Von wem erben Kinder die Intelligenz?

Von wem erben Kinder die Intelligenz?
Kinder und die Intelligenz - Copyright: Mikhail Leonov, bigstockphoto

Wie Eltern ihre Kinder prägen:

„Das hast du von mir. Siehst du, ich habe das als Kind auch schon sehr gut gekonnt. Streng dich an, ich war damals in Mathe ein absolutes Ass.“ Diese oder ähnliche Sätze dürfte der eine oder andere schon gehört haben, oder? So gehen viele Eltern davon aus, dass die Kleinen in der Schule dieselben Leistungen bringen wie sie selbst in der Vergangenheit. Dabei müsste man aber davon ausgehen, dass Kinder die Intelligenz erben. Und wenn dieser Fakt der Wahrheit entspricht, sollten Mama und Papa noch feststellen, von wem die Intelligenz kommt. Bevor wir uns nun gänzlich in einer Diskussion verheddern, es ist Zeit, reinen Tisch zu machen.

Von wem erben Kinder die Intelligenz?
Kinder und die Intelligenz – Copyright: Mikhail Leonov, bigstockphoto

X Chromosomen –  Träger der Intelligenz

Ausgehend vom Psychology Spot sollen die Kinder tatsächlich ihre Intelligenz einzig und allein von der Mutter vererbt bekommen. Kein Wunder, dass diese Nachrichten vielfach in unterschiedlichen Netzwerken und Onlinemagazinen gezeigt und heiß diskutiert werden. Diesbezüglich gehen die Studien davon aus, dass die Gene, die wiederum die Intelligenz beeinflussen, das X-Chromosom sind. Es soll zugleich der Träger von jeder Form von Intelligenz sein. Bekannterweise haben die Frauen zwei dieser X-Chromosom. Männern steht nur eines zur Verfügung.

Nun lässt sich aber darüber streiten, was die Intelligenz eines Menschen überhaupt ausmacht. Sprechen wir hier nur von dem Intelligenzquotient, den wir ganz einfach per Testverfahren feststellen?

Hat ein Kind die Intelligenz von der Mutter?

Es ist wohl vielmehr von einer fifty-fifty Aufteilung auszugehen. Das haben Untersuchungen von Zwillingen und Familien mit adoptierten Eltern ergeben. Tatsächlich ist für die Intelligenz zu 50 % die Genetik verantwortlich und wiederum zu 50 % das soziale Umfeld. Bis zum heutigen Tage gibt es kein Gen, das man eindeutig für den Unterschied der Intelligenz verantwortlich machen konnte.

Das kann zugleich aber auch ein Grund dafür sein, dass die menschlichen Gene eigentlich gar keinen so großen Einfluss auf die Intelligenz des Menschen haben. Worauf beruht die Erkenntnis, dass gerade die X-Chromosomen Träger der Intelligenz sind? Man hat herausgefunden, dass hier sehr viele Gene liegen, die auch bei Formen geistiger Behinderungen vorhanden sind.

Laut aktueller Erkenntnisse sollen für die menschliche Intelligenz konditionierte Gene die Verantwortung tragen. Diese können von der Mutter wie auch vom Vater vererbt werden. In diesem Zusammenhang treffen wir auf den Begriff der genomischen Prägung. Diese konditioniert einen unterschiedlich starken Einfluss auf die Intelligenz, je nachdem wie diese vererbt wurden.

 

Die große Bedeutung der Mutter beim Thema Intelligenz

Nicht nur in der Genetik, sondern auch in der Entwicklung ist der Mutter eine enorme Bedeutung beizumessen. So konnten Forscher von der Universität von Minnesota nachweisen, dass die Babys, die eine besonders enge Bindung zu ihrer Mutter hatten, bereits im Alter von zwei Jahren komplexere Aufgaben lösen konnten. Eine andere Studie fand heraus, dass der IQ der Kinder nur unwesentlich von dem der Mutter abweicht. Das dürfte wohl vielen Befruchtungskliniken den Boden unter den Füßen wegreißen, wenn diese die Samenspenden von besonders intelligenten Professoren und Doktoranden anpreisen.

