Typisch Junge – Typisch Mädchen – der kleine gesellschaftliche Unterschied: Mädchen kichern, sind verlegen, schüchtern und spielen mit ihren Freundinnen, Puppen und dem Puppenwagen. Jungen sind kleine Raufbolde, stark, mutig, wollen alles entdecken und mit dem Rennwagen auf Touren gehen. Doch was passiert, wenn ein Kind genau das Gegenteil macht? Wie reagieren wir, wenn unsere gesellschaftlichen Klischees uns eingefahrene Muster vorgeben? Auch wenn Sie es vielleicht nicht wollen, sie greifen immer wieder zu denselben Stereotypen und reagieren zumeist vollkommen verunsichert, wenn diese Kategorien von den Kindern gebrochen werden.
Machen Hormone aus Mädchen Mächen und aus Jungs einen Jungen?
An dieser Stelle sei gesagt, ein gewisser Anteil der stereotypen Charaktereigenschaften steckt tatsächlich in den Hormonen. Dementsprechend haben Männer und auch kleine Jungs mehr Testosteron im Blut als Mädchen. Dieser Unterschied beginnt ca. ab einem Alter von vier Jahren und steigt weiter in der Pubertät.
Wodurch wir Eltern erkennen, dass sich Jungen und Mädchen dann immer weiter unterscheiden. Es sind die Hormone, die geschlechterspezifische Unterschiede ausbilden und auch typische Verhaltensweisen nach sich ziehen. Was für ein Kleinkind unter vier Jahren bedeutet, dass es individuell reagiert ganz nach seinem eigenen Wesen.
Doch können die Hormone nicht der einzige Grund sein, warum die wilden Kerle vielmehr toben als Mädchen. Ein weiterer Grund ist tatsächlich in unserer Erziehung und den gesellschaftlichen Bildern begründet. Tatsächlich dürfen Jungs mehr toben und ihre wilden Seiten ausleben als Mädchen. Das haben Wissenschaftler aus Berlin herausgefunden. Folglich sind es die Eltern, die ihren Kindern vorleben und erziehen, wie sie mit den Gefühlen umzugehen haben.
In diesem Zusammenhang sollten wir bedenken, dass Kleinkinder sich vornehmlich an den Verhaltensweisen der Eltern orientieren und so unwiderruflich auch wie Mama mit ihrer eigenen Wut und dem wilden Charakter umgehen. Jungs neigen dazu, sich zu raufen, zu toben und sich körperlich abzureagieren, wohingegen die meisten Mädchen eher laut schreien.
Haben Sie sich eigentlich schon einmal gefragt, warum Mädchen Rosa mögen? Den Grund dafür kennt eigentlich niemand. Tatsächlich war vor rund 100 Jahren Rosa eigentlich die Farbe der Jungs. So hat auch die belgische Prinzessin 1927 in Erwartung ihres Kindes ihre Wiege in der Jungenfarbe Rosa dekoriert. Damit wollte sie die Männlichkeit unterstreichen. Mädchen hingegen ordnete man vielmehr die Farbe Blau zu. Gerade alte Bilder der Kirche zeigten die Jungfrau Maria häufig in Kombinationen mit Blau. Jetzt kommt der Knüller: Es war einst im Jahr 1918 als eine Frauenzeitschrift in den USA, Rosa als kräftigere Farbe den Jungen zuordnete.
Das dezente Blau erhielt wiederum feminine Werte. Woran mag also die Umkehr gelegen haben? Waren es die blauen Jeans der echten Kerle oder die Marine Uniformen? Wir werden eine detaillierte Lösung wohl bis zum heutigen Tag nicht gänzlich nachkommen.
Lesetipp: Veit Lindau – Genesis: Die Befreiung der Geschlechter
Warum Mädchen besser lesen und Jungs besser rechnen?
Ebenso verhält es sich mit einigen Klischees in der Schule. Demnach sollen Jungen besser rechnen und Mädchen besser zeichnen und schreiben. Mädchen arbeiten sauberer und Jungen hingegen klecksen auf dem Papier. Um diesem Phänomen nachzugehen, hat eine amerikanische Universität eine Studie mit weiblichen und männlichen Mathematik Studenten gemacht. Diese hatten zunächst vollkommen anonym einen Test absolviert und gleichermaßen erfolgreich abgeschnitten.
Erst als die Jungen und Mädchen jeweils ihr Geschlecht oben auf den Testbogen notierten, kam es zu unterschiedlichen Ergebnissen, die sich zugunsten der Jungen aussprachen.
Auch die Pisa-Studie konstatierte in einigen Ländern, Mädchen würden angeblich besser lesen, das würde im Vergleich zu Jungs zum Teil sogar eine ganze Klasse ausmachen. Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass ein Gehirn von Mädchen und Jungs vollkommen anders funktioniert. Vielleicht lesen Mütter in den Familien ihren Kindern öfter vor als Väter und die Jungs schließen daraus, das Lesen Mädchensache ist. Auch hier ahmen Kinder ihre Eltern nach.
Typisch Junge und typisch Mädchen: der Streit ums Spielzeug
Einer der Klassiker für typisch Junge und typisch Mädchen Klischees ist die Spielzeugbranche. Nirgendwo anders wird so klar ausdifferenziert, welche Produkte für das männliche und welche für das weibliche Geschlecht vorgesehen sind. Ist es den Kindern angeboren, dass Jungs mit Autos, Baggern und Eisenbahnen spielen und Mädchen mehr mit Puppen, Kuscheltieren und Lippenstiften?
An dieser Stelle sollten wir uns ins Gedächtnis zurückholen, dass kein Mensch allein auf der Welt ist. Er wird im Einfluss der Gesellschaft und seiner Umgebung groß und orientiert sich an anderen Menschen. So werden Kleinkinder zu Kindern und entdecken, dass sie ein Junge oder ein Mädchen sind.
Sie schließen sich geschlechterspezifischen Gruppen an, da sich Menschen von Natur aus in Gruppen wohl fühlen. Sie finden Freunde, fühlen sich bestätigt und spielen in der jeweiligen Gruppe typische Spiele.
Uns Eltern sei gesagt, das es viel toller ist, wenn sich unsere Kinder vollkommen frei ausprobieren und austesten. So ist insbesondere im Zuge der letzten Jahre zu beobachten, dass Mädchen auch starke Ergebnisse auf dem Fußballplatz bringen und Jungs ohne Probleme mit einem Buch, mit Malstiften und mit einem Teddy Rollenspiele nachahmen.
Wir sollten uns diese Studien und die interessanten Untersuchungen in diesem Ratgeber zum Anlass nehmen, um unsere eigenen Stereotype gründlich zu überdenken. Die natürliche und ungezwungene Entwicklung unserer Kinder wird es uns in vielerlei Hinsicht danken.