Mein Kind lügt wie gedruckt – was Eltern wissen müssen

mein Kind mich nicht ernst nimmt?
Die erste rebellische Phase: Was tun, wenn mein Kind mich nicht ernst nimmt? Copyright: zoeytoja bigstockphoto

Notlügen, macht doch jeder –  Wann Kinder flunkern dürfen?

Tatsächlich vergeht kein Tag, an dem wir nicht lügen oder jemand anderem die Wahrheit vorenthalten. Ob aus Selbstschutz, aus Bequemlichkeit oder Harmoniebedürfnis: Es ist nicht immer ratsam, die volle Wahrheit auf den Tisch zu packen. In diesem Zusammenhang ist oftmals von vollkommen harmlosen Notlügen die Rede.

Sehr schnell werden auch eure Kinder die Vorteile von Lügen für sich erkennen. Für uns Grund genug, um im folgenden Ratgeber der Frage auf den Grund zu gehen, warum Kinder lügen und wann Lügen erlaubt ist.

Traurigkeit bei Kindern
Wenn Kinder lügen – altanaka / 123RF Lizenzfreie Bilder

Mein Kind lügt und erfindet Geschichte

Paul stochert mit der Gabel im Abendessen herum. Dabei hat sich seine Mama Lisa so viel Mühe gegeben. Sie kann sich eigentlich gar nicht erklären, warum Paul keinen Hunger hat.

„Sag mal mein Kleiner, warum isst du den heute nicht.“

Paul entgegnet: „Ach, ich habe keinen Hunger, ich weiß auch nicht warum.“

„Hast du vielleicht vor dem Abendessen schon etwas genascht?“

„Nein, Mama, ich habe doch gar nichts Süßes mehr.“

Lisa ergibt sich zunächst einmal mit der Antwort zufrieden. Wenig später kontrolliert sie Pauls Ranzen und muss auf seinem Boden ein zerknittertes Schokoladenpapier entdecken. Scheinbar hat Paul sie an gelogen. Denn er hat wohl am Nachmittag eine ganze Tafel Schokolade verdrückt. Kein Wunder, dass er nicht essen wollte. Hat sie nun alles verkehrt gemacht, wenn ihr Sohn sich nicht einmal traut, die Wahrheit zu sagen?

Mein Kind lügt – Was tun? | herzriese Elternvlog

Was empfinden Eltern, wenn ihre Kinder lügen?

Für viele Eltern ist es verletzend, zu realisieren, dass die eigenen Kinder gelogen haben. So gilt gerade die Lüge in vielen Familien als das schlimmste Vergehen überhaupt, das zu einem mächtigen Familienkrach führen kann. Dabei geben die meisten Familientherapeuten und Psychologen an dieser Stelle schon eine Entwarnung. Denn kaum ein Kind ist bislang durch seine Kindheit und Jugend gekommen, ohne dabei zu lügen.

Kinder sind viel besser in der Lage als so mancher Erwachsener sich ihre eigene Wahrheit und ihre eigenen Gedanken zurechtzuschneidern. Im Gegensatz zur eigentlichen Enttäuschung sollten die Eltern die Fähigkeit,

  • zu lügen,
  • die Unwahrheit zu erzählen bzw.
  • eine Geschichte zu erfinden

als einen wichtigen Entwicklungsschritt im Leben ihrer Kinder ansehen. Du musst nicht in Begeisterung verfallen, wenn dein Kind dir eine fantastische Geschichte aufgetischt hat und du hereingefallen bist. Doch kann ein Kind seine Eltern nur anlügen, wenn es zum einen die Situation und dich als Person einschätzen kann.

Wann Kinder bewusst lügen?

Erst ab ca. fünf Jahren sind Kinder eigentlich erst in der Lage, zwischen der Wahrheit und der Unwahrheit zu differenzieren. Vor diesem Zeitraum ist kein Kind fähig, wirklich bewusst zu lügen. Dennoch werden auch in dieser Zeit wilde Geschichten erfunden.

Eltern aufgepasst: diese Hinweise sind ein sicherer Lügendetektor

  • Kinder erhöhen beim Lügen oftmals die Stimme und sprechen und natürlich schrill.
  • Andere wiederum Versuchen betont langsam und deutlich zu sprechen. Alles was im Hinblick auf die Geschwindigkeit und die Sprachmelodie auffällt, lässt die Alarmglocken klingeln.
  • Kinder klappern mit den Augen und bewegen sich verstärkt.
  • Kinder beschreiben sehr umständlich und ausführlich eine Situation, wenn diese ausgedacht ist.
  • Kinder versuchen immer wieder vom Thema abzulenken und sind auch bereit, über andere, eigentlich unangenehme Themen zu sprechen.
  • Viele Eltern haben nach den ersten kindlichen Lügenfall schnell ein sehr gutes Gefühl dafür, wie sich ungewöhnliches kindliches Verhalten äußert.

