Mädchen mit 8 Jahren – Frühe Pubertät und wie Du damit umgehst

Mädchen mit 8 Jahren
Frühe Pubertät mit 8 Jahren? Copyright: TomMisch, bigstockphoto

Frühe Pubertät bei Mädchen – Das sagt der Kinderarzt

Deine Tochter ist eine Prinzessin für Dich und am liebsten trägst Du sie auf Händen. Doch mit dem Beginn der Pubertät wird das enge Band zwischen euch etwas lockerer, denn Dein Mädchen ist auf dem Weg zur Frau. Beginnen die ersten Veränderungen bereits vor dem achten Lebensjahr, liegt eine frühe Pubertät vor. Der Kinderarzt spricht von „Pubertas praecox“. Wie reagiert man als Papa am besten?

Mädchen mit 8 Jahren
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Das Wichtigste im Überblick

  • eine frühe Pubertät fällt durch typische Verhaltensänderungen wie Stimmungsschwankungen auf
  • Menstruation und/oder Brustwachstum setzen zudem vor dem acht Lebensjahr ein
  • der Besuch beim Kinderarzt sollte ernste Erkrankungen ausschließen
  • eher selten ist eine Hormonbehandlung sinnvoll
  • als Papa musst Du nun sehr sensibel mit Deiner Tochter umgehen

Der individuelle Fahrplan

Der wichtigste Fakt zur Beruhigung vorweg: Die Entwicklungsschritte eines Kindes sind sehr individuell und daher können Kinderärzte nur grobe Vorgaben machen, was „normal“ ist. Ebenso wie das eine Kleinkind früher krabbelt als das andere und manche bereits mit einem Jahr sprechen, wo andere sich Zeit lassen, beginnt auch die Pubertät unterschiedlich früh.

Es ist daher zu einfach gesagt, dass jedes Mädchen im gleichen Alter in die Pubertät kommen muss. Der zeitliche Rahmen der Kinderärzte basiert lediglich auf den Erfahrungen und verändert sich mit der Zeit. Heute werden Jungen und Mädchen früher reif als noch vor 100 Jahren!

Entsprechend des aktuellen Medizinstandes setzt die Vorpubertät mit acht bis zehn Jahren ein. Auf Deine Tochter muss das jedoch nicht zwingend zutreffen. Sie kann sowohl früher als auch später in die Pubertät kommen.

Doch auch wenn es „den einen“ Pubertätsstart nicht gibt, ist es im Interesse der Gesundheit, bei einem Startpunkt zwischen dem sechsten und achten Lebensjahr zur Sicherheit den Kinderarzt aufzusuchen. In sehr seltenen Fällen können Erkrankungen im Gehirn oder in den Geschlechtsorganen die Gründe für eine frühe Pubertät sein. Das solltet ihr als Eltern ausschließen, um ruhige Gewissheit zu haben.

Zeichen für den geistigen Beginn der Pubertät

Im Normalfall beginnen Mädchen früher als Jungen eine gewisse geistige Reife zu zeigen. Die Vorpubertät, also die rein geistigen Veränderungen, startet bei ihnen häufig Monate früher, allerdings statistisch gesehen auch um das achte Lebensjahr. Kommen neue Verhaltensweisen merklich eher, ist es eine frühe Pubertät. Möglich sind folgende Dinge:

  • Plötzliches Interesse an Make-up, Nagellack und Haarstyling
  • Shopping wird interessant und das nicht mehr in der Spielzeugabteilung, sondern in Kleidergeschäften
  • Mit Freundinnen wird viel geflüstert und gekichert
  • Privatsphäre bekommt eine hohe Bedeutung
  • erste, teils heftige Stimmungsschwankungen treten auf
  • Eltern werden „uncool“ und teils auch böse beleidigt

Zeichen für den körperlichen Beginn der Pubertät

Nachdem im Gehirn der Startschuss für die Pubertät gefallen ist, dauert es auch nicht lange, bis körperliche Veränderungen nachziehen. Einige davon werden Dir auch als Vater auffallen, andere vertraut Dein Mädchen oft nur der Mutter an:

– Dein Kind wächst in kurzer Zeit sehr rasch
– Das Brustwachstum setzt ein
– Die Gesichtszüge werden erwachsener und feminin-weicher
– Erste Pickel auf Stirn, Wangen und Kinn treten auf
– Achsel- und Scharmbehaarung wächst
– Es bildet sich Schweißgeruch beim Sport
– Die erste Menstruation zeigt die Geschlechtsreife an

Das Gespräch mit dem Kinderarzt

Seid ihr als Eltern unsicher, ob euer Mädchen eine zu frühe Pubertät erlebt, ist es immer ratsam, mit dem Kinderarzt offen über diese Sorgen zu sprechen. Vereinbart am besten einen Termin, zu dem eure Tochter mitgeht und bei dem eine Abklärung erfolgt.

