Ist die Geburt des Kindes nur eine Sache der Frau oder sollte der werdende Vater „mitleiden“. Kann er der Frau im Kreißsaal hilfreich zur Seite stehen? Was erwartet den Mann zur Stunde der Geburt seines Kindes? Seit den 1970er-Jahren gibt es die Möglichkeit, als Mann im Kreißsaal dabei zu sein und die Geburt des eigenen Kindes hautnah mitzuerleben. Der Bewusstseinswandel setzte im Zuge der „sexuellen Revolution“ ein. Die Frauen wünschten, dass sich ihre Männer am Geburtsgeschehen beteiligten.
Wenn Mann im Kreißsaal die Geburt begleitet:
Geburt unter natürlichen Bedingungen
Neben den Frauen argumentierten Mediziner und Geburtshelfer für eine „Geburt unter natürlichen Bedingungen“. Vorreiter des Gedankens waren die Geburtshelfer Michel Odent sowie Frédéric Leboyer. In ihrer Theorie gehörten zu einer „Geburt unter natürlichen Bedingungen“ vertraute Menschen in den Kreißsaal. Sie befürworteten, dass Männer ihre Frauen bei der Geburt des Kindes begleiten. Was früher reine Theorie war, ist heute Wirklichkeit. Mittlerweile erleben neun von zehn Vätern die Geburt Ihres Kindes hautnah.
Geburtsvorbereitung – Männer sind dabei
Ein moderner Mann begleitet seine Frau zur Geburtsvorbereitung. Männer betrifft die Schwangerschaft ebenso wie die Frau – so ist die gängige Meinung. Das Fazit einiger Väter lautet jedoch: Frauen erhalten eine gute Vorbereitung auf die Geburt – Männer bleiben außen vor. Sie begleiten Ihre Partnerin zur Geburtsvorbereitung. Männer erfahren in der Regel jedoch nichts darüber, was sie im Kreißsaal erwartet. Sie wissen nicht, was sie tun müssen, um ihrer Frau eine Hilfe zu sein.
Männer, weg vom „Ort des Geschehens!“
Edith Wolber, Pressesprecherin des Bundes Deutscher Hebammen, vertritt die Ansicht, dass die werdenden Väter im Kreißsaal besser nicht zu Füßen der Frauen sitzen, sondern sich direkt neben der Frau als nützlicher erweisen. Die Stühle für die Männer stünden gewöhnlich ungünstig positioniert am Bettende der Frau. Hintergrund ist, dass zahlreiche Männer den Anblick des direkten Geburtsgeschehens nicht verkraften. Blut, das aus der Frau herausläuft und auch dasjenige, welches am Säuglingskörper haftet, ist nicht jedermanns Sache. Das Erlebnis führt oftmals dazu, dass der Vater monatelang keinen Sex mehr mit seiner Partnerin haben mag.
Tipp für den Notfall im Kreissaal
Oben Beschriebenes ist oft hart für Männer. Da wundert es nicht, dass sie bei dem Anblick im Kreißsaal umkippen. Was fehlt, sind die Liegeflächen für die werdenden Väter. Der harte Kreißsaalboden eignet sich nicht. Das passiert Ihnen nicht? – Besorgen Sie sich dennoch vorsichtshalber eine Luftmatratze, die sich selbst aufpumpt. Nehmen Sie auch Proviant und eine Zeitschrift mit, falls Sie die Nerven zum Lesen und Essen besitzen. Es zweifelt derjenige, dass Lesen der geeignete Zeitvertreib ist, der die Herkunft des Wortes „kreißen“ kennt. Das mittelhochdeutsche Wort bedeutet „stöhnen“, „schreien“. Gewöhnen sie sich an den Gedanken, dass auch Ihre Frau „kreißt“.
Tapfer bei der Periduralanästhesie
Bei der Entscheidung, ob Sie bei der Geburt Ihres Kindes anwesend sein möchten, bedenken Sie, dass Sie unter Umständen zusehen, wie der Arzt Ihrer Frau eine Spritze in die Lendenwirbelsäule gibt, um sie zu betäuben. Können Sie den Anblick ertragen, ohne dass Ihnen schlecht wird?
Ein harter Männerjob
Das Baby ist endlich da – Sie hätten es geschafft, wenn da nicht die Nabelschnur wäre. Wie selbstverständlich hält Ihnen die Hebamme die Schere hin. Bald wissen Sie warum, denn es ist ein Männerjob. Es bedarf einiges an Kraft, um die Nabelschnur zu durchtrennen – und das nach allem, was Sie in den letzten Stunden durchgemacht haben.
Pro und kontra Männer im Kreißsaal
Ein Mann kehrt dem Kreißsaal den Rücken zu, wenn er
- kein Blut sehen kann,
- nicht erträgt, wenn seine Frau schreit,
- die Frau nicht in „diesem“ Zustand gesehen werden möchte.
Seien Sie dabei, wenn
- es Ihnen ein wirkliches Bedürfnis ist, die Geburt Ihres Kindes mitzuerleben,
- Sie Ihrer Frau durch Ihr Beisein beistehen möchten,
- Sie gewillt sind, während der Geburt ihre Hand zu halten, sie zu massieren und zu streicheln.
Gerade, weil ein Kurs zur Geburtsvorbereitung den Männern selten hilft, sprechen Sie mit Ihrer Frau darüber – egal, wie Sie sich letztendlich entscheiden mögen.