Warum Kinder lügen?

Konkrete Gründe auf den Punkt als pauschalierter Antwort weiterzugeben, ist nur sehr schwer möglich. Schließlich stecken vielseitige Ursachen hinter einer kindlichen Lüge. Die Treue und offene Behauptung eines Kindes: „Das war ich aber nicht.“ Ist zumeist sogar mit dem Wunsch gleichzusetzen, das die Minis es auch wirklich nicht getan hat. Hat ein Kind also etwas kaputt gemacht und bereut es zutiefst, impliziert die Lüge eben genau diesen Wunsch.

Die häufigsten Motivationen für eine Lüge sind zumeist die Befürchtungen vor den Konsequenzen. Schließlich gibt es in jeder Familie klar definierte Grenzen und Regeln, deren Verletzung mit weiteren Konsequenzen verbunden sind, die für Kinder nicht als positiv empfunden werden. Diesen Folgen möchte man sich auf jeden Fall entziehen und setzt dafür eine Notlüge ein.

Was tun, wenn Kinder oft lügen?

Zumeist sollte man die Ursachen in der Familie suchen. Sind einige Strafen vielleicht viel zu streng ausgewählt, sodass dein Kind die Lüge als Konsequenz in Kauf nimmt? Tatsächlich geben einige Eltern selbst es deutlich hervor, dass man doch mit Lügen ganz gutes Leben kommt. Kinder bilden in jedem Fall einen direkten Spiegel ihrer Eltern und kopieren oftmals die Verhaltensweisen.

Kinder lügen im Vorschulalter

Insbesondere Kinder im Kindergartenalter haben noch eine recht verklärte und magische Auffassung der Realität und Wirklichkeit, sodass die Wirklichkeit schnell mit der Fantasie verschwimmen kann. Erwachsene Notlügen direkt vor den Kindern sind zu vermeiden, da die Kleinen diese Handlungsweise noch nicht verstehen. Verkehrte Welt spielen und ganz bewusst die Unwahrheit sagen, kann hier ganz klare Unterschiede aufmachen.

Kinder lügen im Grundschulalter

Nun sind die Kinder in der Lage, zwischen Realität und Fantasie ganz klar zu unterscheiden. Gerade mit Eintritt in die Schule beginnt die Orientierung an Helden und Vorbildern, sodass Kinder zu Übertreibungen und Erfindungen neigen. Darüber hinaus möchten die Schüler oftmals Strafen entgehen. Erwachsene sollten in der Ansprache und dem Aufdecken von Kinder lügen sehr vorsichtig vorgehen – mit Einwänden wie zum Beispiel: „Das klingt jetzt aber sehr merkwürdig oder?“

Generalisierungen machen überhaupt keinen Sinn und können Kinder tief verletzen und verunsichern, niemals sagen: „Du liegst immer!“

Kinder lügen in der Pubertät

Teenager sind genauestens in der Lage, Lügen von Wahrheiten zu unterscheiden. Sie können diese sogar taktisch einsetzen. Bis zu einem gewissen Grad sind Lügen hier sogar erlaubt, denn sie schützen die eigene Privatsphäre und sondern den Jugendlichen von den Erwachsenen ab.

Hier sollten Eltern nicht mit Empörung, sondern eher mit Verbindlichkeiten und Vereinbarungen entgegen. Schwindel und Lügen bleiben tabu in der Familie. Tatsächlich helfen offene Diskussionen über Diskretion, Lügen und Ausreden sowie Offenheit zu einem besseren Verhältnis zwischen Eltern und Kindern.

Praktische Tipps für alle Eltern:

  1. Behutsam mit Kindern umgehen und niemals generalisieren.
  2. Kindergarten Kinder sind erst ab fünf Jahren in der Lage, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden.
  3. Bewusst verkehrte Welt spielen und nur noch die Unwahrheit sagen, Spiele helfen beim Umgang mit Notlügen.
  4. Offene Gespräche mit Schulkindern und Teenagern über die Wahrheit, um Offenheit und das Verhältnis zu den Eltern.

 

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