Krampfanfälle beim Baby » Ursachen und Symptome

KRampfanfall, Abkjlärung der Ursachen beim Kinderarzt
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Wir fragen die Kinderärztin – Stolpersteine auf den ersten Schritten ins Leben

Neugeborene Babys wechseln aus dem sicheren Bauch der Mutter in eine Welt, an die sie sich erst anpassen müssen. Ihr Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung und so kann es in körperlichen Extremsituationen zu Krampfanfällen kommen. Im Säuglingsalter erkranken wenige Kinder an einem Syndrom mit Krampfanfällen, das nur in diesem Lebensabschnitt vorkommt und sich wieder verwachsen kann.

KRampfanfall, Abkjlärung der Ursachen beim Kinderarzt
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Und zusätzlich kommen sogenannte Gelegenheitskrämpfe vor, wie zum Beispiel im Zusammenhang mit Fieber. Dieser Ratgeber gibt Dir einen Einblick in das Thema Krampfanfälle beim Baby.

Wie äußern sich Krampfanfälle beim Baby?

Vom Prinzip her sind Krampfanfälle in jedem Alter gleich. Sie bestehen aus unkontrollierten elektrischen Entladungen der Nervenzellen in einem Teil des Gehirns oder im ganzen Gehirn. Was diese Entladungen aber auslösen, ist je nach Alter unterschiedlich.

Bei einem Neugeborenen oder einem jungen Säugling äußern sich Krampfanfälle nicht durch große Muskelzuckungen und einen Bewusstseinsverlust, wie Du es bei epileptischen Anfällen vielleicht erwarten würdest. Kleine Babys schmatzen eher, blinzeln und halten die Luft an. Vielleicht verdrehen sie auch die Augen oder verlieren plötzlich kurz ihren Muskeltonus. Es ist sehr einfach, diese Krampfanfälle zu übersehen oder falsch zu deuten. Ältere Säuglinge zucken oder zittern. Beim West-Syndrom nicken sie mit dem Kopf, reißen die Arme auseinander und führen sie vor der Brust wieder zusammen.

Fünf Fakten

  • Bei Säuglingen äußern sich Krampfanfälle weniger deutlich als bei Kindern und Erwachsenen.
  • Ärzte finden nicht bei jedem Patienten eine eindeutige Ursache.
  • Die medikamentöse Einstellung bei wiederkehrenden Krampfanfällen kann sich schwierig gestalten.
  • Ein unkomplizierter Krampfanfall selbst scheint keine Schäden im Gehirn auszulösen.
  • Epilepsie bedeutet, dass die betroffenen Kinder unter wiederkehrenden Krampfanfällen leiden, egal ob mit oder ohne feststellbare Ursache.

Ursachen für Krampfanfälle bei Neugeborenen und Säuglingen

In der Zeit der Anpassung nach der Geburt kommen folgende Ursachen für Krampfanfälle infrage:

  • vorübergehende Störungen des Stoffwechsels wie ein niedriger Blutzucker
  • eine Verletzung des kindlichen Gehirns
  • eine Fehlbildung des kindlichen Gehirns
  • Sauerstoffmangel unter der Geburt
  • eine massive Infektion
  • eine angeborene Stoffwechselstörung
  • Mangel an Vitamin B6
  • Medikamentenentzug, weil die Mutter in der Schwangerschaft diese Wirkstoffe eingenommen hat

Gutartige Neugeborenenkrämpfe

Bei wenigen Neugeborenen treten um den dritten bis fünften Lebenstag herum Krampfanfälle auf. Haben die Kinderärzte andere Ursachen ausgeschlossen, handelt es sich wahrscheinlich um sogenannte gutartige Neugeborenenkrämpfe, die sich in den ersten Lebenswochen wieder legen. Medikamente können in der Regel bei Anfallsfreiheit rasch wieder abgesetzt werden. Diese Krämpfe können eine genetische Komponente haben und heißen dann benigne familiäre Neugeborenenkrämpfe. Leidet Dein Baby an dieser Erkrankung, ist es sinnvoll, die Großeltern zu fragen, ob andere Neugeborene in der Familie ähnliche Auffälligkeiten gezeigt haben.