Beim Kinderarzt wird ein Gespräch geführt, damit der Mediziner ein aktuelles Bild vom Gesundheitszustand und den Lebensgewohnheiten bekommt. Diese Anamnese kann entweder mit den Eltern allein, gemeinsam mit dem Kind oder teilweise auch nur mit dem Mädchen geführt werden. Ehrliche Antworten sind sehr wichtig, weshalb es eine möglichst ungezwungene Atmosphäre sein soll.

„Wichtig: Respektiere als Vater, wenn Deine Tochter nur mit der Mutter zum Kinderarzt möchte. Beginnt bei ihr wirklich bereits die Pubertät, gibt es Themen, über die sie als Mädchen vielleicht nur mit Frauen sprechen möchte.“

Nach der Anamnese gibt es mehrere Untersuchungsmöglichkeiten, die der Arzt entsprechend der Situation auswählt. Es können nur einzelne oder auch alle durchgeführt werden. Das entscheiden die Gegebenheiten.

  1.  eine komplett schmerzfreie körperliche Untersuchung
  2.  die Analyse einer Blutprobe (Hormonstatus bestimmen)
  3.  Abstrich im Intimbereich zur Bestimmung der örtlichen Hormonwirkung
  4.  Ultraschall der inneren Geschlechtsorgane
  5.  Röntgen einer Hand, um das Knochenalter zu bestimmen
  6.  Röntgen, CT oder MRT des Kopfes

Muss gehandelt werden?

Stellt sich heraus, dass die frühe Pubertät eine krankhafte Ursache wie einen Tumor hat, muss selbstverständlich umgehend darauf reagiert werden. In der großen Mehrheit aller Fälle liegt jedoch keine ernste Krankheit zugrunde!

Sehr selten wird der Kinderarzt vorschlagen, mit Medikamenten auf eine nicht krankhafte, frühe Pubertät zu reagieren. In diesem Fall erhält die Patientin sogenannte GnRH-Agonisten. Diese Stoffe wirken direkt im Gehirn und verändern die Hormonausschüttung in der Hirnanhangsdrüse. So werden weniger Geschlechtshormone produziert und die Pubertät entsprechend „ausgebremst“.

Eine Hormonbehandlung dieser Art kann sowohl bei Jungen als auch Mädchen angewandt werden, sollte jedoch vorab gut überlegt sein. Da hier ein direkter Eingriff in die natürlichen Körpervorgänge stattfindet, muss Nutzen gegen Risiko abgewogen werden. Haben Du und Deine Partnerin Zweifel, solltet ihr einen weiteren Kinderarzt um eine Zweitmeinung bitten.

Die seelische Belastung einer frühen Pubertät

Für Mädchen kann ein schneller Wechsel hinein ins Erwachsenwerden sehr belastend sein. Da ihr Körper sich früher als der von Freundinnen verändert, fühlen sie sich ausgeschlossen und teilweise „fremdartig“. Die weiblichen Rundungen, die ihre Altersgenossinnen noch nicht haben, können als extrem störend empfunden werden. Manchmal werden Betroffene auch deswegen Opfer von Mobbing, was die Psyche zusätzlich belastet.

Die seelischen Belastungen dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden. Besonders sensible Mädchen können ernste Probleme wie Essstörungen oder selbstverletzendes Verhalten entwickeln. Auch langfristige Verhaltensstörungen, ein starkes Absacken der schulischen Leistungen und Depressionen sind mögliche Folgen, wenn die Mädchen keinen Rückhalt finden.

Für Eltern ist es ganz entscheidend, der Tochter bestmöglich Sicherheit und eine gute Portion Selbstbewusstsein zu geben. Intime „Frauenthemen“ wird Dein Kind vermutlich nur mit der Mutter besprechen wollen, doch Du solltest als Vater immer ein offenes Ohr signalisieren. Dafür musst Du ihr keine Fragen stellen, sondern ihr vielmehr Zeit, Umarmungen und Verständnis anbieten.

Es kann für Deine Tochter sehr hilfreich sein, wenn ihr einfach gemeinsame Momente bei einem Zoobesuch oder im Kino erlebt. Sie kann dadurch etwas Abstand von ihren Erlebnissen in der Schule oder einem Streit mit der Mutter finden. Du hilfst ihr, indem Du ihr signalisierst: Ich liebe und akzeptiere Dich so, wie Du bist.

Viele Mädchen fangen auch bereits in der Vorpubertät an, sich von der Mutter abgrenzen zu wollen, um ihr eigenes Frau-Sein zu entdecken. Für Dich als Vater bedeutet diese Phase, dass Du eine Art Vermittler zwischen Mutter und Tochter wirst. Das kann sehr anstrengend werden, ist jedoch auch eine gute Möglichkeit, die Vater-Tochter-Bindung zu pflegen und ihr Halt zu geben.

 

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