Latenzphase bei Kindern zwischen 6 und 11 Jahren

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Sigmund Freud bezeichnet in seinem psychoanalytischen Entwicklungsmodell die Latenzphase als Periode zwischen phallischer und genitaler Phase. Die Latenzphase beginnt bei der Mehrzahl der Kinder ab sechs Jahren in der beginnenden Pubertät. In dieser frühen Latenz ruhen emotionale Entwicklungen und eine intellektuelle Phase rückt in den Vordergrund. Gleichzeitig zieht sich der Nachwuchs in eine Spielwelt zurück. Gefühle wie Verunsicherung und Zweifel begleiten diese Periode.

Latenzphase
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Latenzphase bei Kindern – Das Wichtigste in Kürze:

  • In der Entwicklungspsychologie meint die Latenzphase den Zeitraum vor Beginn der Adoleszenz. In seiner psychoanalytischen Theorie schreibt Freud ihr eine temporäre Reduktion des genitalen Lustgewinns zu. Diese Lustbefriedigung rückt zugunsten des intellektuellen Strebens in den Hintergrund.
  • Die Latenzphase gliedert sich in drei Phasen: frühe, mittlere und späte Latenz. Letztere nennt sich alternativ frühe Adoleszenz und meint den Beginn der Unabhängigkeit.
  • Während der Latenzphase stehen Wissbegier und Lerneifer bei Kindern im Vordergrund. Sie distanzieren sich in dieser Zeit vom anderen Geschlecht und knüpfen vermehrt geschlechtsspezifische Kontakte.

Die drei Phasen der Latenzperiode

Die Latenzphase gehört zum Phasenmodell der psychosexuellen Entwicklung nach Sigmund Freud. In den fünf aufeinander aufbauenden Phasen erleben Kinder verschiedene erogene Zonen und Triebe. Sie gliedern sich in:

  • orale Phase
  • anale Phase
  • phallische Phase
  • Latenzphase
  • genitale Phase

Mitunter gehen die einzelnen Perioden fließend ineinander über.

Während der frühen Latenzphase lernt er Selbstregulation und Kontrolle über die eigenen Bedürfnisse. Sie zeichnet sich durch den Ausbau intellektueller, psychosozialer sowie sensomotorischer Kompetenzen aus. Mit dem Schuleintritt erhält das Kind eine positive Leistungsorientierung, die sich vorteilhaft auf sein Selbstbewusstsein auswirkt.

Die mittlere Latenz setzt ab acht Jahren ein. In dieser Periode wechselt der Nachwuchs zwischen kindlicher Impulsivität und Selbstkontrolle. In seinem Alltag prägen sich Rituale aus, die bei der Strukturierung helfen.

Kinder zwischen zehn und elf Jahren starten in die späte Latenzphase. Kennzeichnend sind:

  • verstärkte Emotionalität
  • Gefühlsschwankungen
  • erste sexuelle Interessen

Hierbei gilt es, zwischen der kindlichen und erwachsenen Sexualität zu unterscheiden. Erstere bezeichnet einen spontanen Lustgewinn mit allen Sinnen. Der Nachwuchs erforscht seinen Körper und lernt die Empfindungen, zu denen dieser fähig ist, im eigenen Tempo kennen. Dagegen ist erwachsene Sexualität genital orientiert.

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Wie äußert sich die Latenzphase bei Kindern?

Während der Latenzphase bleiben die Triebe sowie die Wünsche zum Lustgewinn im Hintergrund. Diese Zeit bereitet den Nachwuchs auf die teilweise übermäßige Triebzufuhr während der Adoleszenz vor.

In den drei Latenzperioden sucht er nach einem Ausgleich zu den sexuellen Interessen in seinen vorherigen Entwicklungsphasen. Gleichzeitig bemüht er sich um eine Balance zwischen:

  • Spielen und Lernen
  • Impulsivität und Regulierung
  • Fantasie und Realität

Bei der Selbstregulation lernt er, die Impulse und Triebe zu verarbeiten, ohne sie auszuleben. Die erworbene Impulskontrolle befähigt ihn zum langfristigen, zielorientierten Handeln. Während der Latenzphase widmen sich viele Kinder neuen Hobbys oder knüpfen Freundschaften. Diese beschränken sich hauptsächlich auf gleichgeschlechtliche Gleichaltrige.

Die verstärkte Distanz zum anderen Geschlecht zieht sich durch die gesamte Latenzphase. Sie äußert sich im widerwilligen Umgang miteinander. In dieser Zeit finden Mädchen Jungen „blöd“ und andersherum.

Zusätzlich bauen Kinder in der Latenzphase außerelterliche Bindungen mit Lehrern sowie anderen vertrauten Bezugspersonen auf. Gleichzeitig erlernen sie soziale Fähigkeiten, die ihnen die gesellschaftliche Integration erleichtern. Durch das Erlernen neuer Fertigkeiten wächst die Selbstachtung des Nachwuchses. Sein empfundener Selbstwert hängt nicht länger allein von der elterlichen Anerkennung ab.

Die unterschiedliche Ausprägung der Latenz

Wie schnell die kindliche Entwicklung während der Latenzphase voranschreitet, unterscheidet sich individuell. Gleiches gilt für die Ausprägung der Latenz. Manifestiert diese sich in einem geringen Maß, fällt Kindern die Selbstregulation schwer. Die kindliche Impulsivität bestimmt ihr Handeln und erschwert es ihnen, innere Ruhe zu finden.

Dadurch wirken sie in der Schule unkonzentriert und „zappelig“. Ihnen fehlt die Fähigkeit, sich fokussiert mit einer Aufgabe zu befassen. Kommt es während der Latenzphase zu Krisensituationen innerhalb der Familie, erhöht sich das Risiko der Regression. Hierbei fällt der Nachwuchs in den kindlichen Zustand zurück, was ein widersprüchliches Verhalten begünstigt.

Kinder mit einem hohen Maß an Latenz erlernen die Selbstregulation schnell. Sie versuchen, Kontrolle in zahlreichen Lebensbereichen aufzubauen. Teilweise geht dieses Streben in ein als zwanghaft empfundenes Verhalten über. Im Gegensatz zur geringen Latenz gibt es für die überhöhte Latenz keine äußerlichen Anzeichen.

 

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