Blitz-Nick-Salaam-Krämpfe (BNS-Krämpfe) oder das West-Syndrom

Eine weitere bekannte Säuglingsepilepsie ist das West-Syndrom. Es ist selten und betrifft mehr Jungen als Mädchen in einem Alter von zwei bis acht Monaten. Ärzte führen die ernst zu nehmende Erkrankung in 70 Prozent der Fälle auf Fehlbildungen oder Schäden des Gehirns, Stoffwechselstörungen oder Infektionen zurück. Bei 30 Prozent der betroffenen Säuglinge lässt sich keine Ursache nachweisen. Die Kinder leiden an starken Muskelzuckungen, die ganz plötzlich auftreten, wie der „Blitz“ und in der Regel einem typischen Muster folgen:

  • der Kopf nickt und der Rumpf beugt sich nach vorne (Nickkrampf)
  • die Arme breiten sich erst aus und treffen sich anschließend vor dem Körper wieder wie bei einem Salaamgruß (Salaamkrampf)
  • die Beine werden an den Körper angezogen

BNS-Krämpfe treten häufig 20 bis 30 Mal hintereinander in Serien auf. Typisch ist die Zeit nach dem Aufwachen aus einem längeren Schlaf. Die Kinder erschrecken sich und weinen zwischen den einzelnen Krampfanfällen, das Bewusstsein verlieren sie in der Regel nicht. Gelegentlich verwechseln die Eltern daher die Anfälle mit Bauchkrämpfen. Schlafentzug kann BNS-Krämpfe auslösen. Die Erkrankung hat auch behandelt eine relativ schlechte Prognose mit einem hohen Risiko für Entwicklungsverzögerungen und einer verkürzten Lebenserwartung.

Folgeschäden des Gehirns durch Krampfanfälle im Säuglingsalter

Unkomplizierte Krampfanfälle, denen keine schwer behandelbare Ursache zugrunde liegt, haben scheinbar keinen dauerhaften negativen Einfluss auf das kindliche Gehirn. Die Anfälle dauern in der Regel wenige Minuten und lassen sich bei Bedarf mit Notfallmedikamenten wie Diazepam unterbrechen.

Das gilt auch für Krampfanfälle bei Fieber, die ab einem Alter von sechs Monaten auftreten können. Grunderkrankungen, die unter anderem mit Krampfanfällen einhergehen, können aber durchaus die Entwicklung der betroffenen Kinder negativ beeinflussen. Neuropädiater sind spezialisierte Kinderärzte für neurologische Erkrankungen. Sie kümmern sich um die Diagnose, die Behandlung und die Einschätzung der weiteren Entwicklung eines Kindes mit Krampfanfällen.

Wie der Kinderarzt die Diagnose zu den Krampfanfällen stellt

Ein Baby, das an Krampfanfällen leidet, wird in der Regel auf der Säuglingsstation oder auf der Neugeborenenintensivstation untersucht und behandelt. Eine eingehende körperliche Untersuchung ergänzt der Kinderarzt in der Regel durch:

  • die Erhebung der Schwangerschafts- und Familienanamnese
  • Blutuntersuchungen auf Blutzucker, Elektrolyte, Leber- und Nierenwerte, Blutbild, Entzündungsmarker, Blutgase und Infektionen (Bakterien- und Pilzkulturen)
  • Stoffwechseltests
  • eine Lumbalpunktion zur Untersuchung der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor)
  • Ultraschall des Gehirns durch die offene große Fontanelle
  • eine Elektroenzephalografie (EEG), die Messung der Hirnströme mit Elektroden auf der Kopfhaut im Wachzustand oder im Schlaf
  • weitere Bildgebung wie eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) bei Bedarf

Die Behandlung von Krampfanfällen beim Baby

Da Krampfanfälle viele unterschiedliche Ursachen haben können, gibt es auch viele unterschiedliche Behandlungsansätze. Schon für Neugeborene und Säuglinge stehen Medikamente zur Verfügung, die in vielen Fällen im Verlauf des ersten Lebensjahres wieder abgesetzt werden können.

Quellenangaben:

  • Richard Michaelis, Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie: Grundlagen und diagnostische Strategien, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2004
  • Thomas Baumann, Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015

 

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