Intelligenz als Erfolgskonzept?

Intelligenz allein ist jedoch kein Erfolgskonzept für ein Kind. Es ist vor allen Dingen die soziale Prägung und die gemeinsame Erziehung, die sich maßgeblich in der Entwicklung der Intelligenz auswirken. Gerade die Prägung von Anfang an über

  • das Leben,
  • das Schreiben,
  • das Rechnen,
  • das Zusammenzählen und
  • das Allgemeinwissen

wird direkt über den Alltag an die Kinder weitergegeben und zeigt sich wenig später in der schulischen Entwicklung. Es macht also überhaupt keinen Sinn, die Kinder schon vom Kindergartenalter mit Denkaufgaben, Nachmittagsbetreuung und zielgerichteter Förderung zu betrauen, wenn man sich gerade zuhause kaum mit der Allgemeinbildung befasst.

Für Kinder gibt es vielerlei unterschiedliche Möglichkeiten, gemeinsam mit den Eltern spielend zu lernen. Ein großer Teil der klassischen Gesellschaftsspiele lädt Familien dazu ein, gemeinsam wertvolle Zeit miteinander zu verbringen. Vollkommen unabhängig, ob euer Kind die Intelligenz von der Mutter oder vom Vater hat, sollte es einen wichtigen Anknüpfungspunkt finden, um spielerisch die Welt zu erleben und zu lernen.

Kinder beschäftigen sich automatisch mit den Dingen, die sie interessieren. Es wäre also fatal, die Kleinsten schon mit viel zu schweren Aufgaben und praxisfernen Herausforderungen zu nerven. Sie wären doch nur halbherzig bei der Sache, was sich nicht weiter auf die Intelligenz auswirkt.

In Familien, die Wert auf literarische Bildung legen, färbt dies auch auf die Kinder ab. Im Gegensatz dazu tun sich Kinder mit Buchstaben und Sprache viel schwerer, wenn sie in den ersten Jahren noch gar nicht damit in Berührung gekommen sind. So hat zum Beispiel das Vorlesen in jungen Jahren einen enormen Einfluss auf das Sprachverständnis und die Sprachentwicklung der Kleinsten. Diese Vorprägung ist in der Erziehung von Mama und Papa nicht zu unterschätzen.

Studien und Untersuchungen von Zwillingen

Eine der entscheidenden Daten für die Messung waren die Erblichkeitsfaktoren bei Zwillingspaaren. Hierbei untersuchten die Forscher, wie das Denkvermögen sich bei den Zwillingen entwickelt, wenn diese getrennt voneinander bei Adoptiveltern aufwuchsen.

So teilten sich Zwillinge ihre Gene – aber nicht ihr Umfeld. Ein weiterer Faktor bildet die Gegenüberstellung von eineiigen und zweieiigen Zwillingen. Doch nun zu behaupten, deine Intelligenz liegt in meinen Genen, wäre vollkommen unsinnig, da es sich bei Menschen immer um ein Individuum handelt. So stehen die Untersuchungen und Studien immer in Verbindung mit einer bestimmten Peer Group und Population.

Vererbung: Hoffnung für uns Väter

Für viele von uns Männern ist es wohl schwer zu verkraften, wenn Studien zu der Schlussfolgerung gekommen sind, dass die Intelligenz vor allen Dingen von den Müttern an die Kinder weitergegeben wird.

Dabei ist es jedoch nahezu unmöglich, die Komplexität der Intelligenz in einfache Regularien zu stecken. Selbst die Studien stehen in Verbindung mit einer bestimmten Zeit und einer Population. Diese Ergebnisse pauschal in die Aussage – „die Intelligenz kommt von den Frauen“ – zu verpacken, wäre vollkommen irrsinnig. Es ist vielmehr die Verbindung der genetisch bedingten Intelligenz und dem Umfeld, die sich in den späteren Entwicklung bemerkbar macht.

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