Hört bitte auf, eure Kinder zu erziehen!

Über ein „artgerechtes“ Aufwachsen von Kindern

„Erziehung ist Gewalt“ in den letzten Monaten hat der Kindheitsforscher Michael Güter mit dieser ungewöhnlichen Forderung für Aufsehen gesorgt. Er fordert das Ende der Erziehung und geht so weit, die Erziehung durch die Eltern als Akt der Gewalt zu bezeichnen. Das es nicht lang dauert, bis sich erste kritische Stimmen erheben, ist weniger ungewöhnlich.

Erziehung ist ein Akt der Gewalt

Laut Michael Hüter ist Erziehung ein Gewaltakt bzw. ein Akt der Demütigung. Ob sich der Kindheitsforscher bewusst ist, dass er mit dieser Behauptung unzählige Eltern und Familien vor den Kopf stößt? Dem Österreicher geht diese Thematik zu Herzen. Er sieht in einer strengen Erziehung die ungezwungene Kindheit gefährdet.

Daraus können ernsthafte Folgen erwachsen, mit denen die Kinder in ihrem Leben erst einmal fertig werden müssen. Viel wichtiger empfindet er das empathische und friedvolle Eingehen auf die Bedürfnisse der Kinder.

Wir brauchen keine Fabrikarbeiter mehr..

Für Hüter gegensätzlich ist der zunehmende Wohlstand in den Familien und der schlechte Allgemeinzustand der Kinder. Vor Kurzem hat er ein Buch mit dem Titel „Kindheit 6.7“ herausgebracht im Edition Liberi & Mundo Verlag. Hier fordert er die Abkehr von der aktuellen Erziehung und die Rückkehr zu einer menschenwürdigen Kindheit. Demnach sollten die Eltern die Erziehung als Formung der Kinder abschaffen. Wer behauptet, er müsse sein Kind erziehen, geht davon aus, dass ein Kind als fehlerhafter Mensch zur Welt kommt.

Im Gegensatz dazu sind Kinder hochbegabte und soziale Wesen und laut Hüter ganz allein in der Lage, sich in ihrem Leben weiterzuentwickeln ohne die Formung der Eltern. Zu den eigentlichen Erziehungsprobleme käme es erst dann, wenn die Eltern versuchen ihre Kinder zu verändern.

Weitere Kritiken an der autoritären Erziehung

Wer an dieser Stelle denkt, Michael Hüter stünde mit seiner Anschauung zur diskriminierenden Erziehung allein, irrt gewaltig. Vor einigen Monaten entgegnete die Kinderrechtsaktivistin Aida S. de Rodriguez in einem Interview für die Zeitschrift „Eltern“, dass sie die Erziehung als Ungerechtigkeit empfindet.

Dabei ist der Gedanke jahrhundertalt, dass Menschen aufgrund ihres Altersunterschieds, anderen vorschreiben dürften, was sie zu tun und zu lassen hätten. Rodriguez bezeichnet diese Form der Erziehung als Machtmissbrauch.

Auch aus den Reihen der Neurobiologen meldet sich Gerald Hüther zu diesem Thema zu Wort. Er warnt davor, Kinder zu einem Objekt der elterlichen Erwartungen und Wünsche zu machen. Damit steigt die Gefahr, dass die Verbindung zwischen Eltern und Kindern auf Grundlage von Vertrauen und Verbundenheit reißt. Diese Antwort gab Hüther in einem Interview gegenüber der Huffington Post. Er meint, dass die Eltern die Würde der Kinder verletzen, wenn sie ihre Vorstellungen bei einem anderen Menschen durchsetzen.

Wie kommt Erziehung beim Kind an?

Laut Aussage der Befürworter der Antierziehungstheorie empfinden Kinder diese Formen und Erziehen als schmerzhaften Zustand. Sie könnten den Eindruck gewinnen, sie würden den Erwartungen ihrer Eltern nicht gerecht werden. Vielleicht sind sie es nicht wert, um ihrer selbst willen geliebt zu werden. Die Reaktion auf Erziehung soll vielmehr Augenwischerei sein. Denn die Kinder wollen diesen Schmerz umgehen, indem sie sich anstrengen, den Erwartungen ihrer Eltern gerecht zu werden.

Spätfolgen der autoritären Erziehung

Was die Kinder dabei machen, ist sich zu verbiegen, um glücklich mit ihren Eltern zu leben. Der Hirnforscher meint, dass dieser dauerhafte Zustand der Anspannung und Anstrengung keinen förderlichen Einfluss auf die natürliche Entwicklung der Kinder habe. Problematisch bewertet er auch die Message der Erziehung an die Kinder: Ein Kind soll so sein, wie sich die Eltern das vorstellen. Diese Form der Erziehung könne einen erheblichen Schaden in der späteren Entwicklung anrichten, auch wenn es die Eltern nicht böse meinen.

Warum werden Kinder zu Tyrannen?

Ein absolutes Tabu ist die gewaltvolle Erziehung mit körperlichen Bestrafungen. Dazu gibt es zahlreiche Studien, die den Schaden in der späteren Entwicklung wissenschaftlich belegen. Die Eltern erziehen zum Teil aus Angst, sie könnten später einen kleinen Tyrannen in der Familie haben. Michael Hüther möchte diese Angst mit einem ein Gegenargument aus den Angeln heben, dass ein Kind erst zu einem Tyrannen wird, wenn es gedemütigt und gekränkt wird. Er versteht das Verhalten als Gegenreaktion der Erniedrigung.

Quellen: