Mein Kind hört nicht im Kindergarten » Verhaltensauffällige Kinder?

Schreiendes Kind

Für Eltern und Kind bedeutet es immer eine riesige Umstellung, wenn die Zeit im Kindergarten beginnt. Während manche Jungen und Mädchen sich gut einleben, haben andere ihre Probleme mit der neuen Umgebung. Wenn Dein Kind nicht hört und beständig bockt oder offenen Streit sucht, ist ein Gespräch mit allen Beteiligten wichtig.

Verhaltensauffällige Kinder im Kindergarten: Ein offenes Ohr für die Blickwinkel aller Beteiligten ist entscheidend. So können Lösungen ausprobiert und Kompromisse gesucht werden.

Warum Dein Kind nicht hört: Frag es unter vier Augen

Die Ursachenforschung für eine Verweigerungshaltung im Kindergarten sollte immer bei dem beginnen, der sich verweigert: dem Kind. Vielleicht hat es ganz genaue Gründe, die es bislang noch nicht sagen wollte. Manche Kinder trauen sich auch nicht, mit einem Gespräch über Probleme zu beginnen, werden jedoch sehr mitteilsam, wenn Du den Anfang machst.

Wichtig ist es, dass Du Dein Kind zu seinem Verhalten befragst, wenn weder andere Kinder noch Erzieherinnen dabei sind. Es soll ganz bewusst ein 4-Augen-Gespräch werden, bei dem Dein Nachwuchs das Gefühl hat, offen und ehrlich mit Dir zu reden. Stelle daher ganz ruhig aber deutlich die Frage: Warum hast Du nicht gehört?

Die häufigsten Gründe, die kleine Kinder dann als Problem umschreiben:

1. Anhaltender Streit mit anderen Kindern der Gruppe

Kleinere Konflikte an der Schaukel und im Sandkasten sind im Regelfall sehr kurzlebig und fallen als „Tagesgeschehen“ nicht weiter ins Gewicht. Streiten sich zwei oder mehr Kinder jedoch immer wieder und es entwickelt sich eine regelrechte Rivalität oder ein Mobbing, kann das schnell zur allgemeinen Verweigerung führen. Ein Kind hört nicht mehr im Kindergarten und verschließt sich auch vor den Erziehern.

2. Gefühlte Ungleichbehandlung durch die Erzieherinnen

Aus dem Erwachsenenalltag weißt Du selbst, dass man nicht mit jedem Mitmenschen gleich gut auskommt. Das ist nur menschlich und kommt bereits bei unseren Kindern zum Tragen. Eventuell mag eine Erzieherin manche Schützlinge mehr als andere oder auch Dein Kind kommt mit der Art einer Betreuerin gar nicht zurecht.

3. Stress durch eine große, laute Gruppe

Auch innerhalb einer Kita-Gruppe treffen unterschiedliche Entwicklungsgrade zusammen, denn gerade im Kleinkind und Vorschulalter sind die Sprünge in der geistigen Reife bei jedem anders. Es kann daher sein, dass Dein Kind von der aktuellen Gruppenkonstellation überfordert ist und daher nicht hört.

4. Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit

Ein Kind, dass die erste Zeit sehr gut gehört hat und dann langsam sein Verhalten veränderte, hat häufig den Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit durch die Erzieherinnen. Erhält ein Kind eine Aufforderung und setzt diese sofort um, kann die Erzieherin ihre Aufmerksamkeit zeitnah einem anderen Kind zuwenden. Möchte Dein Kind noch mehr Interaktion, kann es sich bewusst verweigern, damit man sich länger mit ihm beschäftigt.

Es gehört ein wenig Feingefühl dazu, aus den kindlichen Umschreibungen die Wurzeln des Problems zu erkennen. Suche das Gespräch am besten während einer ruhigen Phase beim Spielen oder Essen. Eher ungünstig sind emotional geladene Momente, denn dann ist Deine Tochter oder Dein Sohne ohnehin gerade sehr unruhig und kann wesentlich schlechter antworten.

Sprich danach mit dem Kita-Personal

Hat Dein Kind seinen Standpunkt erzählen können oder fand vielleicht auch gar keine Worte, führt Dich der zweite Schritt zum Personal im Kindergarten. Sprich mit den Leiterinnen der Gruppe und befrage sie zum Verhalten Deines Kindes. Hat Dein Kind sich klar geäußert, kannst Du hier auch dessen Meinung ansprechen und darlegen.

Führe dieses Gespräch nicht beim Bringen oder Abholen auf die Schnelle, denn damit wirst Du dem Problem selten gerecht. Ideal sind vorab vereinbarte Gesprächstermine. Bei diesen kannst Du zur Sprache bringen, was Dein Kind eventuell aktuell stört und die Erzieherinnen können ihre Erfahrungen im Gruppenalltag erläutern.

Verhaltensauffällige Kinder im Kindergarten: Bringe alle an einen Tisch

Bei kleineren Problemen können die beiden Einzelgespräche bereits helfen, um die Kooperation Deines Kindes zu gewinnen. Ist dem nicht so, sollten alle Beteiligten an einen Tisch gebracht werden.

Nutze eventuell Elterntreffen, um eine Plattform zu haben und Dich mit anderen auszutauschen. Gerade wenn ein schwellender Streit zwischen zwei Kindern die Hauptursache ist, kommen so mit wenig Zusatzaufwand auch die anderen Eltern direkt mit ins Gespräch.

Im Dialog unter den Erwachsenen können so erste Lösungen erarbeitet werden. Es wird zum Beispiel mehr Aufmerksamkeit auf Streitsituationen zwischen zwei Kindern gelegt oder es kann über den Tausch der Gruppe gesprochen werden.

Bei starken Konflikten kann es helfen, wenn Eltern, Kind/er, Erzieherinnen und gegebenenfalls ein neutraler Vermittler miteinander reden.

Das Kind hört nicht wegen der „Bockphase“

Nicht immer kann ein Kind selbst schon benennen, warum es unzufrieden im Kindergarten ist und nicht hört. Manchmal hat das Verweigern auch nichts mit Problemen zu tun, sondern ist Teil der „Bockphase“. Mache Dir bewusst, dass kein Kind immer hört und jeder Aufforderung sofort folgt. Das gilt zuhause und im Kindergarten gleichermaßen. Es ist normal, ab einem gewissen Entwicklungsstand die eigenen Grenzen auszutauschen und dabei werden Eltern und Erzieher auf die Probe gestellt.

Ist es wirklich so, das Dein Kind nicht hört, da es sich austestet, ist Konsequenz durch Dich und die Erzieher gefragt. Auf das Einhalten von Kita-Regeln sollte bestanden werden. Möchte Dein Kind einer Aufforderung nicht folgen, muss deutlich gesagt werden, dass dies Konsequenzen haben kann, die dann auch umgesetzt werden.

Der größte Fehler ist es, leere Drohungen auszusprechen.

Geht es zum Beispiel um das Anziehen der Regenjacke für das Spielen im Garten, kann nach einer ruhigen Wiederholung der Aufforderung gesagt werden, dass das Kind ohne Regenjacke mit einer Aufsichtsperson drinnen bleiben muss. Viele Kinder lassen sich nur einmal auf diesen Machtkampf ein und verzichten künftig auf das Bocken, wenn sie einmal die Outdoor-Spielzeit drinnen warten mussten.