Unser Kind isst schlecht » Das sagt der Kinderarzt

Kind isst nicht richtig
Mein Kind isst schlecht? Copyright: HalfPoint bigstockphoto, Netpapa.de

Wenn der Teller voll bleibt: Unser Kind isst nicht richtig: Ein zentrales Thema in den ersten Lebensjahren Deines Kindes ist das Essen. Stillen oder Fläschchen? Brei kochen oder Gläschen kaufen? Wie viel muss ein Kleinkind eigentlich essen? Viele verschiedene Fragen schießen Dir zu diesem Thema durch den Kopf. Der größte Stressfaktor für Eltern ist ein Kind, das nicht richtig isst. Aber was bedeutet das überhaupt? Wann isst ein Kleinkind schlecht? Was tun, wenn das Gemüse immer auf dem Teller bleibt? Wir verschaffen Dir den Durchblick.

Kind isst nicht richtig
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Kein gesundes Kind hungert freiwillig am gedeckten Tisch

Ein gesundes Kind isst so viel es braucht. Nimmt es wenig oder nichts zu sich, hat es entweder keinen Hunger oder ist krank. Natürlich isst es nicht unbedingt das, was sich seine Eltern so vorstellen. Solange Dein Baby gestillt wird, siehst Du nicht, wie viel Muttermilch es bei einer Mahlzeit trinkt. Sobald es Brei isst oder am Familientisch sitzt, ändert sich das.

Ob Du willst oder nicht, Du hast eine bestimmte Vorstellung davon, wie viel und was Dein Kind essen sollte. Gehen Eure Meinungen da häufig auseinander, folgt unweigerlich Stress. Jede Mahlzeit wird zum Machtkampf. Dir und Deinem Kind geht es dabei immer schlechter.

5 Fakten zum Thema: Unser Kind isst nicht richtig

  1. Der individuelle Nahrungsbedarf hängt von Wachstum, Aktivität und Körpergröße ab.
  2. Essverhalten und Wahl der Nahrungsmittel übernehmen Kinder meist von älteren Geschwistern und Eltern.
  3. Entwickelt sich Dein Kind entlang seiner Perzentile für Gewicht und Größe, nimmt es auch eine ausreichende Menge an Kalorien zu sich.
  4. Die Nahrungsmenge, die Kinder im gleichen Alter zu sich nehmen, kann sich sehr stark unterscheiden.
  5. Viele Babys mögen eher süße Nahrungsmittel mit einer hohen Kaloriendichte.

Essen ist relativ

Wie viel Nahrung ein Kind in welchem Alter braucht, haben Kinderärzte ausgerechnet. Es handelt sich aber nicht um einen festen Wert, sondern um eine Angabe von Kilokalorien pro Kilogramm Körpergewicht. Zusätzlich spielen die Faktoren körperliche Aktivität und Wachstum in die Rechnung mit hinein.

Macht Dein Kind einen Wachstumsschub, hat es mehr Hunger als sonst. Im Anschluss lässt der Appetit wieder etwas nach. Diese Phasen sind bei Kindern völlig normal. Ebenfalls normal ist es, dass Dein Kind viel mehr oder viel weniger isst, als sein bester Freund. Jeder Mensch folgt seinem eigenen Stoffwechsel.

Was isst Dein Kind?

Machst Du Dir Sorgen, dass Dein Kleinkind zu schlecht isst? Kinder zwischen ein und vier Jahren haben einen durchschnittlichen Kalorienbedarf zwischen 1000 und 1400 kcal pro Tag. Lebensmittel, die sie nebenbei zu sich nehmen, können bereits einen beträchtlichen Teil dieses Bedarfs decken.

Ein kleines Glas Apfelsaft hat zum Beispiel 85 kcal, ein Becher Fruchtjoghurt circa 140 kcal und ein Glas Milch circa 170 kcal. Nebenmahlzeiten können Kinder rasch so satt machen, dass sie bei der Hauptmahlzeit das Essen auf dem Teller herumschieben und scheinbar nichts essen.

