstropfen:

Da Google sich auch hier finanzieren möchte, ist YouTube Kids nicht werbefrei. Ist Dein Kind erst in der Grundschule oder noch jünger, fällt es ihm noch schwerer, Inhalt und Werbung auseinanderzuhalten. Auch hier gilt daher: Nutzt die Plattform am besten gemeinsam, sodass Du direkt erklären kannst, was Werbung ist und was nicht. Bei den Jüngsten ist es ohnehin ratsam, alle Inhalte gemeinsam zu sehen, damit Fragen nicht offen bleiben und Gefühle wie Angst vor einer Figur immer direkt besprochen werden können.

Folgen und Mitmachen

Austausch mit über 40.000 Vätern in unserer Vätercommunity „Einfach Vater“