Wie Eltern Nein-Sagen lernen – mit Jesper Juul

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Zum Thema „Nein-Sagen“ hat Jesper Juul eine klare Position: „NEIN“ gehört zur Elternrolle zwingend dazu, denn es gibt dem Kind Orientierung. Allerdings sollten auch alle anderen Möglichkeiten geprüft und die Bedürfnisse und Konsequenzen berücksichtigt wurden. Warum es vielen Eltern schwerfällt, eine Bitte ihres Kindes abzuschlagen und wie du das Nein-Sagen lernen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Nein sagen

Warum Eltern NEIN sagen lernen müssen:

  1. Jesper Juul sieht „Nein“ sagen zu Kindern als festen Bestandteil der Erziehung.
  2. Nein-Sagen fällt vielen Eltern naturgemäß schwer, weil sie Angst haben, ihre Kinder zu enttäuschen.
  3. Ein „Nein“ seitens der Eltern sollte nicht als unveränderbar gelten. Ein Dialog mit dem Kind, indem auch sein Standpunkt berücksichtigt wird, ist deutlich sinnvoller.
  4. Nein sagen lernen ist möglich, hier ist allerdings etwas Zeit und Geduld notwendig.

Wer ist Jesper Juul?

Jesper Juul gilt als einer der angesehensten Familientherapeuten Europas. Der aus Dänemark stammende Erziehungsexperte ist durch seine zahlreichen Elternratgeber, Seminare, Vorträge und dem Seminarprojekt „family lab“ bekannt.

weiterlesen: Wer ist Jesper Juul – Ansichten und Biographie

Jesper Juul
Jesper Juul – copyright/fotographer: Anja Kring

Nein sagen zu Kindern aus Liebe?

„Nein ist die schwierigste und gerade deshalb die liebevollste Antwort – sie erfordert am meisten Umsicht, Engagement, Ehrlichkeit und Mut.“

Das Wort „Nein“ wird von vielen Menschen mit etwas Negativem assoziiert. Kein Wunder, es hat schließlich etwas mit Ablehnung und dem Ignorieren eines Wunsches oder Bedürfnisses zu tun. Nur wenige kommen auf die Idee, ein Nein mit Liebe in Verbindung zu bringen. Doch genau diese gibt es, und zwar im Eltern-Kind-Kontext.

Ein Nein beschützt das Kind – keine Mutter oder kein Vater würde dem Kind erlauben auf eine heiße Herdplatte zu fassen. Dennoch tun sich viele Eltern schwer mit dem Nein-Sagen zu Kindern. Sie haben Angst die Beziehung zu ihrem Kind zu zerstören, wenn sie deren Forderungen und Wünschen nicht nachkommen.

Nicht selten kommt es dann zu Auseinandersetzungen und davor fürchten Eltern sich. Es ist viel bequemer, einfach „Ja“ zusagen, denn hier ist das Konfliktpotenzial wesentlich geringer bis gar nicht vorhanden.

Doch das ist nicht der richtige Weg, denn ein „Nein“ gehört zum Elternsein dazu. Dein Kind wird dir später nicht vorhalten, wenn du ihm nicht grenzenlos alles gewährt hast.

Vielmehr kommt der Vorwurf dann, wenn du dich in entscheidenden Situationen nicht schützend vor es gestellt hast. Für Kinder sind Orientierungspunkte wichtig, Signale, die Eltern aussenden, um ihn zu zeigen, wie sie sich in der Welt zurechtfinden können. Ein „Nein“ aus Liebe ist also möglich, vielmehr ist es notwendig.

Kinder, Mädchen

Ein „Nein“ oder „Ja“ zu Kindern ist jedes Mal eine neue Entscheidung

Zunächst einmal gilt es zu klären, dass es selbstverständliche Dinge gibt, die von einem „Nein“ ausgeschlossen sind. Dazu zählen in erster Linie die Grundbedürfnisse eines Kindes, welche die Eltern jederzeit zu erfüllen haben. Das sind zum Beispiel:

  • Sicherheit,
  • Nähe,
  • Fürsorge,
  • Nahrung,
  • körperliche Unversehrtheit und
  • Kleidung.

Es ist durchaus normal, dass Eltern ihre Bedürfnisse zurückstecken. Gerade wenn die Kinder noch sehr klein sind, ist das gar nicht anders möglich. Weint ein Säugling in der Nacht, müssen Mütter und Väter ihr Bedürfnis nach Schlaf verschieben, aufstehen und das Kind beruhigen. Sind Kinder krank, müssen Eltern ihre eigenen Pläne und Pflichten hintenanstellen und in erster Linie für das Kind da sein.