Achte einmal auf diesen Zusammenhang. Biete Deinem Kind gesunde, kalorienarme Snacks wie Gemüse und Obst an und beobachte, ob sich das Essverhalten bei den Mahlzeiten verändert. Dein Nachwuchs wird nicht freiwillig hungern.

Essen ist Familiensache

Eine gute Esskultur ist in jeder Familie wichtig. Essen soll ein positives Erlebnis sein, Gemeinschaft fördern und Spaß machen. Iss gemeinsam mit Deinem Kind. Am besten sitzt die ganze Familie regelmäßig zusammen am Tisch.

Der Fernseher und das Smartphone haben bei den Mahlzeiten Pause. Lass Dein Kind seinem Alter entsprechend bei der Zubereitung des Essens helfen. Achte auf eine kindgerechte Präsentation der Mahlzeiten. Manchmal hilft eine kreative Gestaltung dabei, Kleinkindern zum Beispiel rohes Gemüse schmackhaft zu machen. Im Internet und entsprechenden Büchern findest Du zahlreiche Ideen zu diesem Thema.

Der Essensplan ist Aufgabe der Eltern. Mit zunehmendem Alter dürfen auch die Kinder Wünsche äußern. Du entscheidest, wann was auf den Tisch kommt, Deine Tochter oder Dein Sohn entscheidet, was sie oder er essen möchte. Je entspannter Du mit dem Thema umgehst, desto besser. Essen darf kein Machtkampf werden. Sprich Euren Kinderarzt an, wenn Du Dir nicht sicher bist, ob Dein Kind ausreichend Kalorien und Nährstoffe zu sich nimmt.

Grundregeln für das Essen mit Deinem Kind:

  • Du entscheidest, was es wann zu Essen gibt. Ältere Kinder dürfen mitreden.
  • Dein Kind entscheidet, was und wie viel es von der Auswahl isst.
  • Zwinge Dein Kind niemals zum Essen.
  • Nicht gegessenes Essen räumst Du nach der Mahlzeit kommentarlos ab. Mache das Essen gar nicht erst zum großen Thema.

Schnelle Hilfe gegen mäkelnde Kinder

Ein erster Schritt ist ein familiärer Speiseplan, der gemeinsam mit den Kindern erarbeitet wird. Wobei ein toleranter und gesunder Umgang mit den Lebensmitteln bereits mit der Fütterung vom Babybrei anfängt. Gerade in der Anfangszeit sollten Kleinkinder mit einer möglichst breiten Vielfalt an Lebensmitteln in Berührung kommen. Das stärkt nicht nur das Immunsystem, sondern auch die Ausbildung des kindlichen Geschmacks.

Viele Eltern besprechen den wöchentlichen Speiseplan nicht mit den Kindern und setzen sie dann vor vollendete Tatsachen. Dieses Vorgehen stößt nur allzu schnell auf Gegenwehr, was noch nicht einmal überraschend ist. Darüber hinaus macht es Sinn, die Mahlzeiten gemeinsam mit den Kindern zuzubereiten. Untersuchungen und Studien haben herausgefunden, dass Kinder viel wahrscheinlicher etwas essen, das sie auch selbst gekocht oder gebacken haben. Sie sind neugierig, experimentieren mit den Zutaten und den verschiedenen Lebensmitteln und werden ein vollkommen anderes Verhältnis zur Nahrung entwickeln.

Kreativität und Fantasie sind gefragt, wenn es um das Mittagessen oder die Suppe geht. Tatsächlich kann der optische Reiz oftmals entscheidend sein und über Gut oder Böse urteilen. Ein Obst Gesicht, ein kleiner Gemüse Zug oder ein Kartoffelbrei Vulkan sind nur einige Ideen, die sich unkompliziert umsetzen lassen und noch mehr Freude auf den Tisch bringen.

Aus Zeitmangel und Stress verzichten Familien, gemeinsam zu kochen und in Ruhe miteinander zu essen.

Dabei sollte dies ein festes Ritual sein, das

  •  mit Gesprächen,
  •  dem Auswerten des Tages,
  •  Planungen und
  •  einem täglichen Ereignis wertvoller Familienzeit einhergeht.

Wenn es den Eltern möglich ist, sollten beide mit den Kindern am Tisch sitzen.

Kein Kind muss den Teller vollständig aufessen!

Du stehst erst auf, wenn du aufgegessen hast. Wer kennt diese Aussage nicht aus der eigenen Kindheit oder Jugend? Angesichts des wachsenden Anteils übergewichtiger Kleinkinder und Jugendlicher ist dies ein völlig irrwitziger Ratschlag, den ihr auf jeden Fall aus dem Regelkatalog streichen solltet. Der Fokus liegt auf dem Hungergefühl und einem gesunden Bauchgefühl, das viele erst wieder lernen müssen.

Hör auf zu essen, wenn du satt bist!

Bei Kindern ist dies ein Satz, der mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl zu hantieren ist. Hat euer Kind überhaupt keine Lust auf Spinat, Gemüse, Suppe oder Kartoffeln und rührt diese überhaupt nicht an, kommt euch dieser Ratschlag ganz gelegen. An dieser Stelle solltet ihr klarstellen, dass der Gemüseeintopf an die fruchtige Nachspeise gebunden ist. Tatsächlich müssen sich die Eltern einiges einfallen lassen und kleinere Umwege in Kauf nehmen, um das eigentliche Ziel zu erreichen.

  •  Euer Einsatz lohnt sich, denn ihr erzieht ein Kind, das einen gesunden Umgang mit Lebensmitteln von Anfang an trainiert.
  •  Wenn es auch schwierig ist, sollte Fast Food eine absolute Ausnahme bleiben.
  •  Gerade die fertigen Gerichte, die es portionsgerecht und unkompliziert im Supermarkt um die Ecke gibt, sind oftmals mit viel zu viel Zucker und Geschmacksverstärker versetzt.
  •  Das verfälscht den Geschmack und auch die Geschmacksknospen der ganzen Familie.
  •  Wer zum ersten Mal gedünsteten Brokkoli oder Blumenkohl mit einer selbst gekochten Sauce und Kartoffeln gegessen hat, wird vermutlich sehr verdutzt sein, wie facettenreich sich der Geschmack darstellt.

Wie Familie mit Lebensmitteln verantwortungsbewusst und gesund umgehen?

Der gesunde Umgang mit den Lebensmitteln schließt verantwortungsbewusstes Verhalten ein. Wir leben in einer Überflussgesellschaft und gehen leider oft sehr fahrlässig mit dem um, was wir in den Ladenregalen sehen. Oder habt ihr schon einmal die Erfahrung gemacht, dass es keinen Apfel mehr gab, keine Mohrrübe und keine Kartoffeln? Bis zur letzten Minute vor dem Feierabend verlangen die Kunden frisch gebackene Brötchen und Brot in den Regalen und sind nicht bereit, zu verzichten. Das setzt sich im eigenen Konsumverhalten im Alltag fort, so dass fast ein Drittel aller Lebensmittel deutschlandweit im Müll landet. Diesem Überfluss können die Familien entgegenwirken, indem sie die Mahlzeiten und den Speiseplan Woche für Woche strukturiert planen und erst etwas Neues kaufen, wenn der Rest aufgebraucht ist.

Das schult eine gewisse Sensibilität und einen gesunden Umgang, der sich unmissverständlich auf die Kinder überträgt. Außerdem ist es ratsam, im Bereich von Gemüse und Obst vor allen Dingen die saisonalen Produkte auszuwählen. Diese gibt es oftmals umweltfreundlich aus der Region und bieten noch dazu dem Körper die Inhaltsstoffe, Nährstoffe und die wichtigen Komponenten, die er zur jeweiligen Jahreszeit braucht. So greifen wir im Sommer wohl eher zur exotischen und leichten Melone und Kirsche – wohingegen im Winter ein Bratapfel, eine Birne und ein Eintopf aus Kürbis besonders lecker schmeckt.

Quellen

  1. Michael J. Lentze, Jürgen Schaub, Franz-Josef Schulte, Jürgen Spranger; Pädiatrie: Grundlagen und Praxis; Springer Verlag; Heidelberg 2013
  2. Gabi Eugster, Kinderernährung gesund & richtig: Essen am Familientisch genießen, Elsevier, Urban & Fischer Verlag, München 2007

 

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