Bis zu einem gewissen Teil bleibt diese „Aufopferungsrolle“ auch noch erhalten, wenn das Kind älter wird. Das ist auch richtig so, solange die Eltern sich ihrer Führungsrolle bewusst sind und diese nicht an das Kind abgeben. Werden Eltern zu willenlosen Opfern ihrer Kinder, ist das erziehungstechnisch sehr ungünstig.

Es gehört zu den Entwicklungsaufgaben der Kinder, Grenzen zu testen und zu übertreten. Eltern geben ihnen Orientierung, indem sie auf die Überschreitungen reagieren. Bleiben diese einfach unkommentiert und wird permanent nachgegeben, begreift sich das Kind als Mittelpunkt der Welt und lernt nicht, sich und seine Bedürfnisse realistisch einzuschätzen. Klare Aussagen der Eltern hingegen, geben ihnen Halt und Orientierung – sie bringen das Kind in seiner Rollenfindung maßgeblich voran.

Verweigerung bei Mädchen

Nein-Sagen lernen zu Kindern

Nach Jesper Juul entstehen Konflikte vor allem dann, wenn Familienmitglieder nicht „Nein“ sagen, obwohl sie es eigentlich gerne möchten. Je näher uns ein Mensch steht, desto schwerer fällt es meist, ihm etwas abzuschlagen.

Die Angst davor, der andere könnte enttäuscht sein oder uns weniger lieben, ist dann besonders hoch. Da eine Eltern-Kind-Beziehung natürlicherweise von einer hohen Intensität geprägt ist, fällt es vielen Eltern nicht leicht, ein klares „Nein“ dem Kind gegenüber zu äußern. Die folgenden Tipps helfen dir dabei, „Nein“ sagen zu lernen.

1. Sage freundlich aber bestimmt „Nein“!

Ein „Nein“ zu Kindern muss nicht automatisch mit einem bösen Blick und einer erhobenen Stimmer einhergehen. Es ist durchaus möglich, dabei freundlich aufzutreten. Halte Blickkontakt, versuche eine strenge Mimik zu vermeiden und formuliere dein Anliegen klar und bestimmt.

Zusätzlich solltest du die Ablehnung der Bitte noch kindgerecht begründen, damit das Kind die Intension dahinter verstehen kann. Bedenke bitte: „Nein“ sagen lernen ist ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen.

2. Beuge einem schlechten Gewissen vor!

Du hast Angst vor Gewissensbissen deinem Kind gegenüber? Noch bevor du das „Nein“ ausgesprochen hast, solltest du dich vergewissern, dass es angebracht und richtig ist. Dann gibt es auch keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben.

Stelle sicher, dass dein „Nein“ auch wirklich konform mit deinen eigenen Wertvorstellungen, Bedürfnissen und Grenzen ist. Überdenke zudem die Konsequenzen, welche die Verneinung auf das Leben deines Kindes hat. Berücksichtige auch seine Gedanken, Erwartungen, Ängste und Forderungen und versuche sich in seine Lage hineinzuversetzen. Auch Kinder haben ein Recht, ernst genommen zu werden.

3. Verliere dich nicht in katastrophisierenden Gedanken!

Ja, es ist möglich, dass du dein Kind mit einem „Nein“ enttäuschst oder sogar wütend machst. Das ist auch nicht schlimm oder stellt deine Qualitäten als Mutter oder Vater in Frage.

Eine Reaktion dieser Art ist vollkommen natürlich und heißt nicht, dass dein Kind dich nicht mehr liebt. Versuche in der Situation zu bleiben und die Enttäuschung deines Kindes nicht auf alle möglichen anderen Lebensbereiche zu projizieren. Nicht immer vom Schlimmsten auszugehen, gehört also auch zum „Nein“ sagen lernen dazu.

Bleibe aber emphatisch und zeige Verständnis für den Groll deines Kindes, aber ziehe ihn keinesfalls ins Lächerliche. Kinder dürfen und müssen ihre Reaktionen haben müssen, das ist ein wichtiger Lernprozess für sie.

4. Strebe einen Dialog statt einen Befehl an!

Ein „Nein“ ist nicht in Stein gemeißelt, sondern gilt unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation als verhandelbar. Dazu darfst du es allerdings nicht als so fundamental wichtig ansehen, dass eine Umstimmung ausgeschlossen ist.

Trete mit deinem Kind in einen Dialog, mache ihm dein Standpunkt klar, höre dir aber auch seinen an. Dadurch bekommt dein Kind das Gefühl, gleichwürdig zu sein und nicht unter dir zu stehen.

Quellen, Internet und Literatur:

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